Freitag, 1. Januar 2016

Der Januar 2016

1 Freitag
„Wenn Sie via Satellit schauen“, sagte der Moderator auf der ARD, „dann sind Sie etwa 2 Sekunden hintendrein. Vielleicht knallen bei Ihren Nachbarn die Korken früher, als bei Ihnen.“ Ich habe ja noch nie den Korken Punkt zwölf knallen lassen – gestern erst recht nicht.
Ich war bei Nachbarn zum Fondue eingeladen. Wir waren, nicht nur vom Essen,  schon bald müde, so dass wir beschlossen, bereits um elf auf’s neue Jahr anzustossen. Danach gingen alle nach Hause und ich sass um Viertel vor zwölf wieder vor dem Fernseher und konnte obige dringliche Warnung verfolgen.

3 Sonntag
Oh, Schreck, ein Selfie! Aber ich habe ja anfangs Jahr geschrieben, dass ich ein Selfie ab und zu gar nicht so schlecht finde.
Eigentlich bin ich gar nicht der Typ für Jahresrückblicke. Ich schaue mit Be- und Verwunderung auf andere Blogs, wo die Autoren all ihre Bücher, Filme, Musikalben, Konzerte, Messen, Reisen, Familienerlebnisse und natürlich Blogartikel des Jahres Revue passieren lassen und für jede Kategorie eine Top 3 (wenn nicht gar eine Top 10) bilden können.
Dass dies bei mir nicht so ist, liegt auch daran, dass ich kein Thema beruflich verfolge, über das ich bloggen könnte. Ich blogge eher assoziativ und plane kaum. Aber wiederkehrende Themen gibt es natürlich: Essen und Trinken, resp. Kochen und Brauen, Reisen, Lesen, der Alltag und das Bloggen selbst. Seit meine Katze tot ist, ist ein beliebtes Füllthema zu Ende und dasselbe gilt bald auch für den Job. Aber ich denke, mit offenen Augen und Ohren werde ich weiterhin etwas zu schreiben haben.

10 Sonntag
Sich nicht zu verbiegen, wird einem ja gerne in Lebenshilfebücher und ähnlichem geraten. Aber hier geht es nicht ums biegen, sondern ums beugen, ums Verbeugen eben.
Aber erst mal etwas ganz anderes: Am Samstag Abend lief auf SWR ein Porträt vom Caterina Valente. Unter anderem zeigten sie diesen Ausschnitt aus einer Show, wo sie sich mit Ella Fitzgerald messen konnte.
Valentes Karriere begann im meinem Geburtsjahr und sie war einer der Stars, die meine Mutter gerne sah. Mit einer Einschränkung: Caterina Valente hatte die Gewohnheit, sich nach jeder Nummer zum Applaus zu verbeugen. Tief zu verbeugen. Das war meiner Mutter zuwider. Mehr als einmal verwies sie mich auf einen anderen Star – auf Mireille Mathieu. Diese reagierte auch auf brausenden Applaus lediglich mit einem Kopfnicken. So musste es sein, befand meine Mutter: ein Nicken genügt.

18 Montag
Ein guter Vorwand, ein altes Bild mit Katze zu recyclen:
Ich habe beschlossen meinen alt-ehrwürdigen Revox-Receiver (das ist ein Verstärker mit Radio) zu pensionieren. Wobei er nicht Rente bekommt, sondern in die Entsorgung wandert. Als ich vor dreissig Jahren meine Anlage zusammenstellte, war für mich klar, dass das Herzstück aus bestem Hause stammen musste. Er hat mir auch gute Dienste geleistet, aber mit dem Alter leistet er sich auch immer neue Macken. Kaum ein Tag, an dem er sich nicht selbständige um- oder ausschaltet. So wird er bald durch einen Mini-Anlage, die nicht halb so gross, aber doppelt so leistungsfähig ist, ersetzt.

23 Samstag
„Du solltest dir einen Tagesplan machen, damit du nicht nur noch passiv daheim sitzt“. In etwa diesen Worten warnte mich A. vor den Gefahren des Pensionärsdaseins. Nett, wenn sich Freunde so Gedanken um einen machen, aber so schlecht war der Tipp ja nicht. Also tat ich wie geheissen.
Ich unterteilte den Tag in fünf Teile: Morgen, Vormittag, Nachmittag, Vorabend und Abend. Dann legte ich fest, wann welche Tätigkeiten in diesem Raster Platz haben. So vorbereitet öffnete ich eine Excel-Tabelle mit diesen Tageszeiten als Kolonnen und jedem Kalendertag als Zeile. Von Februar bis Mai füllte ich Feld um Feld mit Training, Einkaufen und Essen, mit Hobbies, diversen Stammtischen und Schachabenden. Einen Tag pro Woche will ich für eine Tagesreise frei behalten, wenn ich in Bern bin, will ich dort noch etwas unternehmen und monatliche Anlässe bedingen manchmal die Verschiebungen eines sonst festgeplanten Termins. Je nach Thema gab ich den Feldern noch verschiedene Farben und als ich fertig war, sicherte ich die Tabelle. Dann schaute ich mir die Sache noch einmal genau an, korrigierte ein paar Sachen, schloss die Tabelle und … und … löschte sie.
Der Tagesplan war gut, aber gleich einen Kalender füllen ist Blödsinn. In den Kalender gehören nur diese Termine, die den normalen Ablauf ändern. Für den Rest gibt es das, was ich mir für den Montag Morgen vorgenommen habe – die Wochenplanung.

30 Samstag
Pokale sind bekanntlich Geschmacksache. Aber ein Klub, der eine Klubmeisterschaft durchführt, muss den Sieger ja irgendwie auszeichnen.

So drängt sich ein Pokal auf. Meist handelt es sich um einen Wanderpokal, auch in unserem Schachklub. Als Turnierleiter bin ich für die Gravur zuständig. Nachdem vorletztes Mal der Graveur in Thun krank war und ich es letztes Jahr schlicht vergessen hatte, wollte ich es jetzt besser machen und bin letzten Samstag nach Frutigen gefahren, wo es ein Geschäft für Sporttrophäen hat. Heute konnte ich das Resultat der Arbeit abholen, wobei ich mir die Hinfahrt mit einem viertelstündigen Stau verdienen musste. Glücklicherweise hatte ich genügend Zeit berechnet. Heute Nachmittag an der GV kann ich unserem Seriensieger Reto endlich den gravurmässig aktualisierten Pokal überreichen.