Fundstück
Da habe ich im Kleiderschrank meine Skijacke durchsucht und dabei die
vermutlich letzte Skiliftkarte gefunden, die ich gebraucht habe. Es sind
somit genau 5 Jahre her, seit ich zum letzten Mal auf Ski, resp. auf
Snowblades gestanden bin.
Es hat ja etwas Paradoxes. Vor zwanzig Jahren bin ich in ein Skigebiet
gezogen und habe es auch genossen, nur hundert Meter bis zur Piste zu
haben. Zum Heim kommen kann man mit etwas Schwung sogar bis vors Haus
fahren. Bequemer geht es wirklich nicht mehr.
Das Unbequeme hat sich aber auf die Montur verlegt. Ich habe einfach
genug davon, mich in Thermounterwäsche, Skihosen und Skischuhe
einzupacken. Denn, einen ganzen Tag nonstop auf der Piste zu verbringen,
das liegt mir sowieso nicht mehr. Darum habe ich das Ski fahren
vorläufig aufgegeben.
Vorläufig heisst klar: nicht endgültig. Schliesslich winkt schon von
weitem das Pensionärsleben und dann organisiert sich das Leben wieder
neu. Auch die Rolle der Bretter unter den Füssen.
Der Bauch des Physikers
Das Buch, das ich zur Zeit lese, ist nicht, wie man vielleicht wegen des
Titelbildes vermuten könnte, ein Buch über Aktphotographie, sondern ein
Physikbuch.
Aber die Wahl des Bildes ist natürlich kein Zufall, denn es geht um die
Physik des Zu- und Abnehmens. Der Physiker sieht die Sache so einfach
wie klar: Solange Input = Output ist, bleibt alles gleich. Sobald mehr
reinkommt, als verbraucht wird, werden Speicher aufgebaut und im
gegenteiligen Fall wieder abgebaut. Was man isst, spielt beim zu- und
abnehmen keiner Rolle.
Der Autor stellt einiges an Rechnungen an und eine davon hat mich
bereits gepackt: Zwei Stück Würfelzucker täglich ergeben in einem Jahr
im Schnitt 1 kg Fett! Jetzt bin ich definitiv reif, den Kaffee im Büro
auch ohne Zucker zu nehmen. Dabei zuckere ich meinen Kaffee seit
Jahrzehnten auswärts. Aber da kommt die Erkenntnis dazu, dass der
Grundumsatz, also die Energie, die man rein durchs Leben verbraucht, mit
dem Alter abnimmt. Das bedeutet, dass man, wenn man sich ein Leben lang
exakt gleich ernährt, einfach so 200 bis 300g pro Jahr zunimmt.
Die Devise heisst somit – eigentlich weiss man es ja – weniger essen und
mehr bewegen. Irgendein anderes Zaubermittel gibt es nicht. Das ist
Physik. Es ist wohl doch kein Zufall, dass meine Gymerkollegen, die
Physiker geworden sind, immer noch so schlank sind, wie damals.
Freundlich verabschieden
Ich habe es befürchtet. Mein Weisheitszahn rechts unten wird immer
brüchiger und hat schon zum dritten Mal seine Plombe verloren. Es war
also keine Überraschung, dass mir mein Zahnarzt empfohlen hat, mich von
diesem Zahn „freundlich zu verabschieden“. Und weil sein Gegenüber (oder
Obendrüber) leicht kariös ist, sei eine doppelte Verabschiedung am
besten.
Noch gruselt mich dieser Vorschlag. Ich habe Zeit bis Montag mich zu
entscheiden, dann wird noch eine andere Plombe geflickt. Die Alternative
ist, die Weisheitszähne auch noch mal flicken und in ein, zwei Jahren
wieder schauen.
Doch lieber auf Abbruch? Wenn’s gemacht ist, ist’s durch.
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