Ja, Berlin ist eine Reise wert! Um die Stadt wirklich kennen zu lernen müsste man sowieso ein Jahr bleiben, nicht nur eine Woche. Jedenfalls bin ich glücklich nach Hause gekommen. Keine isländische Aschewolke, kein Hagelwetter, keine sabotierte S-Bahn hat mich gehindert. Darum als Schlussbild das, was meine Ferien auch als Ganzes abschliesst: ein spätes Z'Mittag am Samstag auf dem Mühleplatz in Thun.
Mein Reisetagebuch habe ich mittlerweile auf meinen Reiseblog kopiert, wo man es in chronologisch korrekter Reihenfolge lesen kann. Alle Fotos gibt es auf meinem Flickr-Album Berlin 2011.
Montag sitze ich wieder brav im Büro, aber nur für eine kurze Woche. Wohin geht's als nächstes? Noch habe ich keine Ahnung, aber es fehlt nicht an Zielen.
Sonntag, 29. Mai 2011
Samstag, 28. Mai 2011
Berlin, Tag 7
Gemütlich und ohne grosse Vorsätze startete ich den letzten Berlin-Tag. Ich musste mit Schrecken feststellen, dass ich das viel beachtete und umstrittene Holocaust-Mahnmal noch gar nicht gesehen hatte. Zwar marschierte ich schon vom Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz, aber auf der falschen Strassenseite. Hier also der Blick auf die Lego-Steine, pardon, die Stelen.
Man kann zwischen ihnen hindurchgehen und das Ganze wäre eigentlich recht lustig und ideal zum Verstecken spielen, wenn der Hintergrund nicht so traurig wäre.
Danach flanierte ich durch die Prachtsstrasse "unter den Linden", die hinter dem Brandenburger Tor mit dem Pariser Platz beginnt. Klar, dass an diesem Platz die französische Botschaft sein muss - aber auch die der USA. In einer Nebenstrasse folgt die Britische und dann, mächtig und dominant, die russische.
Als schönster Platz Berlins gilt bei vielen der Gendarmenmarkt. Eigentlich kein richtiger Platz, sondern einfach ein Leerraum zwischen einem Konzerthaus und zwei Domen - dem deutschen und dem französischen. Letzterer erinnert an die Hugenotten, die in Preussen Zuflucht fanden.
Ich hatte mir vorgenommen, im taz-café eine Kleinigkeit zu essen und ging deshalb weiter zur Rudi-Dutschke-Strasse. Es war die TAZ, die dies Strassenbenennung erreicht hatte, sehr zum Ärger des Axel Springer Verlags, der seinen Konzernsitz an derselben Strasse hat. Sie verlegten deshalb den Haupteingang an eine Querstrasse und erreichten ihrerseits die Umbenennung dieser Strasse in Axel-Springer-Strasse.
Ich nahm das Thema vom Anfang wieder auf und ging ins jüdische Museum. Mein einziger Museumsbesuch, in dieser Reise. Es geht dort ums jüdische Leben allgemein und die Geschichte der Juden seit dem Mittelalter. Natürlich auch die Geschichte des Antisemitismus.
Ebenfalls fast vergessen hätte ich die Eastside-Gallery - 1300 Meter Mauer, die von Künstlern bemalt wurde.
Schliesslich holte ich noch die Tramfahrt nach, die ich gestern nicht machen konnte. Ein nützliche Idee, denn so fand ich auch gleich heraus, dass ich dieses Tram zur Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg bringt. Ich stieg noch aus, die Kulturbrauerei zu besichtigen. Ein grosser Gebäudekomplex, etwa wie die Gurtenbrauerei, in dem jetzt Läden und Veranstaltungslokale drin sind. Auch ein Kino.
Also ging ich am Abend noch ins Kino. Ich wollte schon lange diese Terroristen-Kommödie "Four Lions" sehen. Eine Stunde lang war der Film auch recht lustig, dann aber kippte er. Er endet mit einem Totentanz, der einen eher verstört als belustigt hinterlässt. Ich hörte beim hinausgehen niemanden reden.
Man kann zwischen ihnen hindurchgehen und das Ganze wäre eigentlich recht lustig und ideal zum Verstecken spielen, wenn der Hintergrund nicht so traurig wäre.
Danach flanierte ich durch die Prachtsstrasse "unter den Linden", die hinter dem Brandenburger Tor mit dem Pariser Platz beginnt. Klar, dass an diesem Platz die französische Botschaft sein muss - aber auch die der USA. In einer Nebenstrasse folgt die Britische und dann, mächtig und dominant, die russische.
Als schönster Platz Berlins gilt bei vielen der Gendarmenmarkt. Eigentlich kein richtiger Platz, sondern einfach ein Leerraum zwischen einem Konzerthaus und zwei Domen - dem deutschen und dem französischen. Letzterer erinnert an die Hugenotten, die in Preussen Zuflucht fanden.
Ich hatte mir vorgenommen, im taz-café eine Kleinigkeit zu essen und ging deshalb weiter zur Rudi-Dutschke-Strasse. Es war die TAZ, die dies Strassenbenennung erreicht hatte, sehr zum Ärger des Axel Springer Verlags, der seinen Konzernsitz an derselben Strasse hat. Sie verlegten deshalb den Haupteingang an eine Querstrasse und erreichten ihrerseits die Umbenennung dieser Strasse in Axel-Springer-Strasse.
Ich nahm das Thema vom Anfang wieder auf und ging ins jüdische Museum. Mein einziger Museumsbesuch, in dieser Reise. Es geht dort ums jüdische Leben allgemein und die Geschichte der Juden seit dem Mittelalter. Natürlich auch die Geschichte des Antisemitismus.
Ebenfalls fast vergessen hätte ich die Eastside-Gallery - 1300 Meter Mauer, die von Künstlern bemalt wurde.
Schliesslich holte ich noch die Tramfahrt nach, die ich gestern nicht machen konnte. Ein nützliche Idee, denn so fand ich auch gleich heraus, dass ich dieses Tram zur Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg bringt. Ich stieg noch aus, die Kulturbrauerei zu besichtigen. Ein grosser Gebäudekomplex, etwa wie die Gurtenbrauerei, in dem jetzt Läden und Veranstaltungslokale drin sind. Auch ein Kino.
Also ging ich am Abend noch ins Kino. Ich wollte schon lange diese Terroristen-Kommödie "Four Lions" sehen. Eine Stunde lang war der Film auch recht lustig, dann aber kippte er. Er endet mit einem Totentanz, der einen eher verstört als belustigt hinterlässt. Ich hörte beim hinausgehen niemanden reden.
Freitag, 27. Mai 2011
Berlin, Tag 6
Über Madrid gibt es den Spruch: "Madrid me mata". Aber nicht nur Madrid, jede Grossstadt bringt einen um, wenn man sie in kurzer Zeit vollen auskosten will, auch Berlin. Kürzer treten und mehr Pausen machen, ist darum für mich die Devise der letzten Tage meines Berlin-Besuches.
Als erstes fuhr ich noch einmal nach Kreuzberg und dort auf den Kreuzberg, der höchsten Erhebung von Berlin. Auf dem Gipfel befindet sich das Siegesdenkmal, das an Schlachten Preussens erinnert und auf der einen Seite fliesst ein "Bergbach" hinunter. Ich nehme stark an, das steckt eine Pumpe dahinter.
Ich blieb bei "Berg" und nahm die S-Bahn quer durch die Stadt nach dem Quartier Prenzlauer Berg. Diese Gegend ist stark wegen der sogenannten Gentrifizierung im Gerede. Damit ist die Umwandlung eines Familien und Arbeiterquartiers in eine hippe Wohngegend für gut Verdienende. Was ich sah, waren tatsächlich lange Häuserreihen, 4 bis 5-stöckig, alles renoviert. Viele Restaurants und Kaffees die gerade öffneten, aber kaum Läden.
Nächste Station war der Tiergarten; nicht der Zoo, sondern der Park. Viele Waldwege und mittendrin ein Strassenkreuz und dort wiederum die Siegessäule mit der Goldelse, wie die Berliner der goldenen Siegesgöttin auf der Säule sagen.
Jetzt war aber eine Pause angesagt. Ich hätte mich zu den Nackten auf den Wiesen gesellen können, da ich aber nicht so gerne an der Sonne liege, ging ich zum Gartenrestaurant an der Schleuse zum Landwehrkanal um mich mit einem Bier und einer Bretzel zu stärken. Danach ging ich weiter zum Bahnhof Zoo und zum Ku'Damm-Eck. Vor zwanzig Jahren war hier noch das Zentrum von Westberlin. Heute wird dort wie wild gebaut und in ein paar Jahren sieht es wohl wieder anders aus. Den Abschluss des Spazierganges bildete noch ein Besuch in der Feinschmeckerabteilung des KaWeDe, des Kaufhauses des Westens.
Von der Warschauerstrasse fährt in Tram zum Nordbahnhof, was noch eine gemütliche Rückkehr bedeutet hätte. Aber kaum hatte ich die U-Bahn Richtung Warschauerstrasse bestiegen, konnte ich schon wieder aussteigen. Die Strecke war wegen eines Bombenfundes - diesmal eine aus dem 2. Weltkrieg - unterbrochen.
Am Abend für einmal kein Theaterbesuch. Anfangs Woche hatte ich eine Mitteilung von Thomas bekommen, er sei kurzfristig nach Potsdam geschickt worden. So verabredeten wir uns zu einem Bier und hatten einen gemütlichen Abend.
Als erstes fuhr ich noch einmal nach Kreuzberg und dort auf den Kreuzberg, der höchsten Erhebung von Berlin. Auf dem Gipfel befindet sich das Siegesdenkmal, das an Schlachten Preussens erinnert und auf der einen Seite fliesst ein "Bergbach" hinunter. Ich nehme stark an, das steckt eine Pumpe dahinter.
Ich blieb bei "Berg" und nahm die S-Bahn quer durch die Stadt nach dem Quartier Prenzlauer Berg. Diese Gegend ist stark wegen der sogenannten Gentrifizierung im Gerede. Damit ist die Umwandlung eines Familien und Arbeiterquartiers in eine hippe Wohngegend für gut Verdienende. Was ich sah, waren tatsächlich lange Häuserreihen, 4 bis 5-stöckig, alles renoviert. Viele Restaurants und Kaffees die gerade öffneten, aber kaum Läden.
Nächste Station war der Tiergarten; nicht der Zoo, sondern der Park. Viele Waldwege und mittendrin ein Strassenkreuz und dort wiederum die Siegessäule mit der Goldelse, wie die Berliner der goldenen Siegesgöttin auf der Säule sagen.
Jetzt war aber eine Pause angesagt. Ich hätte mich zu den Nackten auf den Wiesen gesellen können, da ich aber nicht so gerne an der Sonne liege, ging ich zum Gartenrestaurant an der Schleuse zum Landwehrkanal um mich mit einem Bier und einer Bretzel zu stärken. Danach ging ich weiter zum Bahnhof Zoo und zum Ku'Damm-Eck. Vor zwanzig Jahren war hier noch das Zentrum von Westberlin. Heute wird dort wie wild gebaut und in ein paar Jahren sieht es wohl wieder anders aus. Den Abschluss des Spazierganges bildete noch ein Besuch in der Feinschmeckerabteilung des KaWeDe, des Kaufhauses des Westens.
Von der Warschauerstrasse fährt in Tram zum Nordbahnhof, was noch eine gemütliche Rückkehr bedeutet hätte. Aber kaum hatte ich die U-Bahn Richtung Warschauerstrasse bestiegen, konnte ich schon wieder aussteigen. Die Strecke war wegen eines Bombenfundes - diesmal eine aus dem 2. Weltkrieg - unterbrochen.
Am Abend für einmal kein Theaterbesuch. Anfangs Woche hatte ich eine Mitteilung von Thomas bekommen, er sei kurzfristig nach Potsdam geschickt worden. So verabredeten wir uns zu einem Bier und hatten einen gemütlichen Abend.
Donnerstag, 26. Mai 2011
Berlin, Tag 5
Der Brandanschlag auf die Berliner S-Bahn-Station war kein Protest gegen die Flüchtlingspolitik, wie ursprünglich gemeldet, sondern gegen AKWs. Aber vielleicht auch gegen EHEC oder Hämorrhoiden - Idioten brauchen keine vernünftigen Gründe. Wie dem auch sei, in Berlin rollt und fliegt wieder alles nach Plan.
Am Mittwoch musste ich erstmals schon morgens mit Jacke aus dem Haus. Die Sonne schien, aber es wehte ein kühler Wind. Ich wollte mir ein paar Quartiere ansehen und begann mit Lichterfelde, weil ich in einem Blog mal eine Schwärmerei darüber gelesen habe. Tatsächlich, ein schöner Bahnhofvorplatz und überall Alleen. Es erinnerte mich an das Thuner Seequartier, nur ohne See und viel grösser. Gleich beim Bahnhof befindet sich interessanterweise die Baseler Strasse. Ob das von einem Namen kommt, oder ob tatsächlich Basel gemeint ist, weiss ich nicht.
Nach so viel Idylle, zog es mich wieder nach Mitte, resp. zum Anhalter Bahnhof. Hier hält seit Kriegsende kein Zug mehr an und der Name hat auch nichts mit anhalten zu tun, sondern er bezieht sich auf die Provinz Anhalt. Da er in Westberlin liegt und die Bahnlinien nach Ostdeutschland führten, verlor er seine Bedeutung.
Ich wanderte von dort zum Checkpoint-Charlie, die Dokumentationsstätte zum Nazi-Terror liess ich aus, Geschichtsunterricht hatte ich in dieser Richtung schon genug. Dann durch die Rudi Dutschke Strasse, wo sich taz-Gebäude und Springer in feindlicher Nachbarschaft gegenüberstehen. Schliesslich kreuz und quer durch Kreuzberg, wo ich eine Rösti-Bar namens Helvetia entdeckte. Ich zog es aber vor in einem indischen Restaurant zu essen - gut und günstig. Als Verdauungsspaziergang ging ich durch den Görlitzpark. Dort standen zwei junge Leute mit Kamera und Mikrofon und interviewten Passanten. Auch mich. Fühlen Sie sich jugendlich? Was mach Jugend aus? Was halten Sie von der heutigen Jugend? Wo das gesendet wird und ob sie mich zeigen, werde ich nie erfahren.
An der Spree angekommen, wollte ich noch eine Skulptur näher anschauen, die im Fluss steht. Sie steht vor einem Bürokomplex in Treptow, der sich - Achtung Wortspiel - Treptower nennt. So sah ich dort nach dem "Walking Man" in München und dem "Hammering Man" in Basel auch die "Molcular Men" in Berlin.
Die Zeit vergeht schneller als man denkt und so musst ich mich beeilen zurück in die Wohnung zu kommen um mich für den Abend frisch zu machen. Das Musical "Hinterm Horizont" begann schon um 19 Uhr. Eine Geschichte um und mit Musik von Udo Lindenberg. Es handelt von einer fiktiven Liebesgeschichte Lindenberg mit einer jungen Frau namens Jessie, über die er ein Lied geschrieben hat, die er bei seinem legendären Konzert in Ost-Berlin kennenlernt. Die Handlung beschreibt vor allem das Leben einer durchschnittlichen DDR-Familie, von Flucht und Verrat und schliesslich vom Fall der Mauer. Die letzte Szene spielt schliesslich in der Gegenwart, wo Jessie Udo schliesslich ihren und seinen Sohn vorstellen kann. Mich hat erstaunt, dass Lindenberg diesem Plot zugestimmt hat, er hat ja keine Kinder - aber vielleicht gerade darum. Wieder ein gelungener Abend.
Mittwoch, 25. Mai 2011
Berlin, Tag 4
Keine Sorgen haben wollte Friedrich der Grosse, der Preussenkönig. Darum nannte er sein Schloss auch so, wo er schöne Tage mit seinen Kumpels bei Speis und Trank und Philosophie verbrachte. Einer dieser Kumpels war Voltaire. Wenn man den Zweck dieses Schlosses kennt, wundert einen auch nicht mehr, dass es eher klein ist, für das Schloss eines mächtigen Fürsten.
Hiermit ist klar, ich war in Potsdam. Erstmals diese Woche nahm ich eine geführte Tour, mit dem Bus einmal rund um Potsdam und drei Schlösser: Cecilienhof, das neue Palais und eben Sans Souci. Der Führer, ein Potsdamer, zeigte auch die Spuren der DDR-Zeit, darunter die Brücke auf der während des kalten Krieges die Spione ausgetauscht wurden und das KGB-Gefängnis.
Die Tour endete übrigens am Brandenburger Tor:
Klar, Potsdam ist ja die Hauptstadt von Brandenburg und dieses Tor ist älter als jenes in Berlin.
Man sieht auf dem Bild, dass der Himmel stark bewölkt war und es blies auch ein kühler Wind. So beschloss ich, wieder nach Berlin zurückzufahren und mich in meiner Wohnung aufzuwärmen. Eine unterwegs eingekaufte Kleinigkeit wurde mein Zvieri. Ich musste nur noch den Abend planen.
Ich entschloss mich für die einfachste Variante: dasselbe Theater wie am Vortag, aber natürlich ein anderes Programm. Eine Show mit namens Soap. Tanz und Akrobatik in, um und auf Badewannen. nd diese Requisiten waren zwischendurch auch tatsächlich mit Wasser gefüllt. Nicht nass wurde nur die Sängerin (wäre auch nicht gut, wenn man verkabelt ist). Sie war auch für den "running gag" verantwortlich, nämlich diverse Klassik-Versionen des alten Schlagers "Pack die Badehose ein". Eine Clownin sorgte mit Sketches, die natürlich irgendwie mit Baden zu tun hatten, für die Übergänge zwischen den Akrobatiknummern.
Dienstag, 24. Mai 2011
Berlin, Tag 3
Was tun politische Wirrköpfe, um gegen die EU-Flüchtlingspolitik zu protestieren? Richtig! Sie Zünden eine Kabelbrücke bei einer Berliner S-Bahn-Station an. So ist die Berliner S-Bahn einige Tage gestört.
Am Montag nahm ich mir Berlin Mitte vor. Als erstes marschierte ich an die nur 10 Minuten von meiner Wohnung entfernten Hackschen Höfe. Ich muss zugeben, ich habe mir etwas Grösseres und Spektakuläreres vorgestellt. Aber immerhin fand ich dort ein Theater und hatte bereits mein Abendprogramm. Ich ging weiter zum Alexanderplatz, aber anstatt auf den Turm zu gehen, entschloss ich mich zu einer kleinen Tramfahrt. Weit in den Osten nach Pankow mit der einen Linie und mit einer anderen zurück. So verging einige Zeit und ich war wieder hungrig. Bei der S-Bahn-Station Hackscher Markt, gleich am Viadukt, bestellt ich mir einen Teller Berliner Buletten.
Dann aber nahm ich die ursprünglich geplante Route in Angriff und fuhr zum Hauptbahnhof. Dort geht es über einen grossen freien Platz zum Regierungsbezirk. Und das erste Gebäude, das man passiert ist - nein, nicht das Kanzleramt - die Schweizer Botschaft. Mittendrin zwischen Hauptbahnhof und Reichstag, zwischen Kanzleramt und dem Bürogebäude der Abgeordneten. Und rundherum viel, viel Platz: das Zeichen der Herrschaft. Selbst die Russen, die "unter den Linden" auch ein sehr dominantes Botschaftgebäude haben, kommen an das nicht heran.
Die Kuppel des Reichstags ist nur auf Voranmeldung zu besichtigen, so beschränke ich mit darauf, sie von Weitem zu bewundern. Und dann natürlich das Pflichtobjekt, wenn man in Berlin ist:
Von hier ist man auch recht schnell am Potsdamer Platz. Dorthin musste ich noch - resp. ich musste an den Marlene Dietrich Platz - um ein Ticket für das Musical "Hinterm Horizont" zu kaufen. Es besteht aus Liedern von Udo Lindenberg. Zum Abschluss des Nachmittags testete ich noch den Weg von meiner Wohnung zum Flughafen Tegel, um an Samstag keine Überraschung zu erleben. Am Flughafen, beim Warten auf den Bus zurück, kostete ich noch eine Berliner Weisse mit Schuss, mit Waldmeister. Das Experiment wird nicht wiederholt.
Am Abend ging ich wieder ins Theater, einer Vorstellung von "Caveman". Ein Ein-Mann-Stück, wo der Darsteller von Beziehungsgeschichten und dem Bezug zur Vorgeschichte der Menschen erzählt. Recht unterhaltend, aber es zeigte sich in meinen Augen doch, dass darüber langsam alles gesagt ist.
Vielleicht hätte ich auf dem Rückweg doch noch etwas lernen können, warteten auf dem Trottoir etliche willige, aber sicher nicht billige Lehrerinnen.
Am Montag nahm ich mir Berlin Mitte vor. Als erstes marschierte ich an die nur 10 Minuten von meiner Wohnung entfernten Hackschen Höfe. Ich muss zugeben, ich habe mir etwas Grösseres und Spektakuläreres vorgestellt. Aber immerhin fand ich dort ein Theater und hatte bereits mein Abendprogramm. Ich ging weiter zum Alexanderplatz, aber anstatt auf den Turm zu gehen, entschloss ich mich zu einer kleinen Tramfahrt. Weit in den Osten nach Pankow mit der einen Linie und mit einer anderen zurück. So verging einige Zeit und ich war wieder hungrig. Bei der S-Bahn-Station Hackscher Markt, gleich am Viadukt, bestellt ich mir einen Teller Berliner Buletten.
Dann aber nahm ich die ursprünglich geplante Route in Angriff und fuhr zum Hauptbahnhof. Dort geht es über einen grossen freien Platz zum Regierungsbezirk. Und das erste Gebäude, das man passiert ist - nein, nicht das Kanzleramt - die Schweizer Botschaft. Mittendrin zwischen Hauptbahnhof und Reichstag, zwischen Kanzleramt und dem Bürogebäude der Abgeordneten. Und rundherum viel, viel Platz: das Zeichen der Herrschaft. Selbst die Russen, die "unter den Linden" auch ein sehr dominantes Botschaftgebäude haben, kommen an das nicht heran.
Die Kuppel des Reichstags ist nur auf Voranmeldung zu besichtigen, so beschränke ich mit darauf, sie von Weitem zu bewundern. Und dann natürlich das Pflichtobjekt, wenn man in Berlin ist:
Von hier ist man auch recht schnell am Potsdamer Platz. Dorthin musste ich noch - resp. ich musste an den Marlene Dietrich Platz - um ein Ticket für das Musical "Hinterm Horizont" zu kaufen. Es besteht aus Liedern von Udo Lindenberg. Zum Abschluss des Nachmittags testete ich noch den Weg von meiner Wohnung zum Flughafen Tegel, um an Samstag keine Überraschung zu erleben. Am Flughafen, beim Warten auf den Bus zurück, kostete ich noch eine Berliner Weisse mit Schuss, mit Waldmeister. Das Experiment wird nicht wiederholt.
Am Abend ging ich wieder ins Theater, einer Vorstellung von "Caveman". Ein Ein-Mann-Stück, wo der Darsteller von Beziehungsgeschichten und dem Bezug zur Vorgeschichte der Menschen erzählt. Recht unterhaltend, aber es zeigte sich in meinen Augen doch, dass darüber langsam alles gesagt ist.
Vielleicht hätte ich auf dem Rückweg doch noch etwas lernen können, warteten auf dem Trottoir etliche willige, aber sicher nicht billige Lehrerinnen.
Montag, 23. Mai 2011
Berlin, Tag 2
Am frühen Morgen in Berlin erwacht. Es ist Sonntag und es ist wie zuhause. Duschen, frühstücken, am Computer hängen. Und schliesslich, sich Gedanken zum Tagesprogramm machen. Erst einmal wollte ich ganz assoziativ herumspazieren, ohne viel Plan.
Gleich nebenan ist der Nordbahnhof und dort bestieg ich die S-Bahn und fuhr zum Potsdamer Platz. Der Platz war 50 Jahre lang eine Brache, dann wurde er zum Wolkenkratzerquartier. Darum auch das Sony-Center mit dem überdachten Innenhof. Ich stelle es mit eigentlich nicht sehr angenehm vor, in einem dieser Bürohäuser zu arbeiten, ständig mit Blick auf die Touristen beim Kaffeetrinken. Der Bahnhof am Potsdamer Platz ist übrigens auch Teil der neue Nord-Süd-Bahn, die auch durch den Hauptbahnhof geht. So haben auch jene von ausserhalb, die dort arbeiten, direkte Verbindungen. Dieser Achse folgte ich dann auch nach Südkreuz. Dort bestieg ich die Ring-S-Bahn, die die zentralen Stadtteile umkreist. Viel Sightseeing bietet sie allerdings nicht, und so wechselte ich wieder auf eine U-Bahn zum Alexanderplatz. Ich spazierte vom Fernsehturm über die Museumsinsel, traf dort zwei bekannte Herren.
Um in ein Museum zu gehen, warte ich noch auf einen Regentag. Einen Blick auf den Ku'Damm wollte ich noch werfen - dem einstigen Zentrum von West-Berlin. Hunger hatte ich auch und so nahm ich am Wittenbergplatz eine Kleinigkeit zu mir (Salat). Dabei wurde ich noch Zeuge einer Anti-AKW-Demo.
In ganz Berlin, auch am Kurfürstendamm reiht sich Baustelle an Baustelle und die Gedächniskirche ist leider eingeschalt. Fürs Abendprogramm wollte ich mir noch Tickets besorgen und fuhr zum Th. Heuss Platz. Dort ist das Theater des Kabaretts Wühlmäuse - am Abend war jedoch eine Show mit einem Magier angesagt. An diesem Platz steht auch das Gebäude des RBB (eins SFB), von woher das Radioprogramm kommt, das ich hier höre. Daneben auch gleich das Messegelände mit dem alten Sendeturm, der leider gerade nicht zugänglich ist.
Am Abend begann es tatsächlich ein klein wenig zu regnen an. Aber ich verbrachte den Abend ja im Theater. Der Magier Desimo ist auch Kabarettist und behandelt in seiner Vorstellung auch esoterische Themen, besonders die Wünschelwichte über die ich auch schon geschrieben habe. Dazwischen zeigte er einige erstaunliche Illusionsnummern. So ging der Sonntag zu Ende.
Bilder gibt es in meinen Flickr-Album.
Ich habe es beinahe vergessen, aber hier in Berlin Mitte bin ich ja auf ehemaligem DDR-Gebiet. Gleich zwei Ecken weiter war die Mauer und so finde ich auch die Mauergedenkstätte an der Bernauerstrasse. Mit Aussichtsturm. Dieser hier ist neu, aber es gab früher auch schon solche Türme, von wo aus die Touristen auf dieses eingezäunte Land schauen konnten. Heute schaut man auf eine Rekonstruktion des Todesstreifens
Gleich nebenan ist der Nordbahnhof und dort bestieg ich die S-Bahn und fuhr zum Potsdamer Platz. Der Platz war 50 Jahre lang eine Brache, dann wurde er zum Wolkenkratzerquartier. Darum auch das Sony-Center mit dem überdachten Innenhof. Ich stelle es mit eigentlich nicht sehr angenehm vor, in einem dieser Bürohäuser zu arbeiten, ständig mit Blick auf die Touristen beim Kaffeetrinken. Der Bahnhof am Potsdamer Platz ist übrigens auch Teil der neue Nord-Süd-Bahn, die auch durch den Hauptbahnhof geht. So haben auch jene von ausserhalb, die dort arbeiten, direkte Verbindungen. Dieser Achse folgte ich dann auch nach Südkreuz. Dort bestieg ich die Ring-S-Bahn, die die zentralen Stadtteile umkreist. Viel Sightseeing bietet sie allerdings nicht, und so wechselte ich wieder auf eine U-Bahn zum Alexanderplatz. Ich spazierte vom Fernsehturm über die Museumsinsel, traf dort zwei bekannte Herren.
Um in ein Museum zu gehen, warte ich noch auf einen Regentag. Einen Blick auf den Ku'Damm wollte ich noch werfen - dem einstigen Zentrum von West-Berlin. Hunger hatte ich auch und so nahm ich am Wittenbergplatz eine Kleinigkeit zu mir (Salat). Dabei wurde ich noch Zeuge einer Anti-AKW-Demo.
In ganz Berlin, auch am Kurfürstendamm reiht sich Baustelle an Baustelle und die Gedächniskirche ist leider eingeschalt. Fürs Abendprogramm wollte ich mir noch Tickets besorgen und fuhr zum Th. Heuss Platz. Dort ist das Theater des Kabaretts Wühlmäuse - am Abend war jedoch eine Show mit einem Magier angesagt. An diesem Platz steht auch das Gebäude des RBB (eins SFB), von woher das Radioprogramm kommt, das ich hier höre. Daneben auch gleich das Messegelände mit dem alten Sendeturm, der leider gerade nicht zugänglich ist.
Am Abend begann es tatsächlich ein klein wenig zu regnen an. Aber ich verbrachte den Abend ja im Theater. Der Magier Desimo ist auch Kabarettist und behandelt in seiner Vorstellung auch esoterische Themen, besonders die Wünschelwichte über die ich auch schon geschrieben habe. Dazwischen zeigte er einige erstaunliche Illusionsnummern. So ging der Sonntag zu Ende.
Bilder gibt es in meinen Flickr-Album.
Sonntag, 22. Mai 2011
Berlin, Tag 1
Mein erstes Berliner Bier - nichts für Puristen - eine Weisse mit Kirschensaft. Süss-sauer. Passte bestens zur Curry-Wurst, wenn diese etwas schärfer gewesen wäre. Das Ganze auf der Terrasse des neuen Hauptbahnhofes, welcher gerade den fünften Geburtstag feiert. So kam ich am Samstag Abend doch noch zu meinem Begrüssungsfeuerwerk.
Vorher war aber noch die Reise. Der Flug verlief zwar ruhig, aber die Berliner Luft zeigte sich sehr holprig und das Flugzeug wurde beim Anflug noch kräftig durchgeschüttelt. Und bei der Taxifahrt zu meiner Ferienwohnung, durfte ich noch etwas Berliner Stau geniessen. Die Wohnung, ein schönes Studio mit Zugang direkt von der Strasse her. Diese wiederum eine ruhige Quartierstrasse, aber gleich um die Ecke ein Supermarkt, wo ich mich gleich mit dem Nötigsten versorgen konnte.
Weitere wichtige Handlungen waren, ein Veranstaltungsmagazin kaufen und eine Wochenkarte für den ÖV. Da ich nur wenige hundert Meter von der Friedrichstrasse wohne, beschloss ich, mir zum Anfang die Revue im Friedrichstadtpalast zu leisten. Womit die nächsten 55 Euro auch schon weg waren, aber wenn man sieht, welcher Aufwand in so einer Show steckt, versteht man auch den Preis.
Ich war schon vor zwanzig Jahren dort und es hat sich einiges geändert. Die beweglichen LED-Wände gehörten längst auch auf die Theaterbühne und elektronischer Bass und Stimmverfremdung auch zum Live-Orchester. Eine Mischung von Gesangsnummern, Tanz und Artistik von gut zwei Stunden wurde geboten. Auch die traditionellen Elemente fehlten nicht, nur dass die "Bathing Beauties" Rockerbräute waren und der Steptanz wurde zu einem spanischen (!) Rap in an Tron erinnernden Kostümen geboten.
Nach der Show machte ich noch einen Spaziergang bis um Brandenburger Tor und dort sah ich dann auch das besagte Feuerwerk.
Vorher war aber noch die Reise. Der Flug verlief zwar ruhig, aber die Berliner Luft zeigte sich sehr holprig und das Flugzeug wurde beim Anflug noch kräftig durchgeschüttelt. Und bei der Taxifahrt zu meiner Ferienwohnung, durfte ich noch etwas Berliner Stau geniessen. Die Wohnung, ein schönes Studio mit Zugang direkt von der Strasse her. Diese wiederum eine ruhige Quartierstrasse, aber gleich um die Ecke ein Supermarkt, wo ich mich gleich mit dem Nötigsten versorgen konnte.
Weitere wichtige Handlungen waren, ein Veranstaltungsmagazin kaufen und eine Wochenkarte für den ÖV. Da ich nur wenige hundert Meter von der Friedrichstrasse wohne, beschloss ich, mir zum Anfang die Revue im Friedrichstadtpalast zu leisten. Womit die nächsten 55 Euro auch schon weg waren, aber wenn man sieht, welcher Aufwand in so einer Show steckt, versteht man auch den Preis.
Ich war schon vor zwanzig Jahren dort und es hat sich einiges geändert. Die beweglichen LED-Wände gehörten längst auch auf die Theaterbühne und elektronischer Bass und Stimmverfremdung auch zum Live-Orchester. Eine Mischung von Gesangsnummern, Tanz und Artistik von gut zwei Stunden wurde geboten. Auch die traditionellen Elemente fehlten nicht, nur dass die "Bathing Beauties" Rockerbräute waren und der Steptanz wurde zu einem spanischen (!) Rap in an Tron erinnernden Kostümen geboten.
Nach der Show machte ich noch einen Spaziergang bis um Brandenburger Tor und dort sah ich dann auch das besagte Feuerwerk.
Freitag, 20. Mai 2011
Berlin, ich komme!
Ein, ein bisschen anmassender Titel, nicht wahr? Als müsste Berlin ausgerechnet meine Ankunft bemerken. Aber es besteht durchaus die Chance auf ein Feuerwerk, denn am Sonntag sind kräftige Gewitter angesagt. Diesen kleinen Triumph mag man mir gönnen, immerhin haben, kaum entschloss ich mit meine Frühlingsferien in Berlin zu verbringen, Twitterer um Twitterer, Bloggerin um Bloggerin, Berichte von Berlin ins Netz gesetzt. So kann ich fast nicht anders, als zu sagen: Ich halte mit! Und wie, denn ich habe mit eine Ferienwohnung mit WLAN gemietet und kann somit täglich einen kleinen Statusbericht erstellen. Mit Bildern natürlich. So denn - ich komme!
Donnerstag, 19. Mai 2011
Mittellandroute - 4. Teil
Am Mittwoch Morgen bin ich mit Muskelkater vom Schwimmen am Vortag erwacht. Schon dachte ich daran, eine kürzere Etappe vor zu ziehen. Aber nach dem Frühstück sah die Welt wieder besser aus und ich machte mich bereit, zur Fahrt nach Winterthur.
Es sollte eine Wanderung von Stadtrand zu Stadtrand werden. Ich nahm in Winterthur den Bus zum Bruderhaus, mitten im Wald. Dort konnte ich Przewalski-Pferde bewundern. Aber nicht lange, denn ich hatte noch viel Weg vor mir. Ich folgte den Wegweisern nach Effretikon und gelangte so an die Töss. Eigentlich sollte die Stadt ja Tössfelden heissen, aber man hat nicht etwa die Thur der Töss vorgezogen, sondern das Thur im Namen kommt von Durum, dem keltischen Wort für Burg.
A propos Burg - die Kyburger kommen aus dieser Gegend und Kyburg hiess auch der Golfplatz, zu dem ich als nächstes kam. Dort musste ich mit entscheiden, ob ich den direkten Weg nach Effretikon einschlagen sollte, oder via Ottikon, wie es Mittellandroute vorschlägt.
Ich entschied mich glücklicherweise für letzteres und wurde mit einer Wanderung über eine Hochebene mit wunderbarem Panorama belohnt. Auch Ottikon selbst ist ein hübsches Dörfchen. Von dort aus, stieg ich ins Kemptal hinunter. Der Kemp entlang kam ich zur Ost-West-Eisenbahnlinie und wiederum dieser entlang nach Effretikon. Ein gutes Drittel war geschafft.
Nach dem Industriegebiet von Effretikon kam ich wieder in einen Wald und bald hörte ich Kinderschreie, als wäre eine Badi in der Nähe. Und so war es auch - sie gehört, nehme ich an, zu Kindhausen. Kurz darauf betrat ich offenes Land, überquerte die Autobahn und stand an der Piste des Militärflugplatzes von Dübendorf. Dübendorf selbst durchquerte ich nicht, aber einige dazugehörige Weiler, wie Gfenn, mit einer interessanten alten Kirche aus dem 13. Jahrhundert.
Das Glatttal ob Dübendorf hat auch seine ländliche Seite. Ich ging an einem Feld vorbei, wo gerade gepflügt wurde. Zu meinem Erstaunen schwärmten nicht nur Krähen hinter dem Pflug, sondern auch Störche suchten Nahrung in den frischen Furchen.
Etwa eine Stunde dauerte die Durchquerung der Ebene, dann kam wieder ein Aufstieg. Ein steiler sogar. So kam ich nach Geeren, eine Art Hors-Sol-Wohnquartier von Dübendorf mit neuen Häusern, adretten Gärten und Platz, wo die Kinder auf Wiese und im Wald spielen können. Ich war jetzt auf einem Hügelzug, etwa auf Höhe des Zürichbergs. Langsam würde die Spaziergängerdichte höher, Jogger und Walker gesellten sich dazu und als ich die ersten Kinderwagen sah, wusste ich auch ohne Wegweiser, dass der Zoo nah war. Nach knapp sechseinhalb Stunden stand ich dann vor dem 6-er Tram. Die bisher längste Etappe war gemeistert.
Alle bisherigen Etappen gibt es hier und mehr Bilder in meinem Flickr-Album.
Somit habe ich auch eine lange Etappe geschafft und kann zuversichtlich den weiteren entgegensehen. Vorerst ist aber Pause, denn Berlin ruft.
Es sollte eine Wanderung von Stadtrand zu Stadtrand werden. Ich nahm in Winterthur den Bus zum Bruderhaus, mitten im Wald. Dort konnte ich Przewalski-Pferde bewundern. Aber nicht lange, denn ich hatte noch viel Weg vor mir. Ich folgte den Wegweisern nach Effretikon und gelangte so an die Töss. Eigentlich sollte die Stadt ja Tössfelden heissen, aber man hat nicht etwa die Thur der Töss vorgezogen, sondern das Thur im Namen kommt von Durum, dem keltischen Wort für Burg.
A propos Burg - die Kyburger kommen aus dieser Gegend und Kyburg hiess auch der Golfplatz, zu dem ich als nächstes kam. Dort musste ich mit entscheiden, ob ich den direkten Weg nach Effretikon einschlagen sollte, oder via Ottikon, wie es Mittellandroute vorschlägt.
Ich entschied mich glücklicherweise für letzteres und wurde mit einer Wanderung über eine Hochebene mit wunderbarem Panorama belohnt. Auch Ottikon selbst ist ein hübsches Dörfchen. Von dort aus, stieg ich ins Kemptal hinunter. Der Kemp entlang kam ich zur Ost-West-Eisenbahnlinie und wiederum dieser entlang nach Effretikon. Ein gutes Drittel war geschafft.
Nach dem Industriegebiet von Effretikon kam ich wieder in einen Wald und bald hörte ich Kinderschreie, als wäre eine Badi in der Nähe. Und so war es auch - sie gehört, nehme ich an, zu Kindhausen. Kurz darauf betrat ich offenes Land, überquerte die Autobahn und stand an der Piste des Militärflugplatzes von Dübendorf. Dübendorf selbst durchquerte ich nicht, aber einige dazugehörige Weiler, wie Gfenn, mit einer interessanten alten Kirche aus dem 13. Jahrhundert.
Das Glatttal ob Dübendorf hat auch seine ländliche Seite. Ich ging an einem Feld vorbei, wo gerade gepflügt wurde. Zu meinem Erstaunen schwärmten nicht nur Krähen hinter dem Pflug, sondern auch Störche suchten Nahrung in den frischen Furchen.
Etwa eine Stunde dauerte die Durchquerung der Ebene, dann kam wieder ein Aufstieg. Ein steiler sogar. So kam ich nach Geeren, eine Art Hors-Sol-Wohnquartier von Dübendorf mit neuen Häusern, adretten Gärten und Platz, wo die Kinder auf Wiese und im Wald spielen können. Ich war jetzt auf einem Hügelzug, etwa auf Höhe des Zürichbergs. Langsam würde die Spaziergängerdichte höher, Jogger und Walker gesellten sich dazu und als ich die ersten Kinderwagen sah, wusste ich auch ohne Wegweiser, dass der Zoo nah war. Nach knapp sechseinhalb Stunden stand ich dann vor dem 6-er Tram. Die bisher längste Etappe war gemeistert.
Alle bisherigen Etappen gibt es hier und mehr Bilder in meinem Flickr-Album.
Somit habe ich auch eine lange Etappe geschafft und kann zuversichtlich den weiteren entgegensehen. Vorerst ist aber Pause, denn Berlin ruft.
Dienstag, 17. Mai 2011
Max Frischs Fragen
Im Max Frisch Jahr werden wieder mal die berühmten Fragen aus seinem Tagebuch gestellt. Zum Beispiel in der FAZ oder - und dort habe ich sie rauskopiert - bei Monsieur Croche.
Ich habe sie für mich auch einmal beantwortet:
- Sind sie sicher, dass Sie die Erhaltung des Menschengeschlechts, wenn Sie und alle Ihre Bekannten nicht mehr sind, wirklich interessiert?
Jetzt als Lebender natürlich schon. Ob mich als Toter noch etwas interessieren wird, weiss ich nicht. - Warum? Stichworte genügen.
Man muss sich lösen können. Die Überlebenden von den Toten, die Toten vom Leben. - Wieviele Kinder von Ihnen sind nicht zur Welt gekommen durch Ihren Willen?
Mit zwanzig habe ich von der üblichen Papi-Mami-Sohn-Tochter-Familie geträumt. Als es mit dreissig noch nicht soweit war, schien es mir nicht mehr erstrebenswert. - Wem wären sie lieber nie begegnet?
Niemand. Glücklicherweise hat mir auch noch niemand ernsthaft geschadet. - Wissen Sie sich einer Person gegenüber, die nicht davon zu wissen braucht, Ihrerseits im Unrecht und hassen Sie eher sich selbst oder die Person dafür?
Nein, vorbei ist vorbei. - Möchten Sie das absolute Gedächtnis?
Nein. - Wie heisst der Politiker, dessen Tod durch Krankheit, Verkehrsunfall usw. Sie mit Hoffnung erfüllen könnte? Oder halten Sie keinen für unersetzbar?
Ersetzbar ist jeder. Der Tod eines Diktators kann mit Hoffnung erfüllen, wenn ein guter Nachfolger vorhanden ist, wie damals bei Franco. Ob irgendwo eine solche Situation besteht, weiss ich nicht. - Wen, der tot ist, möchten Sie wiedersehen?
Niemand. Oder vielleicht alle meine Vorfahren. Oder jene Kollegen, die sich das Leben genommen haben. - Wen hingegen nicht?
Niemand, den ich wirklich gekannt habe. - Hätten Sie lieber einer andern Nation (Kultur) angehört und welcher?
Skandinavier oder Niederländer. - Wie alt möchten Sie werden?
So alt, wie ich geistig und körperlich gesund bin. Gerne 100. - Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Wiederspruch der Mehrheit? Ja oder Nein.
Nein. Ja. Nein. - Warum nicht, wenn es Ihnen richtig scheint?
Ich denke, dass Zwang meistens das Gegenteil bewirkt. - Hassen Sie leichter ein Kollektiv oder eine bestimmte Person und hassen Sie lieber allein oder in einem Kollektiv?
Hass ist für mich eher etwas zwischen Individuen. - Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden, oder meinen Sie’s noch? Angabe des Alters.
Ich denke, man kann immer klüger werden. Auch über fünfzig. - Überzeugt sie Selbstkritik?
Im Prinzip schon, aber die Lehren daraus zu ziehen, ist manchmal schwer. - Was, meinen Sie, nimmt man Ihnen übel und was nehmen Sie sich selber übel, und wenn es nicht dieselbe Sache ist: wofür bitten Sie eher um Verzeihung?
Rechthaberei. - Wenn Sie sich beiläufig vorstellen, Sie wären nicht geboren worden: beunruhigt Sie diese Vorstellung?
Nein. - Wenn Sie an Verstorbene denken: wünschten Sie, dass der Verstorbene zu ihnen spricht, oder möchten Sie lieber dem Verstorbenen noch etwas sagen?
Nein. - Lieben Sie jemand?
Ja. - Und woraus schliessen Sie das?
Aus Taten. - Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht: wie erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist?
Dass ich nicht sehr impulsiv bin und vor allen Glück. - Was fehlt Ihnen zum Glück?
Nichts. - Wofür sind Sie dankbar?
Dass es mir an nichts fehlt. - Möchten Sie lieber gestorben sein oder noch eine Zeit leben als ein gesundes Tier? Und als welches?
Als Katze.
Auch wenn der Fragesteller Frisch heisst, überzeugen mich nicht alle Fragen. Aber vielleicht gibt es solche, die mich überhaupt nicht berühren, andere aber sehr stark. Sollte ich auf anderen Blogs Antworten finden, verlinke ich sie unter diesem Artikel.
Montag, 16. Mai 2011
Mittellandroute - 3. Teil
Heute war ein gemütlicher Teil angesagt, keine vier Stunden, die Wanderung von Frauenfeld nach Winterthur. Ich nahm es auch gemütlich und kam erst nach 13 Uhr in Frauenfeld an. Noch ein paar Schritte in der Altstadt, noch etwas dem Bähnchen Richtung Wil nach und dann nach Westen. Ich überquerte das Flüsschen Murg, ein Einfamilienhausquartier und kam dann in den Wald. Der Geruch des feuchten Waldes ist einfach unvergleichlich.
Nach dem Wald ging es zwischen Raps und Runkelrüben zu einem Weiler namens Rosenhuben. Er gehört zu Gachnang, wo ich anschliessend hinkam. Dort fand ich etwas, was ich so noch nie gesehen habe: Trauerbäume. Junge Bäume stehen in einem Quadrat um einen grossen herum. Gemäss einer Tafel ist jeder Baum einer oder mehreren Personen gewidmet. Leider weiss ich nicht, was dahinter steckt.
Am Ortsausgang war eine Weide mit Ziegen und drei Alpakas. Das eine Tier rannte sofort zum Zaum und zischte mich an. Mit ein bisschen Abstand konnte ich aber doch ein paar Bilder machen. Anschliessend fand ich an einer Waldecke eine Linde. Sie erinnerte mich an diverse Lieder, wo Linden eine Rolle spielen. Gleich bei dem Baum war ein Grenzstein. Erstmals überschritt ich auf meiner Wanderung eine Kantonsgrenze - der Thurgau war jetzt hinter mir, ich war jetzt im Kanton Zürich.
Fast eine Stunde war ich jetzt unterwegs bis zum nächsten Dorf, bis Bertschikon. Ein kleines Dorf, mit einigen schönen Riegelhäusern. Und, auf einem der ersten Häuser, die ich sah, wehte eine Berner Fahne. In der Ferne sah ich aber nicht Bern, sondern Winterthur. Zuerst kam aber noch Wiesendangen. Hier führt der Dorfbach mitten durchs Dorf und gibt dem Ganzen ein charakteristisches Flair. Man hat nicht das Gefühl in einem Vorort einer Grossstadt zu sein. Ist man aber, denn schon sah ich die Industriegebäude von Oberwinterthur. Nur noch eine Graspiste, wo vor tieffliegenden Flugzeugen gewarnt wird, war zu überqueren und bald war ich beim Technorama (montags zu) und beim Bahnhof Oberwinterthur. Dort nahm ich den Bus zum Hauptbahnhof. Eine gute Wahl, denn er führte mich durch die Quartiere vorbei an Kantonsschule, Musikschule, Brauerei Haldengut und Kantonsspital. Letzere unmittelbar nebeneinander.
Nach dem Wald ging es zwischen Raps und Runkelrüben zu einem Weiler namens Rosenhuben. Er gehört zu Gachnang, wo ich anschliessend hinkam. Dort fand ich etwas, was ich so noch nie gesehen habe: Trauerbäume. Junge Bäume stehen in einem Quadrat um einen grossen herum. Gemäss einer Tafel ist jeder Baum einer oder mehreren Personen gewidmet. Leider weiss ich nicht, was dahinter steckt.
Am Ortsausgang war eine Weide mit Ziegen und drei Alpakas. Das eine Tier rannte sofort zum Zaum und zischte mich an. Mit ein bisschen Abstand konnte ich aber doch ein paar Bilder machen. Anschliessend fand ich an einer Waldecke eine Linde. Sie erinnerte mich an diverse Lieder, wo Linden eine Rolle spielen. Gleich bei dem Baum war ein Grenzstein. Erstmals überschritt ich auf meiner Wanderung eine Kantonsgrenze - der Thurgau war jetzt hinter mir, ich war jetzt im Kanton Zürich.
Fast eine Stunde war ich jetzt unterwegs bis zum nächsten Dorf, bis Bertschikon. Ein kleines Dorf, mit einigen schönen Riegelhäusern. Und, auf einem der ersten Häuser, die ich sah, wehte eine Berner Fahne. In der Ferne sah ich aber nicht Bern, sondern Winterthur. Zuerst kam aber noch Wiesendangen. Hier führt der Dorfbach mitten durchs Dorf und gibt dem Ganzen ein charakteristisches Flair. Man hat nicht das Gefühl in einem Vorort einer Grossstadt zu sein. Ist man aber, denn schon sah ich die Industriegebäude von Oberwinterthur. Nur noch eine Graspiste, wo vor tieffliegenden Flugzeugen gewarnt wird, war zu überqueren und bald war ich beim Technorama (montags zu) und beim Bahnhof Oberwinterthur. Dort nahm ich den Bus zum Hauptbahnhof. Eine gute Wahl, denn er führte mich durch die Quartiere vorbei an Kantonsschule, Musikschule, Brauerei Haldengut und Kantonsspital. Letzere unmittelbar nebeneinander.
Mairegen macht nicht schneller
Die Schneekanonen standen bereit auf der Berner Allmend, um die Eisheiligen zu begrüssen. Quatsch! Es handelte sich um die Heizaggregate für die Duschen. Aber zuerst gab es eine kalte Dusche. Kaum waren die Teilnehmer des Altstadt-Grand-Prix, also auch ich, in den Startblocks, begann es zu regnen. Aber jetzt kam es nicht mehr darauf an. Hätte es bereits mittags geregnet - wer weiss, ob ich nicht noch einen Rückzieher gemacht hätte. Es war wohl die Ironie des Schicksals, dass ich, der Schönwetterjogger, der den schönsten und trockensten Frühling seit langen nicht für ein seriöses Lauftraining genutzt hat, jetzt ein Regenrennen absolvieren musste. Ob es jetzt der Regen oder der Trainingsrückstand war - die Zeit war noch einmal schlechter als letztes Jahr. Somit ist klar: Entweder geht die Welt unter, oder nächstes Jahr bin ich wieder schneller!
Die Statistik:
2004: 35:42
2006: 34:16
2009: 31.34
2010: 32.50
2011: 33.38
Die Statistik:
2004: 35:42
2006: 34:16
2009: 31.34
2010: 32.50
2011: 33.38
Sonntag, 15. Mai 2011
Düsseltrilogie III
Nachdem die Qualifikation des Schweizer Beitrages für den Final schon wie ein Sieg gefeiert wurde, ist nach dem letzten Platz von gestern wohl wieder der übliche Katzenjammer angesagt. Aber eben, wo eine Rangliste ist, ist nebst dem ersten auch immer ein letzter Platz.
Ich hatte keinen klaren Favoriten. Unter der Kategorie "schräg" gefiel mir der moldauische Beitrag mit den Spitzhüten, ansonsten bevorzugte ich die Lieder im Stil "happy Sound". Die kamen aus Dänemark (mit dem hinten offenen Hemd), Rumänien und Serbien. Sie landeten alle im Mittelfeld, aber mit den Siegern habe ich auch kein Problem. Eine nette Ballade mit einem netten Gesangspärchen, denen man sicher nichts übelnehmen kann. Für Aserbaidschan (Schreibweise gemäss Wikipedia) dürfte der ESC-Sieg auch eine politische Dimension haben. Sind die kaukasischen Nachbarn doch ab und zu im Gerede - Georgien im Krieg mit Russland, Armenien wegen des Massakers durch die Türkei - spricht kaum je einer von Aserbaidschan. Hunderte von Reportern rennen jetzt auf die Strasse und fragen überraschte Bürger, was sie über das Land wissen.
Dass die Eurovision einem armen Land diese teure Veranstaltung aufzwingt, diese Sorge muss man sich nicht machen. Ich nehme am, dass die staatliche Ölindustrie die nötigen Millionen springen lassen wird, wie es schon in Moskau der Fall war. Eine Demokratie ist Aserbaidschan nicht, aber das ist für die Mitgliedschaft in der Eurovision nicht Bedingung. Das hätte man heutzutage vielleicht gerne strenger, aber wenn man bedenkt, dass der ESC 1969 während der Franco-Diktatur in Madrid stattfand, steht Baku wohl gar nicht so schlecht da. "Running Scared" heisst das Siegerlied. Hoffen wird, dass nächstes Jahr niemand Angst hat, ans Kaspische Meer zu fahren.
Ich hatte keinen klaren Favoriten. Unter der Kategorie "schräg" gefiel mir der moldauische Beitrag mit den Spitzhüten, ansonsten bevorzugte ich die Lieder im Stil "happy Sound". Die kamen aus Dänemark (mit dem hinten offenen Hemd), Rumänien und Serbien. Sie landeten alle im Mittelfeld, aber mit den Siegern habe ich auch kein Problem. Eine nette Ballade mit einem netten Gesangspärchen, denen man sicher nichts übelnehmen kann. Für Aserbaidschan (Schreibweise gemäss Wikipedia) dürfte der ESC-Sieg auch eine politische Dimension haben. Sind die kaukasischen Nachbarn doch ab und zu im Gerede - Georgien im Krieg mit Russland, Armenien wegen des Massakers durch die Türkei - spricht kaum je einer von Aserbaidschan. Hunderte von Reportern rennen jetzt auf die Strasse und fragen überraschte Bürger, was sie über das Land wissen.
Dass die Eurovision einem armen Land diese teure Veranstaltung aufzwingt, diese Sorge muss man sich nicht machen. Ich nehme am, dass die staatliche Ölindustrie die nötigen Millionen springen lassen wird, wie es schon in Moskau der Fall war. Eine Demokratie ist Aserbaidschan nicht, aber das ist für die Mitgliedschaft in der Eurovision nicht Bedingung. Das hätte man heutzutage vielleicht gerne strenger, aber wenn man bedenkt, dass der ESC 1969 während der Franco-Diktatur in Madrid stattfand, steht Baku wohl gar nicht so schlecht da. "Running Scared" heisst das Siegerlied. Hoffen wird, dass nächstes Jahr niemand Angst hat, ans Kaspische Meer zu fahren.
Freitag, 13. Mai 2011
Düsseltrilogie II
Im Gegensatz zu einigen Kommentatoren bin ich der Meinung, dass der zweite Halbfinal der bessere war. Ich würde gerne die Hälfte der Qualifikanden vom Dienstag gegen fünf Ausgeschiedene vom Donnerstag austauschen. Ausser Belarus, die sind zu Recht ausgeschieden.
Ja, Weissrussland, die letzte Diktatur Europas. Zeigte man vor ein paar Jahren noch modernen Pop, wurde es letztes Jahr bereits skurriler. Eine Gesangsgruppe, von der man sagte, sie seien die "Hofsänger" des Präsidenten, boten eine schmierige Ballade. Noch schlimmer dieses Jahr mit der Brachialhymne "I love Belarus". Die Sängerin war gar nicht so schlecht und ich weiss nicht, ob sie wirklich eine Parteisoldatin Lukaschenkos ist, oder einfach die Ausbildung ihrer Kinder verdienen musste, damit diese einmal ins Ausland gehen können.
Politische Aussagen sind am ESC übrigens verboten, was immer Grund genug war, diese Regel ab und zu zu unterlaufen. Dieses Jahr gibt es allerdings nichts in dieser Richtung. Eigentlich schade.
Ja, Weissrussland, die letzte Diktatur Europas. Zeigte man vor ein paar Jahren noch modernen Pop, wurde es letztes Jahr bereits skurriler. Eine Gesangsgruppe, von der man sagte, sie seien die "Hofsänger" des Präsidenten, boten eine schmierige Ballade. Noch schlimmer dieses Jahr mit der Brachialhymne "I love Belarus". Die Sängerin war gar nicht so schlecht und ich weiss nicht, ob sie wirklich eine Parteisoldatin Lukaschenkos ist, oder einfach die Ausbildung ihrer Kinder verdienen musste, damit diese einmal ins Ausland gehen können.
Politische Aussagen sind am ESC übrigens verboten, was immer Grund genug war, diese Regel ab und zu zu unterlaufen. Dieses Jahr gibt es allerdings nichts in dieser Richtung. Eigentlich schade.
Mittwoch, 11. Mai 2011
Düsseltrilogie I
Klar, als fleissiger ESC-Schauer muss ich natürlich auch ein paar Worte darüber verlieren.
Im Gegensatz zu früheren Jahren, habe ich dieses Jahr gar keine Vorschauen gesehen und kannte darum kein Lied, ausser dem schweizerischen (und dem deutschen). So konnte ich mich überraschen und auch ein klein wenig erschrecken lassen. Tatsächlich erschrak ich ein bisschen, wie da Stampfer um Stampfer in die Arena ging. So erwies sich gerade das Schweizer Lied als Erholung - und offenbar nicht nur für mich, denn entgegen allen Prognosen, gelang Anna Rossinelli der Einzug ins Finale.
Immerhin gab es im Laufe des Abends noch ein paar ruhigere Nummern und bei den Qualifikanten machten sie, obwohl in der Minderheit, die Hälfte aus. Mit gefielen die Lieder mit etwas Retrofeeling gut, wie sie Serbien und Island boten. Einen besonderen "Service" bot das deutsche Fernsehen mit dem Tonausfall für die Kommentatoren. Den Feinden von Sven Epiney war das sicher recht. Das Highlight hingegen waren die Zwischenfilme, die nicht nur deutsche Sehenswürdigkeiten zeigten, sondern aus dem jeweiligen Teilnehmerland stammende Menschen porträtierten.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Korrektur: Peinlich, peinlich, habe ich doch tatsächlich Anna Rosselini geschrieben. Jetzt habe ich es oben korrigiert.
Im Gegensatz zu früheren Jahren, habe ich dieses Jahr gar keine Vorschauen gesehen und kannte darum kein Lied, ausser dem schweizerischen (und dem deutschen). So konnte ich mich überraschen und auch ein klein wenig erschrecken lassen. Tatsächlich erschrak ich ein bisschen, wie da Stampfer um Stampfer in die Arena ging. So erwies sich gerade das Schweizer Lied als Erholung - und offenbar nicht nur für mich, denn entgegen allen Prognosen, gelang Anna Rossinelli der Einzug ins Finale.
Immerhin gab es im Laufe des Abends noch ein paar ruhigere Nummern und bei den Qualifikanten machten sie, obwohl in der Minderheit, die Hälfte aus. Mit gefielen die Lieder mit etwas Retrofeeling gut, wie sie Serbien und Island boten. Einen besonderen "Service" bot das deutsche Fernsehen mit dem Tonausfall für die Kommentatoren. Den Feinden von Sven Epiney war das sicher recht. Das Highlight hingegen waren die Zwischenfilme, die nicht nur deutsche Sehenswürdigkeiten zeigten, sondern aus dem jeweiligen Teilnehmerland stammende Menschen porträtierten.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Korrektur: Peinlich, peinlich, habe ich doch tatsächlich Anna Rosselini geschrieben. Jetzt habe ich es oben korrigiert.
Dienstag, 10. Mai 2011
Worauf Sina schwört
Ich habe gehört, die neue CD von Sina "Ich schwöru" soll sehr gut sein. Grund genug sie zu kaufen. Und tatsächlich, mit gefällt sie ausserordentlich: gut instumentiert, musikalisch abwechslungsreich, schöne Texte. Eigentlich Grund für eine ausführliche Lobhudelei, wenn nicht... Ich wollte noch ein paar andere Kritiken lesen und googelte mal drauflos und fand, einen Konzerthinweis von parship.ch. Die hatten letzten Freitag einen Anlass mit ihr für ihre Mitglieder. Da wird mit etwas klar. Im zweiten Lied, das von einer Frau handelt, die wieder auf Partnersuche ist, fallt der Name der Firma. Ich dachte, ganz naiv, parship.ch werde im Text genannt, wie man sonst einfach so Migros sagt, oder Coca Cola, ohne sich etwas zu denken. Hier riecht es aber klar nach Sponsoring. Ich hoffe das geht nicht so weiter, denn in jedem Lied eine Werbedurchsage, das wäre mir definitiv zuviel.
Aber zurück zum Positiven: Die Lieder gefallen mir sehr gut, auch das erwähnte. Die CD ist leicht Balladen-lastig, z.B. das Duett mit Büne Huber, aber es sind auch recht muntere Titel darunter, wie das Loblied auf die Bonbons oder ein Geburtstagsständchen im Zigeunerstil. Bleiben wir dabei: Es ist eine tolle Scheibe!
Aber zurück zum Positiven: Die Lieder gefallen mir sehr gut, auch das erwähnte. Die CD ist leicht Balladen-lastig, z.B. das Duett mit Büne Huber, aber es sind auch recht muntere Titel darunter, wie das Loblied auf die Bonbons oder ein Geburtstagsständchen im Zigeunerstil. Bleiben wir dabei: Es ist eine tolle Scheibe!
Sonntag, 8. Mai 2011
Schachkrimi in Solothurn
Wie jeder Krimi beginnt die Geschichte ganz idyllisch - mit einem Blick auf das sommerliche Solothurn:
Da musste ich noch ein bisschen flanieren und verpasste prompt den Bus zur Kantonsschule. Kein Problem, mit Maps auf dem iPhone und meinem berühmten Marschschritt erreichte ich die Schule noch vor 14 Uhr. Die anderen fünf Thuner Schachspieler waren auch schon dort, aber nicht alle unsere Gegner. Hastig musste der Mannschaftsleiter noch die Bretter aufstellen. Da auch noch zwei weitere Solothurner Mannschaften Heimspiel hatten, fand im Foyer des Neubaus der Kantonsschule ein richtiges Schachturnier statt. Angenehm die Türe direkt auf den Sportplatz, dass man zwischen zwei Zügen hinausgehen konnte und etwas Sonne tanken. Oder Nikotin.
Meine Partie lief gut und ich rechnete mir Siegeschancen aus. Die kamen schneller als erwartet, denn mein Gegner machte das, was wir Schachspieler gerne als Fingerfehler bezeichnen. Er schlug einen meiner Bauern im falschen Moment und verlor den Läufer. Das verliert noch nicht zwingend, aber mein Gegner geriet doch etwas durcheinander und übersah einige Züge später eine Kombination, die mir auch noch einen Turm einbrachte.
Aus unserer Mannschaft waren noch ein weiter Sieg, sowie eine Niederlage zu vermelden, also vorläufig 1:2 für Thun. Ich ging etwas raus. Der Parcours des Bike-Days ging in der Nähe durch und ich schaute mir das etwas an. Als ich zurückkam, war eine weitere Partie remis ausgegangen und die beiden anderen spielten noch bis zur Zeitkontrolle um 18 Uhr, das heisst, die Zeit, zu der alle Spieler 40 Züge gemacht haben müssen. Der eine Kollege stand sehr schlecht und hatte keine Chancen mehr. Er spielte noch weiter und nicht nur ich dachte, dass es anständig wäre, in dieser Situation aufzugeben. Auch sein Gegner zeigte sich langsam ungehalten. Dann der Moment, als der andere Solothurner remis anbot. Unser Spieler konsultierte das Resultatblatt (1 1/2 : 2 1/2) und fragte die Kollegen. Ja, bei Mannschaftswettkämpfen ist das erlaubt, wobei die Kollegen natürlich nicht zur Stellung auf dem Brett, sondern nur zur Mannschaftstaktik Auskunft geben dürfen. So sagte der eine ganz klar, dass wir mit einem 3:3 zufrieden sein können. Wir anderen nickten.
Jetzt hatte unser "letzter" Spieler deutlich mitbekommen, dass ihn die eigenen Kameraden aufgegeben haben und das auch hörbar für die Gegner. Er hätte dies auch als Aufforderung auffassen können, aufzugeben. Aber nein, er spielte weiter ... bis zum Matt! Ein Matt auf dem Brett ist etwas, was in einer Turnierpartie nicht vorkommen sollte, vorbehalten eine übersehene Kombination. Hier gab es aber nichts zu übersehen und in dieser Situation weiterzuspielen wirkt so, als hielte man den Gegner für zu dumm, eine überlegenen Stellung zu gewinnen.
Ob die Kollegen im Auto noch darüber diskutiert haben, weiss ich nicht, denn ich bin mit dem Zug nach Bern gefahren. Bei Vetter Herzog war Konzert und mit Musik und einem Bier beschloss ich den für mich erfolgreichen Abend.
Samstag, 7. Mai 2011
Mythen für Besserwisser
Ich möchte hier noch den letzten Artikel von Sascha Lobo erwähnen, den er auf Spiegel-Online veröffentlicht hat: Im Netz der Besserwisser. Es geht um Aristoteles und seine Beobachtung, dass sich Eintagsfliegen auf vier Beinen bewegen. Daraus wurde Jahrhunderte lang, sie hätten nur vier Beine. Es ist aber so, dass das vordere Beinpaar der Eintagsfliegen umgebildet ist und dass das Aristoteles durchaus beobachtet hatte. Sascha Lobo fantasiert in seinem Artikel, wie dieses Missverständnis wohl heute im Netz kolportiert würde.
Diese Geschichte erinnert mich auch an andere Mythen, die einem, Netz sein Dank, häufiger um die Ohren geschlagen werden, den je. So wird immer wieder gerne eine tatsächliche oder vermeintliche Fehlinformation mit dem Hinweis beantwortet, bis vor kurzem hätte man gedacht, die Erde sei flach. Dieses "vor Kurzem" ist etwa zweieinhalbtausend Jahre und Eratosthenes hat die erste Messung des Erdumfangs gemacht. Klar, war dieses Wissen nicht sehr verbreitet, aber wer denkt, Kolumbus hätte den spanischen Königshof von der Kugelform der Erde überzeugen müssen, irrt. Das war gebildeten Kreisen und erst recht den Seefahrern klar.
Ein anderes Missverständnis, wenn auch ein erst hundertjähriges, ist die Lieblingsgeschichte aller Motivationstrainer. Die Hummel, heisst es, könne gemäss den physikalischen Gesetzen gar nicht fliegen. Weil sie aber nichts davon wisse, fliege sie einfach. Das nennt sich das Hummel-Paradoxon. Es ist natürlich schön zu denken, dass man sich ganz naiv, nur von Optimismus beflügelt, über die Wirklichkeit hinwegsetzen könnte. Nun, den verlinkte Artikel zeigt es, die Hummel fliegt durchaus im Einklang mit den Naturgesetzen. Auch Menschen, die abheben möchten, tun gut daran, sich an die Realität zu halten. Auch im Netz.
Diese Geschichte erinnert mich auch an andere Mythen, die einem, Netz sein Dank, häufiger um die Ohren geschlagen werden, den je. So wird immer wieder gerne eine tatsächliche oder vermeintliche Fehlinformation mit dem Hinweis beantwortet, bis vor kurzem hätte man gedacht, die Erde sei flach. Dieses "vor Kurzem" ist etwa zweieinhalbtausend Jahre und Eratosthenes hat die erste Messung des Erdumfangs gemacht. Klar, war dieses Wissen nicht sehr verbreitet, aber wer denkt, Kolumbus hätte den spanischen Königshof von der Kugelform der Erde überzeugen müssen, irrt. Das war gebildeten Kreisen und erst recht den Seefahrern klar.
Ein anderes Missverständnis, wenn auch ein erst hundertjähriges, ist die Lieblingsgeschichte aller Motivationstrainer. Die Hummel, heisst es, könne gemäss den physikalischen Gesetzen gar nicht fliegen. Weil sie aber nichts davon wisse, fliege sie einfach. Das nennt sich das Hummel-Paradoxon. Es ist natürlich schön zu denken, dass man sich ganz naiv, nur von Optimismus beflügelt, über die Wirklichkeit hinwegsetzen könnte. Nun, den verlinkte Artikel zeigt es, die Hummel fliegt durchaus im Einklang mit den Naturgesetzen. Auch Menschen, die abheben möchten, tun gut daran, sich an die Realität zu halten. Auch im Netz.
Donnerstag, 5. Mai 2011
Happy Birthday!
Beinah hätte ich es vergessen: Am letzten Montag ist dieser Plaggeist - äh - dieses süsse Tierchen siebzehn geworden.
Ich singe und sie wetzt gerade die Krallen am Büchergestell. Happy Birthday - kratz, kratz - happy birthday - kratz, kratz - to you - klapp. Das war die Katzentüre, sie mag meinen Gesang nicht.
Ok, wo sie recht hat, hat sie recht.
Ich singe und sie wetzt gerade die Krallen am Büchergestell. Happy Birthday - kratz, kratz - happy birthday - kratz, kratz - to you - klapp. Das war die Katzentüre, sie mag meinen Gesang nicht.
Ok, wo sie recht hat, hat sie recht.
Mittwoch, 4. Mai 2011
Die Sache mit der Moral
Ich habe mir lange überlegt, ob ich dieses Thema auch noch aufnehmen soll. Nötig wäre es sicher nicht. Aber trotzdem:
Da wurde dieser Mann also erschossen. Das ist nicht schön, denn es entspricht unserem Rechtsstaat, jedem Verbrecher einen fairen Prozess zu machen. Aber es ist nun mal passiert und, ob nur von vorneherein geplant oder im Kampf - er ist tot. Wenn jetzt Menschen auf der Strasse jubeln und tanzen, ist das auch nicht schön, aber verständlich. Spitzenpolitiker hingegen sollten, das denke ich jedenfalls, sich beherrschen und die Sache neutral kommentieren. So gesehen, würde ich Frau Merkel auch kritisieren, wenn sie da ihre Freude unverblühmt kund getan hat.
Nun wäre aber das Deutsche Wesen - und dazu zähle nebst Oesterreich auch die halbe Schweiz - nicht das Deutsche Wesen, wenn diese Affäre nicht mit der ganzen Schwere der Ernsthaftigkeit aufgenommen und gewogen worden wäre. Ich lese nur einen Bruchteil der Artikel, die jetzt zum Thema "Darf man sich über den Tod eines Menschen freuen?" geschrieben werden. Wie gesagt: Nein! Gegenfrage: "Muss man daraus ein solches Moraldrama machen?
Hiermit käme ich zu meinem eigentlichen "Problem". Diese Moraldiskussion kommt wieder zu einem guten Teil aus jener politischen Richtung, die ich immer noch als meine Heimat betrachte. Und ich beginne immer mehr zu vermuten, dass mein zunehmender Konservatismus gar nicht altersbedingt ist - oder nicht nur - sondern auch eine Gegenreaktion auf permanente Bedenkenträgerei der Linken ist.
Die Welt ist nicht nur Schwarz oder Weiss. Aber es gibt auf der Welt Dinge, die nur schwarz oder nur weiss sind. Um die Welt so zu sehen, wie sie ist, muss man Realist sein.
Da wurde dieser Mann also erschossen. Das ist nicht schön, denn es entspricht unserem Rechtsstaat, jedem Verbrecher einen fairen Prozess zu machen. Aber es ist nun mal passiert und, ob nur von vorneherein geplant oder im Kampf - er ist tot. Wenn jetzt Menschen auf der Strasse jubeln und tanzen, ist das auch nicht schön, aber verständlich. Spitzenpolitiker hingegen sollten, das denke ich jedenfalls, sich beherrschen und die Sache neutral kommentieren. So gesehen, würde ich Frau Merkel auch kritisieren, wenn sie da ihre Freude unverblühmt kund getan hat.
Nun wäre aber das Deutsche Wesen - und dazu zähle nebst Oesterreich auch die halbe Schweiz - nicht das Deutsche Wesen, wenn diese Affäre nicht mit der ganzen Schwere der Ernsthaftigkeit aufgenommen und gewogen worden wäre. Ich lese nur einen Bruchteil der Artikel, die jetzt zum Thema "Darf man sich über den Tod eines Menschen freuen?" geschrieben werden. Wie gesagt: Nein! Gegenfrage: "Muss man daraus ein solches Moraldrama machen?
Hiermit käme ich zu meinem eigentlichen "Problem". Diese Moraldiskussion kommt wieder zu einem guten Teil aus jener politischen Richtung, die ich immer noch als meine Heimat betrachte. Und ich beginne immer mehr zu vermuten, dass mein zunehmender Konservatismus gar nicht altersbedingt ist - oder nicht nur - sondern auch eine Gegenreaktion auf permanente Bedenkenträgerei der Linken ist.
Die Welt ist nicht nur Schwarz oder Weiss. Aber es gibt auf der Welt Dinge, die nur schwarz oder nur weiss sind. Um die Welt so zu sehen, wie sie ist, muss man Realist sein.
Montag, 2. Mai 2011
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