Samstag 4. Mai: Abfahrt in Basel zu den zehn Schleusen
Gleich zwei Schiffe erwarteten mich und die Mitreisenden in Basel. Jenes in der zweiten Reihe war aber nur aus Platzgründen angedockt. Es machte aber rechtzeitig Platz, dass unser Schiff, die "Prestige" ablegen und wenden konnte. Los ging's!
Schon bald waren wir beim Dreiländereck, wo ein u.a. dieses bunte Ausflugsschiff angemacht war.
Kurz danach unterquerten wir die Dreiländerbrücke, die strenggenommen nur zwei Länder verbindet, nämlich Deutschland und Frankreich. Wir haben also die Schweiz verlassen.
Drinnen im Salon gab es bei Kaffee und Kuchen diverse Instruktionen unseres Reiseleiters zur Sicherheit auf dem Schiff und dem Vorgehen bei Ausflügen. Der Badge, den alle erhielten, diente nicht nur zum öffnen der Zimmertür. Mit ihm sollten wir auch an der Lesestation beim Ausgang auschecken und bei der Rückkehr wieder einchecken, damit immer klar war, wer an Bord war und, noch wichtiger, wer eventuell nicht.
So sieht die Aussicht aus meinem Zimmer aus. Im Unterdeck, halt nein, Hauptdeck heisst es. Man will wohl beim Namen der Decks den Gästen nicht aufdrängen, dass sie mit den Füssen im Wasser stehen.
In der Nacht erfuhr ich, was der Reiseleiter mit "ein Schiff macht Geräusche" meinte. Die Motoren waren gut zu hören, speziell beim manövrieren in den Schleusen - zehn Stück zwischen Basel und Strassburg.
Sonntag 5. Mai: Worms
Zum Frühstück gab es die letzte Schleuse und von nun an ging es mehr oder weniger auf natürlichen Lauf des Rheins weiter. Gespannt war ich auf die Durchfahrt zwischen Ludwigshafen und Mannheim.
Ludwigshafen (oben) war urprünglich nur eine Festung von Mannheim. Als die Festung bayrisch wurde, machte sie der König Ludwig zur Stadt mit seinem Namen. Nur zwei Strassen- und eine Eisenbahnbrücke verbinden die beiden Städte. Unten links die andere Brücke und die Mannheimer Seite.
Der Einfluss des Neckar nördlich von Mannheim ist so unscheinbar, dass ich ihn auf der Hinfahrt übersehen habe. Darum ist das Foto unten rechts von der Rückfahrt mit dem Neckar links im Bild.
Endlich in Worms kam es zum ersten Stadtrundgang. Den Dom fotografieren ist unmöglich, wenn man direkt davor steht. Darum erst mal eines vom Altarraum mit unserer Stadtführerin. Worms hat mit Mainz und Speyer mindestens zwei Dinge gemeinsam. Sie haben einen romanischen Dom und beherbergten im Mittelalter aschkenasisch-jüdische Gemeinden.
Darum besuchten wir auch den "heiligen Sand", den alten jüdischen Friedhof. Wir waren wohl kurz auch ein Störfaktor, denn es war eine Gruppe orthodoxer Junden (schwarzer Hut und Mantel und Schläfenlocken) da, die wohl an einem Grab beten wollten und warten mussten, bis die Touri-Bande weg war.
Schlusspunkt der Führung war das Lutherdenkmal. Er verteidigte einst am Reichstag zu Worms seine Schriften. Das Denkmal zeigt Luther umringt von seinen Mentoren und Unterstützern. Die Ampeln rund um den Park haben Mönchssilhouetten als Ampelmännchen, die Luther darstellen sollen.
Worms ist stark mit den Nibelungen verbunden. so heisst die Rheinbrücke Nibelungenbrücke und wer in die Stadt fährt, fährt durch den Nibelungenturm. In den Pfeilern der Brücke wird Rheinwasser abgesogen, das im Labor neben dem Turm analysiert wird.
Im Hafen steht ein Denkmal, das zeigt, wie Hagen den Nibelungenschatz auf unser Schiff wirft. Darum hat man ihn auch nie im Rhein gefunden....
Von der Nibelungenbrücke konnte ich schliesslich doch noch den Dom in seiner ganzen Grösse fotografieren:
Montag 6. Mai: Bacharach und Oberwesel
Geographisch war es der tiefste Punkt, vom Programm her natürlich der Höhepunkt der Reise, Der Besuch dieser beiden Weinbaustädtchen.
Zuerst Bacharach, dessen Namen sich von einem keltischen Stammesfürsten ableitet. Das Städtchen ist zwischen Rhein und Rebbergen eingeklemmt, so dass Durchgangsverkehr mitten dadurch geht und die Eisenbahn quasi über die Stadtmauer fährt. Die Wernerkapelle, heute eine Ruine, basiert auf einer unangenehmen Geschichte. So sollen Juden den Werner ermordet und in den Rhein geworfen haben. Als man ihn fand, soll der Leichnam nach Rosen geduftet haben, was auf göttlichen Einfluss schliessen liess. Er wurde auf dem Hügel begraben und eine Kapelle wurde gebaut, die dank der Legende um Werner zum Wallfahrtsort wurde. Was die Legende für die Juden bedeutete, muss nicht näher erklärt werden.
Rechts oben die Malerecke, weil diese Sicht tatsächlich oft gemalt wurde, in der Mitte das "alte Haus" und unten die Kilometermarke am Quai. Der Nullpunkt ist in Konstanz.
Die Stadtführung bestand, weil wir ja in einem Weinbaugebiet waren, auch aus vier Weindegustationen. Der Stadtführer erzählte zu jedem Wein auch eine Geschichte, wovon diese die interessanteste war: Ein Weingut namens Steeg, das zu Bacharach gehört, war bekannt, dass im steilen Gebiet mit Eseln gearbeitet wurde. Mit der Zeit wurde "Steeger Esel" zum Spottnamen für die Bewohner. Im letzten Jahrhundert begannen sie den Begriff positiv zu vereinnahmen und so wird auch der Wein aus diesem Gebiet als "Steeger Esel" verkauft.
Und jetzt vom Steeger Esel nach Oberwesel.
Hier von oben fotografiert - auch einem Aussichtspunkt für Landschaftsmaler. Wir mussten aber nicht hinaufmarschieren, denn es war ein Bussausflug. Die hiesige Reiseführerin kredenzte uns einen Likör der aus Weinbergpfirsichen gemacht wird. Die Frucht selbst sei ungeniessbar, aber der Likör schmeckte gut.
Wenn ich vor der Reise gefragt wurde, ob es auch zur Loreley gehe, verneinte ich die Frage. Was ich noch nicht wusste: wir würden sie sehen:
Resp. den Loreley-Felsen - die Loreley ist ja eine Märchenfigur. Weil sie dort am Ufer gesessen und ihr Haar gekämmt haben soll, seien die Matrosen abgelenkt worden und verunglückt. Die Stelle ist auch heute noch gefährlich und wird überwacht. Grosse Schiffe dürfen in der Flussschleife nicht kreuzen.
Zurück vom Ausflug, legte das Schiff gleich ab. Jetzt ging es wieder flussaufwärts.
Dienstag 7. Mai: Speyer
Der Vergleich mit der Kilometertafel in Oberwesel zeigt es uns: wir sind genau 150km flussaufwärts gefahren und sind somit in Speyer. Und hier ist, wie in Worms, die Hauptsehenswürdigkeit der romanische Dom.Das Besondere an diesem Dom ist, dass er von Anfang an zu gross für die Stadt war, die bei Baubeginn 500 Einwohner hatte und heute gut fünfzigtausend. Nur 500m geht man vom Dom zum Stadttor.
Zwischen Rhein und Dom liegt ein Park mit diversen Skulpturen. Diese beiden rechts im Bild gehören zusammen. Der Legende nach kann die Regierung, wenn sie den Problemen nicht mehr Herr wird, die im Dom begrabenen Könige zu Hilfe rufen. Diese auferstehen dann und rufen den Fährmann, sie überzusetzen. Leider sieht es so aus, als höre der Fährmann nicht, was die Könige von ihm wollen und so bleiben die Probleme ungelöst.
Auch Speyer verlassen wir des Nachts.
Mittwoch 8. Mai: Strassburg und ein Weingut
Gegen Mittag erreichten wir Strassburg und wir hatten noch vier Stunden Zeit bis zum Ausflug in ein Weingut. Auf dem Schiff bleiben? Eher nicht. Der Reiseleiter verkaufte Trambillets für die Fahrt in die Stadt. Aber bei so viel Zeit, sagte ich mir, gehe ich zu Fuss, schliesslich bin ich auch zuhause ein Stadtwanderer.
Viel fotografiert habe ich nicht. Aber das Münster schon:
Viel los war in der Stadt aber nicht, da die Läden geschlossen waren. Es war nicht nur der Tag vor Auffahrt, sondern auch "Tag der Berfreiung" und somit auch ein Feiertag. Auf der Place Kléber war sogar das Baden verboten ;-)
Dafür warb Coca Cola bereits für die Olympischen Spiele. Interessanterweise im Stil der Sechziger, während der Staat sich supermodern gibt.Das Getränk des Tages war aber der Elsässer Wein. Mit einem Bus fuhren wir in ein Winzerdorf in eine Kellerei zur Degustation. Der Seniorwinzer erklärte uns einiges zu den Traubensorten und der Juniorwinzer schenkte ein. Dazu gab es, typisch elsässisch, Nussgugelhopf. Ich plante zwar nicht, Wein zu kaufen, tat es aber für ein älteres Ehepaar, die nicht auf den Ausflug mitgekommen waren.
Beim Abendessen fuhren wir los, aber bei er ersten Schleuse gab es ein Problem. Mit der Information, dass sich unsere Weiterfahrt verzögert ging ich schlafen.
Donnerstag 9. Mai: Nach Basel, anders als Vorgesehen
Es war eine ruhige Nacht mit kaum Motorenlärm. Das hatte auch seinen Grund: Wir hatten erst die halbe Strecke bis Basel geschafft. Es würde Nachmittag werden, bis wir ankommen, hatte der Kapitän gesagt. So organisierte der Reiseleiter zwei Busse (und das am frühen Auffahrtmorgen) die uns abholten und nach Basel brachten.
Kleiner Wermuthstropfen für mich: Wir erreichten den Basler Bahnhof genau um den Zeitpunkt, an dem der Zug abfuhr, mit dem ich noch das Nachmittagspostauto erwische hätte. Jetzt hatte ich eine Anschlusslücke von drei Stunden. Ok, es gibt schlimmeres.
Essen und Trinken auf dem Schiff
"Unsere Gäste sollen am Ende der Reise 3 Kilo schwerer sein!", sagte ein Kellner. Nun, soweit kam es bei mir zum Glück nicht, aber es wäre durchaus möglich gewesen. Es begann schon beim Einschiffen:
Jeden Tag um vier gab's Kuchenbuffet und selbverständlich konnte man mehrmals gehen. Ich berschränkte mich auf diesen und einen anderen Tag. Schliesslich hatten wir Vollpension: Frühstücksbuffet und Mittags und Abends einen Dreigänger, also Salat und Suppe, Hauptspeise, Dessert.Ente, Kalbsroulade, Tiramisu und Cordon bleu. Es gab immer Auswahl und ich habe auch öfters das Fischgericht gewählt, aber nie fotografiert. Ein einziges Mal wählte ich die vegetarische Variante.
Verdursten musste man auch nicht. Ich habe, wen wundert's, das Biersortiment durchprobiert, aber nicht nur dieses.Ja, ich habe mich zur Apéro-Zeit (die gab's auch noch) mal an einem Mojito vergriffen. Zum Essen wählte ich meist dieses Bayrische Bier und vor dem Schlafen gehen manchmal einen Schlummertrunk aus Frankreich. Auch ein Bier, das man aber zurecht als "Barley Wine" bezeichnet, denn es hat 10%.
Am letzten Abend gab es noch ein Abschiedsdinner:Nein, verhungern konnte auf dieser Reise nicht.
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