Bärzelistag
Früher haben wir den Berchtoldstag gerne als Brätzelistag
verballhornt. Und einmal gab es am Bärzelisturnier (es geht um Schach)
tatsächlich Brätzeli als Preise. Aber das war vor langer, langer Zeit
damals in Biel.
Heute aber hatte ich Lust dieses Wort „Bärzelistag“ in die Twitter
Timeline zu schreiben. Mit dem Resultat, dass ich nach der Bedeutung des
Wortes gefragt wurde. In anderen Dialekten sagt man Bechtelistag und
das dürfte der Schlüssel zum Ursprung sein. Das Idiotikon führt das Wort
auf eine „Missbildung“ des Begriffes Epiphania, mit dem u.a. der
Dreikönigstag gemeint ist, zu Bechta zurück. Dies wiederum ist eine Form
von Bertha und die berühmteste Bertha der Schweiz ist die Königin von
Burgund.
Die Königin hat in der Westschweiz annähernd Heiligenstatus und Claude
Longchamp meinte während der Diskussion um die Fernseh-Doku „Die
Schweizer“, sie hätte dort Platz gehabt. Nur, dass sie vor Gründung der
Eidgenossenschaft lebte.
Wikipedia zu Bertha und zum Berchtoldstag. Im letzteren findet man auch einen Link zum Idiotikon.
4 Samstag
Es dämmerte schon, als ich nach Hause kam. Ich musste in der ganzen
Wohnung Licht machen. Die Katze sass vor den Näpfchen, verlangte Futter
und bekam es auch. Ich öffnete den Kühlschrank, um zu sehen, was es zum
Abendessen geben könnte. Ich wollte auch gleich beginnen, aber da
dämmerte es auch bei mir – es war erst viertel nach vier!
Da läuft bei mir die Werktagsuhr trotz Festtagen noch tadellos, die
sagt: Wenn es dunkel ist beim nach Hause kommen, dann sofort Znacht
machen, sonst musst du mit vollem Magen ist Bett. Aber es ist ja Samstag
und ich warte noch bis mindestens halb sieben mit Essen.
Und weil’s draussen so gräuslich regnet, greife ich auf die
Schneekugel zurück, die wir beim Erzbierschof auf der Theke hatten. Der
Schnee kommt schon noch mal.
7 Dienstag - Der hundertste Geburtstag
Bei der Jahreszahl 1914 denken wohl fast alle an den Beginn des 1.
Weltkrieges. Für mich ist es in erster Linie das Geburtsjahr meines
Vaters. Am 7. Januar 2014 wäre er 100 Jahre alt geworden.
Das Bild in der Mitte zeigt ihn 1944. Er hatte also schon mit
dreissig schütteres Haar, was im zurückgekämmten Zustand noch
auffälliger ist. Glücklicherweise hat er seine Haare danach wieder etwas
wachsen lassen, so dass er auf den Hochzeitsfotos, ein Jahr später in
meinen Augen besser aussieht. Er heiratete relativ spät für die damalige
Zeit. im Gegensatz zu meiner Mutter, die gerade zwanzig war.
25 Samstag
Kommen wir zum Essen, das ist immer erfreulich. Vor allem, wenn es sich um das traditionelle
Treberwurstessen in Spiez handelt. Mastig die Wurst – mit Marc
flambiert, mastig der Kartoffelsalat. Aber gut! Da nimmt man eben gerne
nach der zweiten noch eine dritte Portion, obwohl man merkt, dass man
sie kaum mehr mag.
Die Quittung kommt dann des nachts. Es war so um halb zwei, als ich
erwachte und Magengrimmen verspürte. So stand ich halt auf und machte
mir einen Verdauungstee. Ja, für den Magen ist die Treberwurst à
discrétion halt eine Herausforderung. Aber nächstes Jahr gehen wir
wieder und ich werde genau so unvernünftig sein, wie dieses Jahr.
28 Dienstag
Jetzt geht es um den
letzten halben Ferientag aus dem Jahre 2013, den ich heute für einen
Spaziergang an der Aare verjubelt habe.
Der Spaziergang begann in der Aareschlaufe bei Worblaufen. Da, wo man
gerade noch zur Brücke, mitsamt RBS-Bahn, zurücksieht. Es war gerade
nach ein Uhr und ich musste beim stehenbleiben aufpassen, nicht von den
Joggern umgerannt zu werden. Eigentlich, ja eigentlich sollte ich ja
auch bei den Läufern sein, denn in gut drei Monaten ist bereits der GP
Bern.
Für’s erste blieb es halt noch beim spazieren und so ging ich Aare
aufwärts. Als nächstes kam ein schattiges Wegstück mit Aussicht auf die
Schrebergärten auf der anderen Flussseite. Dann kam das Tiefenauquartier
und schliesslich der Autobahnviadukt. So schön es sicher ist, dort am
Aarehang zu wohnen, so mühsam ist wohl das Dauerrauschen der Autobahn.
Wenige Schritte von diesem Standort ist schon das Felsenauwehr. Dort
verliess ich das Aareufer und stieg ins Lorrainequartier hinauf. An
Häusern entlang, die ich jeden Tag vom Zug aus sehe, kam ich zum
Nordring, wo ich mit dem 20-er Bus weiter zum Bahnhof fuhr.
Der Rest des Nachtmittags war noch für Krafttraining und einen kurzen Einkauf reserviert.
Taschenhund
Erst gerade letzte Woche sass im Nebenabteil eine junge Frau, die irgend
etwas in der offenen Tasche hatte. Ein Stofftier? Nein, einen kleinen
Hund.
Letzten Montag schon wieder. Diesmal ein Pärchen und ein etwas grösseres
Exemplar der Familie der Canidae. Ein Jack Russell Terrier, um genau zu
sein. Der 7Uhr50 Zug ab Spiez ist bereits schwächer besetzt, so dass
man auch mal der Rucksack auf dem Sitz lassen kann. Oder eben die Tasche
mit dem Hund.
Als sie den Hund in Bern aus der Tasche nahmen, sah ich, dass er auch
noch ein Mäntelchen trug. Begreiflich, den die Jack Russell sind klein
und dünn und frieren schnell. Allerdings zittern sie meist auch schon
aus lauter Nervosität, wie ich von einem anderen solchen weiss.
Witz und Vorurteil
Viele Witze nehmen ihre Pointe aus Vorurteilen, die wir gewissen
Menschengruppen gegenüber haben. Blondinenwitze, Lehrerwitze, Jägerwitze
usw. spielen mit Clichés. Clichés gibt es auch von Volksgruppen und
Religionen und dort wird es heikel. Denn dort ist man schnell mal in der
Nähe dessen, was die Antirassismus Strafnorm „herabsetzen und
diskriminieren von Volksgruppen“ nennt.
Diese Grenze haben in den letzten Tagen sicher auch Alex Tschäppät,
Massimo Rocchi und Birgit Steinegger (resp. ihre Autoren) geritzt.
Geritzt – aber auch verletzt? Die entsprechenden Klagen sind eingereicht
und werden leidenschaftlich diskutiert. Ich persönlich denke, dass
diese Klagen unberechtigt sind und eher dem Geltungsbedürfnis der
Kläger, als dem Kampf gegen Rassismus oder Antisemitismus dienen. Darum
bin ich froh um diesen Artikel von Marco Ratschiller, dem Chefredaktor
des Nebelspalters: Lachen und Lachen lassen.
Nutzen des Vorurteils
Wir haben alle Vorurteile. Immer wenn wir in eine neue Situation kommen,
müssen wir erste Entscheidungen treffen und diese basieren zuerst auf
dem Vorurteil. Wichtig ist es aber, dass das Vor-Urteil nur provisorisch
bleibt und sobald möglich neu betrachtet wird. Erst wenn man alle
Umstände kennt, kann man schliesslich sein Urteil fällen. Dieses kann
dem Vor-Urteil entsprechen, dann hatte man eine gute Intuition, oder
eben nicht.
Grenzüberschreitung
Grenzen, zumindest streng definierte, sind immer kulturell bedingt.
Politische, moralische oder – um die soll es hier noch gehen –
zeitliche. Heute war eines der vielen Neujahre, die die Menschheit
feiert. Für die Chinesen beginnt das Jahr des Pferdes.
Die alten Kelten und jene, die sich heute noch dafür halten, feiern in der Nacht zum 1. Februar Imbolg.
Es ist der Höhepunkt des Winters zwischen dem kürzesten Tag und der
Tag-und-Nacht-Gleiche. Es liegt zwischen den uns gut bekannten Festen
Samhain (Halloween) und Beltane (Walpurgisnacht) und ist der
kalendarische Antipode zum 1. August. Dass die Schweiz, die ungefähr am
1. August gegründet wurde, an einem 1. Februar untergehen müsste, ist
allerdings eine gewagte Aussage, auch wenn dies uns, wie immer vor einer
Abstimmung, wieder in Aussicht gestellt wird.
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