Sonntag, 1. Dezember 2013

Der Dezember 2013

Was man nicht wissen sollte
Wenn man so in den Zeitungen blättert – in den Gratiszeitungen, aber auch in den anderen – oder im Internet auf Blogs, Twitter oder Facebook herumschnüffelt, fragt man sich manchmal: „Haben die nichts gescheiteres, um darüber zu schreiben?“ oder „Muss ich das wirklich alles wissen?“
Die schlechte Nachricht ist: Sie haben nichts gescheiteres. Die gute ist: Man muss das wirklich nicht wissen. Man muss den „Star“, der kürzlich die Hosen heruntergelassen hat, nicht kennen, denn er ist sowieso nur ein Star, weil die Medien so begierig darauf gewartet haben, dass ebendies passiert. Ebenso wenig muss man die TV-Sendung gesehen haben, wo sich die gegnerischen Parteien – seien es politische, oder private – angeschrien haben.
Nur, wie geht man damit um, wenn die anderen davon reden und man anscheinend alleine mit seiner Unwissenheit ist? Man kann natürlich den anderen zeigen, dass es unter der Würde eines gebildeten Menschen ist, sie da auszukennen, was vermutlich eher schlecht ankommt. Dann gibt es die philosophische Variante: Man redet mit (man hat ja sowieso das eine oder andere mitbekommen), aber aus der Beobachterwarte. Man diskutiert, warum sich die Leser oder die Journalisten für hosenverlierende Skandalnudeln interessieren. Oder was es für die Demokratie bedeutet, wenn ihre Exponenten in Schreishows auftreten.
Ganz Mutige können auch auf naiv machen. Sie können mit grossen Augen nachfragen, was den diese skandalösen Ereignisse für die Zukunft des Planeten bedeuten. Sind es Vorboten einer kulturellen Revolution? Oder ein Ausdruck der Klimaveränderung? Müssen wir alle sterben? – Ok, letzteres sowieso. Aber ist es wirklich wegen … aber halt, offiziell weiss ich natürlich nichts davon!

Weihnachtsessen
Es ist vollbracht: Am Mittwoch Nüsslersalat, Rindfleischspiess, Waldbeerengratin und am Freitag Blattsalat, Entrecote, Apfelstrudel. Da war mein Magen, der kein Essen nach 19 Uhr mehr gewohnt ist, echt gefordert.
Gerade beim Firmenessen am Freitag habe ich wieder gemerkt, dass mir die Stehapéros, wie sie ab und zu in unserer Cafeteria stattfinden, lieber sind. Nicht nur, weil sich das Essen ein bisschen besser verteilt, sondern auch, weil man sich jederzeit bewegen kann. Ein Esssaal ist eine eher enge Sache. So kam es, dass sogar ich, der Nichtraucher zwischen den Gängen vor die Türe floh. Aber klar, es gibt sicher auch Leute, welche genau das schätzen, dass sie am Tisch bleiben können und bedient werden.
Alle kann man nicht befriedigen. Und so hätten wir den Salat:

Um mit Peach Weber zu sprechen: Überall het’s Pilzli dra! Bei mir, gerne!

20 Freitag
Am Freitag Abend feierte unser Bierclub Weihnachten. Nachbarin M. (ja, die mit der Türdeko) hat ihre Krippenfiguren in unseren Gemeinschaftsraum gestellt. Eine Kleinigkeit fehlte allerdings:


Ja gut, es sollten eigentlich drei Weise sein, die angereist sind. Einer hat sich für diesen Abend entschuldigen lassen. Es geht mir aber um etwas anderes. Wie gesagt, es war die Feier des Bierklubs!

Genau! Das Bier musste noch aufs Bild. Und anschliessend habe wir es kreisen lassen – von den Weisen zu den Kamelen, dann zu Hirten und Schafen, zu Maria und Josef, Esel und Ochs – das Christuskind trank heimlich.
Genug Blödsinn erzählt, lieber noch das Bier vorstellen: Der Braumeister nennt das Weihnachtsbier jeweils „Schwarzenberg“, weil wir am Hang ebendieses Berges wohnen und weil es immer dunkel ist. Variationen gibt es bei den Gewürzen. Dieses Jahr versuchte er es mit Vanille. Man merkte aber nichts davon, was möglicherweise auch gut war.

24 Dienstag
Seit längerem ist der 24. Dezember bei mir kein Feiertag mehr. Ich habe mich so dem angelsächsischen Brauch angeschlossen, wo der „Christmas Eve“ auch nur der Tag vor Weihnachten ist. Immerhin ist es aber ein freier Tag, da unsere Firma geschlossen ist. So kann ich doch kurz in der Stadt vorbeischauen, ohne aber in Einkaufsstress zu geraten.
Gelegentlich ist der 24. Dezember gleichzeitig der 4. Adventssonntag. Nicht dieses Jahr, erst 2017 wieder.

Advent heisst Ankunft und die Adventszeit ist jene Zeit, in der man auf die Ankunft des Messias wartet. Eigentlich ist hat diese Ankunft vor 2000 Jahren schon stattgefunden, aber man tut jedes Jahr wieder so als ob. Als ich letzten Sonntag obiges Bild schoss, wartete ich auch auf die Ankunft – auf die meiner Nachbarn zum Zvieribier.

Der Weihnachtsgruss


Silvester
Zum heutigen Silvester habe ich meine Schachfiguren nicht auf dem Brett, sondern rund um eine Beschädigung meines Fussbodens gruppiert. Ich hatte dieses Jahr auch im übertragenen Sinn nicht immer festen Boden unter den Füssen. Aber wie das so ist: Man schaut sich den Schaden an und schaut wie es weiter geht. So habe ich im nächsten Jahr noch ein paar andere Dinge zu flicken, als nur den Fussboden. Den Boden will ich im Laufe des nächsten Jahres einem Profi anvertrauen. Nach über 20 Jahren darf es ein neuer sein. Ein Glas darauf schmeissen werde ich aber heute Abend nicht, denn das grosse Anstossen findet vor dem Haus statt. Prost!

Freitag, 1. November 2013

Der November 2013

2 Samstag
Wenn man eine zweistündige Fahrt als Katzensprung bezeichnen kann. Aber so ist nun mal die Redensart und dank GA und SBB ist Basel und auch der Rest der Schweiz recht schnell und quasi gratis zu erreichen.Münster und Wettsteinbrücke
Von der Basler Herbstmesse habe ich zwar gehört, dass sie aber noch im Gange ist, war mir nicht bewusst. So beschloss ich, meinen Hunger an einem Stand beim Münster zu stillen. Aber erst musste ich hungrig werden. Ich spazierte vom Bahnhof die St. Alban Anlage hinunter bis zum St. Alban Tor. Das Quartier dort heisst übrigens … St. Alban. Dort befindet sich auch noch ein Stück Stadtmauer und parallel dazu ein Wohnblock. Muss ein interessantes Gefühl sein, die Stadtmauer vor dem Fenster zu haben. Und mit einem Spazierweg dazwischen. So kann man auch in der Stadt erleben, wie es ist, an einem Wanderweg zu wohnen.Stadtmauer
Ich marschierte von der Stadtmauer dem Rhein entlang bis zum Einfluss der Birs. Endlich mal die Birs. Wenn ich bis jetzt das Wort Birs in den Mund nahm, wurde ich einmal korrigiert, es handle sich um die Birsig (!), ein andermal, war es die Wiese. Diesmal stimmte es aber. Ich mochte den Fluss aber nicht weiter erforschen, sondern ging, weil ich jetzt tatsächlich Hunger hatte, zum Münster.
Dass ich den Rest des Nachmittags an der Herbstmesse herumhing, anstatt noch etwas mehr Basel zu erforschen, ist zwar schade, aber die Stadt gibt es ja hoffentlich nächstes Jahr immer noch.

8 Freitag
Auf dem Bundesplatz. Zum dritten Mal gibt es dieses Jahr diese Lightshow und diese habe ich mir am Donnerstag Abend angeschaut.
Rendezvous Bundesplatz 2013
Die Lichteffekte sind wieder super, die Geschichte – na ja. Das Bundeshaus wird zum Märchenschloss in dem der König der Schweiz und die Prinzessin Helvetia leben. Sie soll den Wilhelm Tell heiraten, liebt aber den gefangenen Uhrmacher. Als dieser endlich frei ist, entschliesst sie sich aber doch, ledig zu bleiben. Den Einstieg in die Show bildet Mani Matters Lied „Dynamit“, das gegen Schluss noch eine Bedeutung bekommt, und einer Hommage an Gottlieb Duttweiler (und somit an Sponsor Migros) mit zerspringenden Fenstern am Bundeshaus (täuschend echt).
Vielleicht gehe ich mir das Ganze noch einmal anschauen, denn manches beachtet man ja erst beim zweiten Mal.
Drei weitere Bilder findet man am Schluss meines Flickr-Albums Bern.

18 Montag
Vor ein paar Tagen habe ich auf einem Bänkchen an der Worble Mittag gegessen. Diese Fertigsalatportiönchen in der Migros meide ich zwar normalerweise, aber diesem konnte ich nicht widerstehen: Ochsenmaulsalat.
Wenn ich mir so vorstelle, ich hätte den Kopf eines Rindviechs vor mir und müsste ein Stück des Mauls abschneiden – es würde mich grausen. Aber zum Glück hat das der Metzger gemacht. Gepresst und in feine Scheiben geschnitten, an einer Vinaigrette mit Gurkenstückchen, sieht es schon ganz anders aus. So mag ich das Zeug. Schon durch das darüber schreiben, bekomme ich wieder Appetit darauf.

20 Mittwoch
Die Schweizer Blogger und Twitterer haben hatten letzte Woche nicht nur Fototermin. Einer hat auch ein neues „Projekt“ angerissen, das jetzt hin und her diskutiert wird. Kevin hat einen Offline-Day initiert, also einen Tag, an dem auf alles, was mit Internet zusammenhängt, verzichten will. Vorsichtshalber hat er sich für einen Sonntag – den 15. Dezember – entschieden.

Er gibt auch zu, dass er sich die Sache mit dem Sonntag etwas leichter macht. Am Sonntag gibt es sicher mehr Zerstreuungsmöglichkeiten. Nicht zuletzt, an diesem Adventssonntag mit Weihnachtsmarkt und Sonntagsverkauf.
Meine Haltung dazu ist noch etwas zwiespältig. Einerseits denke ich, dass man den Online-Konsum jeden Tag richtig dosieren sollte. Ein Offline-Tag ist so ein Eingeständnis, dass man es nicht im Griff hat. Andererseits muss ich zugeben, dass ich auch manchmal übertreibe. Ausserdem mache ich ja ab und zu eine Fastenwoche, was doch etwas ganz ähnliches ist.
Darum heisst hier, wie in so vielem die Devise: Schaue jeder selbst, was gut für ihn ist.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Der Oktober 2013

6 Samstag
Wenn man sich in Zürich herumtreibt, steht man früher oder später auch vor dem Denkmal des Hans Waldmann. Wieder zuhause liest man dann dessen Geschichte nach. Er war ein richtiger Emporkömmling. Hat sich als Kleinbürger über Kriegsdienste (Burgunderkriege) eine guten Ruf geschaffen und wurde über die erstarkten Zünfte schliesslich Bürgermeister der Stadt. Natürlich schmiedete er auch allerlei Bündnisse und Intrigen, half bei Verurteilung und Hinrichtung eines Gegners nach und verlor schliesslich selbst seinen Kopf durch das Richterschwert.
Waldmann Denkmal
An der Veranstaltung, an der ich war, verlor zwar niemand seinen Kopf, zumindest nicht konkret, aber es ging auch um einen Aufstieg und einen – möglichen – Untergang. Den der EU nämlich, bei einer Lesung von Henryk M. Broder aus seinem Buch „Die letzten Tage Europas“. Wobei der Buchtitel auch geraden den darin beklagten Fehler macht, Europa und EU gleichzusetzen. Broder ist ein scharfzüngiger Kritiker, aber, im Gegensatz zu den Veranstaltern der Lesung, kein absoluter Gegner der EU. Nicht einmal des Euros. Er wolle, sagte er, einfach Missstände anprangern. Er findet, dass das krampfhafte Festhalten am Bisherigen und Weiterentwickeln in die gleiche Richtung, die Grundidee der EU eigentlich gerade gefährden. Alternativlosigkeit ist sein Schimpfwort.
Broder unterscheidet sich darin vor Prof. David Dürr, der in einer witzigen Conference darlegte, dass die Schweiz in manchen Punkten gar nicht so viel demokratischer ist, als die EU, der man undemokratische Strukturen vorwirft. Allerdings ist Dürr durch und durch ein Anti-Etatist, der staatliche Strukturen komplett ablehnt. Selbst das Gewaltmonopol, also die Polizei würde er privatisieren. Eine wohlfeile Forderung eines Pensionärs, der in einem der sichersten Länder der Welt lebt. Broder, der schon mehrmals überfallen wurde (in Zürich und in Berlin), empfahl ihm folgerichtig einen Besuch in Somalia oder Gaza, wo dieser Traum Wirklichkeit ist.
Zurück zu Broder. Ich bin natürlich nicht mit allem einverstanden, was er sagt, aber ich mag seine Art der Polemik und der direkten Ansprache, anstatt darum herum zu reden. Mir käme es ja nie in den Sinn, jemanden zu beleidigen, wie er es tut. Das Buch habe ich nicht gekauft, ich kenne ja das meiste daraus durch Zitate und eine TV-Reportage gab es auch. Aber ich habe das Buch zu einer anderen TV-Serie : „Entweder Broder“. Er reist mit Hamed Abdel-Samad durch Deutschland und erlebt so einiges. Auch dort gibt er gerne den Provokateur.
Es waren also zwei ganz vergnügliche Stunden, die ich da erlebte. Das Publikum war, wen verwundert’s, wohl eher dem Rechtsfreisinn  oder der SVP zu zuordnen – Claudio Zanetti machte den Ansager. Ich konnte ein paar Worte mit der unzimperlichen Twittererin Dani Brandt wechseln („Ah, du bist doch der mit dem Bier“) und ein Promi lief mir auch noch über den Weg: Bruno Stanek. Gut, vielleicht waren noch andere Promis im Publikum, aber die kannte ich nicht.

15 Dienstag
Heute ist der finnische Staatspräsident Sauli Niinistö zum Staatsbesuch in Bern. Grund für mich, nachzudenken, was mir zu Finnland in den Sinn kommt.
Als erstes natürlich meine zweite Interrail-Reise 1982, als ich über eine Woche in Finnland war. Das sind Erinnerungen an abgelegene Jugendherbergen, Wälder voller Mücken, öde Busbahnhöfe im Norden. Dann eine Ruderfahrt auf etwa drei der unzähligen Seen bei Kuopio. Die Sprungschanzen von Lahti. Die Trams und die Felsenkirche von Helsinki. Und auch immer das ungläubige Staunen, wenn man finnische Beschriftungen zu entziffern versuchte. Zum Glück ist vieles auch auf schwedisch und in Touristenorten natürlich auch auf englisch angeschrieben.
Zehn Jahre später wäre es vielleicht noch einmal zu Finnlandferien gekommen. Ein damaliger Arbeitskollege – mit einer Finnin verheiratet – hatte ein Häuschen im Süden Finnlands, das er vermietete. Ich hatte das aber mehrmals vor mir hergeschoben und so verlief sich das Ganze. So kam ich erst auf meiner Baltikumreise 2009 wenigstens wieder in die Nähe von Finnland.
Und die Bilder? Na ja, 1982 habe ich natürlich noch keine Digitalkamera mitgeführt und mit dem iPhone Papierbilder abfotografieren ist doch etwas öde. Aber noch ein kulinarischer Tipp: Kalakukko. Ein Brot mit Fischfüllung. Kann man als Ganzes machen, wie im folgenden Rezept, oder klein, in Bürli-Grösse. Letzteres ist ideal als Wanderproviant.

22 Dienstag
Wann immer Abstimmungen vor uns stehen, werden die beteiligten Parteien nicht müde, uns Gold- oder Pechregen vorauszusagen, je nach dem , was wir stimmen werden. Die Horrorszenarien sind meistens besonders wild und wenn es in den letzten Jahrzehnten immer danach gegangen wäre, würde die Schweiz schon längst nicht mehr exisiteren.
Da ist die Drohung, die Frau Leuthard kürzlich ausgesprochen hat, eher harmlos. Sie meinte, im Falle, dass die Erhöhung des Preises der Autobahnvignette auf 100 Franken abgelehnt würde, der Benzinpreis um 6 Rappen pro Liter erhöht werden müsste. Da musste ich gleich mal nachrechnen: Die 60 Franken teurere Vignette entspricht dann dem Verbrauch von 1000 Litern Benzin. Da meine Auto ca. 8 l/100km verbraucht, sind das 12’500 km, die mich 60 Franken kosten. Der Clou ist, dass ich tatsächlich 10-15’000 km im Jahr fahre. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich mit beiden Varianten zum gleichen Resultat komme.
Das Problem ist, dass man bei Gebühren und Steuern nie ganz sicher ist, wie sich das Ganze entwickelt. Wird die 100-fränkige Vignette in ein paar Jahren wieder teurer? Wird die Benzinsteuer mehr erhöht, als angekündigt? Oder gar beides?
Bei der Verkehrspolitik stehen zur Zeit die „Flatrates“, wie z.B. das GA unter Beschuss und auch die Vignette kann man als „Flatrate“ betrachten. Die Benzinsteuer hingegen verbrauchsorientiert. Da ich im Zweifelsfall dem Verursacherprinzip zuneige, müsste ich also mit nein stimmen. Ganz anders, als ich es ursprünglich vorhatte.

26 Samstag
Die Initianten des Geoblogs können nicht nur Rätsel stellen, sie können auch einschenken. Vorausgesetzt, man befindet sich auf einem Berggipfel.
Guggershörnli 2013
Christian (@chm, links) und Adrian (@Herr_Natischer, rechts) luden zur Wanderung aufs Guggershörnli und sieben Geoblog-Rätsler folgten. Dass die beiden nicht nur Geos, die Erde, im Griff haben, sondern auch die Atmosphäre, zeigte sich am Superwetter, das wir an diesem Samstag hatten. Die makellose Sicht bis zur Jurakette erwärmte das Herz des Seeländers unter den Teilnehmern – dass der Gantrisch die Sicht zu seiner neuen Heimat verwehrte, ertrug er stoisch.
Guggershörnli
Etwas weniger stoisch ertrug der Höhenängstige, dass eine Teilnehmerin (die einzige Frau in der Gruppe), den geschützten Bereich verliess, um auf dem obersten Teil der Hörnlis die Aussicht zu geniessen und ein Bild von uns zu machen. Das Glas heben und in die Kamera lächeln, heisst es in solchen Momenten.
Das Glas zu heben, galt es im Anschluss bei einem Besuch beim Erzbierschof in Köniz. Beim Erzbierschof kann man, wie der Name sagt, Bier trinken, fernsehen, töggelen und Schränke und Regale abschreiten um hunderte von Bieren zu betrachten und das eine oder andere Fläschchen in das man sich verliebt hat, käuflich erwerben. Ehrlich gesagt: ich könnte sie alle …. kaufen – und jeden Abend eine geniessen!

Sonntag, 1. September 2013

Der September 2013

10 Dienstag - Erinnerung an die Ferieninsel
Jetzt ist genau sieben Jahre her, als ich das letzte mal auf „meiner“ Ferieninsel war. Nicht auf Mallorca, Ibiza oder den Kanaren, nein auf Bornholm. An zwei von vier Malen wohnten wir in dieser ehemaligen Fischerhütte.

An die Ferien 2003, als dieses Bild entstand, erinnerte mich meine Musik auf dem iPod. Das Album des dänischen Duos Rollo & King, die 2001 am ESC teilgenommen hatten und Zweite wurden. Ich kenne Popmusik aus anderen Ländern vorwiegend dank dem ESC.
Wir kauften immer bei Brugsen ein, dem dänischen Coop, der auch Non-Food-Artikel anbietet. Da entdeckte ich ein Gestell mit CDs und fand die genannte. Alle Lieder in Dänisch, was mir gut passt, denn ich mag sprachliche Vielfalt.
Darum auch hier das Video der dänischen Version ihres ESC-Beitrags.

16 Montag
Dieser Montag war, man muss es wohl niemandem erklären, ziemlich verregnet. Aber schliesslich war das mein erster Ferientag und so wollte ich nicht zuhause sitzen bleiben. Gegen zehn verliess ich das Haus Richtung Spiez um dort den Zug nach Zürich zu nehmen. Warum nicht einfach in der aufregendsten Stadt der Schweiz ein bisschen Tram fahren gehen…
Es waren schliesslich nicht nur Trams, die zum Zuge kamen, sondern auch Trolleybus, Autobus und S-Bahn. So warf ich auch einen Blick auf die Flugplatzstadt Dübendorf. Hierbei konnte ich wieder einmal den Unterschied zwischen einer statistischen Stadt (über 10’000 Einwohner) und einer historischen Stadt feststellen. Dübendorf, obwohl doppelt so gross wie Spiez, wirkt nur halb so städtisch. Kein Schloss, keine Altstadt – dafür viel Industrie.
So fuhr ich wieder nach Zürich. Um nicht zu früh zurück zu sein, denn ich wollte noch schnell in den Schachklub, nahm ich den Umweg über Zug und Luzern. Im Klub nahm ich noch schnell ein paar Resultate auf und war schliesslich um halb neun zu Hause. Was mir nun auffiel: ich habe seit dem Frühstück nichts getrunken und einzig in einem Migros-Restaurant eine Portion Chicken-Nuggets gegessen. Trotzdem hatte ich auch am Abend weder Hunger noch Durst. Dem habe ich dann halt mit einem Bier entgegengewirkt.
Da der ganze Tag grau in grau war, gibt es leider kein Bild. Aber die Ferien haben ja erst gerade begonnen.

17 Dienstag
Am Dienstag Morgen zweifelte ich noch daran, ob ich das Haus überhaupt verlassen würde. Aber da drang doch ab und zu ein Sonnenstrahl bis in meine Lesestube hinein und so machte ich mich doch noch auf. Nur etwas kleines: Wieder einmal mit dem Bus von Thun nach Interlaken fahren.
Ein Stadtbus, der den ganzen See am Nordufer entlang fährt. Zwischen Beatenbucht und Sundlauenen hat man, wenn man auf  rechts sitzt, zwischendurch den Blick in den Abgrund. Dies ist noch gruseliger, als wenn man selbst fährt, denn dann konzentriert man sich ja auf die Strasse. Ich stieg eine Station vor Interlaken aus – in Unterseen – um mir den kürzlich neu gemachten Stadtplatz anzuschauen.
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Sieht wirklich sehr hübsch aus. Die Unterseener sind ja auch etwas stolz darauf, dass sie die Stadt sind und nicht Interlaken. Ich ging noch ein bisschen um die Häuser herum, auch um die Kirche, die noch den Originalturm aus dem 15 Jahrhundert vorzeigen kann.
Anschliessend spazierte ich  gemütlich der Aare entlang nach Interlaken-Ost, wo ich mich an der Schiffstation noch etwas an der Sonne erfreute, bevor ich einen Regionalzug nach Spiez bestieg. So hatte ich den Thunersee umrundet und war am frühen Abend wieder zu Hause.

18 Mittwoch
Ich hatte nach dem Essen die Idee, einmal die Postautolinie 100 auszuprobieren: Wohlen – Detligen – Aarberg. Eine richtige Panoramastrecke. Zuerst sieht man die Alpen, dann die drei Seen und schliesslich den Jura. Am liebsten hätte ich den Rückweg auch gemacht, aber ich hatte noch einen anderen Plan. Die SBB bietet neuerdings eine iPhone-App an, mit der man Kilometer sammeln kann. Darum fuhr ich von Aarberg via Lyss nach Bern und von dort nach Spiez. So habe ich bereits die ersten 50 Kilometer gesammelt und pro 500 km gibt es einen 5 Franken Gutschein. Es würde mich nicht wundern, wenn ich in diesen Ferien schon einen, wenn nicht zwei Gutscheine verdienen würde. wie lange es dieses Angebot noch gibt, weiss ich nicht, denn es wurde in der Presse bereits moniert, man belohne die Vielfahrer, die die Züge eh schon belasten.

19 Donnerstag - Centovalli
Lago Maggiore

Der Lago Maggiore, um genau zu sein. Den erreicht man von Spiez am schnellsten via Centovalli – Grund genug endlich mal diese berühmte Strecke zu fahren. Zuerst zwei lange Tunnel bis Domodossola und dann die Centovallibahn. Voll natürlich. Aber man muss den anderen diese schöne Fahrt ja auch gönnen können.
Trotzdem war mir bei der Ankunft in Locarno klar, dass ich den Rückweg via Gotthard nehmen würde, trotz einer Stunde längerer Fahrzeit. Locarno ist in meinen Augen keine schöne Stadt. Wenn der See nicht wäre, wollte wohl kaum jemand hierher kommen. Ich hielt es nicht lange aus und fuhr nach Bellinzona weiter. Hierhin dagegen muss ich noch einmal. Eine hübsche Altstadt und natürlich die drei Burgen lohnen eine längere Erforschung.
Die Rückreise war dann beachtlich: zwei Stunden bis Luzern, genug Umsteigezeit um ein paar Zigerkrapfen zu kaufen, eine weitere Stunde nach Bern und schliesslich die bekannten 35 Minuten nach Spiez. Insgesamt acht Stunden Bahn fahren, heisst acht Stunden still sitzen. Fast wie im Büro, aber mit besserer Aussicht.

21 Samstag -. Unterländer Biertage
Auch wenn die Schweiz zu den weltweit innovativsten Bierländern gehört, sind neue Ideen immer noch gefragt. Es entstehen weiter neue Brauereien und diese trifft man am besten an einer Biermesse, z.B. an den Unterländer Biertagen in Oberglatt ZH.
Eine der neuen Brauereien ist „Doppelleu“ in Winterthur, die unter dem eigenen Namen einige spezielle Biere und unter dem dramatischen Label „Chopf ab“ die eher konventionellen Biere herstellt. Da man an der Biertagen genug Zeit hat, mit den Leuten zu plaudern, erfuhren wir, wie sie zu ihrer Brauereianlage gekommen sind. Sie haben sie in Lelystad NL gekauft und mit vier Lastwagen nach Winterthur transportiert. Weil das dortige Gebäude um die Anlage herum gebaut worden war, mussten sie eine Tür vergrössern um alles herauszunehmen. Interessant auch, dass die Gründer der Brauerei nicht Wirte oder Brauer sind, sondern Marketingleute.
Trotz „Chopf ab“ behielten wir aber unseren Kopf auf dem Hals und machten unsere Runde weiter. In Whisky-Fässern gereiftes Bier aus Murten, „Mythen“-Bier, das den Namen aber nicht vom Berg, sondern von Winkelried & Co. hat, Octopus-Bier, ein Familienunternehmen, das gleich neun Sorten zur Degustation anbot und auch Simon aus Ostermundigen, den wir vom Brauerstammtisch beim Erzbierschof kennen. Er hatte sogar zwei Pumpstationen installiert um den Besuchern sein Ale auch echt britisch zu zapfen. Anfang und Ende der Runde war auch diesmal Üelu Bösiger. Diesmal hatten wir sogar Zeit auch bei ihm ein Bier zu trinken – letztes Jahr mussten wir am Schluss auf den Zug rennen.
Die Unterländer Biertage sind – noch – ein Geheimtipp für Bierliebhaber, denen die Solothurner bereits zu hektisch und zu voll sind. Hoffentlich bleibt das so, obwohl man den umtriebigen Veranstaltern jeden Erfolg gönnt. A propos Marketing-Leute: Da bin ich gerade dank Twitter auf einen Bericht gestossen, der die einfache Gleichung Bier = Mann = Fussball aufbricht. Nicht dass das ganz falsch wäre, aber ein Student hat in seiner Bachelorarbeit festgestellt, dass man Bierliebhaber besser mit kulinarischen Themen erreicht, als mit Sport. Mehr darüber hier.
 
Rigi
Am Samstag habe ich noch einmal mein GA ausgereizt. Mit Zug, Schiff und schliesslich Zahnradbahn auf die Rigi. In Massen zwar, aber das in Maßen (eines von zwei Beispielen, wo man das ß auch wirklich brauchen kann). Ich war seit einer längst vergessenen Schulreise nicht mehr auf der Rigi. Der Berg ist natürlich ein phänomenaler Aussichtspunkt.
Rigi
Die Aussichtspunkte sind, wegen der vielen Touristen, gut gesichert, was mir mit meiner Höhenangst entgegenkommt. Als ich oben war, kam gerade ein älteres Paar den Bergweg herauf, den ich wohl nur unter Todesangst betreten hätte. Es gibt aber auch bravere Wege auf die Rigi und ich plante zuerst, auf einem solchen nach Goldau hinunter zu gehen. Aber dann entschied ich mit doch für die Bahn. Es fahren zwei Bahnen auf die Rigi: Die rote von der Schiffstation in Vitznau und die blaue vom Bahnhof Arth-Goldau aus. Letztere nahm ich.
Ich hatte noch genügend Zeit, mit etwas in der Innerschweiz herumzutreiben und einen Blick auf Schwyz und Altdorf zu werfen. Schwyz gefällt mir nicht besonders. Das Zentrum besteht eigentlich nur aus einer Kathedrale an einer Strassenkreuzung und ein paar alten Häuser darum herum. Zum schlechten Eindruck trug auch bei, dass der Bahnhof ziemlich ausserhalb ist und man die lange Bahnhofstrasse mit dem Bus überwinden muss.
Anders Altdorf. Zwar ist auch dort der Bahnhof ausserhalb, aber eine schöne Allee führt ins Dorf, das schon fast ein Städtchen ist. Dominierend natürlich das Telldemkmal auf dem Hauptplatz, darum herum aber auch kompakte Häuserreihen und eine Strasse weiter – sicher der Stolz der Urner – das Zeughaus, bemalt mit Recken aus verschiedenen Epochen.
Altdorf
Ich fuhr dann mit dem Bus nach Flüelen, um mir dort noch schnell den beliebten Segler- und Surferwind des Urnersees durch die Haare wehen zu lassen. Dann ging es wieder nach Hause.

Donnerstag, 1. August 2013

Der August 2013

11 Samstag
Am Mittelaltermarkt in Burgdorf da hätte es so viele Fotomotive gegeben. Ritter und Burgfräuleins. Bettler und Zauberinnen. Am liebsten hätte ich sie alle fotografiert, besonders die junge Familie – sein Kilt, ihr Rock und sogar das Röcklein des Babys im selben Karo. Aber heimlich Fotos machen will ich nicht und zum fragen bin ich zu scheu. So habe ich mich darauf beschränkt die Musiker abzulichten:
Die Schweizer Gruppe Kel Amrun.
Natürlich gab es auch Besucher „in Zivil“. Wir waren es auch, aber beginne darüber nachzudenken, mir ein paar passende Kleidungsstücke anzuschaffen. Nicht um „echt“ zu wirken, denn echt ist hier nichts. Aber ein zusätzliches Mittelalterfeeling gäbe es schon.
14 Mittwoch
Da habe ich mir gleich einen freien Mittwoch geleistet, damit ich zwei Arzttermine sehr verschiedener Art wahrnehmen konnte. Zuerst ging es zur Dentalhygienikerin. Der Zustand des Zahnfleisches lässt zu wünschen übrig und die Behandlung wurde wieder blutig. So ermahnte sie mich nicht zum ersten Mal zu mehr Disziplin beim Gebrauch von Zahnseide und Mundspülung. Mit gesäubertem Gebiss ging es weiter.
Als Abschluss und Höhepunkt meiner ärztlichen Generaluntersuchung legte ich mich noch in den Computertomographen. Der Schädel wurde durchleuchtet und dazu musste mir die Ärztin ein Kontrastmittel einspritzen. Ich bin mir schon gewohnt, dass es ziemlich mühsam ist, meine Venen zu finden. Auch diesmal brauchte es mehrere Versuche auf beiden Seiten. Dermassen angestochen sass ich nachher im Wartezimmer und bat eine Frau, mich so abzulichten. Die Pflästerchen sind längst wieder weg, das Kontrastmittel wohl noch nicht.
Die Ärztin hat mir empfohlen zwei Liter zu trinken, um die Ausscheidung zu beschleunigen. Ein Rat der wörtlich an die Nieren geht, auch wenn ich statt Bier nur Wasser und Tee nehme.
17 Samstag
Als Yves Maurer einmal ein Foto von Riedern mit den Hochhäusern von Bern West im Hintergrund verbloggte, da erinnerte ich mich an meine gelegentlichen Spaziergänge, als ich noch dort wohnte. Das mach ich wieder mal, nahm ich mir vor. An diesem unverplanten Samstag war es soweit.
Ich fuhr erst ins Westside und hatte noch genügend Zeit mich mit einem Stück Kuchen zu stärken, bis das Postauto Richtung Frauenkappelen fuhr. Gemütlich marschierte ich via Wohlei nach Riederen, von wo ich das moderne Westside und die Gäbelbachblöcke, wo ich vor 25 jahren gewohnt habe, überblicken konnte.
Im querstehenden Block rechts wohnte ich damals. Es war keine üble Zeit, aber ich tauschte den 9.Stock dort doch gerne gegen der Vierten und obersten Stock in Ostermundigen ein. Mein Weg führte mich hinunter zu dem namensgebenden Bach und durch das Ladenzentrum des Quartiers. Einiges hat sich geändert. Noch immer in Betrieb ist das Hallenbad und ich schüttle heute noch den Kopf darüber, dass ich in den zwei Jahren im Gabelbach nie im Bad oder der Sauna war. Näher hatte ich es nie mehr.
31 Samstag
Schwingerfest in Burgdorf. Hier ein Video vom Umzug.

Montag, 1. Juli 2013

Der Juli 2013

Any News are Bad News
Eigentlich heisst die Journalisten-Weisheit: „Good News are Bad News“ oder „… no News“. Im Umkehrschluss will man damit sagen, dass man nur mit schlechten Nachrichten Leser findet. Der Unternehmer und Wirtschaftskolumnist Rolf Dobelli geht noch einen Schritt weiter und meint, alle News seien schlecht, resp. unnütz.
Alle die Nachrichten, die uns jeden Tag um die Ohren geschlagen werden und die wir sogleich wieder vergessen, rauben Zeit und führen zu einer unrealistischen Wahrnehmung der Welt. Besser wäre es, wir würden Zeitungen, Newsportale, Tagesschau meiden und stattdessen Magazine und Bücher mit vertieften Informationen vorziehen.
Ich habe Dobellis Kolumnenbücher über 50 Denk- resp. 50 Handlungsfehler gelesen und finde sie recht aufschlussreich. Ein Thema, das bei diesen Denkfehlern immer wieder vorkommt, ist dass man auf Vergangenem untaugliche Schlüsse für die Zukunft zieht. So sehe ich in seiner Abhandlung über News auch eine Warnung davor, sein Leben aufgrund von News-Wissen zu planen.
Lesen Sie keine News mehr! ist eine harte Forderung, der ich wohl nicht 100%-ig nachkommen werde. Aber eine Konsequenz habe ich schon gezogen, indem ich einige News-Portale aus meinen Lesezeichen entfernt habe. Dafür will ich die politischen und wissenschaftlichen Blogs besser berücksichtigen. Das sind die, mit den langen Artikeln.
Der Originalartikel ist leider nicht mehr online.

Nii. Nüün. Neun
Eine kleine Anekdote aus den Anfängen meiner Informatikerlaufbahn:
Kollege 1 ist dabei, eine Schnittstelle zu untersuchen. Bei einer Position ist er sich unsicher und frägt Kollegen 2: „Chunnt da nii drii?“
‚Ni‘ stand in unserer Firma meist für ‚Niederlassung‘ resp. deren Nummer. So gab Kollege 2 zur Antwort: „Nei, do chunnt nüün drii.
Nach kurzer betretener Stille begann es Kollege 2 zu dämmern. „Heisst nii nüün uf Walliserdütsch?“ – Kollege 1 nickt. – „Ja denn chunnt nii drii“.

Pasteuphoria 
Wenn ich meine Freunde zur Geburtstagsparty einlade, weiss ich, dass die es nicht lassen können, etwas mitzubringen. So erinnere ich sie jeweils daran, wie gerne ich jede Art von Teigwaren habe. So gerne:

Auch ein paar Sösschen und, als Abwechslung, Risotto und Ebly sind auch dabei. Es könnte bis zum nächsten Geburtstag reichen.

Reposez-vous!
Eines der bekanntesten Lieder von Georges Moustaki ist „La Philosophie“, besser bekannt unter der Refrainzeile „Nous avons toute la vie pour nous amuser, nous avons toute la mort pour nous reposer“.

Eine Philosophie, die ich früher auch unterschrieben hätte. Aber, ich habe es schon ab und zu geklagt, man wird älter. Ausserdem habe ich schon die Erfahrung machen müssen, dass man, wenn man zu wenig ausgeruht ist, sich der definitiven Ruhe gefährlich nahe bringen kann.
Die besungenen Lebenskünstler können allerdings spät aufstehen, anders als ich. Darum werde ich langsam zum Fan des Mittagsschläfchens, das ich leider nur an freien Tagen geniessen kann. Immerhin, gerade and diesen ist dieses Schläfchen über Mittag die ideale Antwort auf die senile Bettflucht.

Gölaa
So nennt sich der Herr Pfeuti. Und da ich im unterstelle, dass sein Französisch nicht das Beste ist, könnte es sein, dass er Folgendes ähnlich ausspricht, wie seinen Spitznamen.
Die Produkte meines neuesten Hobbys, der Gelee-Herstellung. Nicht aus Früchten, sondern aus „Säften“, d.h. aus Apfelwein (links), aus Indian Pale Ale, kurz IPA (mitte) und aus Kriek, dem Kirschenbier (rechts). Eigentlich wollte ich ja kein neues Kochbuch mehr kaufen, aber da stach mir in unserem NSB-Katalog das Buch „Marmeladen, Gelees  & Co“ ins Auge. Ausserdem sprach der Präsi unseres Heimbrauerklubs davon, mal einen Biergelee, wie es ihn beim Erzbierschoff gibt, herzustellen. Diesen würde man nicht aufs Butterbrot, sondern zu Käse oder Wurst nehmen.
Im Buch findet man nur das Rezept für Apfelweingelee: Ein Liter Apfelwein, 500g Gelierzucker 2:1, aufkochen und abfüllen. Aber dasselbe lässt sich mit jeder anderen Flüssigkeit auch machen, wahrscheinlich sogar mit Kamillentee. Soweit gehe ich aber  nicht, ich will mich lieber mal mir einer Konfitüre versuchen.

27. Juli: Bierreise ins Wallis
Dieses Jahr wird unser Bierklub 10 Jahre alt. Darum hat unser Präsident und Braumeister die Klubreise im – bei der Organisation noch erhofften – sonnensichern Juli geplant. Wir wissen jetzt, der Wunsch wurde erfüllt.
Wir fuhren über den Lötschberg nach Brig und dort gleich weiter nach Siders. Unser erstes Ziel: die Brauerei Sierrvoise. Diese liegt im Industriegebiet und auch dort weit entfernt von der Busstation. Immerhin, nach zehn Minuten Fussmarsch durch die sengende Sonne stellte sich der notwendige Durst ein. Unter dem grossen roten Sonnendach tranken wir zuerst ein Helles, dann ein Dunkles, dann ein Weizen, dann  – leider kein weiteres mehr. Zu unserem Leidwesen und auch zu dem der Wirtin, die uns gerne alle acht Sorten vorgeführt hätte. Aber wir hatten hier lediglich ein Znüni geplant. Die Mittagspause sollte in Crans-Montana sein.
Montana überraschte uns gleich zweimal. Einmal durch die Erscheinung, indem es alle Clichés eines Tourismusdorfes erfüllte, mit vielen kleinen Geschäften in der Einkaufsstrasse, mit auf rustikal gemachten Wohnblocks und Riesenchalets. Unser Ziel, das Hotel du Lac, hübsch gelegen an einem kleinen See, überraschte uns zum Zweiten. Unser Chef hatte eine Gruppe angekündigt um eine Kleinigkeit zu essen und wir erhielten gleich ein komplettes Menu. Dazu tranken wir natürlich das Bier der dazugehörigen Kleinbrauerei La Marmotte.
Nachdem wir mit vollem Magen im gläsernen Funi nach Sierre hinunter wieder etwas geschmort wurden, freuten wir uns auf die Weiterfahrt im klimatisierten Zug bis Montreux. Der Golden Pass Zug ist nur beschränkt goldig. Mit unklimatisierten Wagen, deren Fenster man dafür öffnen kann, ruckelte und quietschte der Zug von Montreux den Berg hinauf. Der nächste Halt war Château-d’Oex.
Es zeigte sich, dass im Bären unsere Reservation falsch registriert war. Da aber alle Gäste auf der Terasse waren, konnte man uns drinnen genügend Platz machen, was den meisten auch ganz recht war. Die Wirtin (oder die Chef de Service) bestand darauf, den Tisch zu decken, obwohl wir schon ankündigten, dass nur die wenigsten Hunger hätten. Tatsächlich gingen gerade zwei Salatteller über den Tisch. Dafür floss viel Bier durch die Kehlen, bevor es durch die beginnende Nacht weiter nach Zweisimmen ging.
Für einmal waren wir Diemtigtaler die ersten, die zu Hause waren.

Dachs?
Am Samstag Abend beim heimfahren mussten wir kurz abbremsen. Auf der Strasse lief ein Dachs, erst parallel zum Wagen, dann ab in die Wiese, so dass wir ihn auch schön von der Seite sahen. Dass es ein Dachs war, daran bestand kein Zweifel. Anders hier:
Dass die Axa Versicherungen den Kindern mit einem possierlichen Tierchen die Regeln des Strassenverkehrs nahebringen wollen, dagegen ist sicher nichts zu sagen. Max der Dax, pardon, Dachs tönt auch ganz lustig. Nur dass das, was auf dem Plakat zu sehen ist, in meinen Augen kein Dachs ist. Das Fell ist kurzhaarig und der charaktiristische schwarze Streifen über den Augen fehlt. Die Schnauze ist zu stumpf und erinnert eher an den Igel Mecki. In meine Augen handelt es sich um ein besseres Grauhörnchen. Das darf natürlich auch Max heissen und Kinder über die Strasse führen, aber ein Dachs ist es nicht.
Siehe hier Bilder vom Dachs, von Max dem Dachs und von Grauhörnchen.

Samstag, 1. Juni 2013

Der Juni 2013

4 Dienstag - Die Wahl eines Vogtes
Eigentlich eines Regierungsstatthalters. Aber ich brauche absichtlich den Begriff Vogt, weil das ein beliebtes Schimpfwort der SVP ist und gerade diese Partei die meisten Statthalter stellt. Darum waren sie, die sonst gegen viel Staat sind, nicht so glücklich über die Zusammenlegung der 23 Amtsbezirke zu 10 Verwaltungskreisen.
Wahlen gibt es meist nur bei Vakanzen, denn nur selten wird ein amtierender Statthalter herausgefordert. Dies geschieht dieses Jahr in Bern und Thun und im Verwaltungskreis Frutigen-Niedersimmental in dem ich wohne. Der Herr Rubin (SVP) sitzt bereits seit 1997 auf seinem Stuhl, anfänglich nur für Frutigen zuständig, jetzt für die neue Verwaltungsregion. Im Wahlcouvert war lediglich eine Porträtkarte von Rubin und ein Wahlzettel.  So war mir nicht klar, warum man den Statthalter überhaupt wählen sollte. Erst die Simmentalzeitung, die diese Woche eine Grossauflage verschickte, half mit weiter. Eine Frau aus Zweisimmen hat ihre Kandidatur angemeldet. Sie hat aber kein Werbematerial produziert und gibt auch keine Interviews, weshalb sie die Simmentalzeitung auch als Phantomkandidatin bezeichnet.
Ich habe nur die Zettel der eidgenössischen Abstimmung abgegeben. Das Couvert lag schon im Briefkasten der Gemeinde, als ich von der Gegenkandidatin erfuhr. Aber wahrscheinlich wäre das auf das Gleiche herausgekommen.
6 Donnerstag - Der Klapprechner
So möchten ja Deutsch-Puristen gerne de Laptop nennen. In der Schweiz sowieso unmöglich, denn nur aus dem Englischen Begriff lässt sich der Kosenamen „Lappi“ ableiten.
Ein solcher Lappi ziert neu meinen Arbeitsplatz. Der PC ist zwar noch da – im Falle eines Falles – aber in ein paar Tagen verschwindet er. Der Laptop ist mir einer Dockingstation verknüpft (wie hiesse diese wohl auf deutsch) und an dieser hängen alle Kabel. Schnell hatte ich alles umgestöpselt: das LAN, der Bildschirm, die Maus, die Tastatur … aber hoppla, die Tastatur hatte den falschen Stecker. Die Dockingstation hat nur USB-Eingänge. So hiess es dann, im Keller unter den ausrangierten Tastaturen zu wühlen. Ich hatte gerade noch Glück, eine einzige Tastatur mit USB-Stecker befand sich in dem Haufen und sie funktioniert sogar. Et voilà:

Der Vorteil des neuen Laptops ist: ich kann ihn am Wochenende nach Hause nehmen.
Der Nachteil des neuen Laptops ist: ich kann ihn am Wochenende nach Hause nehmen.
Aber es war schon bis jetzt sehr selten der Fall, dass ich am Wochenende noch irgendetwas hätte machen müssen. So wird dieser Laptop im Normalfall das Wochenende zum ruhen nutzen, wie ich auch. Mein Desktop-Hintergrund ist übrigens dieses Bild von Wyssachen, das ich während meiner Mittellandwanderung gemacht habe.
Wyssachen
13 Donnerstag
Der Kollege D. hat diesen Frühling das Superbuchhalterdiplom gemacht (der offizielle Titel ist mir entfallen) und hat das mit einem Apéro gefeiert. Üblicherweise kauft, wer einen Apéro veranstaltet kalte Platten ein oder bestellt den Pizzakurier. Nicht so D.!
Schon gestern Abend, als ich nach Hause ging, stand er in der Küche unserer Cafeteria. Als ich heute morgen eintrudelte, stand er – nein, nicht immer noch, aber – schon wieder in der Küche. Das Resultat war heute Abend zugeniessen.
Bruschetti mit Hacktätschli, Zopfbrote gefüllt mit Speck oder Käse. die Pizzen, je eine mit und eine ohne Fleisch, waren beim Fototermin noch im Ofen. Dann noch die Brownies …
Einen solchen Buchhalter, pardon, Controller kann man brauchen.
15 Samstag
Das sind sie also, die heissen Tage. Diese Tage, an denen man lieber oben in den Bergen an der frischen Luft bleibt, oder, wenn man doch in die Stadt fährt, den Nachmittag in einem Untergeschoss verbringt. Ersteres am Sonntag, letzteres am Samstag.
Ich liess mich kurzfristig überreden, unseren Schachklub an der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Schachbundes zu vertreten. So weiss ich jetzt, dass das Hotel Kreuz in Bern über unterirdische Konferenzsäle verfügt. Nicht schön, aber zweckmässig.
Es sind etwas zwanzig Jahr her, als ich zum letzten Mal an einer solchen DV war, aber die wichtigsten Streitthemen sind immer noch dieselben: Beiträge und Spielreglemente. Beides war Thema, beides ergab je eine einstündige Diskussion und in beiden Fällen unterlag der Vorstand gegen einen Gegenvorschlag. Die von der Versammlung reduzierte Beitragserhöhung wird zu einem Defizit führen und neue Sparmassnahmen erfordern. Das tönt gerade wie in der Politik und Politik ist es auch: Kleine gegen Grosse, Profis gegen Amateure, Geld, Geld, Geld….
Möglicherweise geht es jetzt unserer Schachzeitung an den Kragen, resp. ans Papier. Auch die Mehrheit der Schachspieler ist online, aber nicht alle. So ist für weiteren Konfliktstoff gesorgt.
20 Donnerstag  
Vor einiger Zeit habe ich das abgebildete Buch gelesen und es hat mich gut unterhalten. Nun ist in den letzten Tagen ein kleiner Shitstorm um dieses Buch losgegangen. Ein Literaturprofessor an der Uni Bern hat behauptet, das Buch enthalte Antisemitismus und das bei einem jüdischen Autor. Er behauptet allerdings nicht, Th. Meyer sei Antisemit, aber die Verwendung von Clichés sei antisemitisch. Der Professor Lorenz will zwar nicht gegen die Verwendung von Clichés sein, verlangt aber, dass diese entlarvt würden. Eine Forderung, die mich ein bisschen an meine Gymerzeit erinnert, als Bücher, Filme etc. immer sozialkritisch sein mussten. Meyer wehrt sich gegen die Vorwürfe: Kein Jude, auch kein orthodoxer, habe ihm bisher Antisemitismus vorgeworfen. Lorenzens Lesart hält er darum für etwas paranoid. Tatsächlich ist Lorenz auf Antisemitismus in der Literatur spezialisiert. Man könnte ihn darum mit einem Exorzisten vergleichen, der immer und überall den Teufel am Werke sieht.
Das ist auch ein Grund, warum mich diese Geschichte an eine Diskussion erinnerte, die ich vor vier Jahren mit dem Langenthaler Politiker Reto Müller hatte. Dort ging es um Rassismus, den er hinter der Bezeichnung „Bimbo“ für ein Produkt der Kantonalbank witterte. Ich behauptete, den Rassismus finde nur darin, wer in finden wolle. Natürlich war Reto anderer Meinung.

Damals behauptete ich: Der Teufel ist immer am Werk.
Diesmal heisst es schlicht auf Newsnet: Vorwurf Antisemitismus.
Die Protagonisten sind Thomas Meyer (Blog) und Matthias Lorenz (Uni Bern)

Mittwoch, 1. Mai 2013

Der Mai 2013

2 Donnerstag
Heute habe ich wieder einen richtigen Mittagsspaziergang gemacht: Zur Papiermühle, dann hinauf zu Möbel Märki und auf dem Veloweg der Bahnlinie entlang zum Tivoli. Fast schade, habe ich mir in der Bäckerei ein Sandwich gekauft, denn beim beginnt des Velowegs steht neuerdings ein Fressstand. Aber den kann ich ja ein ander Mal ausprobieren. Heute ass ich mein Sandwich, wie üblich, auf dem Aussichtspunkt zwischen Autobahn und Bahnlinie.Es war ein typischer Frühlingsspaziergang: Unter der Jacke schwitzen, wegen der Sonne und im Gesicht die Bise. Mittlerweile bin ich aber wieder robust genug, solches ohne neue Erkältung zu überstehen. Und kurz vor dem Büro noch ein Blick zurück:
Frühling
3 Freitag
Der Twitterer René, genannt Nachtmeister, ist auf USA-Reise und schickt, wie es sich gehört, Bildchen in die Social Media Welt. Landschaftsbilder, die mir zum Teil bekannt vorkommen. Genau! Vor zwanzig Jahren habe ich die gleichen Motive abgelichtet – im wörtlichen Sinne, denn es sind Dias. Das Monument Valley sieht immer noch genau gleich aus, was in einer Welt, die sich ständig ändert, ja irgendwie tröstlich ist. Eine Tatsache auch, die mich darin bestätigt, alte Landschaftsfotos nicht aufzubewahren.
Ein anderer Twitterer hatte letzte Woche Geburtstag. Das alleine ist noch nichts besonderes, aber es ist ein Markus, der am Markustag Geburtstag hat. Ich habe nicht nachgefragt, nehme aber an, es ist Zufall. Früher war es sogar üblich, den Tagesheiligen des Geburtstages (oder des Tauftages) zum Namensgeber zu machen. Wäre das bei mir der Fall gewesen, müsste ich Arno, Heinrich, Joel oder Silas heissen – immerhin etwas Auswahl.
Silas wäre doch auch ein Name für ein Lämmchen…
Lammidyll
 6 Montag
Ich habe gerade das Büro verlassen um Richtung Talgut zu marschieren. Vorne auf dem Trottoir fiel mir kurz ein Mann auf, der etwas fotografierte. Als ich wieder hinschaute, lag der Mann am Boden. Ich erschrak und sage zu einem Mann, der mich gerade kreuzte: „Dort!“
Wir rannten beide dorthin. Jener, der mit mir gelaufen ist, übernahm die erste Hilfe, während ich die 144 anrief. Neben uns hielt ein Lieferwagen, es war ein EWB-Angestellter, der sogleich mithalf – er kannte sich in Herzmassage aus. Schliesslich kam Polizei und auch die Ambulanz. Nachdem ich einer Polizistin erzählt hatte, was ich gesehen hatte, ging ich ins Coop. Jetzt brauchte ich erst recht eine Kleinigkeit zu essen.
Ich sollte wieder mal einen Erste Hilfe Kurs machen!
12 Sonntag
Am Samstag fand die famose GV von Burgdorfer Bier statt. Ich wählte auch dieses Jahr das strenge Régime des Fahrers und kutschierte meinen Nachbarn und das Frauenduo aus Münsingen nach Burgdorf.
Als erstes besichtigten wir das Kornhaus, welches seit diesem Jahr die Brauerei beherbergt. Eine topmoderne Anlage in historischem Gemäuer. Leider kein Restaurant – vielleicht aus dem Grund, statt die anderen zu konkurrenzieren, sie dazu zu bringen Burgdorfer Bier auszuschenken.
Die GV fand im Zelt vor der Reithalle statt. Diese ist längst zu klein für alle Teilnehmer und dient nur noch dem Ausschank. Knapp zweitausend Leute, die eher dem Bier, als den Traktanden zugetan waren. So hatte der VR-Präsident doch einige Mühe Zuhörer für seine Ausführungen zu finden. Sein Frust darüber sollte aber verflogen sein, als er nach Wahl seines Nachfolgers eine stehende Ovation der Versammlung erhielt. Das Biervolk kann zwar sehr ungehorsam, aber aus sehr euphorisch sein.
Nach der GV Twitterer-Treffen stattfinden. Wir waren nur zu dritt, etliche hatten sich entschuldigt. Darunter auch Matthias Aebischer, der mit dem FC Nationalrat in Dresden ein Vierländerturnier teilnahm. Die Schweiz war Sieger.
Als wir zur Rückfahrt starteten, ertönte im Radio gerade das Stück „Don’t go chasing waterfalls“. Wir merkten, dass wir alle schon darüber gerätselt hatten, was Wasserfälle jagen bedeuten sollte. Ich habe jetzt noch nachgeforscht und herausgefunden, dass es um die blinde Jagd nach Zielen geht, ohne mögliche üble Konsequenzen zu betrachten. Die Frauengruppe TLC, die das Lied singt, soll auch bei AIDS-Präventionskampagnen aktiv sein, womit wohl erklärt ist, welche üble Konsequenzen gemeint sind.
Hier noch die Homepage von Burgdorfer Bier und das Video vonWaterfalls„.
14 Dienstag
Jetzt hat er also angefangen, der ESC der neuen Bescheidenheit in Malmö: relativ kleine Halle, keine hunderttausend LEDs mehr und nur eine Präsentatorin. Dafür versteht sie sich in witziger Conference. Der Vorteil der kleineren Bühne ist, dass die Teilnehmer wieder mehr im Zentrum stehen und nicht die Bühnentechnik.
Erstmals wurde die Reihenfolge der Auftritte nicht vom Los, sondern von der Regie bestimmt. So wechselten sich ruhige und schnelle Nummern ab. Ob das der Grund ist, dass zwei schöne Balladen nicht weiterkamen, weiss ich nicht, aber das Ausscheiden von Österreich und Zypern finde ich schade. Meine anderen Favoriten – Estland, Litauen, Moldau, Niederlande – sind weitergekommen. Mit letzterem auch ein eher sperriges Stück. Die Rocksängerin Anouk sang mit tiefer Stimme ein sonderbares Lied über Vögel, die von Dächern fallen.
Die nächsten Entscheidungen fallen am Donnerstag. Für mich auf Phoenix, denn SRF blendet Tweets ein. Wenn ich solche lesen will, stelle ich den Computer an. Im Fernsehen will ich die Show sehen.
16 Donnerstag
„Jeder erfolgreiche Mann hat eine Frau unter seinem Rock“, sagte die Moderatorin Petra Mede nach dem letzten Auftritt, jenem des rumänischen Counter-Tenors. Die Frau ist sicher ein Highlight des diesjährigen ESC.
Der Tenor kam weiter. Er sang englisch, was aber dieses Jahr keine Garantie für den Final ist. Die Ska-Gruppe aus Griechenland, der „Nerd“ mit Brille und Wollmütze aus Ungarn, der Balladensänger aus Island qualifizierten sich in ihrer Muttersprache.
Und die Schweiz? Da ist wohl etwas schief gegangen. Einfach hinstehen und singen, das geht für einen Solisten, aber eine sechsköpfige Gruppe, einfach aufgereiht, als stünden sie am Strassenrand, wirkt nicht auf einer Bühne. Show ist nicht alles, aber Fernsehen verlangt auch etwas für’s Auge.
Überlassen wir halt das gewinnen der Eishockeymannschaft und freuen uns auf den ESC-Final – und auf Petra Mede.
18 Samstag
Das war sie also, die Petra Mede Show, angereichert mit Gesangsbeiträgen aus ganz Europa. Die Einlage, wo sie sich über sämtliche Clichées über Schweden lustig macht, war einsame Klasse. Aber klar, in erster Linie war dies der ESC.
Gespannt war ich am Finalabend auf die Beiträge der grossen fünf und Schwedens und war mehrheitlich enttäuscht. Nur der französische Beitrag gefiel mir – er wurde leider nur 23. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht für Frankreich gestimmt habe und auch nicht für Favorit Dänemark. Ich hatte mir noch schnell die Eurovisions-App heruntergeladen um abzustimmen. Lustiger Einfall: Gab man eine Stimme ab, erschien ein 5 Sekunden Video, auf dem die Interpreten sich für die Stimme bedankten. Am witzigsten der Isländer, den man erst von hinten sah und sich erschrocken umdrehte: „Oh, you voted for me. Thank you!“ Weitere Stimmen gab ich ab für Estland, Moldau, Ungarn, Griechenland, Niederlande und Malta. Letzterer auf dem achten Platz der bestplatzierte meiner Favoriten.
Schon wieder ein Favoriten-Sieg also. Man kann dies bedauern, aber es liegt schliesslich in der Natur der Sache, dass ein Favorit mit höherer Wahrscheinlichkeit siegt, als ein Aussenseiter. Ausserdem ist es nur gerecht, wenn auch jene auf dem Siegertreppchen stehen, die alles dafür getan haben, gut abzuschneiden. Leute, die beim Siegerinterview erzählen, sie hätten gerade nichts besseres zu tun gehabt, als an den ESC zu gehen, hatten wir auch schon.
Die ESC-CD liegt bereit und ich kann mit die Lieder nochmal ohne Showeffekt anhören. Gerade die Balladen werden mir so wohl noch besser gefallen, als vorher. Und, wie es sich für einen Fan gehört, fiebere ich bereits dem nächsten ESC entgegen.
20 Montag
Als ich noch in Biel lebte, war die Braderie ein Muss-Termin. Am Samstag bis tief in die Nacht hinein und am Sonntag der Umzug. Eine zeitlang war Schachkollege M. Biel-Korrespondent einer welschen Zeitung und hatte das Büro direkt über dem Restaurant Falken. Der ideale Aussichtspunkt, um den Umzug zu schauen. So trafen sich denn ein halbes Dutzend Schachrowdies am Sonntag bei M. im Büro, schauten sich den Umzug an und leerten seine Bürobar. Es war eine ruhige und leicht verregnete Braderie. Darum wählte M. für seinen Bericht die Überschrift „Beaucoups de parapluies mais pas de pépins“. „Avoir des pépins“ bedeute Schwierigkeiten haben, erklärte er uns, aber es sei auch ein Argot-Wort für Regenschirm. Er liebte Wortspiele.
Die hauptsächliche Bedeutung von pépin ist aber Frucht- oder Obstkern. Diese bereiten mir tatsächlich Schwierigkeiten, denn sie bleiben mit Vorliebe zwischen den Zähnen stecken. Das mir, der so gerne Beerenconfiture hat. So kaufe ich in letzter Zeit häufiger Confiture der Satin-Linie. Teurer zwar, aber dafür brauche ich nicht schon nach dem Frühstück eine Zahnseidenbehandlung.
Sans pépins also im doppelten Sinne.
An die Braderie gehe ich jetzt nur noch selten und wenn, dann nur noch am Samstag Nachmittag. Statt Umzug gibt es seit einiger Zeit Konzerte und dieses Jahr wären die ganz interessant.

Wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr?
Was soll den diese Frage, wo es doch heute morgen ganz frischen Schnee gab? Aber die Überschrift bezieht sich nicht aufs Wetter, sondern auf ein Lied. Doch wenn wir schon beim Wetter sind, hier die zweite Strophe:

Früher, da waren die Sommer noch heiß –
Früher war’s häufig im Herbst auch noch schwül –
Früher, da gab’s ohne Fleiß keinen Preis –
Früher hatte Jeder vor Augen sein Ziel!
Das Dienstpersonal hat gekuscht und pariert –
Ein Lehrling hat gelernt, ein Student hat studiert!

Und die letzte Zeile passt sogar noch irgendwie zu gewissen Tanzveranstaltungen. Aber wir wollen da nicht gleich reaktionär werden. Auch im Lied selbst wird vor davor gewarnt:

Und käme der Vorjahrsschnee auch wieder her
So wär‘ er so weiß doch wie früher nicht mehr!

Eben! Das Lied wird gesungen von Joana, die heute vielleicht auch ab und zu nostalgischen Gefühlen nachhängt. Damals fiel es ihr sicher noch leichter, sich darüber lustig zu machen. Und mir auch, der ein grosser Fan von Joana und den anderen Liedermachern der Siebziger war. Sie ist heute noch aktiv und ich überlege mir, ein Album von ihr auf meine Wunschliste zu nehmen. Die Frage ist nur noch: Das aktuelle oder ein Best-of, wo dieses Lied darauf wäre?

Das Lied als YouTube-Video, sonderbarerweise mit Autobildern.
Der Wikipedia-Eintrag und die Homepage von Joana.

Montag, 1. April 2013

Der April 2013

2 Dienstag
Ich musste schon ein bisschen Spott einstecken, als ich am Montag auf Twitter ankündigte, auf „Blueschtfahrt“ zu gehen. Etwas bescheidener ausgedrückt: Ich wollte die Fahrt nach Biel mit einer kleinen Seeumrundung mit Zwischenhalt in Erlach ergänzen.
Erst schien es, als wollte das Wetter meinen Optimismus strafen, denn ich fuhr vom sonnigen Oberland ins dunstige Seeland. Kurz nach meiner Ankunft in Erlach, setzte sich aber auch hier die Sonne durch. Erst ging ich ein Stück auf dem Heidenweg, wo etliche andere Spaziergänger Richtung St. Petersinsel unterwegs waren oder zurückkamen. Diesen ca. zweistündigen Fussmarsch verschob ich aber auf später und ging noch zum Schloss hinauf. Dort war es ganz einsam und ich genoss in Ruhe den Blick Richtung Insel.
3 Mittwoch
Heute bin ich hart mit der Realität konfrontiert worden. Ganz fröhlich habe ich am Morgen mein Auto zum Service abgegeben und am Mittag ruft mit der Mann von der Garage an und zählt auf, was alles zu reparieren ist. Knapp 3000 Franken sollte das kosten. So ging ich noch in der Garage vorbei, liess mir alles erklären und musste eine Lösung finden. Schliesslich einigten wir uns darauf, nur zu machen, was für die Verkehrssicherheit nötig ist, was etwa die Hälfte kosten wird.
Klar ist, dass mein Auto höchstens noch ein Jahr lang verkehrstüchtig sein wird, so dass ich schon dieses Jahr an ein neues Auto denken muss.
Nur noch die Hälfte kosten auch die Schoggihasen. So kaufte ich mir gleich zwei davon, dass sie mich etwas über die teure Reparatur trösten. Das beste ist: sie müssen nicht auch ein halbes Jahr halten…
10 Mittwoch
Eine Pastete gefüllt mit Poulet und Lauch – ein schönes Resteessen am Mittwoch Abend. Das Rezept ist aus der Märznummer von Betty Bossi und diese Zeitung habe ich gestern gekündigt. Nicht weil mir die Rezepte nicht passten, aber ich habe mittlerweile genug Kochbücher. Vierundfünfzig, um genau zu sein: Vom Schulkochbuch meiner Mutter bis zum neuesten von Jamie Oliver. 
Wenn mir das nicht reicht, kann ich immer noch Wildes Poulet konsultieren.
15 Montag
Mein erster Plan für Frühlingsferien war, wieder eine Fastenwoche durchzuführen. Da fiel mir aber ein, dass ich mich gerne darüber beklage, zu wenig Zeit zum Kochen zu haben. Da wäre es doch paradox, wenn ich ausgerechnet jetzt, wo ich genug Zeit habe, fasten würde. So will ich mich lieber auf selbstgekochte, gesunde Mahlzeiten konzentrieren. Heute startete ich mit einer Ratatouille. Da man aber nicht übertreiben soll, gab’s zum Znacht Käse und Brot.
Ich habe es auch noch geschafft, das Haus zu verlassen. Zum Krafttraining und zum einkaufen. Schon lange wollte ich neue Bettwäsche kaufen. Keine mit Blümchen, aber trotzdem eine die zum Frühling passt: orange. Schon seit meiner Jugend eine meiner Lieblingsfarben. Meine Katze hat schon einen Blick darauf geworfen. Ihr dürfte die Farbe aber weniger wichtig sein, weich und warm ist ihre Präferenz.

16 Dienstag
Lange Werbepausen im TV können manchmal auch nützlich sein. So zappte ich gestern Abend bis in die hinteren Programmplätze, bis zum Drittverwertungskanal Kabel 1, wo ein Film lief, an den ich kürzlich gedacht habe. Obwohl es keine Schlüsselszene war, die ich sah, war mit sofort klar, welchen Film ich sah und endlich konnte ich den Titel erfahren: „Sie leben“. Ausnahmsweise die genaue Übersetzung des Originaltitels.
Aber warum wollte ich herausfinden, wie dieser Film heisst? Dies gleich nach ein bisschen Werbung.
Da gibt es eine junge hippe Modemarke aus den USA mit Namen „Obey“. Gelegentlich trifft man auch hierzulande jemanden an, der ein T-Shirt mit dieser Aufschrift trägt. Ich habe die Markenphilosophie des Herstellers nicht genauer analysiert, aber ich denke, der Name „Obey“, also „Gehorche“, ist eine Parodie auf Modediktat und Konsumzwang, wie sie gerne beklagt werden. Interessanterweise wurde die Marke 1989, ein Jahr nachdem der Film „Sie leben“ in die Kinos kam, gegründet. Das muss aber keinen Zusammenhang haben.
Die Aufschrift „Obey“ erinnerte mich an den Film, weil es dort darum geht, dass Ausserirdische die Menschheit unterwandert haben um sie zu Duckmäusern und Konsumenten zu erziehen und die Erde auszubeuten. Überall, wo Plakate, Zeitungen oder sonstige beschriftete Gegenstände sind, stehen in unsichtbarer Schrift Befehle wie „konsumiere“, „kaufe“ oder eben „gehorche“- „obey“. Diese Schrift und die wahren Gesichter der Eindringlinge sieht die Hauptperson nur mit Hilfe einer Brille. Ein Horror-Sci-Fi-Thriller mit konsumkritischen Seitenhieben, nennt ihn Wikipedia. Kein Meisterwerk, aber, wie man an mir sieht, gut für interessante Assoziationen.
Auf WikipediaSie leben„, besserThey live„, wo man auch das Plakat und das wahre Gesicht der Ausserirdischen sieht. Die verborgenen Schriften erinnern an das Thema der unterschwelligen Werbung.
19 Freitag 
Normalerweise würde man, wenn man erkältet ist, sich auf warmes Wetter freuen, an dem man sich aufwärmen kann. Ich habe mich aber gerade auf dem Höhepunkt dieses Minifrühlings erkältet und erhole mich jetzt beim Schneefall.
Eigentlich wäre ich auch heute am liebsten zuhause geblieben, aber um sich zu erholen, braucht man auch ein bisschen Nahrung. So war eine Fahrt zum nächsten orangen M fällig. Kochkunst war aber heute noch keine angesagt, sondern eine Büchse Ravioli. Heute Abend vielleicht sogar ein Bier…
21 Sonntag
Ein fauler Sonntag ist zu Ende. Sehr faul, denn ich habe weder gewaschen noch geputzt, nicht einmal ein neues Buch begonnen. Aber schliesslich habe ich erst gestern eines fertig gelesen.
So bin ich nur etwas vor dem Computer gesessen, habe Musik gehört und dem Schnee draussen beim schmelzen zugeschaut. Dann gab’s noch ein Bier, wie üblich.
Ich musste ja die geplante Reise nach Rimini und San Marino aufgeben, kann aber ich mich damit trösten, dass auch Norditalien Frühlingsunterbruch hatte. Einen Hauch Italianità gab es aber doch noch zum Abendessen, nämlich einen Teller Spaghetti al tonno. Die zweite Ferienwoche kann kommen.
24 Mittwoch
Heute war angeblich „Tag gegen den Lärm“. Aber zum Glück nur in Deutschland. So konnten die Leute, die bei uns die Umgebungsarbeiten machen, uns ohne schlechtes Gewissen mit einem vierstündigen Laubbläserkonzert beglücken. Mindestes vier Stunden, denn um eins habe ich die Flucht ergriffen.
Ich habe am See ein bisschen die Sonne genossen und bin anschliessend einkaufen gegangen. Kaffe und Kuchen habe ich mir auch noch geleistet. Als ich nach Hause kam, war der Lärm fertig.
Mittlerweile geht es mir ja wieder gut. Gerade rechtzeitig um morgen mit meinen Bierkumpanen auf Reisen zu gehen. Traditionellerweise fahren wir am Tag, an dem wie die Biertage in Solothurn besuchen, zu einer Kleinbrauerei irgendwo in der Schweiz. Diesmal nach Nesslau im Toggenburg. Auf die Biermesse selbst verzichte ich aber, denn für einen Alkoholexzess ist die Erkältung doch zuwenig lange vorbei. 
25/26 Donnerstag/Freitag
In einem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert wird St. Johann Bier ausgeschenkt. Hergestellt im modernen Anbau gleich dahinter. Gleich zu zehnt ist unsere Bierverein angetreten, um das Helle und das etwas dunklere, stärkere Frühlingbier zu degustieren. Es wurde für gut befunden, ebenso das Mittagsmenu.
Beim Ausflug ins Toggenburg handelte es sich um das Vorspiel zum Besuch der Solothurner Biertage. Viele von uns kannten das Toggenburg nicht und so war die stündige Zugfahrt von Wil aus eine willkommene Sightseeing-Tour. Dank iPhone und Mobile-Wiki war ich nebenbei auch noch Auskunftsstelle für Fragen. Z.B. wofür ist Ebnat-Kappel bekannt … genau, Trisa Bürsten.
Beim Stichwort Toggenburg denkt man vom Schulunterricht her eher an die grünen Hügel und die Streusiedlungen. Die Dörfer der Thur entlang sind aber alle sehr kompakt und der grösste Ort und Verkehrsknotenpunkt, Wattwil, ist eine richtige Kleinstadt. Das Toggenburg war der erste reformierte Landstrich in der Ostschweiz und auch früh industrialisiert. Ob das miteinander zusammenhängt, sei dahingestellt. Bier ist zum Glück konfessionslos.
Mehr über die Brauerei St. Johann (Homepage) und über Nesslau (Wiki).

Sonntag, 31. März 2013

Die Zeit, die Zeit



Installation auf dem Wiener Flughafen

Freitag, 29. März 2013

Karfreitagsbier

Das mit dem Kräuter sammeln im Wald war dieses Jahr etwas schwierig. Aber man hat schliesslich Petersilie und Schnittlauch im Hause. So dachten jedenfalls E. und M. und brachten dieses hier zur Osterfeier unseres Bierclubs.
Ostereier 2013
Andere, wie ich, begnügten sich mit einfärbigen Eiern aus dem Supermarkt. So genossen wir an diesem Karfreitag wieder Ostereier, Schoggieier und natürlich Bier. Unsere Osterfeier widerlegte und bestätigte jeweils ein Cliché, welches die Geschlechterverteilung in Sachen Bier betrifft. Dass die Frauen in der Mehrheit waren (7 zu 5), entspricht eher nicht den Erwartungen. Trotzdem tranken wir Männer mehr, denn zwei der anwesenden Frauen fungierten auch als Fahrerinnen und mussten sich zurückhalten.
Die meisten Eier überlebten vorerst - aber Ostersonntag und -montag kommen ja noch.

Donnerstag, 28. März 2013

Das ging ja schnell

Liebes Blogger, kaum habe ich über das mögliche Ende unserer Beziehung gesprochen, habe ich schon mein Herz weiterverschenkt...
Schneeherz
Oder etwas weniger dramatisch: ich habe meinen Blog nach Wordpress transferiert. Das Tolle ist, dass es eine Kopierfunktion gibt, so dass ich alle Artikel auf dem neuen Blog darauf habe. Ohne diese Funktion hätte ich noch etwas gewartet, denn ich will dieses Jahr noch meine tausendsten Artikel feiern.
Ebenfalls kopiert ist mein Reiseblog, so dass ich diesen bereits jetzt auf Blogger löschen kann. Diesen Blog hier werde ich noch etwas parallel führen, bis ich mich auf Wordpress heimisch fühle. Vermutlich ändere ich jetzt noch jeden Tag den Design, aber das legt sich wieder.
Und hier steht jetzt immer:
Dieser Blog wird in Zukunft als tinuwin.wordpress.com geführt

Sonntag, 24. März 2013

Der Nachtzug im Bild

Wenn ich mir eine Romanverfilmung anschaue, denke ich immer daran, was Umberto Eco zu Jean-Jacques Annaud gesagt habe soll, als dieser "Der Name der Rose" verfilmt hat: "Mach was du willst, du kannst mich nur betrügen".
So gibt es zu dieser Art Film meist nur zwei mögliche Kritiken. Entweder entfernt er sich zu sehr vom Buch, oder er hält sich allzu fest daran. Bei Bille Augusts "Nachtzug nach Lissabon" herrscht letztere vor. So wollte ich mir ein eigenes Bild machen.

Wenn jemand einen Roman zu einem Drehbuch umschreibt, gilt es wohl als erstes mindestens die Hälfte der Handlung und der Personen raus zu streichen. Was man hier aber nicht rausstreichen konnte, ist, dass wiederum ein Buch eine Hauptrolle spielt. Aus diesem Buch wird vorgelesen und während man den Text hört müssen Bilder her. Schöne Bilder, die aber nicht vom Text ablenken. Das ist für den unvorbereiteten Zuschauer sicher langweilig. Ich war nicht unvorbereitet und freute mich über jedes schöne Bild von Lissabon.
Andererseits hatte ich das Buch nicht mehr so präsent, dass mir gleich jede Änderung aufgefallen wäre. Die Sache mit der Sprache natürlich schon. Der Gymlehrer Gregorius kann im Buch kein Portugiesisch. Er nimmt Lektionen in Lissabon und führt die Gespräche auf Französisch. Der Film ist hingegen einsprachig, Gregorius hat keine Sprachbarrieren. Das ist auch der Grund, warum ich mich für die synchronisierte Version entschieden habe. Es ergibt für mich keinen Sinn, einen englisch gesprochenen Film, wo die Hälfte der Darsteller nicht englische Muttersprachler sind, als "Originalversion" zu betrachten.
Was mir gefiel, war, dass die Rolle der potentiellen Selbstmörderin, die Gregorius auf der Kirchenfeldbrücke rettet, aufgewertet wurde. Gregorius findet das Buch des Amadeo de Prado in ihrem Mantel und sie taucht am Schluss noch einmal auf und erklärt sich. Denn, auch wenn das geheimnisvolle Buch eher ein Philosophiebuch als eine Autobiographie ist, dreht sich die Geschichte in erster Linie um das Leben in der Salazar-Diktatur. Amadeo ist als Sohn eines Richters Teil des Systems, aber durch seine Freunde auch Teil des Untergrunds. Im Film ist dies aber nur ein Teilaspekt und das gefällt wohl vielen Kritikern nicht.
Ebenfalls aufgewertet wurde die Liebesgeschichte von Amadeo und der Verschwörerin Estefania - das entspricht dem Buch - aber auch eine zwischen der Optikerin Mariana und Gregorius wird angedeutet. Es ist die Szene auf dem Plakat, die andeutet, er würde in Lissabon bleiben. Ein Hauch von Happy-End, dem Kinopublikum geschuldet, dem man kein trauriges Ende zutraut, denn im Buch fährt Gregorius nach Bern zurück um einen Tumor untersuchen zu lassen.

Am ersten Abend sitzt Gregorius auf der selben Terrasse, die auch ich an meinem ersten Tag in Lissabon erklommen habe. Beim Anblick dieses quasi vertrauten Panoramas war ich in der richtigen Stimmung. Der Film hat natürlich das Buch betrogen, aber nicht mich.

Samstag, 23. März 2013

Ach, diese Pensionierten

Am Donnerstag Abend nach der Schachpartie gehen ein paar von uns noch in den Seepark ein Bier trinken. Wir sprechen über die gespielten Partien und über den Turnierverlauf. Dann über die Hobbies - der eine geht wieder ein Woche auf Segeltörn. Dann sind plötzlich auch die iPhones auf dem Tisch und der Segler will uns eine Astronomie-App zeigen. Dazu loggt er am besten ins Restauran-Wlan ein und ich zeige ihm wie das geht. Die Kollegin zeigt dann Spiel-SMS, die sie erhalten hat. Ich zeige ihr dann, wie man sie löscht, damit sie nicht noch irrtümlich eines beantwortet.
Was man mit Pensionierten so bespricht...
Am Freitag Abend komme ich um zehn vom Stammtisch nach Hause. Meine Katze ist nirgends zu finden und ich werde nervös, denn die Zeiten in denen sie noch nachts unterwegs war, sind vorbei. Da muss ich unvermittelt an meine pensionierten Nachbarn denken. Was machen die in der Zwischensaison, wenn ihnen langweilig ist? Klar, sie räumen Dinge von der Wohnung in den Keller, anderes von dort auf den Balkon. Sie motten vielleicht schon die Ski ein oder gehen in den Veloraum, vorsorglich die Pneus aufpumpen. Da kommt die Katze ins Spiel. Sie spaziert einmal ums Haus herum, sieht die vielen offenen Türen und muss natürlich nachschauen, was dort drin ist. Dann ist aber gerade Essenszeit und die Nachbarn gehen alle Türen schliessen und verschwinden in ihre Wohnungen.
Mit diesem Szenario im Kopf gehe ich durchs Treppenhaus und tatsächlich - hinter der Tür zum Untergeschoss rumort es. Die Katze wird befreit und erweist sich den Rest der Nacht als besonders anhänglich.
Ob sie meine Pensionierung noch erlebt? Wir werden sehen.

Mittwoch, 20. März 2013

Post von Edwin

Nein, Edwin ist kein reicher Afrikaner, der mit Hilfe meiner Kontodaten seine Millionen in Sicherheit bringen will. Er ist auch kein angeblicher Freund, der ohne Geld in Singapur sitzt. Edwin ist Chef einer Softwarefirma, die innert weniger Tage ein paar hunderttausend neue Kunden, d.h. Anwender einer bestimmten Software erhalten hat, die er jetzt per EMail begrüsst hat. Dabei haben er und seine Leute gar nichts getan.
Das mussten sie auch nicht, denn ein Grosser hat es für sie getan: Unser aller Google hat nämlich den Tod eines ihrer Produkte verkündet - den des Google Readers. Der Google Reader sieht aus wie ein EMail-Programm, nur dass hier keine Mails, sondern Blogartikel herein kommen. So muss man nicht Blog um Blog aufrufen, um zu schauen, ob ein neuer Artikel erschienen ist. Begründung für das Ende des Readers ist, dass er nur noch von wenigen gebraucht wird. Wenige, das sind für Google unter einer Million, die gerne das hier sahen:

Hier kommen jetzt Edwin und Co ins Spiel. Sie haben schon 2008 eine eigene Benutzeroberfläche für Nutzer des Google Reader erstellt: feedly. Sie sieht ein bisschen eleganter aus, als eine Mailbox und man kann abonnierten Blogs auch Magazin-ähnlich darstellen. Feedly ist so der ideale Fluchtort für Google Reader Benutzer und am 1. Juli, wenn Google seinem Reader den Todesstoss gibt, muss Feedly nur noch die Verbindung kappen und ist ein selbständiger Feed-Reader. Der sieht so aus:
Also fast gleich und das will ich auch so.
Google denkt halt, dass, wer etwas zu sagen hat, dies auf seiner Platform Google plus tun soll (Facebook ist in ihrem Sinn auch dieser Meinung). Und gerade darum will ich mich nicht abhängig machen und weiterhin meine Informationen über ein mehr oder weniger neutrales System beziehen.
Dieser Blog erscheint auch auf einem Google-Produkt, nämlich auf Blogger. Dessen Tage seien auch gezählt, wird bereits gemunkelt. Wir werden sehen.
Sacha Lobo vergleicht Googles Verhalten mit dem eines beleidigten Schimpansen.

Dienstag, 19. März 2013

Ein Blick zurück

nein, nicht im Zorn, sondern eher in Verwunderung. Noch einmal habe ich am Morgen um sechs tiefe Spuren in den Weg getreten.
Auch der Strassenmeister hat wohl den Schneefall letzter Nacht unterschätzt und begann erst gerade mit räumen. So fuhr ich auf nur einer geräumten Spur abwärts und in der dritten Kurve, wo er mit dem Traktor stand, passierte ihn um noch ein paar weitere Kurven durch den Neuschnee zu fahren - bis zur Talstrasse.
Im tiefsten Winter fuhr ich zur Arbeit, im Frühling wieder nach Hause. So ist sie, die Zeit zwischen den Jahreszeiten.

Montag, 18. März 2013

Handtaschenkredit

Letzte Woche erschien eine Serie Werbeplakate für Konsumkredit. Wobei nicht von Konsum die Rede ist, sondern man lässt nette Leute fragen, ob sie nicht doch....
Das erste von drei Motiven zeigt ein Pärchen, das sich einen Familienwagen wünscht. Hier habe ich sogar als Gegner von Konsumkrediten noch etwas Verständnis. Seinen Nachwuchs in einem modernen Gefährt herum zu kutschieren ist nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern auch der Sicherheit.
Beim zweiten Motiv wünscht sich ein leicht angegrauter Herr ein Motorrad. Da musste ich sofort an einige meiner Nachbarn denken, die sich zum vierzigsten noch einmal ein Motorrad geleistet haben. Es scheint sich um eine beliebte Therapie für die Midlife-Crisis zu handeln.
Das dritte hingegen macht mich etwas ratlos:

Jetzt kann mir vielleicht eine meiner Leserinnen aufklären, dass eine neue Handtasche auch einen grossen Therapieeffekt hat. Das Motorrad nimmt die Angst vor dem Fünfzigsten, die Handtasche jene vor dem Dreissigsten? Warum nicht, aber auf Kredit? Die teuerste Tasche, die ich auf Zalando gefunden habe, kostet Fr. 1545.- . Sollte eigentlich mit sparen zu machen sein. Es sei denn, die Evaluationstour führe über Paris, New York, Tokio, Moskau - dann könnte es etwas teurer werden.
Aber ich glaube eher, dass dieses Motiv jenen Typ Frauen (und Männer) ansprechen soll, die nach dem Zahltag alles Geld, welches nicht durch Daueraufträge in Sicherheit gebracht wird, abheben und verjubeln. Wenn so jemand Mitte Monat in einem Schaufenster ein "muss ich haben" sieht, hilft halt nur noch der Sofortkredit (Auszahlung innert vier Stunden).
Ich jedenfalls halte mich lieber an das Zeichen links im Bild: Hier wird nichts parkiert!
Dieses Plakat wurde gestern schon bei Hausfrau Hanna diskutiert.