Freitag, 10. Juni, Anreise
Zehn Stunden Anreise, war geplant. Wegen einer Verspätung wurde eine mehr daraus, aber das störte mich nicht weiter.
Da die geführte Reise erst am Samstag begann, hatte ich einen Abend und einen halben Tag, Dresden auf eigene Faust zu entdecken. Nach ein bisschen kreuz und quer fand ich eines der Wahrzeichen Dresdens:
Die Frauenkirche und davor Stassenmusiker, Rischkafahrer und Touristen, die Selfies machen. Und wenn man an dieser Kirche vorbei geht, kommt man auf eine Terasse mit ganz toller Sicht auf die Elbe. Ebendiese Elbe und das Altstadtpanorama habe ich im Samstag Morgen fotografiert.
Samstag, 11. Juni, Dresden
Nur 100 Meter vom Hotel entfernt führt eine Brücke über den Fluss und so konnte ich das ganze Panorama von der Gegenseite her abschreiten. Bei der übernächsten Brücke, die gerade renoviert wurde, fand ich einen Rosengarten und auf der anderen Seite einen Flohmarkt.
Dann ging ich durch die Altstadt zurück, wobei ich auch noch einige kleine Demos bewundern konnte (das berüchtigte Bilderbergertreffen fand gerade in Dresden statt) und erfrischte mich im Hotel für das Treffen mit der Reisegruppe.
25 Leute incl. Reiseleiter besammelten sich am Samstag Abend und wir spazierte gemeinsam zur bereits bekannten Terasse. Diese befindet sich vor der Akademie der Künste, deren Kuppel wegen ihres Aussehens als Zitronenpresse bezeichnet wird. Der Elbe nach marschierten wir ins Yenidze, der ehemaligen Tabakfabrik, die heute ein Theater und eine Restaurant ist. Dort war das erste gemeinsame Abendessen - im Gegensatz zu bisherigen Reisen, waren diesmal 5 von 7 Abendessen organisiert.
Zurück im Hotel, bot sich mir dieser Ausblick:
Am anderen Elbeufer wurde ein Feuerwerk veranstaltet. Der Grund dafür ist mir nicht bekannt - möglicherweise wurde der Beginn der Fussball-EM gefeiert. So endete der Samstag.
Wikipedia zu Dresden, der Frauenkirche, Yenidze und der Zitronenpresse.
Sonntag, 12. Juni, Dresden
Am Sonntag fand eine intensive Führung durch Dresden statt. Als erstes wurden wir in den Zwinger gezwungen.Haha, Wortspiel. Zwinger nennt man einfach den Teil zwischen äusserer und innerer Festung, die hier aber nicht mehr gebaut wurde. Dafür wurde der Zwingergarten zur Defiliermeile für Besucher des Hofes.
Wir defilierten anschliessend zur Semper-Oper zu einer Führung. Das erste, aber nicht das letzte Gebäude auf unserer Reise, wo eine Fotolizenz nötig war. So gibt es halt kein eigenes Bild des Treppenhauses mit den vielen Marmorsäulen, die, wir uns die Führerin erklärte, genau so Kulissen sind, wie so manches auf der Bühne.
In Dresden fand an diesem Tag auch noch ein Stadtmarathon statt und wir mussten die Lauftrasse zur nächsten Station durchqueren. Alle schafften es unfallfrei.Nein, das ist nicht der Marathon, sondern eine Wandmalerei, die alle sächsischen Könige in Form eines Defilées zeigt. Ich habe einen Ausschnitt mit besonders schönen Beinamen gewählt. Der Erlauchte oder der Gebissene ... man konnte Glück oder Pech mit dem Beinamen haben. Am meisten trifft man in Dresden aber auf August den Starken, aber zu dem komme ich erst am Schluss des Berichts.
Weiter ging es in die Kunstsammlung des grünen Gewölbes, das heute ein modernes Museum und nicht mehr grün ist. Und dann der angesagte Höhepunkt, die Frauenkirche. Die Ruine der Kirche, so wie sie nach der Bomardierung Dresdens aussah, blieb zu DDR-Zeiten als Mahnmal stehen und wurde erst nach der Wende mit Hilfe von Geldspenden aus aller Welt rekonstruiert.
Natürlich war auch in der Frauenkirche fotografieren nicht erlaubt. Aber in den Emporen sitzt es sich etwas diskreter. Zum beten und eben auch... Diese Emporen sind etwas, das ich bisher nicht so kannte. Sie dienten wohl nicht nur der Platzbeschaffung, sondern auch der Klassentrennung. Die Logen nahe dem Altar waren für die Herrschaft - weniger, dass diese den Altar besser sahen, sondern dass das Volk die Herrschaft besser sah. In diesem unterscheidet sich die Kirche nicht vom Theater.
Der Sonntag Abend war individuell geplant, wobei sich bei mir die Individualität darin erschöpfte, dass ich mir hier ein Bier und dort einen Burger beschaffte und früh zu Bett ging
Bei Wikipedia über den Zwinger, die Semperoper, das grüne Gewölbe und die Frauenkirche.
Montag, 13. Juni, Bautzen und Görlitz
Am Montag Morgen begann die Busreise richtung Polen. Zuerst aber ging es an die Spree.Die Spree in Bautzen. Eine hübsche kleine Stadt mit zweisprachiger Beschilderung, den Bautzen ist das Zentrum der Sorben, der einzigen sprachlichen Minderheit in Deutschland.
Nach dem Mittagessen in Görlitz (an der Neisse, dem Grenzfluss) betraten, resp. befuhren wir endlich polnischen Boden und erreichten am Nachmittag Breslau.
In einem ersten Stadtspaziergang erfuhren wir, welche Bedeutung in polnischen Städten der Rathausplatz, der Rynek, hat. Es ist ein grosser, von Bürgerhäusern umrandeter Platz, in dessen Mitte das Rathaus und die Tuchhallen stehen. Letzteres zeigt, dass der Handel in diesen Städten immer wichtig war. Da Breslau eine Studentenstadt ist, ist der Rynek nicht nur Treffpunkt der Touristen, sondern auch der Jugend.
Wikipedia sagt zu Bautzen, Görlitz und Breslau.
Dienstag, 14. Juni, Breslau
Der Dienstag war ganz Breslau gewidmet, oder, um es einmal zu sagen, Wrocław. Das durchgestrichen L spricht sich wie ein U aus. Ein Buchstabe, den wir im Berndeutschen auch brauchen könnten.In der Oder hat es etliche kleine Inseln, darunter die Sandinsel und die Dominsel. Diese waren unser erstes Ziel. Aus dem Dom habe ich bereits ein Bild gepostet, wo eine Skulptur den wahren Glauben beschwört (und den unwahren - die Reformation - verdammt).
Auf der, der Dominsel vorgelagerten Sandinsel befindet sich natürlich auch eine Kirche, die folgerichtig "Heilige Maria auf dem Sand" heisst. Dort interessierte uns aber weniger das gotische Gewölbe, als ein Raum mit einem lebendigen Bild.Mehr als 80 Figuren stellen Szenen aus dem einstigen Leben in Polen dar. Das spekulärste ist aber das Fenster, aus dem kein geringerer als Johannes Paul II die Zuschauer segnet.
Der weitere Teil der Stadtwanderung war dann etwas weltlicher mit einem Abstecher in die Markthalle und die Universität. In dieser schauten wir uns die restaurierte ( im Krieg zerstörte) Aula an.
Letzte Station, passend zur Uni, war der Kartzer. Das ist das Gefängnis für Studenten, die sich schlecht benommen haben. Heute ist es ein hipper Studentenklub und vor dem Kartzer findet man dies:Die Gassen Breslaus sind voll von diesen Zwergen. Ihre Ausstattung hat häufig Bezug zu dem Gebäude, vor dem sie stehen. Oder sitzen, wie hier.
Wer 360 Stufen bewältigen könne, werde mit einer tollen Aussicht belohnt, sagte der Reiseleiter. Nur ein Paar und ich suchten diese Belohnung und bestiegen der höchsten Kirchturm der Stadt. Von dort sah man u.a. auch den Rynek.Der Ring um das Rathaus ist auf allen Seiten so breit, wir es hier im vorderen Teil ersichtlich ist. Wie schon gesagt, ein echter Stadtmittelpunkt.
In einem der Häuser im Vordergrund befindet sich ein Lemberger Restaurant. Dort ging es Abendessen.
Die osteuropäische Küche ist fleischlastig. Schweinefleisch-lastig. Gut, ein paar Pouletspiesschen hatte es auch. Aber unter dem Braten auch noch Speck und Rippchen. Dies ist eine Portion für vier Personen ... es blieb keiner hungrig.
Mittwoch, 15. Juni, Brzeg und Oppeln
Der erste war Brzeg (Brieg), wo uns der Reiseleiter eine Kirche und den Rathausplatz zeigte. Der Dauerwitz "eine Kirche geht noch ...)" entstand schon dann. Wohl kaum jemand in der Reisegruppe hatte das Gefühl, dass man Brzeg hätte sehen müssen.
Interessanter war dann der Mittagshalt in Opole/Oppoln. Die Stadt ist das Zentrum der noch existieren deutschen MInderheit in Polen. Die Kirche, die der Reiseleiter im Visier hatte, war gerade wegen einer Messe nicht betretbar und so hatten wir mehr Zeit für ein paar Schritte der Oder entlang und ein Mittagessen in der Altstadt. Im Garten vor der Universität konnte man diverse Figuren bewundern. Z.B. dieser Herr, der mit dem Namen Czesław Niemen angeschreiben war. Natürlich habe ich ihn auf Wikipedia gesucht (siehe unten).
Die Figuren waren, zumindest in meine Augen, das Highlight der Reise. Dann erreichten wir Krakau.
Wikipedia zu Brzeg, Oppeln, Czesław Niemen
Donnerstag, 16. Juni, Krakau
Am ersten Abend in Krakau gab es Borschtsch (mag ich immer noch nicht) und Schweinebraten (mag ich immer noch). Am zweiten Abend ... Moment, erst gab es einen Stadtrundgang.
Um die Krakaus Altstadt führt eine Ringstrasse und ein Grüngürtel auf dessen Fussgängerweg alle alten Stadttore markiert sind. Erhalten ist nur noch eines. Ein Stück des Grüngürtels ist nichg grün, denn dort geht es unmittelbar auf den Burghügel. Die Burg, der Wawel, ist heute ein Museum. Leider waren die Säulengänge im Innenhof nicht zugänglich, denn an diesem heissen Tag wäre ein Spaziergang dort sehr angenehm gewesen.
Neben der Burg stehen, wen wundert's, mehrere Kirchen. Die grösste davon zeigt einen wilden Stilmix, weil sie während tausend Jahren immer verändert und ausgebaut wurde. Der Wawel ist offenbar ein beliebtes Ziel von Schulreisen und wie die vielen Kinder, stand auch ich beim Kiosk für ein Eis an. Dass das Eis in Zloty gleich viel kostet, wie bei uns in Franken, sei nur kurz erwähnt.
Den individuellen Nachmittag nutzte ich, mir ein Souvenir zu kaufen. Ein T-Shirt mit dem Aufdruck von Krakauer Sehenswürdigheiten. Das Shirt selbst sei "made in China", aber der Aufdruck werde in Polen gemacht, versicherte mir die Verkäuferin.
Dann ging ich in den Hof der Universität. dort immer um 17 Uhr ein kleiner Unzug statt.
Während diese Figuren, König, Dekan und Professoren, defilieren, wird "Gaudeamus igitur" gespielt. Einige Studenten in weissen Unhängen waren auch da. Ich hoffte, sie würden etwas Schabernack treiben, aber das mächen sie wohl erst, wenn sie unter sich sind.
Am Abend besichtigten wir das jüdische Viertel von Krakau, Kazimierz, in welchem heute kaum mehr Juden leben. Aber eine Synagoge hat es noch und einige Restaurants, in denen Klezmer Musik gespielt wird. In einem solchen assen wir - für einmal kein Schweinefleisch, sondern Poulet.
Auf Wikipedia mehr über den Wawel, Kazimierz.
Freitag, 17. Juni, St. Annaberg und Schweinitz
Nachdem wir Krakau verlassen hatten, hiess es wieder "Go West!". Autobahn fahren war angesagt, denn wir wollten möglichst schnell das Industriegebiet von Katowitz passieren und uns dem Riesengebirge nähern. Erste Station war aber noch kein riesiger Berg, sondern ein Hügel, der St. Annaberg. Habe ich schon erwähnt, dass Polen katholisch ist? Klar, dass auch ein Wallfahrtsort der Mutter Marias, Anna, gewidmet ist. Auf dem Hügel ist ein Kloster, eine Kirche und rundherum ein Wald mit kleinen Kapellen, sowie ein Kalvarienberg.Natürlich musste ich gleich an den Film "Life of Brian" denken. Mich meiner leichten Blasphemie schämend stieg ich in den Bus. Das nächste Ziel war nicht religiös, sondern geschichtlich: Kreisau. Noch nie gehört? Ich auch nicht. Es handelt sich um ein Landgut der Familie Moltke (schon mal gehört) das heute al Begegnungsstätte zwischen der deutschen und der polnischen Jugend fungiert.
Ein wenig bekannter ist dies: Jedenfalls dann, wenn man mit der Geschichte des 30-jährigen Krieges vertraut ist. Da wurde nämlich Schlesien von den katholischen Mächten zurückerobert, aber, um den Frieden zu bewahren, durften die Protestanten sogenannte Friedenskirchen bauen. Drei an der Zahl und sie durften nicht aus Stein sein. Also entstanden diese Riegelbauten, wovon nur noch zwei existieren und jene von Schweidnitz die schönere ist. Die Opulenz des Inneren mag erstaunen, aber der protestantische Bildersturm war damals schon vorbei.
Der Endpunkt war Schloss Wojanow (Schildau):
Nicht im Schloss selbst, aber in einem Nebengebäude bezog ich ein wunderschönes Zimmer, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Warum sehen wir noch. Zum Abendessen gab es überraschenderweise Schweinebraten und Knödel.
Wiki erklärt das Riesengebirge, St. Annaberg, Kreisau, Kirche Schweidnitz und Schloss Wojanow.
Samstag, 18. Juni, Hirschberg
Unsere letzte Station in Polen war Hirschberg (Jelena Gora). Auch diese hat einen Rynek mit einer Besonderheit, die in mir sofort heimische Gefühle weckte.Lauben, wie zu Hause. Und wie in unseren Zähringerstädten stellen die Restaurants auch ein paar Tische darunter. Die Ladenstrasse, die wir nach der obligatorschen Kirchenbesichtigung begingen, führt vom Rynek weg. Dort findet man auch eine interessante Europa.Genau so mager sehen wir - oder zu mindest ich - sie heute öfter. Nichts zum mager bleiben war die Confiserie, wo die meisten der Reisegruppe noch einkauften. Ich hatte meine Schokolade schon und besorgte mir noch Bier für den nächsten Umtrunk zuhause.
Schliesslich trafen wir noch ihn:Hätte ich zu dieser Zeit schon geahnt, was mich noch erwartete, hätte ich ihn um Beistand gebeten. So aber genoss ich noch das Picknick auf der Autobahnraststätte und erst als wir gerade die Grenze überfahren hatten, fuhr es mir wie ein Blitz durch alle Glieder: Ich hatte mein Necessaire im Hotel vergessen. Mit der Brille. Zum Glück konnte mir der Reiseleiter Telefonnummer und EMail-Adresse des Hotels geben. Ich hatte am Abend noch eine Aufgabe.
Hier in Wiki: Hirschberg,
Samstag und Sonntag, 19. Juni, wieder in Dresden
Als ich am Samstag Nachmittag mein Hotelzimmer bezog, dachte ich nur an eines - mein Necessaire, meine Brille wieder zu bekommen. Ich rief im Hotel Wolany, wo ich die Sachen vergessen hatte, an, aber es war eine Portière am Apparat, die nicht Bescheid wusste, denn sie hatte den Dienst erst gerade angefangen.
Meine Idee, am Sonntag ein Auto zu mieten und zum Hotel zu fahren, war somit nicht sinnvoll. Wahrscheinlich war auch niemand vom Zimmerdienst vom Freitag da und niemand würde wissen, wo mein Necessaire ist. So schrieb ich denn ein E-Mail und hinterliess meine Adresse.
Als nächstes buchte ich die Heimreise, Zu meiner Freude gibt es einen Nachtzug von Prag via Dresden nach Basel und Zürich. Ich hatte damit noch gut 24 Stunden Dresden vor mir.
Am Samstag Abend war ein Fest in Neustadt, dem linksufrigen Stadtteil Dresdens. Ich ging in die Bunte Republik Neustadt, einer Art alternativen Braderie. Viele Leute und viel Musik. Live-Rockmusik war allerdings die Ausnahme. An den meisten Ständen lief House oder Techno ab Konserve. Aber dafür gab es auch viele Trink- und Essstände. Und alles kostete höchstens halb so viel wie bei uns.
Am Sonntag wollte ich mir etwas anschauen, von dem immer wieder in den deutschen Medien gerichtet wird: Das deutsche Hygienemuseum. Eine Ausstellung über den menschlichen Körper und seine Funktionen mit alten und neuen Exponaten. Die Ausstellung ist interessant, wenn auch nicht immer überzeugend (für mich). Das Alte und das Neue, noch mit ein paar Kunstobjekten aufgelockert, stehen doch etwas zusammenhangslos nebeneinander.
Ein anderer Ort, wo sich Altes und Neues beissen, ist hier:Es ist die Waldschlösschenbrücker, wegen der das Dresdner Elbtal von der Unesco degradiert wurde. Die Landschaft ist jetzt nicht mehr ein Kulturerbe der Welt oder so. Ich konnte sie auf einer Dampferfahrt auf der Elbe am Nachmittag "bewundern".
Das Schiff fährt eineinhalb Stunden elbabwärtz zum Schloss Pillnitz. Ich mochte aber nicht zwei Stunden dort bleiben um aufs nächste Schiff zu warten und fotografierte es vom Wasser aus.
Zurück in der Stadt leistete ich mir noch ein Abendbierchen und ging dann auf den Bahnhof um auf den Zug zu warten. Am Montag Mittag war ich wieder zu Hause.
Behr über die Bunte Republik, Waldschlösschenbrücke und Schloss Pillnitz.
Schlusswort
Das war meine 6. Reise mit Studiosus und ich bin auch diesmal wieder sehr zufrieden. Diese Reiseform für pensionierte Lehrer, wie ich es selbst gerne sage, passt bestens zu mir. Da gebe ich gerne deutlich mehr aus, als für Badeferien.