Mittwoch, 1. Juli 2015

Der Juli 2015

Wäre es nicht schöner, wenn der 1. Juli Neujahrstag wäre? Jetzt ein paar Tage frei, das wäre doch was. Zugegeben, im Winter ein paar Tage nicht aus dem Hause müssen ist auch nicht schlecht.

12 Sonntag
16 Leute an meiner Grillparty, trotz einiger Absagen. Mein Bruder und meine Schwägerin waren krank, eine Bekannte musste einen noch höheren Geburtstag feiern (einen sechzigsten) und zwei Nachbarn waren auf Kreuzfahrt.
Erst am letzten Wochenende klagte ein 26-jähriger, ein Gleichaltriger habe seine Freunde zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Das mache man doch selbst in meinem Alter nicht, meinte er. Nein, auch in meinem Alter lädt man gerne zu Bier und Würsten. Das heisst aber nicht, dass man das andere lässt:


Da die Gäste nicht ohne Mitbringsel erscheinen wollen, bitte ich sie, etwas zum Dessertbuffet beizusteuern. Zwei Stückli pro Person. Aber daran halten sie sich jeweils nicht und so habe ich auch am Sonntag noch eine reichliche Zvieri-Platte übrig.

18 Samstag
Ich habe vor ein paar Tagen erwähnt, dass ich vor längerer Zeit (1990) einen einwöchigen Vollwertkochkurs besucht habe.
Das speziellste war jenes rechts unten. Ein Hörnlisalat in einer Gugelhopfform leicht zusammen gepappt, gestürzt und in der Mitte mit Hüttenkäse gefüllt. Wie schon gesagt: Vollwert ist nicht zwingend vegan.
Da nicht genügend Platten vorhanden waren, kam Jemand auf die Idee, Spiegel zu verwenden. So wurden den etliche Badezimmerspiegel abmontiert und natürlich sauber geputzt.

20 Montag
Es war eine schöne Zeit, obwohl sie mich unzählige Male an den Rand des Wahnsinns getrieben haben.

Kater Fox : 2.5.1994 – 21.4.2009
Katze Fix : 2.5.1994 – 20.7.2015

26 Sonntag
Einer der Höhepunkte im Juli ist für mich immer unser Biervereinsausflug. Diesmal hat der Braumeister einen Abstecher nach Saignelégier organisiert. Dort ist nämlich die Brasserie des Franches Montagnes, kurz BFM, zuhause.
Wir liessen uns die Brauerei zeigen und bewunderten auch den Lagerraum des „Flagschiffes“ von BFM, nämlich des „Abbaye du Saint Bon Chien“. Das ist ein  Starkbier, das hier in ehemaligen Wein- und Schnapsfässern reift (Eiche, versteht sich) und vom Chef J. Rebetez abgemischt wird. Beim „guten Hund“ handelt es sich um die ehemalige Brauereikatze, die nach ihrem Tod von den Brauern heilig gesprochen wurde und mit diesem Bier geehrt wird. Auch die Nachfolgerin hat einen speziellen Namen: „27.6“ – auch ein Bier natürlich.

Nach der Führung folge die Degustation begleitet vom viel nahrhaftem: Tête de Moine, Trockenwurst, Brot und Totché. Letzteres ist ein Sauerrahmkuchen der früher mit Briesch, der unverkäuflichen Milch der Kuh nach dem kalbern, zubereitet wurde.
Die BFM-Biere stiessen auf ziemlich geteilte Zustimmung. Da fast alle von eher säuerlicher Sorte sind, sehnten sich etliche Bierfreunde wieder nach einem 0815-Bier um den Gaumen zu neutralisieren. Das eine oder andere Glas blieb stehen, die Esswaren hingegen nicht.

Auch ich, beim Bier degustieren schon einiges gewohnt, war mit sauren Goûts langsam bedient. In eines von ihnen verliebte ich mich aber sogleich. Sicher kein Zufall, ist es jenes mit einer echten, fruchtigen Zutat: Zwetschgenmus. „La Torbille“ heisst es und ich bin bereits entschlossen, mich damit auch zu versuchen.
Was ich bei BFM auch gelernt habe – ich werde demnächst meine Katzen heiligsprechen und Biere nach ihnen benennen.
Den Abend verbrachten wir mit „normalem“ Bier (und Pizza), bei der Granicum-Brauerei in Grenchen. Wir „Oberländer“ erreichten danach gerade noch rechtzeitig Spiez, um das Feuerwerk des Seenachtfestes zu sehen.
Ich hatte übrigens mein iPhone zuhause vergessen und konnte feststellen, dass es auch ohne geht. Nicht vergessen hatte ich zum Glück den Fotoapparat.
Mehr zu Totché/Brieschkuchen hier.
Die Brauereien: BFM, Granicum.

28 Dienstag
Kürzlich habe ich mich über einen Spruch auf Twitter genervt. Er ging ungefähr so: „Wir bezahlen den Menschen, die zu unserem Geld schauen mehr, als denen, die zu Menschen schauen“.
Verdient tatsächlich jeder Bankangestellte mehr, als ein Arzt oder eine Lehrerin? Aber nein, man musste den Spruch natürlich „richtig“, also clichiert, verstehen: Börsenspekulanten verdienen mehr als Pflegepersonal.
Man muss den Spruch sogar clichiert verstehen, denn es gibt noch viele andere, sehr angesehene Berufe, in denen man mehr verdient, als in der Pflege. Es braucht nicht viel, um einverstanden zu sein und dem Autor die Einsicht in gesellschaftliche Missstände zu bescheinigen. Und genau darum nenne ich solche Tweets Gefälligkeits-, ja sogar Selbstgefälligkeitstweets. Es ist gesagt, resp. geschrieben und Autor und Leser können sich mit erleichtertem Gewissen zurücklehnen und müssen nicht handeln.
„An den Taten sollt ihr sie erkennen, nicht an den Tweets“ werde ich gleich auf Twitter schreiben. Das im Bewusstsein, dass meine Taten auch an einem kleinen Ort sind. Darum halte ich mich Ratschlägen, erst recht mit Anklagen, sehr zurück.

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