Heute ist Biertag! Am 23. April 1516 wurde das deutsche Reinheitsgebot in Kraft gesetzt. Ich hingegen hatte bereits gestern Biertag, wie bereits angekündigt. Fünf Mitglieder unseres Biervereins machten sich auf zu einer kleinen Reise mit den Zielen Rheinfelden und Solothurn. Im Laufe des Vormittags kamen wir im Städtchen am Rhein an und machten einen ersten Erkundungsspaziergang. Unser Brauer hatte im Restaurant Gambrinus zum Mittagessen reserviert, weil dort ein lokales Bier ausgeschenkt werden sollte. Leider machte das Restaurant seinem Namen keine Ehre und führte das gewünschte Bier nicht mehr. Das Steinpilzrisotto war hingegen makellos.
Danach ging es zur Brauerei Feldschlösschen, wo wir an einer Führung teilnehmen wollten. Für solch kleine Gruppen werden zwar keine Führungen durchgeführt, aber wir konnten uns einer Schulklasse (im Bier trinkfähigen Alter) anschliessen. Das erste Highlight befindet sich bereits beim Treffpunkt: Die Oldtimerausstellung. Lastwagen aus allen Epochen. Den modernen Nachfolger, ein Tanklastwagen, trafen wir später. Dieser bedient Grossverbraucher, wie Stadien oder Messen. Die Tour begann mit einer Diashow zur Geschichte von Feldschlösschen. Anschliessend wurden die Komponenten des Biers vorgestellt, also Hopfen, Malz, Hefe (als Foto) und auch das firmeneigene Quellwasser.
Im Sudhaus, wo immer vier Sude parallel verarbeitet werden, stellte die Führerin kurz die Produkte vor. Darunter auch Moussy, das alkoholfreie Bier, das damals in der Schweiz ein Flop war, heute aber, mit verschieden Fruchtgeschmäckern im arabischen Raum ein Hit. Beruhigt durften wir erfahren, dass das Gurtenbier immerhin noch in der Nähe, in Fribourg, gebraut wird. Feldschlösschen hat eine reichere Produktepalette, als man denkt. Am meisten Fabrik ist Feldschlösschen dort, wo die Abfüllanlagen sind. Flaschen und Fässchen werden zu tausenden gefüllt und verpackt und, da die meisten davon Mehrweggebinde sind, auch gewaschen.
Nostalgisch war der Blick auf die Pferdeweide, wo die Brauereipferde auf ihren Einsatz warten. Zwei Restaurants in Rheinfelden werden noch regelmässig mit dem Fuhrwerk beliefert und an Messen, z. B. der BEA, kommt der Sechsspänner zum Einsatz. Einige bunt bemalte Pferdeskulpturen zeugen zusätzlich davon, dass man diese Tradition aufrechterhalten will.
Die Tour fand ihren Abschluss in der Kantine, wo es natürlich Freibier und Brezen gab. Wir hielten uns ans bekannte Urtrüb, ich wollte aber doch noch einer der süssen Produkte probieren, das Cardinal Lemon, kein Panache, sondern ein Vollbier mit Zitronengeschmack. Ich fand es gar nicht so schlecht. Unser Brauer füllte noch den Fragebogen zu Führung aus und das 10-er Pack Bier, das es dafür gab, verschenkte er einem der Schüler. Wir hatten ja noch etwas vor.
Ist Feldschlösschen böse?
Ich möchte den Grossen für einmal in Schutz nehmen. Wir leben nun mal in einer Zeit des Massenkonsums und der Massenproduktion. Dazwischen steht, auch wenn wir es bedauern, der Massengeschmack. Nebst dem Schaden, den das Bierkartell der schweizerischen Bierkultur angetan hat, gibt es auch die Bequemlichkeit - um nicht zu sagen Fantasielosigkeit - von Konsumenten und Wirten.
Wer käme auf die Idee, im Restaurant einfach irgendetwas zu essen und irgendeinen Wein zu bestellen. Irgendein Bier, sprich eine Stange, geht aber wie selbstverständlich von der Zunge. Auch die Bedienung, die auf "ein Dreier Weissen", sofort nachfragt: "Fendant, Luins, Saint Saph'?", antwortet auf "eine Stange" nur selten mit "Hell, dunkel, Zwickel, Weizen?". So haben sogar die grossen Brauereien Mühe eine Spezialität auf den Markt zu bringen, um jene, die der "Einheitsbräu" den Rücken gekehrt haben, zurückzugewinnen. Die haben ihre Nischenprodukte gefunden und meiden Beizen, wo die Affiche von Felschlösschen oder Cardinal draussen hängt.
Die gehen an die Biertage nach Solothurn. Wie wir! Nicht nur ich hatte den den Vorsatz gefasst, nur noch wenig zu trinken. Es waren dann "nur" sechs. Als erstes widmete ich mich einem Newcomer, dem Buechibärger aus Aetingen. Ich empfand es als etwas herb, machte aber dann doch mit einem ebenfalls herben Pale Ale von Uelu weiter, das aber meinen Geschmack besser trifft. Ein Ziel, das ich mir noch gesetzt hatte, war den Twitterer @burgdorferbier zu "entlarven". Das Burgdorfer Aemme-Bier wurde zudem zum Bier des Jahres erkürt. So lernte ich Stefan kennen, der Gegenrecht hielt und mich auch gleich knipste. Ein weiteres Aemme-Bier, ein weiteres Pale Ale und noch ein Fraîcheur von "Les trois dames" aus Ste Croix machten das Mass und auch mich voll. Bei dieser Kadenz kein Wunder, dass wir bereits um zehn reif für die Heimkehr waren.
Ja, mit originellen Formulierungen muss man manchmal vorsichtig sein. Die Schüler waren über 16!
AntwortenLöschenDie Biertage kann ich dir vorbehaltslos empfehlen.