7 Sonntag
1971: „Hast du es schon gehört?“. Das, wonach mich
mein Schulkamerad fragte, war ein neues Lied aus der Hitparade.
„Dazwischen wird gestöhnt, so ‚ah, aah‘.“ Einen Lustschrei gibt es auch
noch. Kein Wunder hingen die Pubertanten am Dienstag Abend an ihrem
Mittelwellenradio um die Hitparade auf Radio Beromünster zu hören.
2014: Längst wird nicht mehr auf Mittelwelle, sondern
via Internet, Satellit und DAB gesendet. Die Hitparade hat ihr eigenes
Programm. Auch die volkstümliche Musik, einst wichtiger Bestandteil des
„Landesprogramms“ ist eigenständig. Trotzdem nenne ich das heutige Radio
SRF1 gerne mal Radio Beromünster, weil es immer noch ein bisschen die
helvetische Biederkeit von damals transportiert.
Und dieses Radio spielt am Sonntag Morgen „Hot Love“ von T-Rex.
11 Donnerstag
„Der Mensch kann viele Male hinfallen. Ein Versager ist er erst dann, wenn er behauptet, man habe ihn umgestossen.“
Diesen Spruch eines US-Autors habe ich aus deinem Blog bei Stern-Online.
Der Spruch ist mir so gut in Erinnerung geblieben, weil er eine
Einsicht enthält, für die ich auch sehr lange gebraucht habe. Ich danke
dabei an meinen unglücklichen Stellenwechsel im Jahr 2000. Dass ich
wechseln wollte lag für mich irgendwie an den Umständen und so habe ich
mich ohne weitere Abklärungen auf eine andere Stelle gestürzt. Dort
wurde ich erst recht unzufrieden, aber gab die Schuld wieder den
anderen. In diesem Falle nicht einmal ganz unberechtigt. Aber
Schuldzuweisungen bringen eben nichts. Ich musste die Verantwortung für
mich ganz übernehmen. Immerhin war das die Lehre aus über zwei Jahren
Stellenlosigkeit.
15 Montag
Ich habe kürzlich zwei Yoghurt gekauft. Erdbeere und Mandarine.
Ersteres Bio, das andere aus der Linie M-Classic. Ich habe also aus dem
grossen Angebot ausgewählt und, das liegt in der Natur der Sache,
anzahlmässig ein Vielfaches des vorhandenen nicht gewählt. Kein
Kirschen-, Heidelbeer- oder Zitronenyoghurt – aber auch keines aus den
Linien „legère“ oder M-Budget.
Wenn ich jetzt auch noch mit den anderen Produkten, die ich an diesem
Tag nicht gekauft habe, anfinge, würde die Aufzählung endlos.
Aber es geht mir hier nicht ums Yoghurtregal in der Migros, sondern
um das Haus der Religionen, welches in Bern eröffnet wurde. Hier ist die
Sache sogar noch etwas weniger übersichtlich – auch weil ich nicht
weiss, wen die Initianten eingeladen hatten. Fest steht, dass fünf
Religionsgemeinschaften einen Kultraum haben und drei weitere indirekt
beteiligt sind. Die christliche Seite ist durch eine Arbeitsgemeinschaft
vertreten, die fast alle Kirchen vertritt. Aber zwei prominente
christliche Gemeinschaften fehlen: Mormonen und Zeugen Jehovas. Bei den
Muslimen ist nicht genau klar, ob der beteiligte Verein mehrere
Konfessionen beinhaltet, Aleviten und Bahai sind aber separat beteiligt.
Wie einheitlich Buddhisten und Hindu sind, kann ich nicht beurteilen.
Letztere sind zudem die einzigen Polytheisten.
Ich frage mich, wie offen das Haus der Religionen wirklich ist. Hätte
man auch einen Raum für Voodoo-Anhänger zur Verfügung gestellt, für
Neu-Heiden oder solche, die die Verehrung der Olympier reaktivieren
wollen.
Ich denke, dass hier, dem Integrationsgedanken zum Trotz, eine Auswahl
getroffen wurde. Man hat ein Dutzend eingeladen und damit zwangsläufig
fünf Dutzend ausgeschlossen. Nicht zuletzt die religionsfreien und das
sind immer mehr. Für’s erste hat man also eine Begegnungsstätte für ca.
90% der Menschen in Bern, was auch nicht schlecht ist. (… und YB gibt’s
ja auch noch)
23 Dienstag
Die Weihnachtsgeschichte, die von der Geburt Jesu handelt, ist bei uns
wohl allen geläufig. So geläufig, dass sie auch gerne als Gleichnis
herhalten muss. Zur Zeit, wo sehr viele Flüchtlinge nach Europa kommen,
werden diese gerne mit Maria und Josef und ihrer Suche nach einer
Herberge in Bethlehem verglichen.
Nur ist hier, wie so oft, das gut gemeinte nicht wirklich gut
durchdacht. In der Bibel wird die Weihnachtsgeschichte nämlich nur in
wenigen Sätzen und nur in zwei Evangelien beschrieben. Einiges, was für
uns heute dazu gehört, wurde erst später dazuerfunden. Ich erinnere
mich, dass wir in der ersten Klasse auch die Geschichte aufführten, wo
die beiden von bösen Wirten immer weggeschickt werden. In der Bibel
steht aber lediglich, dass sie in „der Herberge“, also Einzahl, keinen
Platz fanden. Man kann sich also durchaus vorstellen, dass sie einen
ganz bestimmten Ort angesteuert hatten und noch bevor sie sich über
einer Alternative Gedanken machen konnten, setzten die Wehen ein. Also
begab man sich in die nahegelegene Grotte (nein, kein Stall), wo sich
praktischerweise auch eine Krippe fand, in die man das Neugeborene legen
konnte. Auch Esel und Ochs wurden erst später dazuerfunden.
Maria und Josef waren auch keine Flüchtlinge, sondern kamen wegen einer
Volkszählung nach Bethlehem. Aus der Stadt Davids stammen sehr viele
Juden, so dass es kaum verwunderlich ist, dass alles voll war. Fliehen
mussten sie erst vor den Truppen Herodes‘, der einen Kindermord
verfügte. Dies ist allerdings nur bei einem Evangelisten beschrieben.
Beim anderen kehren sie ganz normal nach Nazareth zurück.
Hier Wikipedia zur Weihnachtsgeschichte.
25 Donnerstag
Lifestyle-Experten behaupten ja, Apéroplatten wie diese seien passé.
Aber wer hört schon auf Experten. In unserer Familie zum Glück niemand.
Silvester
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