Mittwoch, 1. Januar 2014

Der Januar 2014

Bärzelistag
Früher haben wir den Berchtoldstag gerne als Brätzelistag verballhornt. Und einmal gab es am Bärzelisturnier (es geht um Schach) tatsächlich Brätzeli als Preise. Aber das war vor langer, langer Zeit damals in Biel.
Heute aber hatte ich Lust dieses Wort „Bärzelistag“ in die Twitter Timeline zu schreiben. Mit dem Resultat, dass ich nach der Bedeutung des Wortes gefragt wurde. In anderen Dialekten sagt man Bechtelistag und das dürfte der Schlüssel zum Ursprung sein. Das Idiotikon führt das Wort auf eine „Missbildung“ des Begriffes Epiphania, mit dem u.a. der Dreikönigstag gemeint ist, zu Bechta zurück. Dies wiederum ist eine Form von Bertha und die berühmteste Bertha der Schweiz ist die Königin von Burgund.
Die Königin hat in der Westschweiz annähernd Heiligenstatus und Claude Longchamp meinte während der Diskussion um die Fernseh-Doku „Die Schweizer“, sie hätte dort Platz gehabt. Nur, dass sie vor Gründung der Eidgenossenschaft lebte.
Wikipedia zu Bertha und zum Berchtoldstag. Im letzteren findet man auch einen Link zum Idiotikon.

4 Samstag
Es dämmerte schon, als ich nach Hause kam. Ich musste in der ganzen Wohnung Licht machen. Die Katze sass vor den Näpfchen, verlangte Futter und bekam es auch. Ich öffnete den Kühlschrank, um zu sehen, was es zum Abendessen geben könnte. Ich wollte auch gleich beginnen, aber da dämmerte es auch bei mir – es war erst viertel nach vier!
Da läuft bei mir die Werktagsuhr trotz Festtagen noch tadellos, die sagt: Wenn es dunkel ist beim nach Hause kommen, dann sofort Znacht machen, sonst musst du mit vollem Magen ist Bett. Aber es ist ja Samstag und ich warte noch bis mindestens halb sieben mit Essen.

Und weil’s draussen so gräuslich regnet, greife ich auf die Schneekugel zurück, die wir beim Erzbierschof auf der Theke hatten. Der Schnee kommt schon noch mal.

7 Dienstag - Der hundertste Geburtstag
Bei der Jahreszahl 1914 denken wohl fast alle an den Beginn des 1. Weltkrieges. Für mich ist es in erster Linie das Geburtsjahr meines Vaters. Am 7. Januar 2014 wäre er 100 Jahre alt geworden.

Das Bild in der Mitte zeigt ihn 1944. Er hatte also schon mit dreissig schütteres Haar, was im zurückgekämmten Zustand noch auffälliger ist. Glücklicherweise hat er seine Haare danach wieder etwas wachsen lassen, so dass er auf den Hochzeitsfotos, ein Jahr später in meinen Augen besser aussieht. Er heiratete relativ spät für die damalige Zeit. im Gegensatz zu meiner Mutter, die gerade zwanzig war.

25 Samstag
Kommen wir zum Essen, das ist immer erfreulich. Vor allem, wenn es sich um das traditionelle Treberwurstessen in Spiez handelt. Mastig die Wurst – mit Marc flambiert, mastig der Kartoffelsalat. Aber gut! Da nimmt man eben gerne nach der zweiten noch eine dritte Portion, obwohl man merkt, dass man sie kaum mehr mag.
Die Quittung kommt dann des nachts. Es war so um halb zwei, als ich erwachte und Magengrimmen verspürte. So stand ich halt auf und machte mir einen Verdauungstee. Ja, für den Magen ist die Treberwurst à discrétion halt eine Herausforderung. Aber nächstes Jahr gehen wir wieder und ich werde genau so unvernünftig sein, wie dieses Jahr.

28 Dienstag
Jetzt geht es um den letzten halben Ferientag aus dem Jahre 2013, den ich heute für einen Spaziergang an der Aare verjubelt habe.
Der Spaziergang begann in der Aareschlaufe bei Worblaufen. Da, wo man gerade noch zur Brücke, mitsamt RBS-Bahn, zurücksieht. Es war gerade nach ein Uhr und ich musste beim stehenbleiben aufpassen, nicht von den Joggern umgerannt zu werden. Eigentlich, ja eigentlich sollte ich ja auch bei den Läufern sein, denn in gut drei Monaten ist bereits der GP Bern.
Für’s erste blieb es halt noch beim spazieren und so ging ich Aare aufwärts. Als nächstes kam ein schattiges Wegstück mit Aussicht auf die Schrebergärten auf der anderen Flussseite. Dann kam das Tiefenauquartier und schliesslich der Autobahnviadukt. So schön es sicher ist, dort am Aarehang zu wohnen, so mühsam ist wohl das Dauerrauschen der Autobahn.
Wenige Schritte von diesem Standort ist schon das Felsenauwehr. Dort verliess ich das Aareufer und stieg ins Lorrainequartier hinauf. An Häusern entlang, die ich jeden Tag vom Zug aus sehe, kam ich zum Nordring, wo ich mit dem 20-er Bus weiter zum Bahnhof fuhr.
Der Rest des Nachtmittags war noch für Krafttraining und einen kurzen Einkauf reserviert.

Taschenhund
Erst gerade letzte Woche sass im Nebenabteil eine junge Frau, die irgend etwas in der offenen Tasche hatte. Ein Stofftier? Nein, einen kleinen Hund.
Letzten Montag schon wieder. Diesmal ein Pärchen und ein etwas grösseres Exemplar der Familie der Canidae. Ein Jack Russell Terrier, um genau zu sein. Der 7Uhr50 Zug ab Spiez ist bereits schwächer besetzt, so dass man auch mal der Rucksack auf dem Sitz lassen kann. Oder eben die Tasche mit dem Hund.
Als sie den Hund in Bern aus der Tasche nahmen, sah ich, dass er auch noch ein Mäntelchen trug. Begreiflich, den die Jack Russell sind klein und dünn und frieren schnell. Allerdings zittern sie meist auch schon aus lauter Nervosität, wie ich von einem anderen solchen weiss.

Witz und Vorurteil
Viele Witze nehmen ihre Pointe aus Vorurteilen, die wir gewissen Menschengruppen gegenüber haben. Blondinenwitze, Lehrerwitze, Jägerwitze usw. spielen mit Clichés. Clichés gibt es auch von Volksgruppen und Religionen und dort wird es heikel. Denn dort ist man schnell mal in der Nähe dessen, was die Antirassismus Strafnorm „herabsetzen und diskriminieren von Volksgruppen“ nennt.
Diese Grenze haben in den letzten Tagen sicher auch Alex Tschäppät, Massimo Rocchi und Birgit Steinegger (resp. ihre Autoren) geritzt. Geritzt – aber auch verletzt? Die entsprechenden Klagen sind eingereicht und werden leidenschaftlich diskutiert. Ich persönlich denke, dass diese Klagen unberechtigt sind und eher dem Geltungsbedürfnis der Kläger, als dem Kampf gegen Rassismus oder Antisemitismus dienen. Darum bin ich froh um diesen Artikel von Marco Ratschiller, dem Chefredaktor des Nebelspalters: Lachen und Lachen lassen.

Nutzen des Vorurteils
Wir haben alle Vorurteile. Immer wenn wir in eine neue Situation kommen, müssen wir erste Entscheidungen treffen und diese basieren zuerst auf dem Vorurteil. Wichtig ist es aber, dass das Vor-Urteil nur provisorisch bleibt und sobald möglich neu betrachtet wird. Erst wenn man alle Umstände kennt, kann man schliesslich sein Urteil fällen. Dieses kann dem Vor-Urteil entsprechen, dann hatte man eine gute Intuition, oder eben nicht.

Grenzüberschreitung
Grenzen, zumindest streng definierte, sind immer kulturell bedingt. Politische, moralische oder – um die soll es hier noch gehen – zeitliche. Heute war eines der vielen Neujahre, die die Menschheit feiert. Für die Chinesen beginnt das Jahr des Pferdes.
Die alten Kelten und jene, die sich heute noch dafür halten, feiern in der Nacht zum 1. Februar Imbolg. Es ist der Höhepunkt des Winters zwischen dem kürzesten Tag und der Tag-und-Nacht-Gleiche. Es liegt zwischen den uns gut bekannten Festen Samhain (Halloween) und Beltane (Walpurgisnacht) und ist der kalendarische Antipode zum 1. August. Dass die Schweiz, die ungefähr am 1. August gegründet wurde, an einem 1. Februar untergehen müsste, ist allerdings eine gewagte Aussage, auch wenn dies uns, wie immer vor einer Abstimmung, wieder in Aussicht gestellt wird.

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