3 Montag
Ich neige chronisch dazu, die beiden Klosterdörfer mit E zu verwechseln.
Das bessert nur, wenn man auch ein Bild davon hat, habe ich mir gesagt
und vor einiger Zeit Einsiedeln besucht. Jetzt war endlich das andere
dran: Engelberg.
Bei dieser Gelegenheit wollte ich auch noch abklären, ob ich den Titlis
fotografieren könnte. Die Antwort: Am Mittag steht die Sonne ziemlich
exakt drüber, was kein brauchbares Bild gibt. Ich muss das Vorhaben auf
nächsten Sommer verschieben. Aber Hauptsache, ich war endlich mal dort.
11 Dienstag
Und ab und zue planet si es attentat, loot’s aber glich nie lo gscheh,
do chunnt ere iri gueti chindetstube quer u dr närveschonend café.
Das ist ein Zitat aus dem Lied „Näbe de gleis“ von Patent Ochsner aus
ihrem Album „Fischer“. Leider ist unter den 200 YouTube-Videos von den
Ochsnern genau dieses nicht dabei. Es handelt von einer Frau, die auf
dem Bahnhof herumhängt, zwei Zigaretten kauft (kann man das heute noch?)
und besagten nervenschonenden Kaffee. Wenn sie nicht mehr weiss, wie
weiter, kommen ihr eben die Attentats-Gedanken.
Warum denke ich an dieses Lied? Nun, mir kommen manchmal auch
Gedanken, nach denen ich am liebsten die ganze Welt in die Luft fliegen
lassen möchte. Ich habe aber auch eine gute Kinderstube genossen und
glaube auch nicht an ein Jenseits, wo man mich für eine solche Tat
feiern würde. Ausserdem ist heute der Kaffee in den Bahnhof-Kiosks
besser.
23 Sonntag
Die Schachwoche. Nicht die Zeitschrift, die vor längerem eingestellt wurde,
weil sich auch die Schachspieler am liebsten im Internet informieren,
sondern meine letzte Woche, die im Zeichen des Schachs stand. So kann
ich wieder einmal meine Schachbrett-Symbolik einsetzen und die Tage von
Montag bis Freitag darstellen.
Am Montag lief, pardon, fuhr ich ins Schachlokal, um unseren Klubcup zu starten. Leider mit magerer Beteiligung von 10 Spielern. Ideal für einen Cup wären bekanntlich 16.
Auch am Dienstag hüpfte ich in meiner Eigenschaft als Turnierleiter nach Thun. Diesmal zur Vorstandssitzung, bei der wir beschlossen den Dienstag anstelle des Montags zum Spielabend zu machen.
So konnte ich mich am Mittwoch Abend vor den Computer setzen und bereits die Terminpläne für nächstes Jahr mit dem neuen Spielabend aufzusetzen. Die ersten drei Tage der Woche waren somit der Administration gewidmet.
Am Donnerstag war endlich auch für mich Schach spielen angesagt. Eine lange, zähe Partie ging zu Gunsten von weiss aus. Ich spielte leider mit schwarz.
Auch am Freitag war ich aktiv, aber mit den Jasskarten. Unsere „Konkurrenz“, die Schachfreunde Thun organisieren neu auch ein Jassturnier. Hier konnte ich mal ganz frei von Verantwortung der Durchführung mitspielen. Ich landete auf einem der letzten Plätze, aber der Organisator hatte genügend Preise eingekauft, so dass für mich noch ein kleiner Panettone rausschaute.
Was folgt ist jetzt eine Woche ganz ohne Schach. So abwechslungsreich ist das Leben eines Vereinsmeiers…
30 Sonntag
„Wo warst du?“ – „In Scholefo!“
Nach ein bisschen Hin und Her war klar, dass er in La Chaux-de-Fonds
war. Der Holländer, mit dem wir uns am Schachturnier befreundet hatten,
konnte halt kein französisch.
Ich war am Samstag auch dort, in der Stadt mit dem breiten Boulevard mit
seinen rechtwinklig abgehenden Seitenstrassen und seinen
Parallelstrassen. Hier an der Espacité, im Rücken des Fotografen beginnt
aber ein älterer Stadtteil mit Kirchhügel, wo die rechten Winkel Pause
haben.
Ich spazierte um diesen Hügel und wieder dem Boulevard entlang ans
andere Ende und dort den Hügel hinauf. Dort entdeckte ich ein Denkmal
des Bundesrates Numa-Droz und einige Wohnblocks, die durchaus aus
Sowjetzeiten hätten stammen können.
Die Skulptur wurde vermutlich zum 300j. Jubiläum der Marktrechte von La
Chaux-de-Fonds errichtet und zeigt das Stadtwappen mit dem Bienenkorb.
Im weissen Gebäude rechts befindet sich eine Migros-Filiale, die genau
am Tag meines Besuchs die Pforten schloss. Offenbar fahren die Bewohner
des Blocks lieber mit dem Auto ins Einkaufszentrum.
Auf einer erhöhten Längsstrasse wanderte ich zurück und stellte fest,
dass in etlichen Strassen Trolleybusleitungen hängen, aber keine
Trolleybusse unterwegs sind. Offenbar ist man daran, umzustellen. Man
sieht, ich stadtwandere sehr assoziativ und ohne Fokus auf
Sehenswürdigkeiten. Klar, Denkmäler und Kirchen sind selten zu übersehen
und die schaue ich mir auch genauer an. Und manchmal verwirrt mich auch
ein Gebäude.
Es sieht aus, wie eine Synagoge und es ich auch eine. Was mich
verwirrte, ist, dass sie von einem achtzackigen Stern gekrönt wird und
nicht von einem Davidsstern. Gemäss herumgoogeln kommt das noch in
anderen Synagogen vor. Die Synagoge liegt an nur eine Strasse vom
Boulevard entfernt, so dass ich mich gleich wieder auf diesem befand.
So toll der Boulevard auch ist in seiner Grosszügigkeit, ist er wohl für
einen 40 Tausender Stadt überdimensioniert. Ausser dem Bahnhofplatz und
dem Einkaufszentrum gleich daneben, wirkte die Stadt für einen Samstag
Nachmittag doch recht leer. Kein Vergleich mit dem fast gleich grossen
Thun. Die Chaux-de-Fonniers verlassen am Wochenende ihre Stadt.
Hier alles über Scholefo auf Wikipedia auf deutsch und noch ausführlicher auf französisch.