2 Freitag - Der 20. Geburtstag
11 Samstag
Es war eine umtriebige Woche. So musste ich am Freitag Abend den Stammtisch
unterbrechen, um an eine Sitzung zu gehen. Zum Glück war diese fast
nebenan, d.h. in der Spiezer Bucht. Als ich wieder hinaufmarschierte,
bot sich mir dieses Bild:
Bucht „by night“. Die Lichter unten rechts gehören zur Rutschbahn des
Schwimmbads. Dieses ist zwar noch nicht offen, aber anscheinend
trainiert bereits der Schwimmklub dort.
Am Samstag absolvierte ich den Altstadt-GP mit zufriedenstellendem
Resultat und am Sonntag schliesslich leitete ich das Thuner
Volksschachturnier, welches unser Klub organisiert. Und der ESC war auch
noch. Genug Stoff also für weitere Artikel. Für’s Erste bin ich aber
einfach froh, dass jetzt eine normale Woche folgt.
Der ESC und der Phoenix
Der Phoenix ist ein mystischer Vogel, der verbrannte und aus seiner
Asche wiederauferstand. Tom aus Oesterreich ist zwar nicht gerade
verbrannt, aber er ist durch die Feuer einiger Castingshows gegangen um
schliesslich als Conchita aufzuerstehen und im diesjährigen ESC als
Siegerin zum Höhenflug anzusetzen. Wie dieser Flug wird, werden wir noch
sehen.
Es ist ein Sieg von Toleranz und Freiheit, sagt er, pardon, sie und
viele haben in diese Worte eingestimmt. Manche von Herzen, andere wohl
eher aus Opportunismus. Diesen Sieg hätte man ja schon 2007 beim
Lesben-Song von Marija Šerifović oder, mit
Einschränkung, auch 1998 mit Dana International feiern können. Aber an
Serbien hing immer noch bisschen die Kriegsschuld und positives über
Israel zu sagen ist in vielen Kreisen nicht opportun.
Dieses Jahr war die Konstellation aber speziell. Im Osten gibt es
nämlich einen Macho-Zaren dem man unbedingt eines auswischen musste. Und
wie kann man das besser, als in dem man einen als Frau verkleideten
Homosexuellen auf den Olymp hebt. Der ESC war schon immer nur in den
Träumen der Eurovisions-Manager unpolitisch. Die Politik spielte immer
mit und dieses Jahr besonders. Die Russinnen wurden ausgebuht, die
Ukrainerin heftig beklatscht und der Phoenix frenetisch gefeiert.
Aber bei alledem sei nicht vergessen: Conchita Wurst war gut. Die
Präsenz, die Stimme, das Lied – alles perfekt und im besten Sinne
konservativ. Einfach da stehen und singen, ohne Ballet, ohne Akrobaten,
ohne verrückte Requisiten (abgesehen von der Lightshow der
Bühnentechnik). Ein Konzept das dieses Jahr gut honoriert wurde, denn
auch die Plätze zwei bis vier mit den Niederländern (deren Lied mir am
besten gefällt), der Schwedin und dem Armenier wurden so errungen.
Mein Fazit ist darum positiv. Nicht zuletzt auch wegen dem dreizehnten
Platz des Schweizers. Wie es mit Conchita, Oesterreich, Freiheit und
Toleranz weitergeht, werden wir sehen.
Breaking News
Breaking News, auf deutsch Eilmeldung, ist eine journalistische
Nachricht, die eine derart hohe Relevanz besitzt, dass eine reguläre
Nachrichtensendung in Radio oder TV nicht abgewartet werden kann und
darum das laufende Programm unterbrochen wird, sagt Wikipedia.
Was wären solche relevanten Ereignisse? Eine Naturkatastrophe
vielleicht, oder ein lange erwartetes Gerichtsurtei, oder etwas, was den
Hörer unmittelbar betrifft, wie ein Geisterfahrer auf der Autobahn oder
eine Sirenenalarm. Letzteres ist glücklicherweise meist ein Fehlalarm.
Und genau das sind heutzutage meist auch die „Breaking News“.
Dazu eine Geschichte: Es war an einem Sonntag im Jahre 2009. Am Tag
zuvor war eine Air France Maschine von Brasilien her kommend
verschwunden, also wahrscheinlich abgestürzt. Ich stellte den Computer
an, um auf dem Schawinski-Sender Radio 1 eine Interviewsendung mit
ebendiesem anzuhören. Kurz vor elf ertönte das Breaking-News-Signet.
„Wir schalten in unsere News-Redaktion“, verkündete der Moderator.
(Vermutlich ins Büro nebenan…) Dann erklärte der angesprochene
News-Redaktor, dass soeben die Pressekonferenz der Air France zu Ende
gegangen sei. Leider habe Air France noch keine neuen Erkenntnisse zur
verschwundenen Maschine, sagte er. Wiederum wurde das
Breaking-News-Signet eingespielt und der Moderator bedankte sich bei
seinem Kollegen.
In meinen Augen (oder Ohren) erlebte ich da eine Karikatur von Breaking
News. Erstens waren es gar keine News, denn man hatte ja keine neuen
Erkenntnisse. Zweitens war das Breaking nur wenige Minuten vor den
regulären Nachrichten überflüssig. Drittens gab es gar keine laufende
Sendung zu unterbrechen, denn das Programm von Radio 1 ist, wie bei den
meisten Sendern, ein permanentes Magazin mit Musik und Wortbeiträgen.
Eine unaufgeregte Mitteilung des Moderators mit Verweis auf die
folgenden Nachrichten hätte gereicht.
Der Wunsch nach Unaufgeregtheit ist aber wohl der eines
Medienkonsumenten von gestern, wie ich einer bin. Radio, TV und
Internetportale bieten sich ein Wettrennen, wer zuerst die neueste
Meldung über ein Nicht-Ereignis bringen kann und „breaken“ was das Zeug
hält. Wobei, so gestrig ist meine Ansicht vielleicht doch nicht. Auf
Twitter jedenfalls spotten auch Junge gerne über diese News-Manie und
verkünden gerade die banalsten Sachen wie „Kaffee ist fertig“ oder „es
regnet schon wieder“ mit einem „BREAKING“ vorne dran.
26 Montag
Dieses Plakat kommt wie gerufen um jemandem, der nicht Dialekt spricht,
die Namen unserer Haupt- und Nebenmahlzeiten zu lehren. Alle mitsingen:
Zum ZMorge, zum ZNüni, zum ZMittag, zum ZVieri, zum ZNacht …
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