Eigentlich mag ich Stress nicht besonders. Ich habe auch keine CD von ihm, auch die genannte nicht. Das Verdienst dieser CD ist aber, den Deutschschweizern die französischen Namen der Schachfiguren beigebracht zu haben. Klar, "Roi" dürfte bekannt sein. Auch die drei nicht genannten, "Dame", "Tour" und "Cheval" (eigentlich "Chevalier") sind keine Herausforderung. Die beiden anderen hingegen sind weniger bekannt.
Die schillernste Figur von allen ist der Läufer. Er hat auch die unterschiedlichsten Namen. Während er im deutschen noch einen gewissen Bezug zur Armee hat als Meldeläufer, hat er aufgrund seines sonderbaren Hutes in anderen Sprachen die Rolle geändert. Im Englischen wird der Hut als Bischofshut interpretiert, darum "Bishop", im Französischen als Narrenkappe, eben "Fou". Etwas närrisches hat der Läufer ja, denn er bewegt sich nur diagonal.
Der Bauer hat meines Wissens nur im Deutschen einen Bezug zum Agronomen. "Pion" hat wie das englische "Pawn" den Ursprung im lateinischen Wort für Fusssoldat. Das englische Wiki erkärt sehr schön, dass die acht Bauern ursprünglich verschiedene Berufe des Mittelalters darstellten. Die heutigen sind standardisiert und nicht unterscheidbar. Bekannt aus der Schachsprache ist ja das "Bauernopfer". Es bedeutet, dass man jemanden als minderwertig genug betrachtet, ihn zu opfern oder, im einigermassen ziviliserten Umfeld, seine Interessen hintenan zu stellen. Die Aufgabe der Bauern ist auch, den König zu schützen.
Ich stelle mir die Idee des Herrn Andreksen - oder soll man ihm jetzt Herr Winiger sagen - so vor: Da sind die modernen Könige, sprich Wirtschaftskapitäne, die sich mit Bauern umgeben, die von ihnen abhängig sind. Diese Bauern werden bei Notwendigkeit auch geopfert, um den Schwerfiguren Platz zu machen. Daneben stehen die Narren - Politiker, Journalisten - die dem Ganzen machtlos zusehen und nur ihr Schauspiel abziehen können, indem sie quer übers Feld huschen.
Wie gesagt, die Musik mag ich nicht besonders, aber das Bild überzeugt mich. Der Link zum neusten Video soll aber trotzdem nicht fehlen: Tous les Mêmes.
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