10 Dienstag - Erinnerung an die Ferieninsel
Jetzt ist genau sieben Jahre her, als ich das letzte mal auf „meiner“
Ferieninsel war. Nicht auf Mallorca, Ibiza oder den Kanaren, nein auf
Bornholm. An zwei von vier Malen wohnten wir in dieser ehemaligen
Fischerhütte.
An die Ferien 2003, als dieses Bild entstand, erinnerte mich meine
Musik auf dem iPod. Das Album des dänischen Duos Rollo & King, die
2001 am ESC teilgenommen hatten und Zweite wurden. Ich kenne Popmusik
aus anderen Ländern vorwiegend dank dem ESC.
Wir kauften immer bei Brugsen ein, dem dänischen Coop, der auch
Non-Food-Artikel anbietet. Da entdeckte ich ein Gestell mit CDs und fand
die genannte. Alle Lieder in Dänisch, was mir gut passt, denn ich mag
sprachliche Vielfalt.
Darum auch hier das Video der dänischen Version ihres ESC-Beitrags.
16 Montag
Dieser Montag war, man muss es wohl niemandem erklären, ziemlich
verregnet. Aber schliesslich war das mein erster Ferientag und so wollte
ich nicht zuhause sitzen bleiben. Gegen zehn verliess ich das Haus
Richtung Spiez um dort den Zug nach Zürich zu nehmen. Warum nicht
einfach in der aufregendsten Stadt der Schweiz ein bisschen Tram fahren
gehen…
Es waren schliesslich nicht nur Trams, die zum Zuge kamen,
sondern auch Trolleybus, Autobus und S-Bahn. So warf ich auch einen
Blick auf die Flugplatzstadt Dübendorf. Hierbei konnte ich wieder einmal
den Unterschied zwischen einer statistischen Stadt (über 10’000
Einwohner) und einer historischen Stadt feststellen. Dübendorf, obwohl
doppelt so gross wie Spiez, wirkt nur halb so städtisch. Kein Schloss,
keine Altstadt – dafür viel Industrie.
So fuhr ich wieder nach
Zürich. Um nicht zu früh zurück zu sein, denn ich wollte noch schnell in
den Schachklub, nahm ich den Umweg über Zug und Luzern. Im Klub nahm
ich noch schnell ein paar Resultate auf und war schliesslich um halb
neun zu Hause. Was mir nun auffiel: ich habe seit dem Frühstück nichts
getrunken und einzig in einem Migros-Restaurant eine Portion
Chicken-Nuggets gegessen. Trotzdem hatte ich auch am Abend weder Hunger
noch Durst. Dem habe ich dann halt mit einem Bier entgegengewirkt.
Da der ganze Tag grau in grau war, gibt es leider kein Bild. Aber die Ferien haben ja erst gerade begonnen.
17 Dienstag
Am Dienstag Morgen zweifelte ich noch daran, ob ich das Haus
überhaupt verlassen würde. Aber da drang doch ab und zu ein Sonnenstrahl
bis in meine Lesestube hinein und so machte ich mich doch noch auf. Nur
etwas kleines: Wieder einmal mit dem Bus von Thun nach Interlaken
fahren.
Ein Stadtbus, der den ganzen See am Nordufer entlang fährt. Zwischen
Beatenbucht und Sundlauenen hat man, wenn man auf rechts sitzt,
zwischendurch den Blick in den Abgrund. Dies ist noch gruseliger, als
wenn man selbst fährt, denn dann konzentriert man sich ja auf die
Strasse. Ich stieg eine Station vor Interlaken aus – in Unterseen – um
mir den kürzlich neu gemachten Stadtplatz anzuschauen.
Sieht wirklich sehr hübsch aus. Die Unterseener sind ja auch etwas
stolz darauf, dass sie die Stadt sind und nicht Interlaken. Ich ging
noch ein bisschen um die Häuser herum, auch um die Kirche, die noch den
Originalturm aus dem 15 Jahrhundert vorzeigen kann.
Anschliessend spazierte ich gemütlich der Aare entlang nach
Interlaken-Ost, wo ich mich an der Schiffstation noch etwas an der Sonne
erfreute, bevor ich einen Regionalzug nach Spiez bestieg. So hatte ich
den Thunersee umrundet und war am frühen Abend wieder zu Hause.
18 Mittwoch
Ich hatte nach dem Essen die Idee, einmal die Postautolinie 100
auszuprobieren: Wohlen – Detligen – Aarberg. Eine richtige
Panoramastrecke. Zuerst sieht man die Alpen, dann die drei Seen und
schliesslich den Jura. Am liebsten hätte ich den Rückweg auch gemacht,
aber ich hatte noch einen anderen Plan. Die SBB bietet neuerdings eine
iPhone-App an, mit der man Kilometer sammeln kann. Darum fuhr ich von
Aarberg via Lyss nach Bern und von dort nach Spiez. So habe ich bereits
die ersten 50 Kilometer gesammelt und pro 500 km gibt es einen 5 Franken
Gutschein. Es würde mich nicht wundern, wenn ich in diesen Ferien schon
einen, wenn nicht zwei Gutscheine verdienen würde. wie lange es dieses
Angebot noch gibt, weiss ich nicht, denn es wurde in der Presse bereits
moniert, man belohne die Vielfahrer, die die Züge eh schon belasten.
19 Donnerstag - Centovalli
Der Lago Maggiore, um genau zu sein. Den erreicht man von Spiez am
schnellsten via Centovalli – Grund genug endlich mal diese berühmte
Strecke zu fahren. Zuerst zwei lange Tunnel bis Domodossola und dann die
Centovallibahn. Voll natürlich. Aber man muss den anderen diese schöne
Fahrt ja auch gönnen können.
Trotzdem war mir bei der Ankunft in Locarno klar, dass ich den Rückweg
via Gotthard nehmen würde, trotz einer Stunde längerer Fahrzeit. Locarno
ist in meinen Augen keine schöne Stadt. Wenn der See nicht wäre, wollte
wohl kaum jemand hierher kommen. Ich hielt es nicht lange aus und fuhr
nach Bellinzona weiter. Hierhin dagegen muss ich noch einmal. Eine
hübsche Altstadt und natürlich die drei Burgen lohnen eine längere
Erforschung.
Die Rückreise war dann beachtlich: zwei Stunden bis Luzern, genug
Umsteigezeit um ein paar Zigerkrapfen zu kaufen, eine weitere Stunde
nach Bern und schliesslich die bekannten 35 Minuten nach Spiez.
Insgesamt acht Stunden Bahn fahren, heisst acht Stunden still sitzen.
Fast wie im Büro, aber mit besserer Aussicht.
21 Samstag -. Unterländer Biertage
Auch wenn die Schweiz zu den weltweit innovativsten Bierländern
gehört, sind neue Ideen immer noch gefragt. Es entstehen weiter neue
Brauereien und diese trifft man am besten an einer Biermesse, z.B.
an den Unterländer Biertagen in Oberglatt ZH.
Eine der neuen Brauereien ist „Doppelleu“ in Winterthur, die unter dem
eigenen Namen einige spezielle Biere und unter dem dramatischen Label
„Chopf ab“ die eher konventionellen Biere herstellt. Da man an der
Biertagen genug Zeit hat, mit den Leuten zu plaudern, erfuhren wir, wie
sie zu ihrer Brauereianlage gekommen sind. Sie haben sie in Lelystad NL
gekauft und mit vier Lastwagen nach Winterthur transportiert. Weil das
dortige Gebäude um die Anlage herum gebaut worden war, mussten sie eine
Tür vergrössern um alles herauszunehmen. Interessant auch, dass die
Gründer der Brauerei nicht Wirte oder Brauer sind, sondern
Marketingleute.
Trotz „Chopf ab“ behielten wir aber unseren Kopf auf dem Hals und
machten unsere Runde weiter. In Whisky-Fässern gereiftes Bier aus
Murten, „Mythen“-Bier, das den Namen aber nicht vom Berg, sondern von
Winkelried & Co. hat, Octopus-Bier, ein Familienunternehmen, das
gleich neun Sorten zur Degustation anbot und auch Simon aus
Ostermundigen, den wir vom Brauerstammtisch beim Erzbierschof kennen. Er
hatte sogar zwei Pumpstationen installiert um den Besuchern sein Ale
auch echt britisch zu zapfen. Anfang und Ende der Runde war auch diesmal
Üelu Bösiger. Diesmal hatten wir sogar Zeit auch bei ihm ein Bier zu
trinken – letztes Jahr mussten wir am Schluss auf den Zug rennen.
Die Unterländer Biertage sind – noch – ein Geheimtipp für Bierliebhaber,
denen die Solothurner bereits zu hektisch und zu voll sind. Hoffentlich
bleibt das so, obwohl man den umtriebigen Veranstaltern jeden Erfolg
gönnt.
A propos Marketing-Leute: Da bin ich gerade dank Twitter auf einen
Bericht gestossen, der die einfache Gleichung Bier = Mann = Fussball
aufbricht. Nicht dass das ganz falsch wäre, aber ein Student hat in
seiner Bachelorarbeit festgestellt, dass man Bierliebhaber besser mit
kulinarischen Themen erreicht, als mit Sport. Mehr darüber hier.
Rigi
Am Samstag habe ich noch einmal mein GA ausgereizt. Mit Zug, Schiff
und schliesslich Zahnradbahn auf die Rigi. In Massen zwar, aber das in
Maßen (eines von zwei Beispielen, wo man das ß auch wirklich brauchen
kann). Ich war seit einer längst vergessenen Schulreise nicht mehr auf
der Rigi. Der Berg ist natürlich ein phänomenaler Aussichtspunkt.
Die Aussichtspunkte sind, wegen der vielen Touristen, gut gesichert, was
mir mit meiner Höhenangst entgegenkommt. Als ich oben war, kam gerade
ein älteres Paar den Bergweg herauf, den ich wohl nur unter Todesangst
betreten hätte. Es gibt aber auch bravere Wege auf die Rigi und ich
plante zuerst, auf einem solchen nach Goldau hinunter zu gehen. Aber
dann entschied ich mit doch für die Bahn. Es fahren zwei Bahnen auf die
Rigi: Die rote von der Schiffstation in Vitznau und die blaue vom
Bahnhof Arth-Goldau aus. Letztere nahm ich.
Ich hatte noch genügend Zeit, mit etwas in der Innerschweiz
herumzutreiben und einen Blick auf Schwyz und Altdorf zu werfen. Schwyz
gefällt mir nicht besonders. Das Zentrum besteht eigentlich nur aus
einer Kathedrale an einer Strassenkreuzung und ein paar alten Häuser
darum herum. Zum schlechten Eindruck trug auch bei, dass der Bahnhof
ziemlich ausserhalb ist und man die lange Bahnhofstrasse mit dem Bus
überwinden muss.
Anders Altdorf. Zwar ist auch dort der Bahnhof ausserhalb, aber eine
schöne Allee führt ins Dorf, das schon fast ein Städtchen ist.
Dominierend natürlich das Telldemkmal auf dem Hauptplatz, darum herum
aber auch kompakte Häuserreihen und eine Strasse weiter – sicher der
Stolz der Urner – das Zeughaus, bemalt mit Recken aus verschiedenen
Epochen.
Ich fuhr dann mit dem Bus nach Flüelen, um mir dort noch schnell den
beliebten Segler- und Surferwind des Urnersees durch die Haare wehen zu
lassen. Dann ging es wieder nach Hause.
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