Samstag, 1. Juni 2013

Der Juni 2013

4 Dienstag - Die Wahl eines Vogtes
Eigentlich eines Regierungsstatthalters. Aber ich brauche absichtlich den Begriff Vogt, weil das ein beliebtes Schimpfwort der SVP ist und gerade diese Partei die meisten Statthalter stellt. Darum waren sie, die sonst gegen viel Staat sind, nicht so glücklich über die Zusammenlegung der 23 Amtsbezirke zu 10 Verwaltungskreisen.
Wahlen gibt es meist nur bei Vakanzen, denn nur selten wird ein amtierender Statthalter herausgefordert. Dies geschieht dieses Jahr in Bern und Thun und im Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental in dem ich wohne. Der Herr Rubin (SVP) sitzt bereits seit 1997 auf seinem Stuhl, anfänglich nur für Frutigen zuständig, jetzt für die neue Verwaltungsregion. Im Wahlcouvert war lediglich eine Porträtkarte von Rubin und ein Wahlzettel.  So war mir nicht klar, warum man den Statthalter überhaupt wählen sollte. Erst die Simmentalzeitung, die diese Woche eine Grossauflage verschickte, half mit weiter. Eine Frau aus Zweisimmen hat ihre Kandidatur angemeldet. Sie hat aber kein Werbematerial produziert und gibt auch keine Interviews, weshalb sie die Simmentalzeitung auch als Phantomkandidatin bezeichnet.
Ich habe nur die Zettel der eidgenössischen Abstimmung abgegeben. Das Couvert lag schon im Briefkasten der Gemeinde, als ich von der Gegenkandidatin erfuhr. Aber wahrscheinlich wäre das auf das Gleiche herausgekommen.
6 Donnerstag - Der Klapprechner
So möchten ja Deutsch-Puristen gerne de Laptop nennen. In der Schweiz sowieso unmöglich, denn nur aus dem Englischen Begriff lässt sich der Kosenamen „Lappi“ ableiten.
Ein solcher Lappi ziert neu meinen Arbeitsplatz. Der PC ist zwar noch da – im Falle eines Falles – aber in ein paar Tagen verschwindet er. Der Laptop ist mir einer Dockingstation verknüpft (wie hiesse diese wohl auf deutsch) und an dieser hängen alle Kabel. Schnell hatte ich alles umgestöpselt: das LAN, der Bildschirm, die Maus, die Tastatur … aber hoppla, die Tastatur hatte den falschen Stecker. Die Dockingstation hat nur USB-Eingänge. So hiess es dann, im Keller unter den ausrangierten Tastaturen zu wühlen. Ich hatte gerade noch Glück, eine einzige Tastatur mit USB-Stecker befand sich in dem Haufen und sie funktioniert sogar. Et voilà:

Der Vorteil des neuen Laptops ist: ich kann ihn am Wochenende nach Hause nehmen.
Der Nachteil des neuen Laptops ist: ich kann ihn am Wochenende nach Hause nehmen.
Aber es war schon bis jetzt sehr selten der Fall, dass ich am Wochenende noch irgendetwas hätte machen müssen. So wird dieser Laptop im Normalfall das Wochenende zum ruhen nutzen, wie ich auch. Mein Desktop-Hintergrund ist übrigens dieses Bild von Wyssachen, das ich während meiner Mittellandwanderung gemacht habe.
Wyssachen
13 Donnerstag
Der Kollege D. hat diesen Frühling das Superbuchhalterdiplom gemacht (der offizielle Titel ist mir entfallen) und hat das mit einem Apéro gefeiert. Üblicherweise kauft, wer einen Apéro veranstaltet kalte Platten ein oder bestellt den Pizzakurier. Nicht so D.!
Schon gestern Abend, als ich nach Hause ging, stand er in der Küche unserer Cafeteria. Als ich heute morgen eintrudelte, stand er – nein, nicht immer noch, aber – schon wieder in der Küche. Das Resultat war heute Abend zugeniessen.
Bruschetti mit Hacktätschli, Zopfbrote gefüllt mit Speck oder Käse. die Pizzen, je eine mit und eine ohne Fleisch, waren beim Fototermin noch im Ofen. Dann noch die Brownies …
Einen solchen Buchhalter, pardon, Controller kann man brauchen.
15 Samstag
Das sind sie also, die heissen Tage. Diese Tage, an denen man lieber oben in den Bergen an der frischen Luft bleibt, oder, wenn man doch in die Stadt fährt, den Nachmittag in einem Untergeschoss verbringt. Ersteres am Sonntag, letzteres am Samstag.
Ich liess mich kurzfristig überreden, unseren Schachklub an der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Schachbundes zu vertreten. So weiss ich jetzt, dass das Hotel Kreuz in Bern über unterirdische Konferenzsäle verfügt. Nicht schön, aber zweckmässig.
Es sind etwas zwanzig Jahr her, als ich zum letzten Mal an einer solchen DV war, aber die wichtigsten Streitthemen sind immer noch dieselben: Beiträge und Spielreglemente. Beides war Thema, beides ergab je eine einstündige Diskussion und in beiden Fällen unterlag der Vorstand gegen einen Gegenvorschlag. Die von der Versammlung reduzierte Beitragserhöhung wird zu einem Defizit führen und neue Sparmassnahmen erfordern. Das tönt gerade wie in der Politik und Politik ist es auch: Kleine gegen Grosse, Profis gegen Amateure, Geld, Geld, Geld….
Möglicherweise geht es jetzt unserer Schachzeitung an den Kragen, resp. ans Papier. Auch die Mehrheit der Schachspieler ist online, aber nicht alle. So ist für weiteren Konfliktstoff gesorgt.
20 Donnerstag  
Vor einiger Zeit habe ich das abgebildete Buch gelesen und es hat mich gut unterhalten. Nun ist in den letzten Tagen ein kleiner Shitstorm um dieses Buch losgegangen. Ein Literaturprofessor an der Uni Bern hat behauptet, das Buch enthalte Antisemitismus und das bei einem jüdischen Autor. Er behauptet allerdings nicht, Th. Meyer sei Antisemit, aber die Verwendung von Clichés sei antisemitisch. Der Professor Lorenz will zwar nicht gegen die Verwendung von Clichés sein, verlangt aber, dass diese entlarvt würden. Eine Forderung, die mich ein bisschen an meine Gymerzeit erinnert, als Bücher, Filme etc. immer sozialkritisch sein mussten. Meyer wehrt sich gegen die Vorwürfe: Kein Jude, auch kein orthodoxer, habe ihm bisher Antisemitismus vorgeworfen. Lorenzens Lesart hält er darum für etwas paranoid. Tatsächlich ist Lorenz auf Antisemitismus in der Literatur spezialisiert. Man könnte ihn darum mit einem Exorzisten vergleichen, der immer und überall den Teufel am Werke sieht.
Das ist auch ein Grund, warum mich diese Geschichte an eine Diskussion erinnerte, die ich vor vier Jahren mit dem Langenthaler Politiker Reto Müller hatte. Dort ging es um Rassismus, den er hinter der Bezeichnung „Bimbo“ für ein Produkt der Kantonalbank witterte. Ich behauptete, den Rassismus finde nur darin, wer in finden wolle. Natürlich war Reto anderer Meinung.

Damals behauptete ich: Der Teufel ist immer am Werk.
Diesmal heisst es schlicht auf Newsnet: Vorwurf Antisemitismus.
Die Protagonisten sind Thomas Meyer (Blog) und Matthias Lorenz (Uni Bern)