Sonntag, 13. Dezember 2009

The Day Before You Came

Am Sonntagnachmittag lief auf DRS1 wieder eine alte Hitparade, diesmal von 1982. Unter anderem das Lied "The Day Before You Came" von ABBA. Eines meiner Lieblingslieder. Es beschreibt den Routinetag einer Angestellten vor dem magischen Tag, an dem offenbar eine neue Liebe in ihr Leben trat. Immer wenn ich dieses Lied höre, achte ich auf die Beschreibung dieses Tagesablaufes und überlege immer dazu, wie der meinige daneben aussehen würde. Darum mache ich mir mal den Spass daraus, zum Liedtext Vergleiche zu meinem Alltag zu ziehen.


Must have left my house at eight, because I always do
My train, I'm certain, left the station just when it was due
I must have read the morning paper going into town
And having gotten through the editorial, no doubt I must have frowned 



Meine Zeiten sind alle 1-2 Stunden früher. Aber sonst passt es etwa. Solange ich noch Zug fuhr, was er auch meistens pünktlich. Die Morgenzeitung ist "20 Minuten" und zum Stirne runzeln gibt es immer genug Grund.

I must have made my desk around a quarter after nine
With letters to be read, and heaps of papers waiting to be signed 



Das wenige Papier, mit dem ich noch arbeite, liegt ziemlich chaotisch auf dem Pult. Ein Grund mehr, sich nur noch mit elektronischer Post zu befassen. Zu unterschreiben habe ich nichts, aber die Erledigung von Aufträgen zu bestätigen (und zu dokumentieren, sonst weiss ich bei Nachfrage nicht mehr, worum es geht).

I must have gone to lunch at half past twelve or so
The usual place, the usual bunch
And still on top of this I'm pretty sure it must have rained
The day before you came 



Mit Kantinen hatte ich zum Glück selten Probleme, obwohl ich durchaus heikel bin. Jetzt habe ich keine und bin somit selbst verantwortlich, was ich zu Mittag bekomme. Schlecht gelaunt bin ich eigentlich eher, wenn die Sonne scheint. Solange es regnet bin ich froh, drinnen zu sein.

I must have lit my seventh cigarette at half past two
And at the time I never even noticed I was blue
I must have kept on dragging through the business of the day
Without really knowing anything, I hid a part of me away 



So einsam ich mich auch fühlen mag, anfangen zu Rauchen werde ich sicher nie mehr. Es gibt sie aber, diese Tage, an denen ich am Abend das Gefühl habe, gar nicht anwesend gewesen zu sein.

At five I must have left, there's no exception to the rule
A matter of routine, I've done it ever since I finished school 



Wer weiss, hätte ich nie Stelle und Wohnort gewechselt, hätte ich vielleicht wirklich seit 25 Jahren immer um dieselbe Zeit Feierabend. Aber mit einem Studium, nach dessen Abschluss ich gleich den Beruf gewechselt habe und nach dem Wohnortwechsel von der Stadt in ein Bergtal, ist doch die eine oder andere Unregelmässigkeit in meinen Tagesplan gekommen.

The train back home again
Undoubtedly I must have read the evening paper then
Oh yes, I'm sure my life was well within it's usual frame
The day before you came 



Der "Blick am Abend" ist ja noch schneller durchgelesen als sein morgendliches Pendant. Darum hatte ich als Zugpendler fast immer ein Buch dabei. Zwischendurch hänge ich auf dem Heimweg auch den Gedanken nach, ob sich der vergangene Tag gelohnt hat. Vor allem dann, wenn er mit dem Heimweg so gut wie vorbei ist.

Must have opened my front door at eight o'clock or so
And stopped along the way to buy some Chinese food to go 



Was mich beim Hören des Liedes immer wundert: Morgens geht sie um 8 und ist viertel nach 9 am Pult aufräumen. Abends verlässt sie das Büro um 5 und ist erst um 8 zuhause. Allein mit dem Zwischenhalt beim Chinesen lässt sich das nicht erklären. Es sei den, der Kerl sei ausserordentlich langsam. Da ging wohl Dichtung vor Wahrheit.

I'm sure I had my dinner watching something on TV
There's not, I think, a single episode of Dallas that I didn't see 



Ja, genau, essen vor dem Fernseher. Genau das, was man nicht tun sollte und doch alle tun, auch ich. So serientreu bin ich allerdings nicht. Die verzweifelten Hausfrauen waren die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

I must have gone to bed around a quarter after ten
I need a lot of sleep, and so I like to be in bed by then
I must have read a while
The latest one by Marilyn French or something in that style
It's funny, but I had no sense of living without aim
The day before you came 



Ich lese nicht im Bett. Wenn ich vor dem Schlafengehen noch lese, setze ich mich an den Tisch und höre noch Radio. Oder, was es in diesem Lied natürlich noch nicht geben kann, ich starte den Computer und lese noch etwas Blogs.

And turning out the light
I must have yawned and cuddled up for yet another night
And rattling on the roof I must have heard the sound of rain
The day before you came



Licht aus, und mit mir macht sich meist auch gleich die Katze auf dem Bett bequem. Aber wenn ich mich erst noch zwei-, dreimal drehe, wird es ihr zu unruhig und sie wechselt auf dem Sessel. Wenn es regnet, höre ich das auch gut, denn ich liege direkt unter dem Dach. Jetzt fehlt nur noch der geheimnisvolle Jemand vom nächsten Tag.


In der Schule mussten wir ab und zu Gedichte interpretieren. Mir fehlte damals die Phantasie und wohl auch die Lebenserfahrung, die man braucht um einen fremden Text in die eigene Erlebniswelt zu integrieren. Heute sähe das sicher besser aus, aber heute will niemand mehr eine Gedichtsinterpretation von mir. So nehme ich halt ein Lied, ganz ohne dabei irgendwelche Ansprüche zu berücksichtigen. Noten gibt es keine. Und wenn man ein Lied bespricht, sollt man es natürlich auch noch abspielen. Hier also "The Day Before You Came" von ABBA mit der Solostimme von Agnetha. Das Video illustriert nicht nur den Inhalt des Liedes, es kündet auch die Auflösung der Gruppe an.

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