1 Donnerstag
Den Mittwoch habe ich mit einem Spaziergang in dieser Stadt begangen.
Bevor ich diese Postkartensicht von Freiburg zu sehen bekam, spazierte
ich vom Bahnhof westwärts durch den Boulevard de Pérolles mit der Idee,
irgendwo zur Saane hinunter zu kommen. Einen passenden Pfad fand ich
denn auch – einen recht steilen – der zu einer Staumauer führte. Der
gestaute See, der auch ein Naturschutzgebiet ist, ist der Lac de
Pérolles. Hier noch von weiter oben:
Von der Staumauer abwärts kam ich zu einer Abtei, wo ich einen steilen
Weg hinaufgehen musste und zu meiner Überraschung eine Nonne kreuzte.
Wieder abwärts ging es auf einem Strässchen namens Planche Supérieure,
von wo ich obige Aussicht genoss.
Diese Strasse endet in einen Platz vor der Kirche St. Jean. Es sieht wie eine eigenes Städtchen aus.
Hier konnte ich den Bus zurück zum Bahnhof nehmen. Ich hatte noch etwas
anderes vor: Eine Busfahrt nach Schwarzenburg. Es war eine schöne
Überlandfahrt. Ein Bus, der nicht häufig fährt. Nicht verwunderlich,
waren doch nur drei Passagiere nach Schwarzenburg.
8 Donnerstag
Wenn ich mein Auto in die Garage bringe, wo wie am Mittwoch um die
Sommerreifen zu montieren, kann es sein, dass ich mit Sachen wie
Pepperkakor oder Sill im Rucksack zurückkomme. Das liegt daran, dass ich
von der Garage in Oberdiessbach beste Verbindung nach Burgdorf und
somit zur sogenannten Shoppingmeile Lyssach habe, wo sich u.a. auch eine
Ikea-Filiale befindet.
Dort habe ich gefrühstückt, besagte Dinge gekauft und bin dann, weil ich
noch übrige Zeit hatte, spazieren gegangen. Auf die andere Seite von
Auto- und Eisenbahn.
Hier sieht man das Möbelhaus und den Tunnel, den die SBB auf freiem Feld
bauen musste, dass nebenan bei Emmi die Milch nicht sauer wird. Einen
Zug wollte ich natürlich auch noch knipsen. Gerade rechtzeitig kam
einer.
Sogleich entschwand er in diesem Tunnel und ich entschwand im Wald, denn ich beschloss, nach Fraubrunnen zu gehen.
Es war ein gemütlicher Waldspaziergang. Am Ende eines Weges hielt mich
ein Absperrband auf und ich fürchtete schon, ich müsse ein langes Stück
zurück. Aber da wurde mit klar, dass es sich nur um eine Markierung
handelte, die die Strecke des 100km-Laufes von Biel anzeigte. Dieser
Lauf findet am Wocheende statt.
Als ich aus dem Wald kam, bot sich mir eine kleine Laube zum Ruhen an.
Gemäss Beschriftung von oder für Anna und Kevin gerrichtet. Mit
Gästebuch. Ich wollte aber anonym bleiben und schrieb nicht hinein.
Von dort hatte ich Fraubrunnen bereits in Sicht und war auch eine
halbe Stunde später dort. Ein sogenannte Stundenstein informierte mich,
dass ich vier Stunden von Bern entfern sei. Ich wählte aber den
schnelleren Weg und bestieg den nächsten Zug der RBS. Vorher warf ich
aber noch einen Blick in den Schlosspark und aufs Schloss Fraubrunnen.
11 Sonntag
Schach passt ja bestens in ein Schloss und so auch, dass der Schachklub
Bümpliz sein Spiellokal im Schloss Bümpliz hat. Dort spielten wir Thuner
gestern Samstag. Allerdings fand im Nebenraum eine Versammlung einer
„Theologischen Gesellschaft“ statt. Eine Gesellschaft, die ihre
Theologie vor allem singend vertrat. Laut singend, damit es der Herr im
Himmel auch hört.
Unsere Gastgeber packten somit die Schachbretter wieder ein und wir verlegten das Spiel in den nahegelegenen Pavillon.
Im Bild rechts der Pavillon und im Hintergrund das Schloss. Der Pavillon
ist ein hübsches kleines Lokal, wo man sicher gut Feste feiern kann.
Für uns wurde es allerdings kein Fest, denn wir verloren mit viereinhalb
gegen eineinhalb Punkten. Mit mir konnte ich als einziger Sieger
zufrieden sein, als Mannschaftsleiter aber nicht mit dem Gesamtresultat.
18 Sonntag
Es geht wieder ums Essen, denn am Samstag luden meine Nichte und
ihr Mann zum Hochzeitsapéro. Wir waren im Restaurant „La Péniche“ am
Barkenhafen. Ich packte mir zwischendurch einen Teller, lud eine
Bruschetta, einen Caprese-Spiess und ein Lachsröllchen drauf und
posierte ihn auf dem Balkon.
Auf der anderen Seite des Barkenhafens – in nobleren Gegenden hiesse das
wohl Jachthafen – liegt das Bieler Strandbad. Man sieht genau diese
Ecke, wo ich zu Gym- und Studentenzeit manchen Nachmittag verbrachte.
Zurück zum Essen: Der warme Gang bestand aus Egli-Filet, Poulet-Saté mit
Erdnusssauce und Gebäcken. Nach alledem mochte man kaum mehr einen
Bissen, aber schliesslich war da noch das Dessert:
Aber eigentlich ging es ja noch um eine Hochzeit. Das Paar hatte eine
Fotobox aufgestellt, wo sich alle Gäste mit oder ohne Maske porträtieren
und diese Bilder in ein Album einkleben konnten.
21 Mittwoch
Beim Aufräumen habe ich noch ein Album mit ein paar alten Fotos entdeckt und auch ein Postkarte von Biel.
Auch wer die Stadt gut kennt, hat wohl Schwierigkeiten, sie zu erkennen.
Immerhin ist der Bahnhof gut zu sehen, mit der Linie nach Neuenburg im
Vordergrund. Die Strasse rechts schein bei zwei Pappeln zu enden (oder
aucht nicht) und dahinter ist eine Fabrik. Auf diesem Gelände würde
später der Block errichtet, in dem ich teilweise aufgewachsen bin.
Es handelt sich wahrscheinlich um eine s/w-Foto, das nachträglich
koloriert wurde. Dabei hat der Bearbeiter wohl auch das Alpenpanorama
etwas nachgebessert.
25 Sonntag
Heute war ich zum ersten Mal in diesem Gebäude
Knapp als Kirche erkennbar – die Kirche von Diemtigen. Gerüstet waren
auch wir, J. und ich, nämlich mit zwei Harassen Bier, dem bereits
vorgestellten Grut-Bier, das wir für diesen Anlass gebraut hatten.
Als erstes ging es aber nicht um die 500 Jahre Reformation, sondern um das 100-Jahre-Jubiläum dieser Malerei:
Sie stellt Jesu-Himmelfahrt dar und ist ein Werk des Berner Malers Paul
Zehnder, der sich auch gerne Pablo nannte. Er war aber kein Picasso,
sondern wie man sieht, ein konkreter Maler und seine Arbeit in Diemtigen
war der Beginn seiner Spezialisierung auf Kirchenmalerei. Wenn die
Darstellung tanzender Frauen, mehrheitlich blau gewandet, an Bilder von
Ferdinand Hodler erinnert, ist das kein Zufall, denn diese Tanzszenen
waren vor hundert Jahren in der Malerei gross in Mode und gehen auf die
damals entdeckten Fresken der Minoer zurück.
Ja, die heutige Predigt war nur zum kleineren Teil eine Predigt und zum
grösseren ein Vortrag über Leben und Schaffen des Malers Pablo Zender.
Vor der Kreuzigung und der Himmelfahrt war bekanntlich noch das Abendmal
und die Nacht im Garten Gezemaneh. Diese ist im zweiten Werk Zehnders
im Chor dargestellt:
Die schlafenden Jünger und Jesus, dem ein Engel erscheint. Dem Thema
entsprechend düster und wäre noch düsterer, hätte man die Kuppelwand
nicht weiss übermalt, weil jener Teil der Malerei beschädigt war.
Interessant auch das Fenster, welches Scherenschnitt-ähnliche Ornamente
enthält, welche möglicherweise auch von Zehnder sind, wozu aber
Nachweise fehlen. Das oberste Ornament zeigt einen sechszackigen Stern.
Ein Davidsstern, oder auch ein Brauerstern – womit wir beim Apéro im
Kirchgemeindehaus wären.
Etwa zwanzig Kirchbesucher kosteten vorsichtig das Grutbier und befanden
es mehrheitlich als gut. Ein paar Flaschen blieben übrig (für die
nächste Sitzung des Kirchgemeinderates…). Wir können wohl das Experiment
als geglückt betrachten und wer weiss, vielleicht entspringt diesem ein
neuer Auftrag.
Ganz wenig zu Paul Zehnder auf Wikipedia.