Heute habe ich wieder einen richtigen Mittagsspaziergang gemacht: Zur Papiermühle, dann hinauf zu Möbel Märki und auf dem Veloweg der Bahnlinie entlang zum Tivoli. Fast schade, habe ich mir in der Bäckerei ein Sandwich gekauft, denn beim beginnt des Velowegs steht neuerdings ein Fressstand. Aber den kann ich ja ein ander Mal ausprobieren. Heute ass ich mein Sandwich, wie üblich, auf dem Aussichtspunkt zwischen Autobahn und Bahnlinie.Es war ein typischer Frühlingsspaziergang: Unter der Jacke schwitzen, wegen der Sonne und im Gesicht die Bise. Mittlerweile bin ich aber wieder robust genug, solches ohne neue Erkältung zu überstehen. Und kurz vor dem Büro noch ein Blick zurück:
Der Twitterer René, genannt Nachtmeister, ist auf USA-Reise und schickt, wie es sich gehört, Bildchen in die Social Media Welt. Landschaftsbilder, die mir zum Teil bekannt vorkommen. Genau! Vor zwanzig Jahren habe ich die gleichen Motive abgelichtet – im wörtlichen Sinne, denn es sind Dias. Das Monument Valley sieht immer noch genau gleich aus, was in einer Welt, die sich ständig ändert, ja irgendwie tröstlich ist. Eine Tatsache auch, die mich darin bestätigt, alte Landschaftsfotos nicht aufzubewahren.
Ein anderer Twitterer hatte letzte Woche Geburtstag. Das alleine ist noch nichts besonderes, aber es ist ein Markus, der am Markustag Geburtstag hat. Ich habe nicht nachgefragt, nehme aber an, es ist Zufall. Früher war es sogar üblich, den Tagesheiligen des Geburtstages (oder des Tauftages) zum Namensgeber zu machen. Wäre das bei mir der Fall gewesen, müsste ich Arno, Heinrich, Joel oder Silas heissen – immerhin etwas Auswahl.
Silas wäre doch auch ein Name für ein Lämmchen…
Ich habe gerade das Büro verlassen um Richtung Talgut zu marschieren. Vorne auf dem Trottoir fiel mir kurz ein Mann auf, der etwas fotografierte. Als ich wieder hinschaute, lag der Mann am Boden. Ich erschrak und sage zu einem Mann, der mich gerade kreuzte: „Dort!“
Wir rannten beide dorthin. Jener, der mit mir gelaufen ist, übernahm die erste Hilfe, während ich die 144 anrief. Neben uns hielt ein Lieferwagen, es war ein EWB-Angestellter, der sogleich mithalf – er kannte sich in Herzmassage aus. Schliesslich kam Polizei und auch die Ambulanz. Nachdem ich einer Polizistin erzählt hatte, was ich gesehen hatte, ging ich ins Coop. Jetzt brauchte ich erst recht eine Kleinigkeit zu essen.
Ich sollte wieder mal einen Erste Hilfe Kurs machen!
12 Sonntag
Am Samstag fand die famose GV von Burgdorfer Bier statt. Ich wählte auch dieses Jahr das strenge Régime des Fahrers und kutschierte meinen Nachbarn und das Frauenduo aus Münsingen nach Burgdorf.
Als erstes besichtigten wir das Kornhaus, welches seit diesem Jahr die Brauerei beherbergt. Eine topmoderne Anlage in historischem Gemäuer. Leider kein Restaurant – vielleicht aus dem Grund, statt die anderen zu konkurrenzieren, sie dazu zu bringen Burgdorfer Bier auszuschenken.
Die GV fand im Zelt vor der Reithalle statt. Diese ist längst zu klein für alle Teilnehmer und dient nur noch dem Ausschank. Knapp zweitausend Leute, die eher dem Bier, als den Traktanden zugetan waren. So hatte der VR-Präsident doch einige Mühe Zuhörer für seine Ausführungen zu finden. Sein Frust darüber sollte aber verflogen sein, als er nach Wahl seines Nachfolgers eine stehende Ovation der Versammlung erhielt. Das Biervolk kann zwar sehr ungehorsam, aber aus sehr euphorisch sein.
Nach der GV Twitterer-Treffen stattfinden. Wir waren nur zu dritt, etliche hatten sich entschuldigt. Darunter auch Matthias Aebischer, der mit dem FC Nationalrat in Dresden ein Vierländerturnier teilnahm. Die Schweiz war Sieger.
Als wir zur Rückfahrt starteten, ertönte im Radio gerade das Stück „Don’t go chasing waterfalls“. Wir merkten, dass wir alle schon darüber gerätselt hatten, was Wasserfälle jagen bedeuten sollte. Ich habe jetzt noch nachgeforscht und herausgefunden, dass es um die blinde Jagd nach Zielen geht, ohne mögliche üble Konsequenzen zu betrachten. Die Frauengruppe TLC, die das Lied singt, soll auch bei AIDS-Präventionskampagnen aktiv sein, womit wohl erklärt ist, welche üble Konsequenzen gemeint sind.
Hier noch die Homepage von Burgdorfer Bier und das Video von „Waterfalls„.
14 Dienstag
Jetzt hat er also angefangen, der ESC der neuen Bescheidenheit in Malmö: relativ kleine Halle, keine hunderttausend LEDs mehr und nur eine Präsentatorin. Dafür versteht sie sich in witziger Conference. Der Vorteil der kleineren Bühne ist, dass die Teilnehmer wieder mehr im Zentrum stehen und nicht die Bühnentechnik.
Erstmals wurde die Reihenfolge der Auftritte nicht vom Los, sondern von der Regie bestimmt. So wechselten sich ruhige und schnelle Nummern ab. Ob das der Grund ist, dass zwei schöne Balladen nicht weiterkamen, weiss ich nicht, aber das Ausscheiden von Österreich und Zypern finde ich schade. Meine anderen Favoriten – Estland, Litauen, Moldau, Niederlande – sind weitergekommen. Mit letzterem auch ein eher sperriges Stück. Die Rocksängerin Anouk sang mit tiefer Stimme ein sonderbares Lied über Vögel, die von Dächern fallen.
Die nächsten Entscheidungen fallen am Donnerstag. Für mich auf Phoenix, denn SRF blendet Tweets ein. Wenn ich solche lesen will, stelle ich den Computer an. Im Fernsehen will ich die Show sehen.
16 Donnerstag
„Jeder erfolgreiche Mann hat eine Frau unter seinem Rock“, sagte die Moderatorin Petra Mede nach dem letzten Auftritt, jenem des rumänischen Counter-Tenors. Die Frau ist sicher ein Highlight des diesjährigen ESC.
Der Tenor kam weiter. Er sang englisch, was aber dieses Jahr keine Garantie für den Final ist. Die Ska-Gruppe aus Griechenland, der „Nerd“ mit Brille und Wollmütze aus Ungarn, der Balladensänger aus Island qualifizierten sich in ihrer Muttersprache.
Und die Schweiz? Da ist wohl etwas schief gegangen. Einfach hinstehen und singen, das geht für einen Solisten, aber eine sechsköpfige Gruppe, einfach aufgereiht, als stünden sie am Strassenrand, wirkt nicht auf einer Bühne. Show ist nicht alles, aber Fernsehen verlangt auch etwas für’s Auge.
Überlassen wir halt das gewinnen der Eishockeymannschaft und freuen uns auf den ESC-Final – und auf Petra Mede.
18 Samstag
Das war sie also, die Petra Mede Show, angereichert mit Gesangsbeiträgen aus ganz Europa. Die Einlage, wo sie sich über sämtliche Clichées über Schweden lustig macht, war einsame Klasse. Aber klar, in erster Linie war dies der ESC.
Gespannt war ich am Finalabend auf die Beiträge der grossen fünf und Schwedens und war mehrheitlich enttäuscht. Nur der französische Beitrag gefiel mir – er wurde leider nur 23. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht für Frankreich gestimmt habe und auch nicht für Favorit Dänemark. Ich hatte mir noch schnell die Eurovisions-App heruntergeladen um abzustimmen. Lustiger Einfall: Gab man eine Stimme ab, erschien ein 5 Sekunden Video, auf dem die Interpreten sich für die Stimme bedankten. Am witzigsten der Isländer, den man erst von hinten sah und sich erschrocken umdrehte: „Oh, you voted for me. Thank you!“ Weitere Stimmen gab ich ab für Estland, Moldau, Ungarn, Griechenland, Niederlande und Malta. Letzterer auf dem achten Platz der bestplatzierte meiner Favoriten.
Schon wieder ein Favoriten-Sieg also. Man kann dies bedauern, aber es liegt schliesslich in der Natur der Sache, dass ein Favorit mit höherer Wahrscheinlichkeit siegt, als ein Aussenseiter. Ausserdem ist es nur gerecht, wenn auch jene auf dem Siegertreppchen stehen, die alles dafür getan haben, gut abzuschneiden. Leute, die beim Siegerinterview erzählen, sie hätten gerade nichts besseres zu tun gehabt, als an den ESC zu gehen, hatten wir auch schon.
Die ESC-CD liegt bereit und ich kann mit die Lieder nochmal ohne Showeffekt anhören. Gerade die Balladen werden mir so wohl noch besser gefallen, als vorher. Und, wie es sich für einen Fan gehört, fiebere ich bereits dem nächsten ESC entgegen.
Als ich noch in Biel lebte, war die Braderie ein Muss-Termin. Am Samstag bis tief in die Nacht hinein und am Sonntag der Umzug. Eine zeitlang war Schachkollege M. Biel-Korrespondent einer welschen Zeitung und hatte das Büro direkt über dem Restaurant Falken. Der ideale Aussichtspunkt, um den Umzug zu schauen. So trafen sich denn ein halbes Dutzend Schachrowdies am Sonntag bei M. im Büro, schauten sich den Umzug an und leerten seine Bürobar. Es war eine ruhige und leicht verregnete Braderie. Darum wählte M. für seinen Bericht die Überschrift „Beaucoups de parapluies mais pas de pépins“. „Avoir des pépins“ bedeute Schwierigkeiten haben, erklärte er uns, aber es sei auch ein Argot-Wort für Regenschirm. Er liebte Wortspiele.
Die hauptsächliche Bedeutung von pépin ist aber Frucht- oder Obstkern. Diese bereiten mir tatsächlich Schwierigkeiten, denn sie bleiben mit Vorliebe zwischen den Zähnen stecken. Das mir, der so gerne Beerenconfiture hat. So kaufe ich in letzter Zeit häufiger Confiture der Satin-Linie. Teurer zwar, aber dafür brauche ich nicht schon nach dem Frühstück eine Zahnseidenbehandlung.
Sans pépins also im doppelten Sinne.
An die Braderie gehe ich jetzt nur noch selten und wenn, dann nur noch am Samstag Nachmittag. Statt Umzug gibt es seit einiger Zeit Konzerte und dieses Jahr wären die ganz interessant.
Wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr?
Was soll den diese Frage, wo es doch heute morgen ganz frischen Schnee gab? Aber die Überschrift bezieht sich nicht aufs Wetter, sondern auf ein Lied. Doch wenn wir schon beim Wetter sind, hier die zweite Strophe:
Früher, da waren die Sommer noch heiß –
Früher war’s häufig im Herbst auch noch schwül –
Früher, da gab’s ohne Fleiß keinen Preis –
Früher hatte Jeder vor Augen sein Ziel!
Das Dienstpersonal hat gekuscht und pariert –
Ein Lehrling hat gelernt, ein Student hat studiert!
Und die letzte Zeile passt sogar noch irgendwie zu gewissen Tanzveranstaltungen. Aber wir wollen da nicht gleich reaktionär werden. Auch im Lied selbst wird vor davor gewarnt:
Und käme der Vorjahrsschnee auch wieder her
So wär‘ er so weiß doch wie früher nicht mehr!
Eben! Das Lied wird gesungen von Joana, die heute vielleicht auch ab und zu nostalgischen Gefühlen nachhängt. Damals fiel es ihr sicher noch leichter, sich darüber lustig zu machen. Und mir auch, der ein grosser Fan von Joana und den anderen Liedermachern der Siebziger war. Sie ist heute noch aktiv und ich überlege mir, ein Album von ihr auf meine Wunschliste zu nehmen. Die Frage ist nur noch: Das aktuelle oder ein Best-of, wo dieses Lied darauf wäre?
Das Lied als YouTube-Video, sonderbarerweise mit Autobildern.
Der Wikipedia-Eintrag und die Homepage von Joana.
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