7 Sonntag
Noch ein Blick zurück auf Freitag: Vor der Reise nach Langenthal zur
Aktionärsversammlung von Hasli-Bier entschloss ich mich zu einem
Vorglühen der anderen Art. Ich schlug noch einen Haken zur Gelateria und
liess mir eine Kombination aus Himbeer, Rhabarber und Limone auf ein
Cornet propfen.
Dann ging es wirklich ins Bier, ebenso wie am Sonntag Nachmittag. Da
wurden wir mit Eis von oben herab beglückt: mit Hagel. Es prasselte ganz
dramatisch aufs Dach, aber die Hagelkörner schmolzen schnell, so dass
der Boden nicht weiss wurde. Schäden haben wir im Diemtigtal, soweit ich
es beurteilen kann, keine zu beklagen.
11 Donnerstag
Da geisterte in den Online-Portalen der Hinweis auf einen Test herum,
dem man entnehmen kann, mit welcher Wahrscheinlichkeit man die nächsten
fünf Jahre überlebt. Was für ein Blödsinn, habe ich mir gesagt – und ihn
gemacht.
Nun, ich werde mit 98 prozentiger Wahrscheinlichkeit noch mindestens
fünf Jahre leben. Das ist schon recht gut und wenn man bedenkt, dass der
Fragebogen mit statistischen Daten aus Grossbritannien abgeglichen ist,
kann ich als glücklicher Schweizer sicher noch ein Prozentchen
drauflegen.
Es gibt im Internet ja noch etliche solche Lebenserwartungstests. In
diesen werden deutlich mehr Gesundheitsfragen gestellt und sind wohl
auch präziser. Ich erhalte dort jeweils eine Lebenserwartung zwischen 80
und 85 ausgerechnet, so dass auch obiges Resultat plausibel ist.
Wie dem auch sei: Auch die schönsten statistischen Daten können keinen
Unfall oder eine schwere Krankheit voraussehen (zum Glück). Den
Ratschlag, jeden Tag zu leben, als ob er der letzte wäre, halte ich zwar
für übertrieben, aber geniessen sollte man wirklich jeden Tag.
22 Montag
Darf man da wirklich reinbeissen. Weissbrot, Salami und noch etwas Butter. Alles Substanzen, die nicht gerade als gesund gelten.
Nun, dies war heute mein Mittagessen, das ich auf meinem
Trainspotting-Ausguck verdrückt habe. Ich bin weder Vegetarier, noch
leide ich an einer Lebensmittelallergie. Gerade letzteres ist für die
Betroffenen ein ernsthaftes Problem und kann sogar lebensbedrohlich
sein. Darum habe ich auch etwas Mühe mit jenen, die ich
Lifestyle-Allergiker nenne, speziell die Gluten-Verächter. Zugegeben,
die erhöhte Nachfrage nach glutenfreien Produkten nützt auch den
Zöliakie-Betroffenen, indem das Angebot besser wird. So hat alles zwei
Seiten. Solange mir niemand vorschreibt, was ich essen darf, tue ich es
bei anderen auch nicht.
26 Freitag
Da hatte ich nach dem Besuch bei meiner Zahnärztin und vor dem
Freitagsstammtisch noch etwas Zeit und da ich von Bümpliz herkam, stieg
ich am Europaplatz aus dem Tram, um mir diesen einmal anzusehen.
Hier steht das schon besprochene Haus der Religionen. Auch den
Konsumgöttern kann hier gehuldigt werden und so testete ich, weil ich
gerade Hunger hatte, das Angebot bei Subway. Nach einem aufwendigen
Ritus (Welches Brot, welcher Inhalt, welche Sauce) erhielt ich ein
Sandwich, das mich nicht sehr überzeugte. Diese Religion wechsle ich
gleich wieder.
28 Sonntag
Wer Nespresso trinkt hat vielleicht auch ein schlechtes Gewissen.
Einerseits wegen der Alu-Kapseln, die doch vorwiegend im Abfall landen,
andererseits wegen des relativ hohen Preises. Acht bis zwölfmal soviel
wie offener Kaffee koste der Kapselkaffee, habe ich schon gelesen. Das
ist schwer zu beurteilen, da es bis jetzt keinen offenen Kaffee gab, der
auch in Kapseln erhältlich war. Endlich hat Migros ihren Standardkaffee
namens Boncampo in Kapseln im Angebot. Dort kosten zwanzig Kapseln mit
total 100 g Kaffee Fr. 4.40, der hundert Gramm Preis des gemahlenen ist
Fr. 1.10. Also Faktor vier. Bei Nespresso mag der Faktor höher sein, da
man noch ein Lifestyle-Konzept darum herum gebaut hat. Aber das legt
sich langsam.
29 Montag
Da bin ich heute auf einen Artikel von Sarah Wiener
gestossen, der Fernseh-Köchin, die ebensoviele Fans wie Verächter hat.
Sie wundert sich darüber, dass die Veganer sich naturnah geben, aber
trotzdem stark verarbeitete oder künstlich hergestellte Lebensmittel
konsumieren. Sie meint, Sojamilch sei ebenso künstlich wie Coca-Cola.
Klar, dass sie viel Gegenrede kassierte.
Sie spricht aber etwas an, über das ich mir auch schon Gedanken gemacht
habe. Das liegt daran, dass ich vor längerer Zeit einen
Vollwert-Kochkurs gemacht habe. Eine ganze Woche haben wir
Kursteilnehmer in einem geschlossenen Restaurant vollwertige Menus zu
kochen, d.h. mit Lebensmitteln, die möglichst wenig verarbeitet wurden.
Keine vegane, aber doch eine vegetarische Küche. Nur Mehlspeisen wie
Brot und Teigwaren, natürlich Vollkorn, waren stärker verarbeitet.
Ich weiss nicht, wie der Kursleiter heute darüber denkt, denn damals
dacht man bei sogenannten Ersatzprodukten nur an Tofu. Ob er heute auch
mit Reismilch, Seitan und Ähnlichem hantiert? Ich glaube nicht.
Ich habe auch schon den Räuchertofu gelobt und mit Reismilch
experimentiert. Aber vegetarisch kochen heisst für mich weiterhin:
Gemüse, Früchte, Getreide – alles so naturbelassen wie möglich.