Fribourg - Romont
26.5.2012
Das dritte Drittel beginnt mit der 13. Etappe. Ich bin jetzt in jenem Teil der Mittellandroute, der ganz in der französichsprachigen Schweiz liegt. "Bonjour", statt "Grüessech". Aber erst ausserhalb der Stadt, ab der Glâne-Brücke. Die Glâne, die von Romont her kommt und gleich oberhalb von Freiburg in die Saane fliesst, kreuzte ich mehrmals. Etliche Vororte von Freiburg tragen den Zusatz "sur Glâne".
Einmal an der Glâne, ging es aber gleich wieder hinauf nach Hauterive und von dort auf der "Allée des asoiffés" zu einem kleinen Flugplatz. Nach dem Weiler Posat gab es wieder einen Abstieg zur Glâne zu einer Brücke mit "historischem" Logo: Banklehrlinge haben sie gebaut.
Romont - Moudon
11.8.2012
Romont FR ist hübsch gelegen mit der Altstadt auf einem Hügel - einem vom Rhonegletscher geformten Drumlin, wie uns Wikipedia erklärt. Die Altstadt ist recht gut erhalten, abgesehen von ein paar Bausünden, und die Strassencafés luden zum verweilen.
Mich aber zog es weiter nach Westen. Ich wählte den nationalen Wanderweg Nr. 4, der gut markiert ist und überschritt schon bald die Kantonsgrenze zur Waadt. Anders als in der Deutschschweiz, wo man den Wanderer lieber über hundert Höhenmeter extra schickt, als hundert Meter der Strasse entlang, konnte ich hier zwei Dörfer auf dem schnellsten Weg durchschreiten. Dann erst ging es übers Feld und dann weit hinunter - fast 300 Höhenmeter - in ein Tal. Einem schön weiten Tal, dem der Broye, das wie eine waadtländer Zunge in den Kanton Freiburg hineinragt.
Wieder ein Schloss, diesmal jenes von Lucens, begrüsst mich aus der Ferne. Ich bog aber schon vor Lucens ab und wanderte der Broye entlang. Dort fand ich Felder mit einem sonderbaren Gemüse mit grossen Blättern. Es war aber kein Kabis (d.h. im übertragenen Sinne schon), sondern Tabak.
Schliesslich erreichte ich Moudon - auch ein Ort, wo ich noch nie war. Die Altstadt von Moudon ist relativ gross, was vermuten lässt, dass die Stadt einst wichtiger war, als heute. Hier die Sicht von der Oberstadt in die untere mit dem Wahrzeichen Moudons, dem St.Etienne-Turm.
Ein grosser Teil der Bevölkerung verschwindet wohl jeden Tag Richtung Lausanne. Ich wählte zur Heimkehr die andere Richtung, jene nach Payerne. Früher fuhren die Züge bis Lyss, bevor sie zur Lausanner S-Bahn wurden. Die Broyetal-Linie war sogar einmal als Ost-West-Transversale geplant. Aber eine Bahnlinie abseits der grossen Städte war dafür nicht geeignet.
Die Zeiten: Romont 9.15, Hennens 10.05, Prevonsloups 10.30, Moudon 12.15
Moudon - Mézières
14.9.2012
Eigentlich wollte ich endlich Lausanne erreichen. Warum mir das nicht gelang, erfahren wir später.
Ich machte mich nach Moudon auf, wo ich Punkt zwölf ankam. Der Weg führte durch die Oberstadt:
Pures Idyll! Am liebsten würde ich gleich dorthin ziehen. Vielleicht doch nicht, aber es sieht wirklich sehr schön aus. Nach der Oberstadt geht es wieder hinunter zur Broye wo der Flussweg auch ein Imkereilehrpfad ist. An diesem erfuhr ich, dass es auch bei Bienen künstliche Besamung gibt.
In Bressonnaz verliess ich das Broyetal und es ging hinauf zu einem Dorf Namens Vulliens. Dort fiel mir auf , dass alle Häuser zweigeteilt sind. Es sind eigentlich zwei Häuser unter einem Dach. Ein Bürgerhaus mit Steinfassade, wie es in einer Stadt stehen könnte und ein Bauernhaus.
Auf der Anhöhe nach Vulliens hatte ich eine schöne Aussicht nach Oron und seinem Schloss (welches man auch von der Bahnlinie Bern-Lausanne gut sieht).
Südwärts sah ich bereits die Silhouette der französischen Alpen. Wohlgemut erreichte ich Mezières.
Hier kam der Schreck in Form des Wegweisers nach Epalinges: 5 Stunden. Hatte ich mir nicht eine Wanderzeit von komplett 4.5 Stunden ausgerechnet. Ich hatte wohl Epalinges, wo die äusserste Metrostation Lausannes liegt, mit Echallens oder Ecuplens oder sonst was verwechselt.
C'est la vie, sagt man in solchen Fällen und ich nahm den Bus zurück nach Moudon. Gibt's halt eine Etappe mehr - à la prochaine.
Die Zeiten: Moudon 12.00, Bressonaz 12.50, Vuillerens 13.40, Mezières 15.00
Mézières - Lausanne
6.10.2012
Da ich wegen ungenügender Vorbereitung aus der letzten Etappe zwei gemacht habe, druckte ich mir diesmal die nötigen Kartenausschnitte aus. So hatte ich ein zweites Mittel um festzustellen, wann ich auf dem falschen Weg war. Aber das war nur einmal nötig.
Ich hätte es ja einfach haben können, denn ich benutzte drei Verkehrsmittel, die mich alle direkt nach Lausanne gebracht hätten. Den IC, die S-Bahn und schliesslich den Bus. Aber auch letzterem entstieg ich vor dem Ziel in Mézières. Dieses letzte Hochland, das ich auf meiner Wanderung zu durchqueren hatte, heisst Jorat. Dieses sanfte Hügelland zeigt mir noch einmal den ländlichen Charakter des Waadtlandes. Man nennt den Kanton Waadt oft auch das Bern der französischen Schweiz, weil er ähnlich gross und ähnlich ländlich ist. Nur ist hier, im Gegensatz zum Kanton Bern der urbane Teil konzentriert - mit Ausnahme von Yverdon befinden sich alle grossen Städte am Genfer See, im "arc lémanique".
Die Wanderung war auch eher eintönig, bis zu dem Moment, wo ich endlich hinunterschauen konnte:
Am Signal de Belmont. Das Dorf trägt seinen Namen zu Recht und ich hätte mich gerne in eine dieser Villen eingeschlichen, um auf der Terrasse die Sonne und die Aussicht zu geniessen. Ein 5-Zimmer-Haus wäre für 1,4 Millionen ausgeschrieben ... ich träumte weiter und stieg ab Richtung See.
Hierbei kam ich auch an einem Sportplatz vorbei, den man vom Zug aus Bern immer gut sieht. Ich fragte mich schon immer, wie der von Nahem aussieht ... jetzt weiss ich es.
Pully ist etwas weniger romantisch als Belmont, liegt dafür am See. Ich nenne den Bodensee die Ostsee der Schweiz und analog den Léman das Mittelmeer der Schweiz Diesem Meer entlang spazierte ich schliesslich nach Ouchy, wo ich in die Metro zum Bahnhof Lausanne steigen konnte.
Wikipedia-Artikel: Jorat, Belmont, Pully
Die Zeiten: Mezières 12.20, Cullayes 13.05, La Planie 13.40, Signal de Belmont 15.00, Ouchy 17.00
Lausanne- Allaman
20.10.2012
Von jetzt an geht es dem Genfer See entlang. Ein kurzes Stück Trolleybusfahrt zur Maladière gönnte ich mir und dann gab es als erstes ein Wiedersehen mit der Expo'64, resp. dem was davon übrig geblieben ist, der Place des Cantons.
Dort marschierte ich los und teilte mir die Promenade mit Joggern und Kinderrädern. Das Ufer ist mehrheitlich zugänglich, aber in St. Sulpice musste ich erstmals ins "Inland" ausweichen, bevor ich die Schiffstation erreichte. Hier fand ich einen Fischer-Brunnen mit den gefangenen Fischen als Wasserspeier. Im Hintergrund die Prioratskirche.
Der Grenzfluss zur nächsten Gemeinde ist die Venôge. Ich habe diesen Fluss schon einmal erwähnt, als ich im "Millleu du Monde" war. Hier hätte einst der Napoleonkanal beginnen sollen, durch den man den Neuenburger See erreicht hätte.
Hier beginnt ein breiter Strandweg, der mich an Surfschulen und Campingplätzen vorbei führte, bis zu einem Park und an einem Casino vorbei - ich war in Morges. Diese Stadt ist sicher einen separaten Besuch wert. Ich konnte erst mal das Magazin bewundern, den Stadtpark mit Sequoyas und einen Gedenkstein für die Toten - nicht des Krieges, sondern einer Explosion des Magazins im 19. Jahrhundert.
Beim Flüsschen Boiron ging es wieder vom See weg. Dem Bach entlang war ich auf einem Forellenlehrpfad, dann der Bahnlinie entlang auf einen Rebenlehrpfad. Wieder beim See war ich in St. Prex. Ein Mini-Städtchen mit Stadttor und allem was dazugehört.
Ein Stück nach St. Prex war Schluss mit Strandweg. Ich musste hinauf durch Wohnquartiere und schliesslich durch eines mit abgesperrten Gütern, wo hohe Hecken gegen die Neugier des Wanderers gepflanzt wurden. So war ich froh, als ich das Schloss von Allaman sah. Etwas weniger froh war ich, als ich hundert Meter vor dem Bahnhof die S-Bahn wegfahren sah. Aber so hatte ich etwas Zeit, die gleich neben dem Bahnhof befindliche Ikea zu "bewundern". Die nächste Etappe kann ich mit einem schwedischen Hot-Dog beginnen.
Das sagt Wiki über St. Sulpice, Morges, St. Prex, Allaman.
Hier schrieb ich über Le Mileu du Monde.
Die Zeiten: Lausanne 12.05, St Sulpice Hafen 12.55, Venoge 13.25, Morges Hafen 14.10, St Prex 15.25, Buchillon 16.20, Allaman 17.15
Aubonne - Nyon
3.11.2012
Die vorherige Etappe endete in Allaman. Das Stück nach Aubonne hinauf, wollte ich nicht zu Fuss machen sondern legte es dem Postauto zurück
Aubonne ist ein hübsches Winzerstädtchen mit Schloss, von dessen Terrasse man einen schönen Ausblick über die Dächer hat. Wären die Wegweiser zur Autobahn nicht, könnte man in Aubonne die Zeit vergessen.
Mein Weg führte durch die Weinberge, relativ weit vom See durch. Aber gerade dank der Distanz, hatte ich den See und die französischen Alpen immer im Blick. Die ganze Zeit war es recht windig, dank Sonne aber auszuhalten. Im November ist die Weinernte natürlich vorbei, aber einige Reben trugen noch Trauben. Vielleicht soll das Eiswein geben.
Nach Begnins, dem letzten Winterdorf der Strecke, führte der offizielle Weg noch in einen Wald, so dass ich beschloss, der Kühle wegen auf direktem Weg über Feldsträsschen nach Nyon zu marschieren. So ging meine Wanderung fünf statt sechs Stunden, was aber ganz gut war, denn bei meiner Ankunft am Bahnhof begann schon die Dämmerung.
Hier aber noch Mal ein Blick zurück mit der Sicht auf Féchy:
Die Zeiten: Aubonne 12.20, Féchy 13.00, Bugneaux 13.55, Luins 15.00 Coinsins 15.55, Nyon Gare 17.00
Nyon - Genf
24.9.2013
Fast ein Jahr verging, bis ich endlich die letzte Etappe meiner Mittellandtour unter die Füsse nahm.
Von Nyon den Weg nach Collex nehmen, empfiehlt der Tourführer. Nachdem ich die letzten Einfamilienhäuser von Nyon hinter mir hatte, durchquerte ich die Winzerdörfchen Crans und Céligny. Bei letzterem verpasste ich eine Abzweigung und geriet in den dortigen alten Friedhof. Unvermittelt stand ich vor dem Grab von Richard Burton. Er konnte mir aber nicht weiterhelfen und ich musste ein Stück zurückgehen. Auf dem richtigen Weg kam ich an einem hübschen Häuschen vorbei.
Gleich nach diesem Landgut, erwischte ich ein zweites Mal den falschen Weg. Keine Sackgasse diesmal, sondern ein komfortables Trottoir, so dass ich erst nach einiger Zeit bemerkte, dass ich Richtung Versoix marschierte. Das wäre zwar ein alternativer Endpunkt gewesen, aber erst nach einem Bogen bis fast zur französischen Grenze. Ab Mies blieb ich dann auf der Höhe und ging dem oberen Stadtrand von Versoix entlang zum gleichnamigen Fluss. Der Flussweg an der Versoix führte mich schliesslich an die Hauptstrasse. Da ich Vorsprung auf die Marschtabelle hatte, entschloss ich mich, den Weg nach Genf unter die Füsse zu nehmen. Meine Hoffnung auf einen Uferweg wurde aber enttäuscht. Der See ist fast überall von Villen mit hohen Mauern zur Strasse abgesperrt. Lediglich in Bellevue konnte man an den See.
So hatte ich doch noch den Mont Blanc fotografiert. Denn, am Stadtrand von Genf angekommen, war ich zu müde, um noch an der Promenade entlang zu flanieren. Ich nahm den Bus zum Bahnhof und stieg in den nächsten Zug.
Die Zeiten: Nyon Gare 10.45, bois bougy 11.05, Crans 11.45, Celigny 12.05, chataigneraie 12.50, Commugny 13.25, Mies 13.50, Versoix (Hauptstrasse) 15.00, Bellevue 15.30, Genf Jardin botanique 16.10
So hatte ich doch noch den Mont Blanc fotografiert. Denn, am Stadtrand von Genf angekommen, war ich zu müde, um noch an der Promenade entlang zu flanieren. Ich nahm den Bus zum Bahnhof und stieg in den nächsten Zug.