5 Montag
„Le fabuleux destin d’Elisabeth Vigée“, so hiess die Doku, die
letzten Samstag auf Arte lief auf französisch. Elisabeth Vigée war eine
auf Porträts spezialisierte Malerin, die von 1755 bis 1842 lebte. Sie
war Hofmalerin von Marie-Antoinette und Mitglied der Académie de St-Luc,
als eine von nur vier Frauen.
Während der Revolution floh sie erst nach Italien, reiste später nach
Wien und schliesslich nach St. Petersburg. Dank ihrer Bekanntheit und
den guten Beziehungen zu den europäischen Königshäusern fand sie immer
ein Auskommen als Porträtmalerin und verdiente gut.
Als sie wieder nach Paris zurückdurfte, erhielt sie auch dort wieder
Aufträge (obwohl Napoleon sie nicht mochte), bildete ihre Nichten als
Malerinnen aus und unterhielt einen Literatursalon, wo bekannte Autoren
verkehrten. Genau 660 Bilder von ihr sind erhalten geblieben. Keine üble
Karriere, könnte man sagen, mit allerlei auf und ab, wie’s halt so
geht.
Einen ganz anderen Eindruck muss man haben, wenn man den deutschen Titel
des Films liest: „Aufstieg und Fall der Elisabeth Vigée“. Typisch
deutsch, habe ich geschimpft. Wer aufsteigt, muss gemäss germanischer
Mentalität auch fallen. Jede Karriere eine Wagner-Oper…
Sei es so. Mich hat jedenfalls beeindruckt, dass sich eine Frau im 18.
und 19. Jahrhundert doch recht gut alleine durchschlagen konnte und
offenbar auch von niemandem gehindert wurde, zu tun was sie wollte.
Hier auf Wikpedia – noch detaillierter natürlich der französiche Artikel.
8 Donnerstag
Das Lied gefiel mir schon immer. So ergab es sich, dass ich im
Gitarrenkurs dieses Lied vorschlug. Das sei aber schwer, sagte der
Gitarrenlehrer, zu schwer für Anfänger. Trotzdem brachte er das
Notenblatt samt Text mit.
Es war wirklich zu schwer, so wie das Gitarren spielen überhaupt zu
schwer für mich war. Schon bald litt ich nämlich an einem Gitarrenarm –
einem Verwandten des Tennisarms.
Ein ganz interessanter Text: Da wandert ein Krieger durch die Welt
und trifft eine geheimnisvolle Dame im schwarzen Mantel. Er erkennt
gleich, dass sie eine Art Göttin ist und erbittet ihre Hilfe. Wilde
Pferde, um seine Feinde niederzutrampeln, wünscht er und, dass sie bei
ihm bleibe. Obwohl sie ihm beide Wünsche verweigert, erfährt er neue
Kraft und ruft alle auf, sie immer von ihm zu grüssen.
Für meinen quasi gelähmten Arm brauchte ich eine Lady in White, eine
Physiotherapeutin. Sie konnte mit den passenden Übungen meine
„eingefrorenen“ Muskeln aktivieren. Die Gitarre habe ich dann in eine
Ecke gestellt und letztes Jahr einer Nachbarin verkauft.
11 Sonntag
So einen kleinen Abstecher an den Bodensee, nach Lindau, wollte ich
schon länger machen. Am Samstag habe ich es gewagt. Immerhin viereinhalb
Stunden pro Weg (nach Mailand waren es nur drei). Also früh aus den
Federn um dann am Mittag einen Blick auf den Hafen zu werfen.
Im Bild der Mangturm, der frühere Leuchtturm Lindaus. Links vom Fotografen steht die Säule mit dem Löwen.
Die Altstadt von Lindau liegt auf einer Insel – der Insel der Linden,
wie der Name sagt. Diese Altstadt ist auch recht gross und voller Läden,
Restaurants und Hotels. Ich bin durch etliche Gassen marschiert und
fast um die ganze Insel herum.
Schaut man von der Hafenmole auf den See, sieht man, dass Lindau
eigentlich in einer Bucht, der Bregenzer Bucht, liegt. Der lange
Landstreifen im Süden ist der Damm des Rhein-Einflusses.
Es war ziemlich bewölkt, wie man sieht. Vielleicht ganz gut, denn wer
weiss, wie voll die Stadt bei perfektem Ausflugswetter gewesen wäre.
Ich habe für beide Wege den Weg via Friedrichshafen gewählt. Bei
schönerem Wetter hätte ich etwas mehr Zeit investiert und wäre auf dem
Rückweg mit dem Schiff nach Rorschach gefahren.
13 Dienstag
Es ist schätzungsweise schon 30 Jahre her, als es möglich wurde, dass
bei der Heirat der Mann den Namen der Frau übernahm. Damit wurde es auch
nötig, in Formularen den Begriff „Mädchenname“ zu ersetzen, konnte ja
jetzt sowohl die verheiratete Frau, wie auch der verheiratete Mann einen
früheren Namen haben.
Ehen werden bekanntlich auch geschieden und so kommen jetzt auch Männer
in die Situation, dass sie den Namen, den sie als ledig trugen, wieder
annehmen können, wollen oder müssen. Ein Kollege im Schachklub hat dies
gerade getan. „Ah, du trägst wieder deinen Ledigen-Namen“, habe ich
gesagt, nicht etwa dein Bubennamen.
14 Mittwoch
Heute Mittwoch ist es heraus gekommen. Das crowdgefundete Titelblatt von
20 Minuten. Beidseitig mit den Namen der Spender bedruckt. Meiner ist
auch dabei, obwohl ich gar nicht gespendet habe. Offenbar war ein
Namensvetter (oder eine Namensbase) am Werk.
Die
Aktion „mir langets“ ist eine Reaktion auf den Spasswahlkampf speziell
einer Partei. Ein Student namens Donat Kaufmann hat sie gestartet und
ein paar tausend Leute sind darauf angesprungen. Inwiefern man die SVP –
um diese geht es ja in erster Linie – bekämpft, indem man dem TA-Verlag
138’000 Franken nachwirft, ist mir allerdings schleierhaft. Das haben
sich Donat und seine Freunde wohl auch noch gefragt und versucht, TA
dazu zu bringen, den Ertrag an „Reporter ohne Grenzen“ zu spenden. Die
haben abgelehnt. Zu Recht finde ich, denn man ändert die Regeln nicht
während des Spiels.
Der SVP dürfte es auch kaum schaden, schliesslich wurde sie in der
Diskussion um diese Aktion wieder hundertmal genannt. 20 Minuten hat
einmal mehr ihre teuerste Inseratenseite verkauft. Und Donat? Nun, der
hatte zumindest seine 15 Minuten (und sogar etwas mehr) Berühmtheit.
23 Freitag
Bei den neu gewählten vom letzten Sonntag wird man nach 100 Tagen
fragen, was sie geleistet haben. Ich habe heute auch den 100. Tag. Nicht
den nach der Wahl, sondern den vor der Pensionierung. In 100 Tagen ist
der 1. Februar 2016.
Darüber sinnierend ass ich heute mein Sandwich auf dem Picknickplatz an der Worble.
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