Sonntag, 10. August 2008

10 km Philosophie

Immerhin nicht Letzter! Aber mal von vorne:

Am schlechtesten geht es mir eigentlich vor dem Start und auf den ersten paar hundert Metern. Ich habe das Gefühl, ich breche gleich zusammen und werde das Zeil nie, nie im Leben erreichen. Ich muss mich sofort auf andere Gedanken bringen.

Könnte man einen 10 km Lauf nicht als Parabel auf ein Menschenleben betrachten? Auf hundert Lebensjahre? Könnte aufgehen, denn auf dem ersten Km laufe ich neben der Kinderbahn der Anstalt. Sonst gilt es einfach, nicht aufhören zu laufen. Bei etwas über 2 km kommt die Wasserstation. Noch fällt es mir schwer etwas zu trinken. Aehnlich wie es mir Anfang zwanzig trotz begonnenem Studium noch schwer fiel, mich beruflich festzulegen. Weiter gehts. Vor km 3 steht ein dicker Herr mit Natel. Wahrscheinlich erzählt er jemandem von den müden Gesellen, die vor im durchlaufen. Weiter, jetzt an den Häusern an der Giesse vorbei - eine privilegierte Wohnlage. Bei km 4 werde ich locker von den Spitzenläufern überholt. Habe die wirklich schon 9 km hinter sich? Mit vierzig ist langsam die Zeit, wo es langsamer geht und man von den jüngeren überholt wird. Nein, eine Midlife-Crisis habe ich nicht gehabt. Noch ein paar Ueberholer und dann die Kurve zur zweiten Runde. Dort steht auch Nachbar J. , um mich anzufeuern. Passt, denn als Gleichaltriger steht er quasi in der gleichen Kurve wie ich. Beim fünften km beginnt die Zukunft. Das Feld ist weiter gezogen, die Reihen der jubelnden Zuschauer habe sich gelichtet. Die beiden Sanitäterinnen auf dem Velo fahren an mir vorbei und halten beim nächsten Streckenposten, um zu plaudern. Hilfsbedürftig sehe ich offenbar nicht aus.

Bei km 6 könnte ich mir Gedanken über die Pensionierung machen, aber ich merke, dass ich mich einfach aufs Laufen konzentrieren muss. Nach km 7 wieder die Wasserstation, ein paar Schlucke und aufmunternde Worte einer Klubkollegin, die dort steht. Der Weg führt wieder an der Autobahn entlang, wo die Motoren überholender Fahrzeuge aufheulen. Schön, dass man auf der zweiten Runde nicht mehr imponieren muss (müsste). Da treffe ich auch L. und W., die heute Abend zum Spaghettiessen bei E. kommen. Dass ich die beiden Pensionäre erst nach km 8 treffe, macht sie zwar zehn Jahr zu alt, aber so streng will ich diese Parabel auch nicht nehmen. Bei km 9, bei den letzten Häusern, steht noch eine Familie, die Wasserbecher verteilt. Ein ca. zehnjähriger ruft mit zu: "Dürezieh, i ha ou!" Dieser Aufforderung kann ich mich natürlich nicht entziehen. Also über den Feldweg, rechts auf die Strasse, das Ziel! Ja, zehn Kilometer laufen ist vielleicht doch etwas leichter, als hundert werden. Mal schauen!

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