Fastenwoche im Bregenzerland

Ferien im Fastenhotel: 10. bis 17. März 2014



Hittisau heisst das Dorf, das da in einer Hochebene eingebettet ist. Eine halbe Autostunde von Bregenz entfernt, nahe der deutschen Grenze, viele Wegweiser weisen nach Oberstaufen. Das Fastenhotel ist ca 2 km ausserhalb. Ich befinde mit beim Fotografieren etwa 150m oberhalb, am Ende des Weges, den wir jeden Morgen vor dem Frühstück machten.
Dies zeigt bereits, dass bei dieser Fastenkur - ich sage manchmal spasseshalber Fastenkurs - die Bewegung gross geschrieben wird. Am Vormittag Gymnastikstunde, am Nachmittag eine Wanderung und auch am Abend war meistens Bewegung angesagt. Der Grund ist klar: Der fastende Körper holt sich seine Energie, wo er kann und er soll dies nicht bei der Muskulatur tun.
Am ersten Abend gab es die letzte feste Nahrung: Gemüsesuppe mit Gemüsestücken. Ich setzte mich an den erstbesten Tisch und wohl tatsächlich an den besten. Wir waren nämlich alle Alleinreisende, resp. -fastende. Nebst mir zwei Frauen und zwei Männer und, was mich überraschte, nur die eine Frau älter als ich. Alle hatten schon Fastenerfahrung, nur der Jüngste im Bunde, der 29-jährige, versuchte es das erste Mal.

Natürlich sprachen wir nach wie vor von Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Kräutertee gab es immer, aber der "Hauptgang" variierte. Am Morgen abwechselnd Apfelsaft und Sauerkrautsaft. Letzteren nahm ich aber nur einmal und stieg dauerhaft auf Apfelsaft um.
Das erste Frühstück enthielt noch eine besondere Komponente: Ein grosses Glas Wasser mit gelöstem Glaubersalz - einem Abführmittel. Das ist der unangenehmste Teil der Fastenkur. Beim Trinken und in der Stunde nachher. Aber ein von festen Bestandteilen befreiter Verdauungstrakt ist wichtig, nicht zuletzt, weil so weniger Hungergefühle entstehen. Und es war auch so: Ich hatte die ganze Woche keinen Hunger!

Von Tag zu Tag

Jeden Morgen startete ich um halb acht zum Morgenspaziergang, den die Fastenleiterin uns empfahl. Etwa 150 Höhenmeter, was nicht ganz meinem Geschmack entspricht, aber ich schaffte es. Da der Abmarsch individuell war, begegnete man beidwegs den meisten Teilnehmern und konnte bereits "Guten Morgen" wünschen. Um zehn Uhr schon war Gymnastikstunde und auch die schwänzte ich nur einmal, weil ich dann in die Massage ging. "Schwänzen" ist aber das falsche Wort, denn nichts war hier obligatorisch. Der eine Tischkumpan hatte sein Fahrrad mitgenommen und ging jeweils auf Velotour. Nicht schlecht, aber unsere Gymnastikstunden waren auch nicht ohne.



High Noon mit Gemüse Bouillon. Nichts Festes darf in der Suppe sein. Warum aber Schnittlauch? - aber das ist mein ganz persönliches Drama.
Nach dem Mittagessen erhielten wir eine heiss gefüllte Bettflasche. Die musste man beim Mittagsschlaf auf die Leber legen, um deren Aktivität zu unterstützen. Besser sagt man wohl Mittagsruhe, in meinem Fall Mittagsmusik, denn wenn ich auf dem Zimmer war, lief immer auch mein Radio. Zu meiner Freude konnte man dort SWR1 empfangen. Die SRF-Programme auch.
Um 14 Uhr hiess es schon: ab zur Wanderung. In dieser Hinsicht ist das Hotel nicht so gut gelegen, dass man immer erst mit dem Hotelbus, Privatautos von Teilnehmern oder dem selten verkehrenden Linienbus zum Ausgangspunkt fahren musste. Die Wanderungen gefielen mir aber alle bestens und es zeigte sich, dass man sich beim Fasten nicht bei der Bewegung einschränken muss.

Im Vorarlberg war das Wetter übrigens genau so schön, wie bei uns. Nur am Samstag regnete es nachmittags leicht. Das störte aber auf der Wanderung niemanden, nur konnte man danach nicht noch auf dem Liegestuhl in der Sonne liegen.
Um 18 Uhr gab es Abendessen und man hatte die Auswahl zwischen einem Frucht- und einem Gemüsesaft. Ich wählte immer ersteren, denn ausser Rüebli habe ich nicht gerne Gemüse im Saft. Am Tisch plauderten wir zusammen über den vergangenen Tag oder erzählten, was wir sonst tun. Unser häufigstes Gesprächsthema war aber das Essen. Wir sprachen von Gemüse, Früchten und Vollkornbrot, aber auch von Pizza, Chips und Bier - ohne aber deswegen Hunger zu bekommen.
Das Abendprogramm war sehr vielfältig: Acrylmalen, Volkstanz, Pilates, Yoga, Meditation. Malen mochte ich nicht und statt tanzen ging ich mal in die Sauna. Die war auch täglich eingeheizt. So war man meistens um 20 Uhr reif zum Rückzug. Ich las jeweils noch ein bisschen und einmal schaltete ich den TV ein.

Das Ende
Am Montag Mittag war es soweit:



Fastenbrechen: Die erste feste Nahrung - ein gedämpfter Apfel. Das sieht im ersten Moment nicht spektakulär aus, aber den jetzt herunterschlingen täte dem Magen gar nicht gut. So isst man den Apfel tatsächlich in aller Ruhe mit Messer und Gabel und geniesst jeden Bissen. Das Primeltöpfchen auf dem Bild ist das Abschiedsgeschenk der Hotels, als Erinnerung an die Fastenwoche.
Abschied war allerdings noch nicht angesagt, der Tag ging noch nach Plan weiter. Zum Abendessen eine Grünkernsuppe (habe ich bereits nachgekocht) und am nächsten Morgen schliesslich wirklich die Abschiedsmahlzeit.



Ja, gesunde Ernährung wäre einfacher, hätte man jemanden, der einem jeden morgen ein so schön angerichtetes Müesli serviert. Aber jetzt hat mich und die anderen Teilnehmer der Alltag wieder - einige meiner Tischkollegen arbeiten sogar diese Woche wieder. Wir haben ein paar Ernährungstipps und Rezepte mitbekommen und ich versuche wenigstens den Rest meiner Ferienwoche noch in diesem Sinn weiterzuführen. Oder doch länger? Natürlich! Nicht so konsequent wahrscheinlich, aber doch einigermassen.

Was ich gemacht habe nennt man übrigens Heilfasten nach Buchinger oder schlicht Saftfasten und gemacht habe ich es hier: fastenkur.at

Wie es weiter geht

Ich habe mir vorgenommen, nach meiner Fastenwoche zu bescheidener und vernünftiger Ernährung zurückzufinden.
Einen "Entlastungstag" empfahl man uns unter anderem. Also einen Gemüsetag (ok), Reistag (auch ok), Kartoffeltag (weniger ok) oder einen Früchtetag:





Mittwoch ist Früchtetag, heisst darum mein neuester Vorsatz und diese Woche war Premiere. Mein Mitagessen also, zubereitet in unserer Cafeteria. Es ist gar nicht so schwer und das Schnippeln macht sogar Spass. So drappiert ist es ein richtiges Menu und der Saft ist natürlich auch frisch gepresst!