Freitag, 30. September 2011

Das Semikolon des Grauens

Das Semikolon, auch Strichpunkt genannt, hat mehr Macht als man denkt. Diese zum Beispiel, einem den Ferienbeginn hinauszuzögern. Die ganze Woche lang haben wir versucht, unsere neue Kreditkartenverarbeitung zum laufen zu bringen. Immer war noch ein Detail falsch. Aber gestern, da waren wir so gut wie sicher: Jetzt funktioniert es!
Doch es erwies sich, dass noch ein pièce de résistance verblieben war, eben ein Semikolon. Eigentlich ist es durchaus der Sinn einer csv-Datei - comma separated value, heisst das -  Strichpunkte zu enthalten. Das Programm, das bei unseren Kollegen in Deutschland sitzt, ist aber so gebaut, dass es jeweils ein Semikolon zwischen einzelnen Werten erwartet, nicht hingegen am Schluss. Und genau dieses Abschluss-Semikolon, wie ich es in solchen Fällen immer setze, verhinderte die weitere Verarbeitung.
So erhielt ich heute Mittag einen Anruf von meinem Chef, um mir das Problem zu erklären. Da ich mit Kollegen im Breitenrain war, war es für mich am einfachsten, nach dem Essen noch schnell ins Büro zu fahren und mein Programm zu ändern. Wie unser Zeiterfassungssystem mit einer Präsenzzeit von acht Minuten umgeht, sei anderer Leute Problem. Wenn nur unser Kassiersystem in Zukunft richtig läuft.
Und jetzt habe ich definitiv Ferien!

Donnerstag, 29. September 2011

Telefonhörerdesinfizierer

Am Montag Abend habe ich die Musik gehört, über die ich gestern den Artikel veröffentlicht habe. Als letztes, als fünfundzwanzigstes Lied, lief "Nie met Aljebra" von Wolfgang Nidecken. Über dieses Lied habe ich eine Geschichte. Und eine Geschichte zur Geschichte dazu.
In "Per Anhalter durch die Galaxis" treffen die Hauptpersonen auf ein gestrandetes Raumschiff mit Leuten diverser Berufsgruppen, u.a. den Telefondesinfizierern. Sie wurden auf ihrem Heimatplaneten weggeschickt, weil man sie für unnütz hielt. Der Witz der Sache war, dass die Bevölkerung dieses Planeten kurz darauf Opfer einer Seuche wurde, die sich über infizierte Telefone verbreitete. Mehr dazu hier in einem Wikipedia-Artikel.
Jetzt aber zur eigentlichen Geschichte. Ich sass am frühen Morgen noch alleine im Büro und hatte das Radio angestellt. Da lief eben der Titel "Nie met Aljebra". Ich verfiel kurz in einen Tagtraum, als jemand ins Büro eintrat. "Entschuldigung, habe ich Sie geweckt?" - fragte die ältere Dame. Es war die Telefondesinfiziererin. "Nein", sagte ich, "ich höre dem Lied zu". Und weil ältere Damen junge, verträumte Männer mögen, hatte sie volles Verständnis und ging an ihre Arbeit.

Mittwoch, 28. September 2011

Play it again, iTunes

Gutes soll man ab und zu wiederholen, nicht wahr? So wiederhole ich eine Aktion, die ich vor gut eineinhalb Jahren mal durchführte. Es geht darum, Musik aus der eigenen Sammlung zufällig abzuspielen und die ersten 25 Titel hier aufzulisten. Was das letzte Mal herausgekommen ist, findet man hier. Wieder zensuriere ich nichts, streiche lediglich einen Titel, wenn dasselbe Album ein zweites Mal drankommt. Et voilà:

1. Gipsy Kings - La quiero
2. Plüsch - Isch es wäge mir?
2. Umberto Tozzi & Raf - Gente di Mare
4. Marquess - Ciao Ragazzi
5. Nordman - Nordman
6. The Wings - Mull of Kintyre
7. Patricia Lavila - L'Amour est toujours en Vacances
8. Secret Garden - Nocturne
9. Zucchero - Iruben Me
10. ABBA - On and On and On
11. Scream - Churzschluss
12. Gustav - Est-ce que tu veux pas?
13. Antonello Venditi - Se l'Amore è Amore
14. Glenn of Guiness - In our Country
15. Agnetha Fältskog - Man
16. Celia Cruz - De la Habana hasta aqui
17. Jonatan Cerrada - A chacque pas
18. Juanes - Qué pasa?
19. Roxette - Knockin' on every Door
20. Tracey Ullman - Terry
21. Rään - Ene mene mo
22. Natacha - Summernacht
23. Swing out Sister - Everyday Crime
24. Le beau Lac de Bâle - Draculade sous les Embruns
25. Wolfgang Nidecken - Nie met Aljebra

Alle Interpreten sind auf ihre Homepage oder einen Wikipedia Artikel verlinkt, die Liedtitel auf ein Youtube Video, soweit vorhanden. Die CDs existieren übrigens alle auch in echt. Ich bewahre sie in solchen Boxen mit Hängeregister auf:

Montag, 26. September 2011

Ein bisschen Nebel gehört dazu

...wenn man im Herbst ins Seeland reist. Zwar begann der Jahresausflug unserer Biervereins in Biel noch bei Sonnenschein, aber bald fuhren wir in eine Nebelwand. Gleich erinnerte ich mich einen trashigen Gruselfilm namens "The Fog", wo verwunschene Piraten im Schutze eines dichten Nebels die Küstenbewohner meucheln.

Nach meucheln zumute war es auch A., dem Swisscom-Angestellten, als er sah, dass wir ein Orange-Schiff bestiegen. Aber wir überlebten alle das eine wie das andere und stiegen nach zwei Stunden in La Sauge im Broye-Kanal aus. La Sauge ist ein Teil des Naturschutzgebietes am südlichen Ufer des Neuenburger Sees und dazu eines der wichtigsten Vogelschutzgebiete der Schweiz. Die Vögel liessen sich allerdings entschuldigen - diejenigen, die südwärts ziehen, waren schon weg, jene, die von Norden kommen, noch nicht da. Dafür konnten wir noch erfahren, dass in La Sauge auch die einzige heimische Schildkröte gepflegt - respektive, wiederangesiedelt wird.
Pünktlich zu dem Moment, als Wandern angesagt war, stellte sich auch Sonne und blauer Himmel ein. Ein Bierklub hat natürlich immer einen Brauerei als Ziel. Diesmal handelte es sich um die Brasserie Haldemann in Sugiez. Eine knapp zweistündige Wanderung war ideal um genügend Durst zu kriegen. Brauer Freddy Haldemann stellt in einem öffentlichen Zivilschutzkeller fünf Sorten Bier her und keines wurde ausgelassen. Nicht jeder trank jedes, aber fast. A propos "öffentlicher Zivilschutzkeller". Dieser müsste im Ernstfall innert 24 Stunden geräumt werden, was Freddy nur ungern täte, hat aber Toiletten, was bei einer Brauerei nicht unwesentlich ist.
Ebensolche hat der Moosrugger - die Biel-Täuffelen-Ins-Bahn - nicht und so galt es auf dem Weg nach Nidau Ruhe zu bewahren, zumal wir wegen Bauarbeiten noch einen Streckenunterbruch zu Fuss bewältigen mussten. In der Lago Lodge war aber wieder alles gut und fröhlich konnte Essen und Bier bestellt werden. Für mich ein Hanfbier, eine Kalbshaxe und danach ein - nein - einen Früchtetee. Es gibt Momente, da muss man auf seinen Magen hören.
Ein toller Tag. Ich bedaure alle, die nicht dabei waren. Quatsch! Ich bedaure niemanden. Selber schuld!

Sonntag, 25. September 2011

Wahlplakate (III)

Für dieses Motiv brauchte ich nicht einmal ein Plakat zu fotografieren. Das Vereinsheft von RadioBeO aufzuschlagen genügte. Auf der einen Seite posieren Radiomoderatoren mit eingeladenen Musikern, auf der anderen Seite lächelt Ständeratskandidat Hans Stöckli. Die SP ist mit einem weiteren ganzseitigen Inserat von Matthias Aebischer sogar die stärkste Inserentin in diesem Heft. Weiter sind auch SVP, BDP, FDP, EVP und EDU vertreten.

Ueber den Slogan "Hans ins Stöckli" wurde schon im Kommentar zu meinem ersten Wahlplakate-Artikel gelästert. Man kann sich durchaus fragen, ob Wortspiele mit Namen - ausserdem mit dem altertümlichen Spitznamen des Ständerates - sinnvoll sind. Ansonsten posiert H.S. ganz konventionell, was der Sache wohl auch angepasst ist. Ich muss natürlich zugeben, dass ich als Ex-Bieler gegenüber diesem ebenfalls Ex, nämlich Ex-Stadtpräsidenten von Biel, befangen bin. Auch der unmöglichste Slogan würde mich nicht davon abhalten, ihm meine Stimme zu geben.
Nächste Woche gehe ich wieder auf die Pirsch nach Plakaten, die ich besprechen könnte. Es geht mir dabei - nicht nur bei meinen Favoriten, sondern auch bei allen anderen - nicht darum, sie in die Pfanne zu hauen, sondern einfach darum, von meinen Gedanken und Assoziationen beim Betrachten zu erzählen.

Samstag, 24. September 2011

Wahlplakate (II)

Sein Name ist Näf, Roland Näf. Sein Plakat hat es bereits in den Blick am Abend gebracht, allerdings in der Rubrik "nutzlose Showeinlagen". Dabei ist die Pose durchaus markant. Besonders gefällt mir, dass er die rote Rose, die die SP gegen einen schnöden Würfel eingetauscht hat, hoch hält.
R.N. bleibt auch bei seinem Wahlslogan bei James Bond. Aus dem Titel des Films "Im Dienste Ihrer Majestät", der bekanntlich auch auf dem Schilthorn spielt, wird "Im Dienste aller statt seiner Majestät". Wenn ich mich nicht irre, irrt der Berner SP-Präsident hier. In Monarchien heisst, der Majestät dienen, nicht Diener der Person, die auf dem Thron sitzt, zu sein. Die Majestät steht als Symbol für das ganze Land und das ganze Volk. Auch James Bond dient allen, nicht nur der Königin. Da wir aber keine Monarchie sind, ist dies Erörterung sowieso obsolet.
Ob R.N. auch Chancen auf einen Thron, pardon, einen Sitz im Nationalrat hat, kann ich nicht sagen. Auch noch nicht, ob ich ihn wählen werde. Immerhin ist er gleich alt wie ich, ist Sekundarlehrer und ihm liegt, wie auch mir, die Bildung am Herzen.

Freitag, 23. September 2011

Wahlplakate (I)

Es gibt Walbeobachtung und Wahlbeobachtung. Ich hingegen starte hier eine lockere Serie von Wahlplakatbeobachtung. Den Anfang mache ich mit einem jungen Mann, der nicht in Gefahr läuft, auf meinem Wahlzettel zu fungieren - auch seine Partei nicht. Aber das Plakat ist interessant.
Christian Wasserfallen hat anscheinend eine Anleihe bei der Porträtmalerei gemacht. Schon die Römer liessen sich gerne auf einem Mosaik mit Gegenständen porträtieren, die ihre Person auszeichneten. Eine Schrifttafel, zum Beispiel, oder ein Handelsgut. C.W. hat sich für drei Gegenstände entschieden: Eine Energiesparlampe und zwei Bücher. Mit der Lampe, in der Parteifarbe blau, will er sich wohl als energiepolitischer Sprecher der FDP anbieten. Das Wörterbuch legt nahe, dass er auch französich parlieren kann - dann aber hoffentlich ohne Wörterbuch. Das interessanteste ist aber das andere Buch: "Mittelflussrechnung". Der C.W. ist zwar Ingenieur, aber dieses Buch handelt nicht von Wasser oder Strom, sondern - schliesslich ist er ein Freisinniger - von Geldfluss.
Auf französisch heisst Mittelflussrechnung (gemäss Wikipedia) "tableau de financement", doch darüber wird C.W. wohl weiterhin im Nationalrat referieren. Für einen Sitz im Ständerat hätte er nur eine Chance, wenn sich die FDP der Mehrheitspartei unterworfen hätte.

Dienstag, 20. September 2011

Die neue Identität

In den nächsten Tagen bekomme ich also eine neue Identität. Oder zumindest eine neue Identitätskarte. Mit neuem Foto. Das ist gut, denn das alte war schlecht. Nicht so schlecht, wie es Passfotos sowieso sind, sondern wirklich schlecht. Zum Photographieren, dem Erfassen der Unterschrift und dem Abchecken der Personalien musste ich auf dem Amt erscheinen. Fingerabdrücke wurden keine genommen, das braucht es wirklich nur für den Pass. Die neue ID dürfte gerade rechtzeitig eintreffen, damit ich in meinen Herbstferien die Grenzen unseres kleinen Landes ohne schlechtes Gewissen überschreiten kann.

Montag, 19. September 2011

Fleisch am Knochen

Gestern war es wieder mal soweit: Ich verliess das Haus an einem Sonntag. Die Thuner Heimbrauer feierten die Fertigstellung der Klubbar - einem Möbel, das u.a. an der Neuland-Ausstellung in Thun zum Einsatz kommen wird. Es handelt sich um drei Einzelelemente, die in einer Linie oder in verschiedenen Winkeln angeordnet werden können. Im Bild sieht man das entsprechend beschriftete Mittelstück.
Eigentlich war dieser Anlass als reines Bier-Event geplant, aber ein Klubmitglied hatte kürzlich geheiratet und darum das Essen spendiert: Spare-Rips. Dazu kann man nur sagen: Das reale Leben hat halt schon mehr Fleisch am Knochen, als das virtuelle.
Das Bier kam aber auch nicht zu kurz. Ausserdem präsentierte der Gastgeber die kleine Brauerei, die er in seinem Haus gebaut hat. Ein kleiner Kellerraum, geplättelt, mit Kesseln und einer Bar. Der handwerklich absolut unterbelichtete Brauer konnte bei diesem Anblick nur vor Neid erblassen.

Sonntag, 18. September 2011

Nur drei Stunden

Ich bin nicht der Typ, der auf Zürich herumhackt. Höchstens auf gewissen Zürchern. Aber sonst gefällt mir die Stadt. Was aber anderes ist, als bei anderen Schweizer Städten: Zürich macht mich schneller müde. So habe ich meinen kleinen Züri-Trip am letzten Freitag schon nach drei Stunden beendet, obwohl ich einige ganz ruhige und beschauliche Ecken aufgesucht habe.
Lindenhof
Wenn immer möglich, beginne ich einen Besuch in Zürich mit dem Lindenhof. Diese Terrasse mit Sicht auf Niederdorf und Limmatquai ist wahrscheinlich der schönste Ort in dieser Stadt. Trotz vieler Leute strahlt er Ruhe aus und lässt einen Energie holen, um sich in die Hektik darunter zu stürzen. Allzu hektisch war es aber gar nicht, denn der Weg über Rathausbrücke und den autofreien Limmatquai führt einen ganz gemütlich zum Grossmünster. Da drin war ich noch nie!
Hinein also. Mir fiel gleich auf, wie schmucklos die Kirche ist. Echt protestantisch und eigentlich gar nicht so gross. Von aussen sieht sie imposanter aus. Klein ist auch die Terrasse vor der Kirche, von der aus man die Gegensicht zum Lindenhof hat. Vom Grossmünster aus ist es nicht mehr weit, bis zu einem gar nicht mehr ruhigen Ort, dem Bellevue. Von dort aus kann man dem See entlang flanieren, aber mir war nach anderem - aber auch am Wasser. Vor einiger Zeit habe ich durch Zufall den Schanzengraben entdeckt, der vom Schiffshafen bis fast zum Bahnhof führt. Dank Stegen kann man dem Graben entlang spazieren und auf halbem Wege befindet sich sogar eine Badeanstalt. Kurz vor Einfluss in die Sihl, wo das Wasser langsam ins fliessen kommt, kann man sich gar an einem Bächlein auf dem Lande wähnen. Ok, man muss das Geschäftshaus nebenan ignorieren.
Schanzengraben
Dann aber ist fertig Land. Die Sihl, die hier träge durch die Stadt und unter dem Bahnhof hindurch fliesst, strahlt keine Ruhe aus. Ich bestieg ein Tram, um mir eine der neuen Attraktionen des Westquartiers an zu sehen: Das Viadukt. Also die Ladenzeile in den Viaduktbogen der Eisenbahnbrücke. Eigentlich zwei Brücken, jene der Linie nach Wipkingen und der ehemaligen Linie nach Letten, die jetzt ein Spazierweg ist.
Mir war schnell klar, warum die Ladenbesitzer dort klagen. Um Mitternacht könnte es dort nicht einsamer sein. Nur am Anfang, wo auf der einen Seite ein Park ist, war es belebter. Aber die Mütter, die dort mit ihren kleinen Kindern spielen, gehen wohl nachher nicht in die Boutiquen. Aber vielleicht kommt das noch, denn mir schien, das benachbarte Wohnquartier zeige Anzeichen zu berühmt-Berüchtigten Gentrifizierung, d.h. Häuser werden renoviert.
Dann überfiel mich die Züri-Müdigkeit und begab mich auf den nächsten Zug. Die Recherchen zu meiner Artikelserie muss ich halt mit Google-Maps weiterführen. Ich will ja Zürich zur Hauptstadt machen.

Donnerstag, 15. September 2011

Neue ID

Meine Identitätskarte ist abgelaufen. Höchste Zeit, eine neue zu bestellen und zwar online. Das läuft tatsächlich bestens über die Adresse www. schweizerpass.ch. Ich habe eine ID bestellt und war ein bisschen erstaunt, dass ich einen persönlichen Termin abmachen musste, wo die ID alleine doch keine biometrische Daten braucht. Nun, ich werde sehen, es geht wohl auch um das Foto, das gleich vor Ort aufgenommen werden soll. Nicht zu vergessen, die Bezahlung. Positiv überrascht war ich, dass ich den Termin ebenfalls online und erst noch in einem Passbüro nach Wahl erfassen konnte. Gerade für mich war das praktisch, konnte ich so zwischen einer Randzeit in Thun, oder einem Mittag in Bern entscheiden. So fiel meine Wahl auf nächsten Montag, Punkt zwölf in Bern. Ich bin schon gespannt, wie das ablaufen wird.

Mittwoch, 14. September 2011

Herzzerreissend


Da kann man doch nicht anders, nicht wahr? Da zückt man gleich das Portemonnaie, resp. loggt gleich ins Telebanking ein um mindestens einen Hunderter zu überweisen. Man muss nur noch schauen, an wen. Die "Winterhilfe" oder "Kinder in Not" oder  ... ja wohin denn?
Die CVP ??? Das ist ja gar keine Hilfsorganisation! Und es geht ja gar nicht um Kinder in Not, nein, der Bub auf dem Bild ist eigentlich ganz ordentlich gekleidet. Fragt sich, warum er denn so traurig schaut. Ist er der letzte seiner Art? Der letzte CVP-ler, der letzte Christ oder gar der letzte Schweizer? Halt, das wäre eine andere Partei. Als untergehende Partei haben wir auch mehr die FDP im Visier. Es muss etwas anderes sein, das in bedrückt.
Vielleicht hat er Angst vor der Zukunft. Genau, das muss es sein. Seine Rede - in blau - "Meine Schweiz, meine Familie, ..." und dann reden die anderen - in orange - drein und sagen "... unser Erfolg". Klar ist er frustriert, wenn man ihm den Erfolg wegnimmt. Aber so sind sie halt, die Politiker. Wie traurig!

Dienstag, 13. September 2011

Die Bücherliste

Das Buch "101 Dinge, die man tun muss" hat mir 77 Bücher empfohlen. Viele von denen habe ich noch nicht gelesen und werde es wohl auch nicht tun. Aber ich war schliesslich immer ein Leser und so ergänze ich die Liste mit einigen Büchern, die ich gelesen habe und für empfehlenswert halte. Darunter auch Sachbücher und Reportagen, denn die Wirklichkeit schreibt bekanntlich die besten Geschichten. Folgende Aufzählung, das ist klar, ist genau so unvollständig und irrelevant, wie alle anderen.

Andreas Altmann: Reise durch einen einsamen Kontinent *
Bill Bryson: Eine kurze Geschichte von fast allem **
Alex Capus: Eine Frage der Zeit
Stephen Clarke: A Year in the Merde
Alexandre Dumas: Les trois Mousquetaires
Umberto Ecco: Das Foucaultsche Pendel
Andreas Eschbach: Ausgebrannt, Der Nobelpreis
Graham Greene: Unser Mann in Havanna
Tony Hawks: Mit dem Kühlschrank durch Irland *
Aldous Huxley: Brave New World (Schöne neue Welt)
Werner Köhler: Cookies
François Lelord: Hectors Reise
Marina Lewycka: Caravan
Geert Mak: Das Jahrhundert meines Vaters *
Pascal Mercier: Nachtzug nach Lissabon
Dietrich Schwanitz: Bildung **
Martin Suter: Small World, Die dunkle Seite des Mondes
J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe
Voltaire: Candide ou l'optimisme

* Reportage
** Sachbuch

Sonntag, 11. September 2011

Das Thema des Tages

Als die Moderatorin von WDR2 ein Gespräch über nine-eleven ankündigte, wollte ich gleich umschalten. Aber die ersten Worte des Gastes, änderte meine Meinung. Es handelte sich um Eric T. Hansen, ein US-Amerikaner in Deutschland und Mittelalterforscher. Denn nach der obligaten Frage "Wo waren Sie als es passierte?", erzählte er von seinen Forschungen über Karl dem Grossen und dass er am Abend des 11. September von ihm geträumt habe. Dabei sei ihm klar geworden, dass unsere Kultur, unser Denksystem seine Wurzeln im frühen Mittelalter, also vor über Tausend Jahren habe. So etwas geht nicht wegen eines Terroranschlages unter.
Eine wohltuende Erklärung, in meinen Augen. Haben wir doch in den letzten zehn Jahren zum Überdruss gehört, wie die Welt nach nine-eleven eine andere sein soll. Die Welt hat sich nun mal weiter gedreht und das Leben geht für die Menschen weiter. Auch wenn in dem Medien heute noch einmal ausführlich von dem "Tag, der die Welt veränderte" die Rede ist.
Das Gespräch war interessant und humorvoll. Am Schluss zeigte sich Hansen noch einmal als typischer Amerikaner: "Wir leben in der besten Welt und sie wird immer besser". Auch wenn ich diesen übertriebenen Optimismus gelegentlich etwas belächle, höre ich doch lieber solches, als das Neuste von einem Playboy aus Zürich.
Gestern Abend lief auf Arte eine Doku über das Erdbeben von Lissabon 1755. Auch damals gab es einen Kampf zwischen Vernunft und Hysterie, wobei zum Glück erstere siegte. Ob und wie diese Katastrophe die Welt verändert hat, wurde damals auch ausführlich diskutiert. Sie hat wohl der Aufklärung einen Schub gegeben. Aber eben nur einen Schub, denn sie war so oder so in Gang. Ich denke darum, dass es auch mit nine-elven ähnlich ist: Das eine oder andere wurde gefördert, ist aber nicht alleine aus diesem Ereignis entstanden.
Das Gedenkmal in Lissabon. In New York ist man, meines Wissen, noch nicht soweit.

Freitag, 9. September 2011

Wieder ein neues Spielzeug

Alles spricht von DAB, oder zumindest ein, zwei Leute, und so konnte nicht viel Zeit vergehen, dass ich mir auch so ein DAB-Gerät anschaffen musste. Für das Auto. Allerdings wollte ich keinen neuen Autoradio anschaffen, denn die Tage meines jetzigen Wagens sind gezählt. Wer weiss, vielleicht wäre ich am Montag gar nicht mehr durch die Kontrolle gekommen. So kam mir dieses Produkt gerade recht. Ein unabhängiges Empfangsgerät, wie ein Navi befestigt, das den eingeschalteten DAB-Sender auf einen UKW-Frequenz umsetzt und so das vorhandene Autoradio bedient. Ausserdem kann man das Ding auch mitnehmen und via Kopfhörer DAB hören.
Im Auto wird es via Zigarettenanzünder betrieben. Das erste Mal, dass ich diese Vorrichtung brauche.
Meine Sorge war natürlich, dass in meinem engen Tal der Empfang mangelhaft wäre. Aber das "normale" DAB-Paket ist bestens zu empfangen. Das sind die DRS-Sender und die Musikprogramme. So kann ich jetzt morgens der Werbung und den Telefonspielchen entgehen und Swiss-Pop hören und am Abend das "Echo der Zeit" auf DRS4 News. Die Programme der anderen Sprachregionen und die Privatradios empfängt man nur auf DAB+. Dazu hingegen muss ich erst aus dem Tal hinaus. Sobald ich aus dem Dorf und über der Simme bin, kann ich z.B. Radio 24 hören. Leider keine Berner Sender, warum weiss ich zur Zeit nicht. Es hat auch Programme, die bisher nicht "on Air" zu empfangen waren, wie Radio Eviva, oder, für die Heiligen unter uns, Radio Maria(katholisch) und Life Channel(evangelisch). Letzterer scheint noch einigermassen geniessbar zu sein. Ein Nonstop Musikprogramm mit Beiträgen verschiedener Privatradios ist Swissmntholiday. Dieses und Radio Central haben ein Musikprofil, das mir zusagt. Ich würde mir aber trotzdem wünschen, dass auf der Senderliste auch bald Capital FM oder Radio 32 auftauchen würde. Noch genauer muss ich mir Radio Inside anhören, das viel Schweizer Musik verspricht. Ja, das neue Spielzeug gibt zu tun.

Mittwoch, 7. September 2011

Paradoxovaren

Zu "normalen" Zeiten wäre es wohl niemandem in den Sinn gekommen, Xherdan Shaqiri einen Kosovaren zu nennen. Als Mitglied der Nationalmannschaft ist er ganz klar ein Schweizer Bürger. Mit kosovarischen Wurzeln, aber Schweizer. Auch wenn die Familie Shaqiri beim Rütlischwur noch nicht dabei war.
Aber da gab es eben diese zwei Bluttaten, kurz hintereinander, die von Kosovaren verübt wurden. Die SVP schlachtete die Geschehnisse sofort aus und schalteten ein Inserat, bezogen auf den Ueberfall in Interlaken: "Kosovaren schlitzen Schweizer auf". Zu Recht ging ein Aufschrei durchs Land. Diese Aussage rücke eine ganze Volksgruppe anhand von Einzelfällen in ein schlechtes Licht.
Die SVP zog dieses Inserat - im Gegensatz zu vielen anderen - zurück, der Werbeeffekt war ja geleistet. Die SVP-Gegner machten auch weiter und begannen SVP-Plakate zu verfälschen. Der Fussballmatch vom Dienstag Abend lieferte diese Beschriftung: "Kosovaren retten Schweizer Nati".
Abgesehen davon, dass es ja nur einer war, plötzlich ist Shaqiri wieder ein Kosovare und kein Schweizer mehr. Ausserdem tut man genau das, was man der SVP vorwirft: Man bemüht einen Einzelfall um eine ganze Volksgruppe zu beleuchten. Im positiven Sinn zwar, aber doch mit der gleichen Methode. Den Gegner mit den eigenen Waffen schlagen ist zwar eine beliebte Kampftaktik, macht einen aber unglaubwürdig, wenn man ebendiese Waffen vorgängig verurteilt hat.
Ich habe mich jetzt auch ein bisschen unglaubwürdig gemacht, denn ich habe diese Partei nicht weniger als fünf Mal genannt. Das soll aber die Ausnahme bleiben.

Dienstag, 6. September 2011

Hauptstadtfrage (III)

Das erste Gegenargument, das kommt, wenn man von der Verlegung der Hauptstadt spricht, ist der Verlust der Arbeitsplätze des Bundes. Die Site der Bundesverwaltung nennt die Zahl von 37'000 Arbeitsplätzen, allerdings ohne deren geographische Verteilung zu benennen. Andernorts habe ich die Anzahl von ca. 20'000 in der Agglomeration Bern gelesen. Nicht alle, die Bundesverwaltung ist ja auch dezentralisiert, aber die meisten davon würden wohl verloren gehen. Wichtig wäre auch die Reaktion der ehemaligen Bundesbetriebe, wie SBB, Post oder Swisscom. Auch wenn es objektiv nicht nötig wäre, den Hauptsitz in der Hauptstadt zu haben, könnte es sein, dass diese Betriebe auch die geographische Nähe zur Regierung weiter suchen. Aber es wäre kaum nötig, alle diese Arbeitsplätze zu ersetzen, denn ein Teil der Bundesangestellten wohnt auch heute nicht in Bern und würde einfach nach Zürich pendeln, was das Berner Verkehrssystem sogar entlasten würde.
Trotzdem müsste man diesen Verlust von Arbeitsplätzen ernst nehmen und die Berner Wirtschaftsförderung müsste kräftig die Werbetrommel rühren, um neue Unternehmen anzulocken. Die leer gewordenen Verwaltungsgebäude könnten der Konzentration von kantonalen und städtischen Verwaltungen dienen und kleinere Standorte könnten wieder zu Wohnraum werden. Auch die Botschaftervillen würden frei und wären sicher attraktiv für zahlungskräftige Neuzuzüger.
Eine gute Möglichkeit, der Stadt neue Impulse zu geben, sehe ich in der Universität. In einigen Teilen, der Medizin oder den Naturwissenschaften, ist sie ja bereits heute Spitze. Diese könnte man ausbauen und so neue Spitzenleute, aber auch mehr Studenten holen. Heute sind es 14'000 Studenten - bis 20'000 könnte man sicher gehen. Studenten beleben die Stadt. Sie sind zwar keine guten Steuerzahler, aber gerade bei ausländischen Studenten könnte man hoffen, dass ein Teil nach dem Studium ihre Unternehmen oder Praxen in Bern eröffnen.

Montag, 5. September 2011

Herbstaktionen

Was bedeutet es, wenn bei Migros Trauben, Sauerkraut, Raclettekäse und Studentenschnitten Aktion sind? Genau, es wird Herbst! Gut, die Studentenschnitten fallen etwas aus der Reihe, aber es sind die, bei denen ich wohl noch schwach werde.
Nicht gerade schwach geworden, aber mit einem mulmigen Gefühl angetreten, bin ich bei der Fahrzeugkontrolle an diesem Nachmittag. Aber es gab keine Mängel zu reklamieren. Nur die Reifen seien bald durch, sagte mir der Kontrolleur. Das heisst wohl, dass ich sie beim nächsten Service gleich entsorgen lassen kann, da dann ja wieder Radwechsel ist. Und Abgaswartung auch.
Heute hat auch die lange erwartete Badezimmerrenovation begonnen. Ganz leer und kahl präsentiert sich das Räumchen jetzt. Es sieht so aus, als hätten sich die Kacheln alle gut entfernen lassen, so dass auch das Anbringen der neuen keine Probleme bieten wird. Die Duschwanne liegt auf dem Balkon bereit; sie wird wohl als nächstes eingebaut. Möglichst tief, so dass ich in Zukunft richtig in die Duschkabine eintreten kann.
Damit aber dieser Blog nicht zum reinen Badezimmerumbaublog wird, geht es morgen wieder mit der Hauptstadtfrage weiter.

Sonntag, 4. September 2011

Ein bisschen Mittelalter

Zuerst aber ein bisschen Bier. Am Samstag Morgen standen die Thuner Heimbrauer wieder vor dem Mühlistübli in Steffisburg und brauten live. Vom nur in die Gerstensuppe reinschauen, haben die Passanten und Freunde aber nicht so viel - darum schenkten Markus und Patrik auch einige Biere aus ihrer Produktion aus. Dazu natürlich auch Brezen und Weisswurst.
Ja, ich bin dem Prinzip, kein Bier vor Zwölf untreu geworden. Aber es ging ja noch weiter nach Kiesen. Dort fand aus Anlass des Dorfjubiläums ein Mittelaltermarkt statt. Mit allerlei Marktständen und mit Musik. Nach ein bisschen stöbern zog es uns schon bald wiederum zu einem Brauer. Zu Uelu aus Burgdorf, der seinen Bieren auch passende Namen wie Lancelot und Exsalibur verpasst hat. Nicht ganz authentisch waren die Plastikbecher, aber wer eines hatte, konnte auch sein Trinkhorn abfüllen lassen.
Auf dem Markt wurden auch ein paar Theaterstücke und Schaukämpfe aufgeführt, mehr interessierte uns aber die Musik. Zwei Bands, Kel Amrun und Koenix, spielten. Letztere gefielen uns besser:
Man sieht, hier ist ein modernes Schlagzeug im Spiel und auch die Mandoline, die hier gerade nicht gespielt wird, ist an einem Verstärker angeschlossen. Für die Musik gilt dasselbe, wie wohl für alle solchen Anlässe: Das Mittelalter ist seit 500 Jahren vorbei. Diese Feste sind heutige Veranstaltungen mit Elementen aus dem Mittelalter. Mir gefiel es so.

Donnerstag, 1. September 2011

Kondens...

...milch mag ich. Die gezuckerte aus der Tube. Mmmmh! Aber eigentlich meine ich Kondensstreifen. Solche sehe ich oft am Sonntag Abend, wenn ich mit Nachbarn auf dem Balkon sitze und Bier trinke. Wenn wir gerade kein Gesprächsthema haben, sinnieren wir darüber, wohin diese Flugzeuge unterwegs sind.
Es gibt aber Leute, die halten die Kondensstreifen nicht für Kondensstreifen, sondern für Chemtrails. Eine Verschwörungstheorie, die davon ausgeht, dass Geheimdienste oder Staaten oder sonst wer Chemikalien ausstreuen. Zum Zweck, das Volk zu impfen oder zu vergiften oder das Wetter zu verändern oder was auch immer.
Ich höre mir gerade einen Podcast zu diesem Thema an. Grund genug, die Produzenten dieses und vieler anderer kritischer Podcasts zu empfehlen. Es handelt sich um Hoaxilla, der Produktion eines Paares aus Münster. ihre Podcasts erstrecken sich über viele Themen wie Nessie, Vampire und vor allem allerlei Verschwörungstheorien. Zu den Chemtrails hat sich auch unser aller Wetterfrosch, Jörg Kachelmann, hier mal in einem Video gründlich zum Thema ausgelassen.
Und meine Meinung dazu? Ehrlich gesagt, ich mag Verschwörungstheorien. Wie ich schon früher Märchen und Sagen mochte. Ich erfinde auch gerne welche. Zum Beispiel diese, dass der erste Besitzer meiner Wohnung darum grüne Schüsseln gewählt hat, um alle nachfolgenden Besitzer in den Wahnsinn zu treiben. Aber er hat sein Ziel nicht erreicht. Nach zehn Jahren erfolgreichem Widerstandes von meiner Seite, wird nächste Woche mein Badezimmer vollständig neu gemacht und das grüne Zeug geht dorthin wo es hin gehört: Auf den Müll! Dort gehören übrigens auch die Chemtrails hin.