3 Mittwoch
Da habe ich mich kurz in Oey auf die Dorfstrasse gestellt und ein Bild
talwärts geschossen. Es präsentieren sich die beiden Charakterberge, das
Wiriehorn (rechts) und der Schwarzenberg, an dessen Hang ich wohne. Ganz
unten natürlich. Auf Schwarzenberg oben war ich noch nie – auf dem
Wiriehorn immerhin schon einmal.
14 Sonntag - ESC
Die beiden ersten - Portugal und Bulgarien - habe ich tatsächlich erwartet. Nicht so gut wie erhofft, schnitt Armenien ab, dessen Lied mir auch gut gefiel. Moderne Musik mit folkloristischem Einschlag kann mich immer wieder begeistern.
Toll fand ich auch den Intervall-Act: Techno-Ladies treffen Volksmusik-Orchester! Das Warten auf die
Jury-Abrufe dauerte zwar eine Ewigkeit, aber dieser Interval-Act
entschädigte den an neuen Tönen interessierten Zuschauer.
Als dann endlich um halb eins das Resultat bekannt war und schliesslich
Salvador mit Schwester Luisa das Siegerlied noch einmal vortrug, da
musste auch ich noch ein Tränchen verdrücken.
16 Dienstag
Kürzlich habe ich in der NZZ einen Artikel über den Britischen
Journalisten David Goodhart gelesen. Diesen finde ich leider nicht mehr,
aber dafür diesen Artikel hier von ihm zum selben Thema, nämlich dem Brexit und der „gespaltenen“ Gesellschaft.
Er stellt die Theorie auf, dass die britische Gesellschaft (und wohl
alle westlichen Gesellschaften, wenn nicht gar alle) aus „Anywheres“ und
„Somewheres“ bestehen. Erstere, meist wohlhabend und gebildet, fühlen
sich in ihren Kreisen überall wohl und sind nicht ortsgebunden, zweitere
sind mehrheitlich an den Ort gebunden an dem sie wohnen, arbeiten und
ihren (ebenfalls orstgebundenen) Freundeskreis haben. Die Somewheres
machen etwa die Hälfte der Bevölkerung aus und diese haben den Brexit
beschlossen.
Losgelöst vom Thema Brexit habe ich mir über das Thema ‚Anywheres vs.
Somewheres‘ Gedanken gemacht. Dieser Konflikt scheint mir gar nicht so
neu. Die ersten Anywheres waren wohl die Mitglieder der katholischen
Geistlichkeit, die, in einer Klosterschule ausgebildet, vom Bischof
hier- oder dorthin versetzt wurden und in einer Welt der überall
gleichen Rituale lebten. Sie sprachen Latein, lasen die selben Bücher
und konnten sich unter ihresgleichen überall auf der Welt einleben.
Nach der Aufklärung entwickelte sich auch unter den weltlichen Gelehrten
eine solche Kultur, die es heute noch gibt – nur das die
Einheitssprache jetzt Englisch ist. Im 20. Jahrhundert entstand dann
noch eine andere Anywhere-Kultur. Die der internationalen Konzerne.
Ich erinnere mich, als vor Jahren eine Schweizer Software-Firma von
Microsoft gekauft wurde, der Chef in einem Interview freudig berichtete,
dass er jetzt nach L.A. , sein Kollege nach Hongkong etc. zur
Weiterentwicklung reisten. Da dachte ich sofort, dass es Microsoft wohl
nicht nur darum geht, neuen Mitarbeitern tolle Berufsperspektiven zu
bieten, sondern auch darum, in der übernommen Firma die alte
Betriebskultur zu zerstören und aus den übernommenen Leuten
Microsoftmenschen zu machen, die am neuen Ort nur andere
Microsoftmenschen kennen.
Zurück zum Ursprungskonflikt: Goodhart zählt sich selbst auch zu den
Anywheres und sieht diese in der Pflicht. Sie sind die Stärkeren und
müssen darum mehr die Bedürnisse der Somewheres berücksichtigen. Denn,
wenn einmal die ganze Welt voller frustrierter Somewheres ist, dann ist
sie auch für die Anywheres nicht mehr schön wie heute.
19 Freitag
Schönes Wetter, spontane Reise: Einen neuen See entdecken. Neu für
mich jedenfalls. Eigentlich wollt ich faul sein und gemütlich mit der
Brünigbahn nach Luzern fahren. Aber als der Zug den Sarner See
erreichte, beschloss ich, mir diesen See von Nahem anzusehen und stieg
in Sachseln aus.
Nur
eine halbe Stunde geht man da dem See entlang und ist schon in Sarnen,
resp. beim Strandbad und der Seepromenade, wo ziemlich Betrieb war. Von
hier ein Blick zurück.
Schon
von Sachseln aus ist mir die Kirche aufgefallen. Dominant, wie es sich
bei einem katholischen Ort gehört. Also habe ich sie mir von näher
angesehen.
Von
der Kirchterasse hat man wiederum Blick über Sarnen und Richtung
Obwalden. Ich muss mir doch mal diese Berggipfelerkennungs-App
anschaffen.
Hier befindet sich auch ein Gedenkstein für drei französische Soldaten der sog. Bourbaki-Armee (oder ist es das Grab?).
Übrigens: Von und nach Sarnen habe ich via Brünig und via Luzern-Bern gleich lange.
Wikipedia-Artikel zur Kirche Sarnen und zur Bourbaki-Armee.
23 Dienstag
Bei diesem schönen Wetter aufs Schiff gehen, hätte mich durchaus
gereizt. Es ist auch schon wieder einige Jahre her, als ich mit diesem
Schiff nach Thonon rüber fuhr. Allerdings ist Thonon nicht besonders
spektakulär, so dass ich nächste Mal lieber Evian ansteuere. Ich setzte
mich also in Ouchy auf ein Bänkchen, ass ein Sandwich und schaute dem
Schiff nach, wie es zum gegenüberliegenden Ufer entschwand.
Als ich in Lausanne ankam, hätte ich mit der Metro zum Hafen
runterfahren können. Stattdessen ging ich zu Fuss, teils neben, teils
über der Trasse. Hier das einzige oberirdische Stück.
Nach dem ich die Strandatmosphäre genossen hatte, ging ich zur Metro
zurück und fuhr die ganze Strecke bis zur anderen Endstation
„Epalinges-Croisette“. Dort startet der Bus nach Moudon, ein
Doppeldecker, den ich damals auf meiner Schweiz-Wanderung für eine
Teilstrecke benutzt habe. Er fährt von Epalinges über den Pass
Chalet-à-Gobet, fast alles auf der Hauptstrasse Nr 1. Ich sass natürlich
im Oberdeck und konnte den Gegenbus knipsen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen