2 Montag
Ein englischer Landschaftsgarten besteht aus Hügeln und Senken, Höhlen
und Weihern, sowie aus historischen Gebäuden wie einem Schloss, einer
Einsiedelei, einem Tempel…. kurz, mit dem, was seinem Besitzer gefällt,
denn er ist zu mindestens 90% künstlich.
Das gilt auch für die Ermitage in Arlesheim, die wir letzten Donnerstag
besuchten, wo immerhin der Hügel und das Schloss darauf – resp. sein
Fundament – echt sind.
Im 19. Jh., als Schloss Birseck renoviert wurde, waren offenbar solche
Hütchen für Türme Mode. Noch schlechteren Geschmack zeigen die heutigen
Besitzer, die ihm noch einen Blech-Storch aufgesetzt haben.
Zu Besichtigen ist das Schloss nur am Sonntag, was uns nicht weiter
störte. Es beherbergt auch eine Kindertagesstätte und kann mir gut
vorstellen, dass sich die Kinder gerne im Landschaftsgarten
herumtreiben. Speziell in den künstlichen Höhlen.
Auf dem Bild nicht sichtbar, ist der Höhleneingang. Aus den Löchern kann
man herausgucken – was ich als Kind garantier auch gerne getan hätte.
Am Fuss des Hügels befinden sich drei Weiher. Einer für Forellen, einer
für Karpfen (siehe vorheriger Artikel) und einer für Frösche. Von
letzteren merkten wir nichts. Es ist wohl noch zu früh.
Zum Mittagessen fuhren wir nach Nuglar (ja das gibt’s) und waren so
zwischendurch bereits in jenem Kanton, in dem auch unsere Reise endete.
Die Biertage in Solothurn krönte den Tag.
11 Mittwoch
Als ich noch regelmässig zu meinen Eltern nach Pieterlen ins Altersheim
fuhr, wählte ich meist den Weg via Rapperswil, Schnottwil und Büren. Ich
bemerkte hierbei, dass auf dieser Strecke auch ein Postauto fährt und
nahm mir vor, auch einmal damit zu fahren.
Heute fuhr ich nach dem Essen mit A. nach Zollikofen um besagtes
Postauto, das eigentlich ein RBS-Bus ist, zu besteigen. Eine
Dreiviertelstunde waren wir flott unterwegs, bis wir am Bahnhof Büren
eintraffen. Dort ändert der Bus seine Liniennummer von 898 auf lediglich
8 und fährt nach Solothurn. Ich liess in fahren ubd schaute mit das
Städtchen an, z.B. das Stadtschloss.
Etwas weiter rechts hat’s eine Lücke in der Häuserreihe für die Strasse
nordwärts, die über die Aare führt. Über diese Brücke, auf der Autos nur
mit eingeklappten Rückspiegeln kreuzen können.
Hier hätte ich eine Stunde Siesta machen können und dann wäre eventuell
die „Siesta“ angekommen, ein Schiff der Biel-Solothurn
Schifffahrtslinie. Aber ich war nicht in Schifffahrtslaune und ging
wieder auf den Zug.
Einmal mehr merkte ich, wie wenig ich selbst meine engste Heimat kenne
und noch viel zu entdecken habe. Zeit dazu habe ich jetzt.
Pusteblume und ESC
Da spotteten doch etliche über den neuen Fünfziger, weil er einen
verblühten Löwenzahn zeige. Dass dann auch noch das Hochdeutsche wort
„Pusteblume“ in manchen Zeitungsartikeln erschien, machte die Sache
nicht besser.
Und was ist das Symbol des diesjährigen ESC …
Man kann es halt verschieden sehen. Für die einen ist die Blume verblüht
– für die anderen ist sie in dem Zustand, in dem sie ihre Samen über
die ganze Welt fliegen lässt.
Das beste am ESC 2016 sind Petra Mede und Måns Zelmerlöw.
Zur Eröffnung der ersten Show gab es das Siegerlied in analoger Version,
d.h. statt Strichmännchen ein lebendiges Kinderballett und zur zweiten
eine echte Musical-Ouverture mit dem Titel „What is Eurovision?“
Eine perfekte Erklärung dieses Anlasses und, weil die Schweden das beste
Englisch sprechen und singen, auch ohne höheren Abschluss in dieser
Sprache verständlich.
Daneben wurden zweimal 18 Lieder vorgetragen und je 10 für den Final
qualifiziert. Zu meinem Leidwesen folgen die meisten Stücke diesem
Schema: Zu Beginn eine düstere Strophe nach der ein harter Bass,
begleitet von Bühnenblitzgewitter, einsetzt und ein Refrain folgt, bei
dem sich der Sänger und erst recht die Sängerin Seele aus dem Leib
schreit. Darum freue ich mich über die Beiträge, der sich ausserhalb
dieses Schemas qualifiziert haben, wie Niederlande, Belgien und
Österreich. Die Schweiz hat es nicht geschafft – schade, aber nicht
überraschend.
Der ESC ist unpolitisch. Mit diesem Satz ist der Witz erzählt und der
Artikel könnte fertig sein. Trotzdem noch in paar Sätze mehr:
Auch wenn die ESC-Jury befand, der ukrainische Beitrag mit dem Titel
„1944“ behandle ein rein geschichtliches Thema, nämlich die
stalinistischen Verbrechen auf der Krim von damals und nicht die
heutigen Zustände, war wohl auch ihr klar, dass so gut wie alle Leute
dies anders interpretieren werden. So war es denn auch, denn als gute
dramatische Ballade allein hätte das Lied bei den Fachjuries wohl kaum
so deutlich gesiegt. Dass bei reinem Televoting ausgerechnet Russland
gewonnen hätte, dürfte noch für Gesprächsstoff sorgen.
Keinen Grund für Negativkritik boten hingegen die beiden Präsentatoren.
Wie mittlerweile beim ESC üblich, wechselten die beiden regelmässig ihr
Outfit, vor allem Petra. Das grüne Kleid gefiel mir am besten. Leider
trug sie es nur kurz während der Televotingphase.
Das ist doch wirklich Nebensache, könnte man jetzt sagen und ich muss
diesem Einwand durchaus Recht geben. Aber beim ESC hängt doch alles mit
allem zusammen – wie überall sonst auch.
20 Freitag
Eine Fotzelschnitte ist im Allgemeinen die Verwertung von altem Brot,
indem man es in Ei wendet, anbrät und mit etwas Zucker überstreut
serviert. Eine Erdbeerschnitte wiederum ist ein Stück Weissbrot, ev.
kurz in Milch getunkt, auf das man dann eben Erbeeren häuft. Dasselbe
geht auch mit einem Kompott, z.B. mit Rhabarber.
Dann gibt es die Kombination von beidem, quasi die Deluxe-Schnitte:
Einback, in Ei gewendet und gebraten und mit Rhabarberkompott oder
Erdbeeren (mit Kondensmilch) belegt.
30 Montag
„I warte uf nes Änd wo nid wird cho
wüu so lang de luegsch wis rägnet so lang rägnets o
z Ändi chunt ersch denn wennd nüm i Räge luegsch
i blibe i mim Zimmer – vilech rägnets ja für immer „
Ist natürlich etwas pessimistisch, dieses Lied der „Männer am Meer“,
resp. den von Kuno Lauener gesungenen Refrain, zu zitieren, wo doch der
Montag trocken und teilweise sogar sonnig war. Aber das Lied ertönte in
meinem iPod als ich gerade auf dem Laufband war und erinnerte mich an
den Vortag. Die Katze sass am Sonntag Morgen auf meinem Balkon und
putzte sich. Sie wollte aber nicht zu mir, sondern zu meinem Nachbarn,
der ihr jeweils ein paar Streicheleinheiten (und etwas Milch) spendet.
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