Montag, 1. April 2013

Der April 2013

2 Dienstag
Ich musste schon ein bisschen Spott einstecken, als ich am Montag auf Twitter ankündigte, auf „Blueschtfahrt“ zu gehen. Etwas bescheidener ausgedrückt: Ich wollte die Fahrt nach Biel mit einer kleinen Seeumrundung mit Zwischenhalt in Erlach ergänzen.
Erst schien es, als wollte das Wetter meinen Optimismus strafen, denn ich fuhr vom sonnigen Oberland ins dunstige Seeland. Kurz nach meiner Ankunft in Erlach, setzte sich aber auch hier die Sonne durch. Erst ging ich ein Stück auf dem Heidenweg, wo etliche andere Spaziergänger Richtung St. Petersinsel unterwegs waren oder zurückkamen. Diesen ca. zweistündigen Fussmarsch verschob ich aber auf später und ging noch zum Schloss hinauf. Dort war es ganz einsam und ich genoss in Ruhe den Blick Richtung Insel.
3 Mittwoch
Heute bin ich hart mit der Realität konfrontiert worden. Ganz fröhlich habe ich am Morgen mein Auto zum Service abgegeben und am Mittag ruft mit der Mann von der Garage an und zählt auf, was alles zu reparieren ist. Knapp 3000 Franken sollte das kosten. So ging ich noch in der Garage vorbei, liess mir alles erklären und musste eine Lösung finden. Schliesslich einigten wir uns darauf, nur zu machen, was für die Verkehrssicherheit nötig ist, was etwa die Hälfte kosten wird.
Klar ist, dass mein Auto höchstens noch ein Jahr lang verkehrstüchtig sein wird, so dass ich schon dieses Jahr an ein neues Auto denken muss.
Nur noch die Hälfte kosten auch die Schoggihasen. So kaufte ich mir gleich zwei davon, dass sie mich etwas über die teure Reparatur trösten. Das beste ist: sie müssen nicht auch ein halbes Jahr halten…
10 Mittwoch
Eine Pastete gefüllt mit Poulet und Lauch – ein schönes Resteessen am Mittwoch Abend. Das Rezept ist aus der Märznummer von Betty Bossi und diese Zeitung habe ich gestern gekündigt. Nicht weil mir die Rezepte nicht passten, aber ich habe mittlerweile genug Kochbücher. Vierundfünfzig, um genau zu sein: Vom Schulkochbuch meiner Mutter bis zum neuesten von Jamie Oliver. 
Wenn mir das nicht reicht, kann ich immer noch Wildes Poulet konsultieren.
15 Montag
Mein erster Plan für Frühlingsferien war, wieder eine Fastenwoche durchzuführen. Da fiel mir aber ein, dass ich mich gerne darüber beklage, zu wenig Zeit zum Kochen zu haben. Da wäre es doch paradox, wenn ich ausgerechnet jetzt, wo ich genug Zeit habe, fasten würde. So will ich mich lieber auf selbstgekochte, gesunde Mahlzeiten konzentrieren. Heute startete ich mit einer Ratatouille. Da man aber nicht übertreiben soll, gab’s zum Znacht Käse und Brot.
Ich habe es auch noch geschafft, das Haus zu verlassen. Zum Krafttraining und zum einkaufen. Schon lange wollte ich neue Bettwäsche kaufen. Keine mit Blümchen, aber trotzdem eine die zum Frühling passt: orange. Schon seit meiner Jugend eine meiner Lieblingsfarben. Meine Katze hat schon einen Blick darauf geworfen. Ihr dürfte die Farbe aber weniger wichtig sein, weich und warm ist ihre Präferenz.

16 Dienstag
Lange Werbepausen im TV können manchmal auch nützlich sein. So zappte ich gestern Abend bis in die hinteren Programmplätze, bis zum Drittverwertungskanal Kabel 1, wo ein Film lief, an den ich kürzlich gedacht habe. Obwohl es keine Schlüsselszene war, die ich sah, war mit sofort klar, welchen Film ich sah und endlich konnte ich den Titel erfahren: „Sie leben“. Ausnahmsweise die genaue Übersetzung des Originaltitels.
Aber warum wollte ich herausfinden, wie dieser Film heisst? Dies gleich nach ein bisschen Werbung.
Da gibt es eine junge hippe Modemarke aus den USA mit Namen „Obey“. Gelegentlich trifft man auch hierzulande jemanden an, der ein T-Shirt mit dieser Aufschrift trägt. Ich habe die Markenphilosophie des Herstellers nicht genauer analysiert, aber ich denke, der Name „Obey“, also „Gehorche“, ist eine Parodie auf Modediktat und Konsumzwang, wie sie gerne beklagt werden. Interessanterweise wurde die Marke 1989, ein Jahr nachdem der Film „Sie leben“ in die Kinos kam, gegründet. Das muss aber keinen Zusammenhang haben.
Die Aufschrift „Obey“ erinnerte mich an den Film, weil es dort darum geht, dass Ausserirdische die Menschheit unterwandert haben um sie zu Duckmäusern und Konsumenten zu erziehen und die Erde auszubeuten. Überall, wo Plakate, Zeitungen oder sonstige beschriftete Gegenstände sind, stehen in unsichtbarer Schrift Befehle wie „konsumiere“, „kaufe“ oder eben „gehorche“- „obey“. Diese Schrift und die wahren Gesichter der Eindringlinge sieht die Hauptperson nur mit Hilfe einer Brille. Ein Horror-Sci-Fi-Thriller mit konsumkritischen Seitenhieben, nennt ihn Wikipedia. Kein Meisterwerk, aber, wie man an mir sieht, gut für interessante Assoziationen.
Auf WikipediaSie leben„, besserThey live„, wo man auch das Plakat und das wahre Gesicht der Ausserirdischen sieht. Die verborgenen Schriften erinnern an das Thema der unterschwelligen Werbung.
19 Freitag 
Normalerweise würde man, wenn man erkältet ist, sich auf warmes Wetter freuen, an dem man sich aufwärmen kann. Ich habe mich aber gerade auf dem Höhepunkt dieses Minifrühlings erkältet und erhole mich jetzt beim Schneefall.
Eigentlich wäre ich auch heute am liebsten zuhause geblieben, aber um sich zu erholen, braucht man auch ein bisschen Nahrung. So war eine Fahrt zum nächsten orangen M fällig. Kochkunst war aber heute noch keine angesagt, sondern eine Büchse Ravioli. Heute Abend vielleicht sogar ein Bier…
21 Sonntag
Ein fauler Sonntag ist zu Ende. Sehr faul, denn ich habe weder gewaschen noch geputzt, nicht einmal ein neues Buch begonnen. Aber schliesslich habe ich erst gestern eines fertig gelesen.
So bin ich nur etwas vor dem Computer gesessen, habe Musik gehört und dem Schnee draussen beim schmelzen zugeschaut. Dann gab’s noch ein Bier, wie üblich.
Ich musste ja die geplante Reise nach Rimini und San Marino aufgeben, kann aber ich mich damit trösten, dass auch Norditalien Frühlingsunterbruch hatte. Einen Hauch Italianità gab es aber doch noch zum Abendessen, nämlich einen Teller Spaghetti al tonno. Die zweite Ferienwoche kann kommen.
24 Mittwoch
Heute war angeblich „Tag gegen den Lärm“. Aber zum Glück nur in Deutschland. So konnten die Leute, die bei uns die Umgebungsarbeiten machen, uns ohne schlechtes Gewissen mit einem vierstündigen Laubbläserkonzert beglücken. Mindestes vier Stunden, denn um eins habe ich die Flucht ergriffen.
Ich habe am See ein bisschen die Sonne genossen und bin anschliessend einkaufen gegangen. Kaffe und Kuchen habe ich mir auch noch geleistet. Als ich nach Hause kam, war der Lärm fertig.
Mittlerweile geht es mir ja wieder gut. Gerade rechtzeitig um morgen mit meinen Bierkumpanen auf Reisen zu gehen. Traditionellerweise fahren wir am Tag, an dem wie die Biertage in Solothurn besuchen, zu einer Kleinbrauerei irgendwo in der Schweiz. Diesmal nach Nesslau im Toggenburg. Auf die Biermesse selbst verzichte ich aber, denn für einen Alkoholexzess ist die Erkältung doch zuwenig lange vorbei. 
25/26 Donnerstag/Freitag
In einem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert wird St. Johann Bier ausgeschenkt. Hergestellt im modernen Anbau gleich dahinter. Gleich zu zehnt ist unsere Bierverein angetreten, um das Helle und das etwas dunklere, stärkere Frühlingbier zu degustieren. Es wurde für gut befunden, ebenso das Mittagsmenu.
Beim Ausflug ins Toggenburg handelte es sich um das Vorspiel zum Besuch der Solothurner Biertage. Viele von uns kannten das Toggenburg nicht und so war die stündige Zugfahrt von Wil aus eine willkommene Sightseeing-Tour. Dank iPhone und Mobile-Wiki war ich nebenbei auch noch Auskunftsstelle für Fragen. Z.B. wofür ist Ebnat-Kappel bekannt … genau, Trisa Bürsten.
Beim Stichwort Toggenburg denkt man vom Schulunterricht her eher an die grünen Hügel und die Streusiedlungen. Die Dörfer der Thur entlang sind aber alle sehr kompakt und der grösste Ort und Verkehrsknotenpunkt, Wattwil, ist eine richtige Kleinstadt. Das Toggenburg war der erste reformierte Landstrich in der Ostschweiz und auch früh industrialisiert. Ob das miteinander zusammenhängt, sei dahingestellt. Bier ist zum Glück konfessionslos.
Mehr über die Brauerei St. Johann (Homepage) und über Nesslau (Wiki).

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