Mittwoch, 16. September 2009

Die Plastikausstellung ist nicht von Plastigg

Aber auch aus sonst nicht viel - womit ich mein Urteil schon vorweggenommen habe.
Der Grund, warum ich über meinen Besuch der Bieler Plastikausstellung am Montag erste jetzt schreibe, ist u.a. auch, dass mir nicht so klar ist, worüber. Insofern gibt sie mir schon zu denken, aber wohl nicht im Sinne der Macher. Der Titel Utopics(hier ein Artikel aus dem art-magazin) steht über dem Ganzen, also eine Anspielung auf Utopia, dem Land, das es nicht gibt. Mir erschien es, dass es auch nicht viel mehr Ideen gibt. Gleich fünfmal wurden neue Staaten gegründet, mal als Plakat, mal als angebliche Botschaft, mal als Dolendeckel. Auch das Wort 'Skulptur' war in den wenigsten Fällen zutreffen. Schaufenster, Videos und, wie erwähnt, Plakate oder auch nur ein A4-Blatt an einen Laternenpfahl geklebt.
Spektakulär ist natürlich die Treppe am Kongresshaus-Hochhaus, die frei hängend zwei Türen verbindet, hinter denen nur massiver Beton ist. Bezeichnend, dass sich eines der wenigen fassbaren Kunstwerke ausser Reichweite des Zuschauers befindet. Interessant auch ein Betonblock mit eingegossenen Baumstämmen, der so an ein Stück Nougat erinnerte. Die Verbindung von organischen und anorganischen Baustoffen sollte hier dargestellt werden.
Etliche Kunstwerke waren auch schwer zu finden oder nicht immer zugänglich. Spannend war die Suche nach einem Schmugglertunnel im Elfenaupark. Da wir ihn im Park nicht fanden, versuchten wir es auf der anderen Seite des Zaunes - im Innenhof des Polizeihauptquartiers. Aber wir machten es kurz und gingen bald weiter.
Einen Bart im wörtlichsten Sinne hatte die Installation im Farelhaus. Denn der Künstler hatte festgestellt, dass die schweizer Reformatoren alle bärtig waren und hatte ebendiese Bärte als blasse Glasmalereien im Eingangsbereich angebracht. Originell der Vorschlag, beim Bahnhof ein Hochhaus mit 30 2-Zimmerwohnungen zu bauen. Uebereinander. Ein solch schmales Haus würde wohl schon nur durch die Bewegungen seiner Bewohner ständig schwanken.
Das Beste in meinen Augen war eine Installation auf dem Walser-Platz, das ist neue Platz hinter dem Bahnhof, den Expobesucher sicher noch kennen. Auch dort haben wir erst gesucht und dann gefunden: Zweifränkler und Fünfliber auf dem Boden, wie Glitzerzeug (war auch kurz vor Sonnenuntergang). Soll etwas mit der Finanzkrise zu tun haben, aber mir gefiel es auch so. Interessant auch die vielen beschädigten Münzen. Etliche Leute haben wohl mit Gewalt versucht, einer Münze habhaft zu werden. Die sind aber offenbar mit einem Stift verbunden, der einzementiert ist. Selbst wenn jemand eine solche Münze auslösen könnte, würde er sie dabei so stark beschädigen, dass sie unbrauchbar wird. Durchaus eine Parabel darauf, wie Besitzgier wertzerstörend wirkt.
Fazit: Fragt mich jemand, ob sich ein Besuch in Biel lohnt, dann sage ich: Ja klar! Wegen der Altstadt, dem See, den Rebbergen, den Strassencafés, den Wandmalereien, den Skulpturen aus vergangenen Ausstellungen. Aber nicht wegen der aktuellen Plastikausstellung. Oder anders gesagt, wenn sich jemand für die diesjährige Ausstellung interessiert, schaut er besser das Video im Art-Magazin oder kauft sich ein Programm und liest die wortreichen Erklärungen zu den Installationen. Vor Ort ist das Ganze in meinen Augen enttäuschend.

1 Kommentar:

  1. Es soll nebst der plastischen Kunst auch musikalische Darbietungen geben. Am 25.9 spielen am Kunstkiosk Roy and the Devils Motorcycle. Mal sehen ob ich auch noch nach Biel komm..

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