2012 Israel
Eine wöchige Rundreise mit Studiosus. Eine Reisgruppe mit 29 Teilnehmern - 2 Österreicher, 2 Franzosen, ein Schweizer und der Rest Deutsche. Die Reseleiterin jüdische Israelin, der Busfahrer christlicher Araber mit israelischem Pass.
17. März: Nach Tel Aviv
Drei Stunden vor Abflug einchecken, lautete die Anweisung. Ich brachte es auf zweieinhalb und es funktionierte. Ich hatte einen Fensterplatz und konnte den ganzen Flug bei wolkenlosem Wetter mit bester Aussicht geniessen.
Nach überstandener Passkontrolle sammelte sich die Reisegruppe und wir lernten unsere Reiseleiterin kennen. Die erste Busfahrt führte gleich in die historische Stadt Jaffa. Die Altstadt ist heute ein Künstlerquartier mit vielen Galerien und die Strassen sind nach Tierkreiszeichen benannt. Diese tauchen immer wieder auf, so auf einer Brücke und in einem Brunnen.
Danach ging es zu einem Hotelkasten am Strand von Tel Aviv, wo wir die Erfahrung machen konnten, dass man am Shabbat das Zimmer oft erst nach dem Abendessen beziehen kann, weil die Shabbat-Gäste erst nach Sonnenuntergang aus-checken müssen.
Trotz des kalten Windes machte ich noch einen Verdauungsspaziergang dem Strand entlang und staunte über die vielen Jogger. In den Bars begann langsam das Nachtleben, aber ich zog mich müde ins Hotelzimmer zurück.
18. März: Von Tel Aviv über Cäsarea und Akko zum See Genezareth
Jetzt begann die Reise richtig. Als erstes fuhren wir nach Cäsarea, ein antike römische Stadt, die unter Herodes dem Grossen (dem aus der Bibel) gebaut wurde. Schon der Name sagt, dass Herodes mit dieser Stadt der Macht, von der er abhängig war, Tribut zollte. Die Stadt hatte einen grossen Hafen, einen mächtigen Tempel (den es nicht mehr gibt) und Vergnügungsstätten wie Bäder, Rennbahn und natürlich ein Theater, das auch heute noch genutzt wird.
Cäsarea war lange eine wichtige Handelsstadt und war auch unter den Kreuzrittern noch von Bedeutung. Noch wichtiger für diese, war aber Akko. Dorthin führte unser Weg als nächstes.
Eine Anlage der Kreuzritter mit Kirche, Sälen, Ställen und unterirdischen Fluchtgängen, von denen man immer neue entdeckt. Es ist eine mehrheitlich arabisch-muslimische Bevölkerung, die die touristische Auswertung der Altstadt von Akko betreibt. Dazu gehört auch der Wirt, bei dem wir zu Mittag assen. Dort lernten wir, dass, wenn man zum Essen reserviert, schon diverse Salate auf den Tisch kommen und man dazu ein Falafel oder ein Schawarma (=Gyros=Kebab) bestellt.
In Akko konnten wir auch einen Blick in die Moschee werfen. Akko sei eine sehr weltliche Stadt, sagte unserer Reiseleiterin, die Moscheen seien meist leer.
Weiter ging die Reise nach Osten, bis wir endlich den See Genezareth sahen:
Wir mussten nur noch das Südufer umrunden, um den Kibbuz En Gev zu erreichen. Zum Kibbuz gehört eine Ferienanlage am See mit kleinen Bungalows. Nicht so luxuriös, wie das Hotel des vorherigen Abends, aber mit bester Aussicht.
19. März: Sehenswürdigkeiten am See und Nazareth
Der Vormittag war ganz dem Nordteil des Sees und dem biblischen Evangelium gewidmet. In Kafarnaum steht noch die Ruine der Synagoge, in der Jesus von Nazareth gelehrt haben soll.
Auch ein Beispiel moderner Architektur ist zu bewundern. Über der Ruine eine achteckigen byzantinischen Basilika steht auf Stelzen eine ebenfalls achteckige moderne Kirche, die in der Mitte einen Glasboden hat, durch den man die antiken Teile sehen kann. In Kafarnaum soll auch die Speisung der fünftausend mit einem Fisch und zwei Broten geschehen sein.
Wir machten anschliessend eine kleine Fahrt auf dem See. Leider erwies ich das, was ich erst für einen Morgennebel gehalten hatte, als hartnäckiger Ganztagsnebel, so dass wir ausser Wasser (und Nebel) nichts auf der Fahrt sahen. Anschliessend ging es in die Höhe - auf den Berg der Seligpreisungen.
Hier also soll Jesus seine Bergpredigt, bekannt durch die Sätze "Selig sind die...", gehalten haben. Wer es nicht mehr wusste, konnte es in der Basilika - auch hier achteckig - auf lateinisch nachlesen.
Der Berg ist voller Pilgergruppen, die hier singen, beten oder eine Bibellesung abhalten. Eine Nonne musste immer wieder auf dem Vorplatz der Basilika um Ruhe bitten. Aber auch Gläubige sind nebenbei schwatzhafte Touristen.
Der nächste Kollege, den ich vor mir hatte war allerdings stumm. Er war ja auch ein Fisch und gebraten. Der Petrusfisch ist ein Barsch, der im Jordan Tal vorkommt. Ich liess ihn mir, im Gegensatz zu den meisten der Reisegruppe, ganz servieren. Ich wollte wissen, wie er aussieht.
Den Nachmittag konnte man in der Feriensiedlung verbringen oder nach Nazareth fahren. Ich entschied mit für letzteres, nach dem Motto: Ausruhen kann ich mich zuhause wieder. Nazareth ist hügelig, die Strassen sind verstopft und der Bus spuckte uns dort aus, wo es Dutzende anderer Busse auch tun. Bei der Verkündigungsbasilika.
In Nazareth gibt es gemäss Wiki auch viele christliche Araber, aber auf dem Weg zur Basilika wird dem Touristen auf Plakaten Englisch und deutlich erklärt, welches die wahre Religion ist. Dann kommt man aber in ein Zentrum der Marienverehrung. Die Basilika selbst und ein Säulengang davor sind voll von Mariendarstellungen aus der ganzen Welt.
Der untere Teil der Basilka ist um jene Felsnische herumgebaut in der Marie von Erzengel Gabriel besucht wurde. Er verkündete ihr ihre Schwangerschaft, obwohl sie gar keinen Schwangerschaftstest angefordert hatte. Kein Wunder erschrak sie.
Wir waren nicht ganz alleine dort. Vor allem eine schier unendliche Menge nummerierter Touristen wurde durchgeschleust. Ein Mitreisender schloss aus der Nummerierung, dass es sich um Reisende eines Kreuzfahrtschiffes handelte. Unser Busfahrer drängte sich pünktlich zwischen die Kreuzfahrer und brachte uns sicher zu unserer Unterkunft zurück.
20. März: Durch das Jordan Tal ans tote Meer mit Massada und Qumran
Südwärts, war die Devise des Tages. Das hiess, dem Jordan entlang, westlich der Grenze zu Jordanien durch diesen Landesteil zu fahren, der vielleicht einmal das selbständige Land Palästina sein würde (oder vielleicht auch nie werden wird). Abgesehen von zwei Grenzkontrollen, die den Bus nur durch winkten, war aber von der Situation nicht viel zu merken.
Noch in dieser Zone befinden sich die Ruinen von Qumran. Es soll eine Art Kloster gewesen sein, wo Männer und Frauen lebten und wo man sich der Produktion religiöser Schriften widmete. Da viele rituelle Räume vorhanden sind, waren wohl die Bewohner auch streng religiös. Ob das heisst, dass jede nicht religiöse Diskussion verboten war, wie es der Info-Film des Museums nahelegte, glaube ich persönlich weniger. Schliesslich hatten die Bewohner sich auch mit Vorratshaltung und Unterhalt der Gebäude zu befassen. Wie dem aus sei - Qumran wurde berühmt, weil man ein einer Höhle eine Menge alter Schriftrollen entdeckt hatte. In dieser nämlich:
Nächste Station war Massada. Diese Felsenfestung wurde zum Symbol des Freiheitswillens, weil dort eine jüdische Gemeinde Massenselbstmord beging, um der Gefangenschaft durch die Römer zu entgehen. Die Römer hatten eine Rampe aus Sand gebaut, um zu Festung hoch zu kommen. Die Touristen von heute haben es leichter - sie können die Treppe nehmen oder, bequemer, die Seilbahn. Massada gehört ganz offensichtlich zu den Muss-Zielen israelischer Schulreisen.
Heute sind die Ruinen nur noch von Rabenvögeln bewohnt.
Nach diesen Besuchen in altem und uraltem Gemäuer, endete der Tag in einem modernen Gebäude, in einem Hotel in Ein Bokek. Gleich in den 17. Stock verschlug es mich und von dort aus sah ich den Ort der letzten neuen Erfahrung des Tages - den Hotelstrand.
Ich kann es jetzt bestätigen: Man kann im toten Meer auf dem Rücken liegen und geht tatsächlich nicht unter. Man kann nicht auf dem Bauch liegen und schwimmen, denn dann dreht es einen und Salz in den Augen hat man dann auch und das brennt. Ausserdem ist das Wasser im März höchstens 18 Grad, das Experiment also nur kurz.
21. März: Fahrt nach Jerusalem mit Besuch der Oase En Gedi und Bethlehem
Die Schnellstrasse durch die West Bank hat für viele Teile Israels den Weg nach Jerusalem deutlich verkürzt. Auch den vom Toten Meer her.
Wir machten aber schon bald Halt - in der Oase En Gedi. In der Oase und darum herum gibt es eine besondere Tierwelt. Antilopen und Steinböcke, die bereits in Massada bewunderten Raben und die Klippschliefer. Letztere erinnern an Murmeltiere, sind aber u.a. mit den Elefanten verwandt. Die Klippschliefer in En Gedi sind Touristen gewohnt und lassen sich vom klicken der Fotoapparate nicht beim schlafen stören. Im Tal von En Gedi hat es zwei Wasserfälle. Einen kleinen, leicht erreichbaren, und einen etwas grösseren, zu dem zu wandern, in unserer Gruppe freiwillig war. Grund: der gefährliche Weg. Unsere Reiseleiterin war wohl aus Erfahrung vorsichtig, denn ein Weg wie dieser gibt es bei uns in jedem Wald.
Das Besondere ist, dass diese Wasserfälle, dieses Bächlein mitten in der Wüste fliesst und eben diese Oase ermöglicht.
Als nächstes ging es auch mit dem Bus wieder hinauf. Hinauf auf ... über Null. Nach Jerusalem, resp. zuerst nach Bethlehem. Unsere Reiseleiterin musste uns verlassen, da sie nicht in dieser Funktion nach Bethlehem darf. Der Profiteur dieses Umstands hiess Hannah - Johannes auf Arabisch - und empfing uns dort. Er führte uns erst in eine evangelische Kirche und schliesslich ins dazugehörige Gemeindehaus, wo wir zu Mittag assen. Dann gab es ein Treffen mit dem dortigen Gemeindepfarrer Mitri Raheb, der über die Situation in Bethlehem und in der Westbank sprach. Dass Raheb auf die Israelische Politik nicht allzu gut zu sprechen ist, versteht sich. Er hielt sich aber mit Kritik zurück und sprach eher über ein Folgeproblem unter dem Bethlehem leidet: Die Abwanderung. Dadurch wird auch in der familienorientierten arabischen Gesellschaft die Altersarbeit wichtiger, weil viele alte Leute allein leben. Weiteres Thema war die Emanzipation junger Palästinenserinnen mit ... Fussball. Es gibt tatsächlich eine Palästinensische Frauen-Nationalmannschaft und die wird u.a. unterstützt vom FC Basel!
Zu den touristischen Sehenswürdigkeiten Bethlehems gehört natürlich die Geburtskirche, die um jene Grotte (eben kein Stall) gebaut wurde, in der Jesus geboren sein soll. Da interessanteste ist aber der Eingang.
Ursprünglich hoch und rechteckig konnte man noch zu Pferd (man denke an die Kreuzfahrer) eintreten. Später wurde der Eingang zu einem normalen Fussgängertor mit Rundbogen zurückgebaut. Schliesslich beschloss jemand (wer, weiss ich nicht), dass man diesen Ort nur noch in demütig gebückter Haltung betreten sollte und so blieb es bis heute. Wer sich nicht bücken will, kann aber auch über die angebaute katholische Kirche ein und aus gehen.
Nachdem wir uns von Bethlehem und unserem Guide Hannah verabschiedet hatten, fuhren wir erstmals durch einen schwer bewachten Grenzübergang. Schon die Mauer, welche Bethlehem von Jerusalem trennt, hat etwas furchterregendes. Diesmal wurde der Bus nicht durchgewinkt, sondern zwei Soldaten kamen herein um die Passagier zu mustern. Sie verabschiedeten sich mit einem freundlichen - oder doch eher gelangweilten - "welcome".
Mit der Ankunft im Hotel war das Tagesprogramm beendet. Wir sollten am nächsten Tag früh raus.
22. März: Die Altstadt von Jerusalem
Um halb acht mussten wir beim Eingang zum Tempelberg stehen, der erst um acht öffnen würde. Es wurde fast neun, bis wir wirklich durch die Sicherheitskontrolle durch waren. Hier steht die Al Aksa Moschee und der berühmte Felsendom. Ich habe natürlich einige Bilder davon gemacht, aber am besten gefällt mir dieses, wo unsere Reiseleiterin mit ihrem roten Schirm davor steht.
Um zehn Uhr werden die Touristen wieder vertrieben, damit der Tempelberg wieder ganz den Muslims gehört. So führte uns unsere Reiseleiterin in die Altstadt in ein kleines Café, wo sie uns ein Glas Saft und Baklava spendierte. Dies stärkte uns für den langen Marsch durch die engen Gassen mit ihren hundert Läden, bis wir schliesslich bei der Grabeskirche ankamen. Dieser Ort ist allen christlichen Konfessionen heilig, ausser - paradoxerweise - der evangelischen. Einer der auffälligsten Teile ist eine Felsplatte, auf der der Leichnam Jesu vor der Grablegung in die Tücher gewickelt sein soll.
Vor allem die Besucher russisch-orthodoxer Konfession kommen nicht umhin, davor niederzuknien und den Stein zu berühren. Die Kirche ist voller Altare und Grotten. Pünktlich am Mittag machte ein griechisch-orthodoxer Geistlicher (oder ein Kopte oder ein Armenier oder...) die Runde mit einem Weihrauchgefäss um den heiligen Ort zu reinigen.
Für den späteren Nachmittag gab uns die Reiseleiterin ein paar Tipps. Ich entschied mich für die Stadtmauer, einem Gang vom Jaffa-Tor bis zum Damaskus-Tor. Ein Stadtmauerwanderung ist ideal um sowohl die alte, wie auch die neue Stadt zu sehen. Leider umfasst dieser begehbare Teil nur einen Viertel. Am modernen Jerusalem beeindruckte mich vor allem das Tram.
Zugegeben, nicht das erste und wichtigste, was einem im Zusammenhang mit Jerusalem einfällt, aber man kann sich ja nicht immer nur mit Ruinen befassen. Modern blieben wir auch, indem wir, um auf den Bus zuwarten, in der Ladenstrasse vor dem Jaffa-Tor einen Kaffee trinken gingen.
Nach dem Abendessen fuhren wir noch einmal raus auf den Ölberg zur Sicht auf das nächtliche Jerusalem und einem Glas Wein im Freien.
23. März: Gedenkstätte Yad Vashem und Ölberg
Nicht nur, aber besonders wenn man mit einer deutschen Reisegruppe in Jerusalem ist, gehört die Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem zum Pflichtprogramm. Die Anlage besteht unter anderem aus einer Kindergedenkstätte - einer Spiegelgrotte, die mit nur drei Kerzen beleuchtet wird - , einem Hain der Gerechten, wo die Namen von Leuten, die Juden gerettet haben zu lesen sind und dem Museum, das chronologisch die Verfolgung und Ermordung der Juden im zweiten Weltkrieg dokumentiert. Für einmal ist man froh, wenn die Schweiz nicht genannt wird.
Nächste Station war das Israel-Museum, wo man eine Original Schriftrolle von Qumran bewundern konnte (von lesen will ich nicht sprechen). Am intensivsten jedoch betrachteten wir das Modell des alten Jerusalem.
Danach ging es wieder auf den Ölberg, von wo wir auf einer steilen Gasse zum Garten Gethsemane hinunter marschierten. Ich befand sowohl den Garten, wie auch die dazugehörige Todesangstkirche für nicht besonders sehenswert.
Jetzt kam noch der sonderbarste Teil der Stadtrundfahrt. Es galt den Stadtteil Mea Shearim "möglichst unauffällig", also ohne gezückte Fotoapparate, zu durchfahren. Es ist das Viertel der ultraorthodoxen Juden. Männer in dunkler Kleidung mit Hut und Zapfenlocke, Frauen mit Kopftuch und langen Röcken (aber trotzdem nicht mit Musliminnen verwechselbar). Alle beschäftigt mit letzten Einkäufen, denn es war Freitag und mit dem Sonnenuntergang beginnt der Shabbat, an dem so ziemlich alles verboten ist. Auch die Durchfahrt durch Mea Shearim.
Vor dem Abendessen traf sich die Reisegruppe noch einmal um Bilanz zu ziehen. Eine sehr positive Bilanz, auch in meinen Augen. Die Reise befriedigte sowohl die historisch Interessierten, als auch jene, denen es um die biblischen Orte ging. Und auch diese, die wie ich, einfach ein bisher unbekanntes Land ein bisschen besser kennen lernen wollten. An diesem Abend wurde es etwas später an der Hotelbar, denn wir konnten am nächsten Tag ausschlafen.
24. März: Rückflug
Der letzte Tag ist immer der mühsamste. Man hat meistens schon vor der Zeit gepackt und warten ein erstes Mal in der Hotelhalle auf die Abfahrt. Dann wartet man unendlich lange auf dem Flughafen, denn sicherheitshalber ist man noch früher dort, als man eigentlich müsste. Dann ist man stundenlang im Flugzeugsitz eingeklemmt und schliesslich muss man noch von Kloten nach Hause kommen.
Dann aber ist Freude angesagt. Nicht zuletzt, weil ich nach solchen Reisen immer eine Ferienwoche zu Hause einplane.
Abonnieren
Posts (Atom)