Freitag, 1. April 2016

Der April 2016

4 Montag
Es ist eine sehr attraktive Wohnlage in Thun. Nur wenige hundert Meter ins Stadtzentrum und zum Bahnhof. Ein Kino gleich integriert und das legendäre Musiklokal Mokka auf der anderen Strassenseite. Beides auch Lärmquellen, aber bei gut isolierten Fenstern sicher kein Problem.
Doch eines gibt mir zu denken: die Balkone. Die Ingenieure werden sicher die Belastung gut ausgerechnet haben, aber mich brächte man da kaum raus. Da bekomme ich sofort weiche Knie.

7 Donnerstag
Ah, wieder mal Option Musique…Sie spielten Stück von Yma Sumac gestern Nachmittag. Es ist schon längere Zeit her, als ich – auch im Radio – diese ausserordentliche Sängerin hörte. Ihren Namen hatte ich damals vergessen, jetzt aber merke ich ihn mir.

14 Donnerstag
Der deutsche Justizminister will sexistische Werbung verbieten. Nachdem er schon daran ist, das Internet zu zensurieren, wird er jetzt von Kommentatoren „Verbotsminister“ genannt.
Unter sexistisch verstehen die meisten nur, was auf irgendeine Weise gegen Frauen gerichtet ist. An Männer denkt man nur selten. Das zeigt auch dieses Plakat der BLS:
Zugegeben, um hier etwas männerfeindliches zu finden, muss man schon genau hinschauen: Drei Personen, alles Männer, werden in lächerlichen Positionen gezeigt. Einen Ruderer, der sich furchtbar anstrengt, während seinen Passagierin lächelnd in die Umgebung schaut, einen Heuer, der von einer Ziege in den Hintern gebissen wird und einen Familienvater, dem gerade die Wanderkarte aus den Händen geweht wird, während seine Familie keine Notiz davon nimmt.
Ok, nehmen wir’s leicht. Selbstbewusste Männer habe kein Problem damit, wenn man sich über sie lustig macht. Selbstbewusste Frauen auch nicht.

17 Sonntag
Auch wenn ich gerne über diese Listen mit 10, 15, 100 Tipps was man tun oder lassen soll spotte, lese ich doch ab und zu eine. Diese hier gefiel mir auch:
11 Fehler auf Städtereisen
Dieser Artikel richtet sich zwar an 20jährige, aber ich kann durchaus auch etwas damit anfangen und kommentiere sie hier:
Feiern gehen, obwohl man kaputt ist.
Wie hiess der Spruch noch? „Schlafen kann man, wenn man tot ist.“ Aber sich tot feiern ist eben auch nicht das Wahre, vor allem nicht in den Ferien. Mass halten ist auch in anderen Punkten noch das Thema.
Ohne Plan nach Restaurants suchen.
Das ist auch für mich ein Thema. Kaum eine Städtereise, in der ich nicht schon ein schlechtes Restaurant erwischt habe oder, wie beschrieben, aus reiner Not beim Hamburgerbrater gelandet bin.
Im Winter gen Norden fliegen.
Ach was! Museen und Konzerte besuchen kann man natürlich immer. Und ein paar Stunden hält man es im Winter draussen aus.
In Läden einkaufen, die es auch zuhause gibt.
An Shopping denke ich bei Ferien sowieso nicht. Mit einer Ausnahme vielleicht: Am letzten Tag besorge ich mir noch ein paar Bierchen, die ich als Souvenir mit nach Hause nehme.
Sightseeing, obwohl man keinen Bock hat.
Ähniich wie der erste Punkt. Sich nicht zuviel vornehmen oder auch mal auf etwas verzichten, wenn es zuviel wird. Ja, das fällt mir schwer.
Mehr als fünf Kleidungsstücke mitnehmen.
Oder einfach genau so viel, wie in den Koffer passt, aber Platz für die Bierchen frei halten.
Klischeefotos.
Der Eiffelturm, das  Brandenburger Tor, das Kollosseum nicht fotografieren? Nein, diesen Ratschlag halte ich nicht ein. Ich will mein eigenes Bild und wenn es das 7378221ste ist.
Nicht allen unter die Nase reiben.
Per Social Media quasi eine Life-Reportage auf Instagramm veranstalten. Da halte ich mich auch zurück. Am Abend im Hotel ein Bildchen auf Facebook genügt.
Bei Freunden pennen.
Hätte es vor 30 Jahren schon Couch-Surfing gegeben, hätte ich es sicher auch ausprobiert. Heute ziehe ich das Hotel oder die Ferienwohnung vor.
Sich vornehmen, eine gute Zeit zu haben.
Wo du auch hingehst, nimmst du immer auch dich mit. Darum nicht erwarten, dass Ferien das Leben verändern. Geniessen reicht.
Zum dritten Mal in dieselbe Stadt fahren.
Ein Rat, den ich einem U30 auch geben würde. Später aber wird es sogar reizvoll, zu erforschen, was sich in den letzten 10 oder 20 Jahren in einer Stadt geändert hat. Berlin ist ein besonders gutes Beispiel dafür.

20 Mittwoch
Nach dem Essen mit A. noch einen Spaziergang machen…
Erst durch die Altstadt, dann noch zum Rosengarten. Dieser ehemalige Friedhof ist ja heute die Aussichtsterrasse für die Sicht auf die Berner Altstadt.
Vor der Terrassenmauer hat es auch einen Weg und den ging ich entlang, als mir die Idee kam, Münster und Altstadt einmal mit Beigemüse, sprich Bäumen, zu fotografieren. Aber als ich stehen blieb, schimpfte eine Frau, die auf einem Bank sass, weil ich ihr in der Aussicht stand. Erstaunt ging ich weiter und machte das Bild dann von oberhalb der Mauer.

23 Samstag
Schon meine Grossmutter nutzte ihr GA, um mit einer Freundin auf Kaffee und Kuchen an den Bodensee, nach Romanshorn, zu fahren. Ich fahre gerne mal nach Kreuzlingen und Konstanz.
Es kann ja auch Bier und Currywurst sein.
Vorher tat ich aber etwas, was ich mir schon länger vorgenommen hatte: Ich stieg in Kreuzlingen-Bernrain aus, bei der Schokoladefabrik. Nicht der Schokolade wegen, sondern weil man von dort eine schöne Aussicht hat und gemütlich durch die Quartiere hinunterspazieren kann. Hierbei leistete ich mir noch einen Umweg, denn ich wollte mir das Haus anschauen, in welchem mein Vater aufgewachsen war und in dem sein Bruder mit seiner Frau bis an sein Lebensende wohnte. Es steht noch – renoviert, aber sonst fast wie früher. Ich stand nur kurz davor, denn ich wollte nicht auffallen und ging wieder zur Hauptstrasse um dem Bus nach Konstanz zu nehmen. Seit fast fünfzig Jahren fuhr ich wieder mit dem „roten Arnold„, wie meine Tante sagte.
Der Konstanzer Bus, der die Stadt im Halbstundentakt mit Kreuzlingen verbindet, hält am Zoll. Der Grenzübergang ist aber für Autos geschlossen und der Bus schwenkt auf eine Nebenstrasse, wo er ferngesteuert einige Poller versenkt und so zum Bahnhof Konstanz fährt. Dort stieg ich aus, um etwas durch die Stadt zu flanieren. An diesem schonen Nachmittag waren die Gassen ziemlich voll. Voller Schweizer Einkaufstouristen.
Ich plante in der Brauerei Johann Albrecht eine Kleinigkeit zu essen und natürlich ein Bier zu trinken. Ich war vor Jahren dort mit einer Freundin und ass damals eine Schweinshaxe. Nur ich – sie, die Vegetarierien, schaute mir mit gespieltem Entsetzen bei einem Salat zu.
Dort angekommen entschied ich mich anders. Lieber wollte ich mich an die Strandpromenade setzen, als in ein Restaurant. Ich ging zurück und, weil ich an der Kathedrale vorbeikam, ging ich kurz hinein. Wie in allen katholischen Kirchen, gibt es auch dort viele Altäre, vor denen man eine Kerze anzünden kann. Ich habe das noch nie getan, aber als ich diesen Altar sah, tat ich es.

Warum ausgerechnet hier?
Das Altarbild zeigt für einmal keine Pietà, sondern die Begegnung des auferstanden Jesus mit dem Jünger Thomas.
Thomas hatte gemäss Evangelium das Pech, die Erscheinung des Auferstandenen bei seinen Jüngern zu verpassen und glaubte seinen Kollegen nicht, was sie ihm erzählten. So erschien Jesus ein zweites Mal und forderte ungläubigen Thomas ihn auch zu berühren. So konnte er auch ihn überzeugen. Thomas ist somit das Sinnbild für jene, die nur glauben, was sie mit eigenen Sinnen wahrnehmen.
Ich bin meist auch so ein Ungläubiger und sehe fantastische Geschichten, die mir erzählt werden, skeptisch. Möglichst diplomatisch versuche ich dann, Beweise nachzufordern. Wenn es sich um Geschichten aus zweiter Hand handelt, sage ich meist: „Beurteilen kann ich nur, was ich selbst sehe oder erlebe“. Bei obiger Sache war ich übrigens auch nicht dabei.


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