Heute erhielten wir eine Tageskarte, quasi mit dem Auftrag, die berühmte Tramlinie 28 eigenständig zu erkunden. Zuerst ging es aber in einem kleinen, und dank uns überfüllten, Bus hinauf zur Burg. Die Burg selbst ist nichts besonderes, hingegen bietet sie den schönsten Blick auf die Stadt. Interessant wurde es beim Abstieg durch das Quartier Alfama mit vielen engen Gassen und Treppen. Die Alfama war im 18. Jahrhundert das Rotlichtviertel und wurde, im Gegensatz zu den vielen Kirchen, von Erdbeben nicht zerstört. Wie in anderen mittelalterlischen Städten, zahlten auch die Lissabonner Steuern abhängig von der Grundfläche des Hauses und so sind auch in der Alfama die Häuser hoch und schmal, wie z.B. in Amsterdam.
Nach erfolgtem Abstieg durch die Alfama, fuhren wir erstmals mit der Metro, um wieder ins Stadtzentrum zu gelangen. Dort wollten wir erstmals eine Standseilbahn benutzen, die hier Elevator heissen. Die Bahn führt übrigens genau zu der Terasse in der Oberstadt, die ich am Abend zuvor besucht hatte. In der Oberstadt wurde es erstmals politisch. Wir standen vor der Polizeikaserne, in die die Regierung beim Aufstand von 1974 geflohen war. Die Oberstadt war damals von Menschen verstopft, so dass regierungstreue Truppen nicht zu Befreiung eindringen konnten. Der Regierung gelang zwar die Flucht, aber das Ende der Diktatur war besiegelt.
Den individuellen Nachmittag nutzte ich für einen längeren Spaziergang und natürlich für die Tramfahrt.
Die Linie 28 fährt auf wirklich abenteuerlicher Route durch die engen Strassen rund um die Burg, dann durch die Unterstadt und über einen weiteren Hügel an den Stadtrand. In der Unterstadt blieben wir eine Viertelstunden stehen, denn es war wieder Demo. Diesmal, wie ich später erfuhr, von der öffentlichen Angestellten. Nicht bis zum Stadtrand, sondern nur bis zum Jardin da Estrela fuhr ich, um dann etwas kreuz und quer wieder ins Zentrum zurück zu marschieren. Hier traf ich auch auf einen modernen Glaspalast, der sich hinter einer historischen Fassade "versteckt".
Am Abend ging es wieder in die Alfama in ein Fado-Restaurant. Ein Dreigängemenu und zwischen den Gängen Gesang. Drei Frauen mit je drei Liedern und nach dem Dessert sang auch noch der Gitarrist selbst, der, wie ich es verstanden haben, auch Komponist einiger der Lieder war. Interessant war auch der Aufbau der Auftritte. Angefangen wurde immer mit einem sehr langsamen, dramatischen oder traurigen Lied. Das dritte war aber immer beschwingt und fröhlich, teilweise gar zum mitklatschen. So als ginge es darum, die Zuhörer nicht in eine allzutraurige Stimmung zu entlassen.
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