Montag, 1. Mai 2017

Der Mai 2017

3 Mittwoch
Da habe ich mich kurz in Oey auf die Dorfstrasse gestellt und ein Bild talwärts geschossen. Es präsentieren sich die beiden Charakterberge, das Wiriehorn (rechts) und der Schwarzenberg, an dessen Hang ich wohne. Ganz unten natürlich. Auf Schwarzenberg oben war ich noch nie – auf dem Wiriehorn immerhin schon einmal.

14 Sonntag - ESC
Die beiden ersten - Portugal und Bulgarien - habe ich tatsächlich erwartet. Nicht so gut wie erhofft, schnitt Armenien ab, dessen Lied mir auch gut gefiel. Moderne Musik mit folkloristischem Einschlag kann mich immer wieder begeistern.
Toll fand ich auch den Intervall-Act: Techno-Ladies treffen Volksmusik-Orchester! Das Warten auf die Jury-Abrufe dauerte zwar eine Ewigkeit, aber dieser Interval-Act entschädigte den an neuen Tönen interessierten Zuschauer.
Als dann endlich um halb eins das Resultat bekannt war und schliesslich Salvador mit Schwester Luisa das Siegerlied noch einmal vortrug, da musste auch ich noch ein Tränchen verdrücken.

16 Dienstag
Kürzlich habe ich in der NZZ einen Artikel über den Britischen Journalisten David Goodhart gelesen. Diesen finde ich leider nicht mehr, aber dafür diesen Artikel hier von ihm zum selben Thema, nämlich dem Brexit und der „gespaltenen“ Gesellschaft.
Er stellt die Theorie auf, dass die britische Gesellschaft (und wohl alle westlichen Gesellschaften, wenn nicht gar alle) aus „Anywheres“ und „Somewheres“ bestehen. Erstere, meist wohlhabend und gebildet, fühlen sich in ihren Kreisen überall wohl und sind nicht ortsgebunden, zweitere sind mehrheitlich an den Ort gebunden an dem sie wohnen, arbeiten und ihren (ebenfalls orstgebundenen) Freundeskreis haben. Die Somewheres machen etwa die Hälfte der Bevölkerung aus und diese haben den Brexit beschlossen.
Losgelöst vom Thema  Brexit habe ich mir über das Thema ‚Anywheres vs. Somewheres‘ Gedanken gemacht. Dieser Konflikt scheint mir gar nicht so neu. Die ersten Anywheres waren wohl die Mitglieder der katholischen Geistlichkeit, die, in einer Klosterschule ausgebildet, vom Bischof hier- oder dorthin versetzt wurden und in einer Welt der überall gleichen Rituale lebten. Sie sprachen Latein, lasen die selben Bücher und konnten sich unter ihresgleichen überall auf der Welt einleben.
Nach der Aufklärung entwickelte sich auch unter den weltlichen Gelehrten eine solche Kultur, die es heute noch gibt – nur das die Einheitssprache jetzt Englisch ist. Im 20. Jahrhundert entstand dann noch eine andere Anywhere-Kultur. Die der internationalen Konzerne.
Ich erinnere mich, als vor Jahren eine Schweizer Software-Firma von Microsoft gekauft wurde, der Chef in einem Interview freudig berichtete, dass er jetzt nach L.A. , sein Kollege nach Hongkong etc. zur Weiterentwicklung reisten. Da dachte ich sofort, dass es Microsoft wohl nicht nur darum geht, neuen Mitarbeitern tolle Berufsperspektiven zu bieten, sondern auch darum, in der übernommen Firma die alte Betriebskultur zu zerstören und aus den übernommenen Leuten Microsoftmenschen zu machen, die am neuen Ort nur andere Microsoftmenschen kennen.
Zurück zum Ursprungskonflikt: Goodhart zählt sich selbst auch zu den Anywheres und sieht diese in der Pflicht. Sie sind die Stärkeren und müssen darum mehr die Bedürnisse der Somewheres berücksichtigen. Denn, wenn einmal die ganze Welt voller frustrierter Somewheres ist, dann ist sie auch für die Anywheres nicht mehr schön wie heute.

19 Freitag
Schönes Wetter, spontane Reise: Einen neuen See entdecken. Neu für mich jedenfalls. Eigentlich wollt ich faul sein und gemütlich mit der Brünigbahn nach Luzern fahren. Aber als der Zug den Sarner See erreichte, beschloss ich, mir diesen See von Nahem anzusehen und stieg in Sachseln aus.

Nur eine halbe Stunde geht man da dem See entlang und ist schon in Sarnen, resp. beim Strandbad und der Seepromenade, wo ziemlich Betrieb war. Von hier ein Blick zurück.

Schon von Sachseln aus ist mir die Kirche aufgefallen. Dominant, wie es sich bei einem katholischen Ort gehört. Also habe ich sie mir von näher angesehen.

Von der Kirchterasse hat man wiederum Blick über Sarnen und Richtung Obwalden. Ich muss mir doch mal diese Berggipfelerkennungs-App anschaffen.

Hier befindet sich auch ein Gedenkstein für drei französische Soldaten der sog. Bourbaki-Armee (oder ist es das Grab?).
Übrigens: Von und nach Sarnen habe ich via Brünig und via Luzern-Bern gleich lange.
Wikipedia-Artikel zur Kirche Sarnen und zur Bourbaki-Armee.

23 Dienstag
Bei diesem schönen Wetter aufs Schiff gehen, hätte mich durchaus gereizt. Es ist auch schon wieder einige Jahre her, als ich mit diesem Schiff nach Thonon rüber fuhr. Allerdings ist Thonon nicht besonders spektakulär, so dass ich nächste Mal lieber Evian ansteuere. Ich setzte mich also in Ouchy auf ein Bänkchen, ass ein Sandwich und schaute dem Schiff nach, wie es zum gegenüberliegenden Ufer entschwand.
Als ich in Lausanne ankam, hätte ich mit der Metro zum Hafen runterfahren können. Stattdessen ging ich zu Fuss, teils neben, teils über der Trasse. Hier das einzige oberirdische Stück.
Nach dem ich die Strandatmosphäre genossen hatte, ging ich zur Metro zurück und fuhr die ganze Strecke bis zur anderen Endstation „Epalinges-Croisette“. Dort startet der Bus nach Moudon, ein Doppeldecker, den ich damals auf meiner Schweiz-Wanderung für eine Teilstrecke benutzt habe. Er fährt von Epalinges über den Pass Chalet-à-Gobet, fast alles auf der Hauptstrasse Nr 1. Ich sass natürlich im Oberdeck und konnte den Gegenbus knipsen.







Samstag, 1. April 2017

Der April 2017

2 Sonntag
Statt herumzuscherzen wollte ich den 1. April wandernd verbringen. Hinauf, war die Devise. Mit einem kleinen Hilfsmittel:
Das ist der Bahnhof Oberdorf SO und die Gondelbahn auf den Weissenstein. Ich erinnere mich noch knapp, dass ich auf einer Schulreise schon auf dieser Bahn war. D.h. nicht auf dieser, sondern in einem offenen, seitwärts hängenden Sessel.
Auf den Weissenstein marschierte ich westwärts mit Ziel Hasenmatt, dem höchsten Berg des Kantons Solothurn. Nach einer halben Stunde erreichte ich die ersten Steigungen. Weil der Weg auf der Nordseite ist, gab es noch einige Schneeflecken. Ich erreichte die erste Höhe und von dort hätte ich noch ca. eine Stunde auf der Krete marschieren müssen. „Hätte“, denn plötzlich packte mich die Krise und ich begann zu zittern. Obwohl mit klar war, dass der weitere Weg nicht gefährlicher war, als der bisherige, wagte ich mich nicht mehr weiter. Nach einigen Minuten ratlosem herumstehen, beschloss ich, zurück zu gehen.
Ich wünschte nur noch hinunter zu kommen von diesen Bergen, war aber zu nervös, den direkten Wanderweg nach Oberdorf einzuschlagen und ging ganz bis zur Bergstation Weissenstein zurück und von dort ein Stück auf der Strasse. Erst bei der Zwischenstation nahm ich wieder den zwar steilen aber auch breiten Wanderweg.
In Oberdorf nahm ich aber nicht den Zug, sondern den Bus. Der fuhr, das wusste ich, bei der Brauerei Öufi-Bier vorbei. Bei einem solchen konnte ich darüber nachdenken, ob ich einfach in schlechter Form war, oder ob ich Zukunft alle Gipfel – auch die niedrigen – Gipfel sein lassen und mich aufs Flachland konzentrieren soll.
Das Aare-Inseli gehört zur Gemeinde Selzach, wie die Hasenmatt, die mich schon vor erreichen matt gesetzt hat.

6 Donnerstag
Heute hatte ich wieder mal Laufband- und Saunatag. Letzteres trotz Frühlingsstimmung – draussen war es trotz Sonne kühl. Als ich so vor mich hin schwitzte, dachte ich plötzlich an meine Grossmutter. Wenn ich sie fragte, warum es so warm in ihrer Wohnung war, sagte sie mir, sie friere halt schneller als ein Junger wie ich. Das liege an ihren alten Knochen, die schnell auskühlten und sich nur langsam wieder aufwärmten.
Jetzt komme ich auch langsam ins Alter. Noch nicht mit kalten Knochen, zum Glück. Ich hoffe aber, wenn es soweit ist, dass ich noch in die Sauna gehen kann, um meine alten Knochen aufzuwärmen.
In der Sauna darf man natürlich keine Bilder machen. Darum hier eines von unserem Dorfbach. Im Dorf – in Oey also.

12 Mittwoch
Heute habe ich die Idee, Spaziergänge von Franz Hohler nachzumachen, ein erstes Mal wahrgemacht. Im März 2010 ist er von Spreitenbach aus losmarschiert und hat diesen See – nach einem Aufstieg von gut 250m – noch gefroren aufgefunden. Anders als bei mir.
Dieser Egelsee ist etwa dreimal so gross, wie sein Namensvetter in Bern. Entlang des Wanderweges hat es etliche Rastplätze und am einen sogar einen Sprungturm. Dies ist also auch ein Badesee. Am Einfluss befindet sich auch noch ein Moor.
Wie Hohler wanderte ich weiter zur Restaurant Hasenberg und fand es wie er geschlossen. Das Japan-Restaurant empfängt nur zu Lunch- und Dinnertime Gäste. Offen hingegen wäre die Cafeteria des Behindertenheimes gewesen. Dieses hatte auch eine interessante Form, Produkte der Töpferei anzubieten.
In jedem Topf ist ein Einzahlungsschein mit dem Preis, so dass es keine Kasse braucht.
Ich brauchte meinerseits keinen Topf und ging dem Hang entlang weiter und erreichte so Bellikon. Dort nahm ich das Postauto nach Baden und dort wieder auf einen Zug nach Hause.

Und dann begegnete ich beim Aufstieg diesem da:
Grund genug, mich etwas über die im 2. Weltkrieg in der Schweiz internierten Polen zu informieren. Wie die 12’500 polnischen Soldaten in die Schweiz kamen, beschreibt ein Artikel auf Infosperber. Zuerst waren die Polen in einem „Concentrationslager“ in Lyss untergebracht. Das hiess damals noch nichts Schlimmes, sondern lediglich, dass alle an einem Ort waren. Später wurden sie aber über die ganze Schweiz verteilt und für Infrastrukturarbeiten eingesetzt. Darum ist die Schweiz seitdem voller Polenwege, wie sie ein Artikel auf Wikipedia alle aufzählt.
Trotz Kontaktverboten gab es auch Kinder, Ehen oder beides zwischen polnischen Internierten und Schweizer Frauen. Der bekannte Tennisspieler entstammt aber nicht einer solchen Geschichte – sein Grossvater kam erst 1946 in die Schweiz.

23 Sonntag
Man braucht nicht immer Eltern, die einen zu einem Sonntagsspaziergang drängen. Heute trieb es mich auch so hinaus. Das Motto des Spaziergangs war „rund um Spiez“.
Zuerst schaute ich mir den Stauweiher (nicht Stausee, er hat keine Mauer) an:
Man könnte ihn für einen natürlichen Weiher halten, wären da nicht diverse schwimmende Schläuche und ein Schwimmbagger. Der Weiher, der übrigens aus zwei Teilen besteht, wird durch eine Leitung vom Simmenwehr bei Wimmis gespiesen und durch eine Druckleitung zum Krartwerk am See entleert. Dieses liegt sehr idyllisch und ist von vielen Wohnhäusern umgeben. Mir würde es dort auch gefallen.
Vom Kraftwerk aus kann man seeabwärts einem Trampelpfad folgen, der von Bootshaus zu Bootshaus dem See entlang führt. Den habe ich kurz erforscht, aber dann wollte Ich aufwärts – im doppelten Sinn – auf den Spiezerberg. Dieser trennt einen Teil des Ortes vom See, ist ein Rebberg mit Rebenlernpfad und natürlich ein Aussichtspunkt.
Über den ganzen Bergrücken (Kulm 660m, also genau 100m über dem See) führt ein Spazierpfad auf dem ich zum Schloss und somit zur Spiezerbucht gelangte. „Da tobt das Leben“, hätte ein Ex-Kollege wohl zur Bucht gesagt, wobei er mit diesem Spruch einst die Rotlichtquartiere meinte. Ein sonniger Sonntag in der Bucht ist aber harmloser. Hier hat es Strandcafés, Liegewiese, Minigolf, Skaterpark, Beachvolleyfelder und das Strandbad. Letzteres allerdings noch geschlossen.










Mittwoch, 1. März 2017

Der März 2017

8 Mittwoch
Fasnachtsumzug in Basel. Dank der letztjährigen Fussbal EM war auch Island ein Thema.
Aber Waggis sind manchmal einfach Waggis.

14 Dienstag
In Deutschland lief vor einigen Tagen ein kleiner Shitstorm, weil eine Krankenkasse Homöopathie bezahlt. Dummerweise antwortete der/die Twitterverantworliche auf die Kritik mit „beweise, dass H. nicht funktioniert“. Eine Aussage mit Shitstormpotential, denn, dass etwas nicht ist, lässt sich nicht beweisen.
Aber zurück zum Thema: Auch bei uns ist via Volksabstimmung die „Alternativmedizin“ in die Grundversicherung gehievt worden. Dies stellt sich auch in der Werbung dar.
Was haben sich die Werber hier wohl gedacht? Wahl zwischen zwei Sorten Nadeln? Ich nehme doch an, dass selbst jemand der auf Akupunktur schwört, bei einer Blutvergiftung eine Tetanus-Impfung vorzieht.
Habe ich „der“ gesagt? Interessant an diesem Plakat scheint mir, dass eine Frau hier die Akupunktur-Türe öffnet. Da bedient man wohl das nicht ganz falsche Cliché, dass vor allem Frauen für esoterische Methoden empfänglich sind. Beim Thema Spitalwahl wird jedenfalls ein Mann abgebildet.

26 Sonntag
Als ich das letzte Mal in Neuenburg war, habe ich mir vorgenommen, mir Hauterive genauer anzusehen. Dass das Dorf auch einen deutschen Namen hat - Altenryf, weiss ich aber nur aus Wikipedia.
Ich fuhr also nach Neuenburg, verliess den Bahnhof durch den „Hinterausgang“ und ging die nächste steil ansteigende Strasse hinauf. So erreichte ich den Stadtrand an der Juraflanke, was mich sogleich an entsprechene Strassen in meiner Heimatstadt erinnerte, und marschierte ostwärts. Immer wieder bewunderte ich die Aussicht und benied die hier wohnenden.
Kein Alpenpanorama, dazu war es zu dunstig, aber immerhin der Mont Vully. Das liesse ich mir auch gerne gefallen. Da ich aber hier kein Haus habe, marschierte ich weiter und kam schliesslich in Hauterive an. Ein richtiges Winzerdorf mit einem Kern aus eng zusammengebauten Häusern und den Weinbergen darum herum. Gut, ein Teil dieser Weinberge hat sich in moderne Vorstadtquartiere verwandelt. Das ist der Lauf der Zeit. Auch der Dorfplatz, gemäss Info-Tafel Treffpunkt des Bevölkerung, war leer und die Autos fuhren durch die enge Strasse weiter.
Interessant für eine meiner Leserinnen könnte die Flagge am Gemeindehaus links im Bild sein. Nein, es ist nicht die Schwedische Fahne, es ist kein Skandinavisches Kreuz, sondern ein zentriertes – das Kreuz auf dem Wappen von Hauterive.
Gleich hinter dem Standort des Fotografen ist die Trolleybushaltestelle der Linie Neuchâtel – Marin und zu letzterem fuhr ich um wieder nach Bern und weiter nach Hause zu fahren.
Wikipedia über Hauterive.

27 Montag
Bei diesem Titel denkt man in erster Linie an Bern. Aber natürlich kann man auch in vielen Städten und Dörfern im Berner Oberland und am Jurasüdfuss der Aare entlang flanieren. Ich tat dies heute wieder einmal in Interlaken. Erstmals flussabwärts vom Bahnhof West bis zum Thunersee. Dort am rechten Ufer steht die Ruine Weissenau.
Es sei die älteste erhaltene Burgruine im Berner Oberland, sagt die Info-Tafel. Als die Aare noch nicht kanalisiert war, war das hier eine Insel im Aaredelta und die Wiese davor ein Hafen.
Die Ruine erhielt 2001 traurige Berühmtheit, weil eine Gruppe Rechtsradikaler einen Kollegen wegen angeblichen Verrats dort ermordeten.
Wenn man auf dem Turm steht, vergisst man aber die schreckliche Geschichte und geniesst die Aussicht. Und vielleicht träumt man davon, die Burg würde sich rekonstruieren und man könnte Burgherr oder Burgherrin sein.





Mittwoch, 1. Februar 2017

Der Februar 2017

4 Samstag
Da ich in Frutigen zu tun hatte, machte ich auch noch ein paar Schritte im Dorf herum. Für mich das interessanteste Haus ist dieses:
Das Amtshaus. Nicht aus historischen oder architektonischen Gründen ist es wichtig für mich, sondern weil es auch das Grundbuchamt für das westliche Oberland beherbergt. Also auch den Eintrag für meine Wohnung (und den Parkplatz).
Amtshäuser gibt es in jedem der 23 Berner Bezirke, aber viele verloren nach der Verwaltungsreform ihre Funktion. Auch „mein“ ursprüngliches in Wimmis, das jetzt der Gemeinde gehört.

8 Mittwoch
Gestern war ich ganz in meinem Element als Vereinsmeier. Wir hatten Vorstandssitzung im Schachklub und im Nebenzimmer spielten noch einige ihren Match der laufenden Stadtmeisterschaft. So huschte ich etwas hin und her und freute mich, dass um zehn sowohl die Sitzung, als auch die Spiele fertg waren.
Morgen früh mache ich gleich die nächste Runde, sagte ich und verliess unser Spiellokal, um noch den Nachbarn J. am Brauerstammtisch abzuholen. Dort blieb ich auch noch eine Stunde sitzen, so dass ich schliesslich erst um Mitternacht ins Bett kam.
Heute Morgen startete ich gleich den Computer und verschickte die Paarungen der nächsten Runde. Eine halbe Stunde später kam ein Mail eines Spielers: ich hatte ein Resultat falsch eingeschrieben. Am liebsten wäre ich jetzt hysterisch schreiend die Wände hochgelaufen, entschied mich aber doch, den Spielern mit einigen entschuldigenden Worten eine korrigierte Paarungsliste zu schicken. So ist wieder alles Banane – hoffe ich.


13 Montag
Es war eine spontane Idee, mit einen langweiligen Samstag Nachmittag zu vertreiben, in dem ich nach Bern und von dort mit der S5 nach Marin fuhr, um dann dem See entlang nach Neuenburg zu spazieren. Dort warf ich erst noch einen Blick ins Einkaufszentrum, in welchen sich, schien mir, mehr Dorfleben abspielte, als im Dorf Marin selbst. Dieses gehört seit 2009 zu einer Fusionsgemeinde namens La Tène, benannt nach der Ausgrabungsstätte am See.
Ich ging aber nicht zu dieser, sondern in die andere Richtung und kam auf dem Boden von Saint-Blaise an den See. Dort gibt es einen relativ neuen Uferweg, kleine Badebuchten, einen Bootshafen mit bunten Häuschen, einen Picknick-Platz mit Wifi und diesen Brunnen von Herrn Botta:

In Saint-Blaise gibt es einen ausgeschilderten Brunnen-Weg, der hier endet.
Da ich schon etwas müde war, folgte ich nicht weiter dem Uferweg, sondern nahm den nächsten Trolleybus Richtung Neuenburg. Glücklicherweise erwischte ich die Linie via Hauterive, denn dieser Weg entpuppte sich alse echter Panoramaweg. Hier komme ich sicher noch einmal hin und dann nehme ich sicher auch noch die Drahtseilbahn auf den Chaumont.
Auf der Website von Saint-Blaise findet man mehr über die Sehenswürdigkeiten des Dorfes.

18 Samstag

Ich spiele mit den Worten Ode und Odem
und auch mit der Mode und dem Modem.
Aber schon ist mir der Schnauf,
ausgegangen und ich gebe auf!
Nur frag ich mich noch ob
kommt das gewünschte Lob,
oder ob alle atmen schwer:
was Odem ist, weiss keiner mehr.

19 Sonntag
Auch diesen Samstag dachte ich mir: Sitze in einen Zug und schaue wo du hin kommst. Ich kam nach Z wie unsere kleine Grossstadt.
Entgegen früherer Erfahrung galt aber vorerst nicht: Bern sonnig, dazwischen Nebel, Zürich wieder sonnig. Es blieb beim Nebel und auch der Versuch, diesem auf den Üetliberg zu enfliehen, misslang. So nahm ich, nach kurz Würdigung der nicht sichtbaren Aussicht, wieder die Bahn bis zum Triemli. Dort begann ich eine kleine Stadtwanderung, bei Sonnenschein, notabene, die mich erst nach Albisrieden führte – siehe das Bild von gestern – und dann, einfach der Nase nach – hierher:

Ja, diesen Glasturm kennen wir doch von irgendwoher. So kann es sich nur um den Blick auf die Hardbrücke handeln. Ich habe mich übrigens nicht etwa in den Verkehr gestellt – es hatte eine Fussgängerinsel. Auf der Brücke wird zur Zeit eine Tramtrassee eingebaut, so dass, wer bei der S-Bahn-Station aussteigt, gleich auf Schienen weiterfahren kann.
Ennet dieser Brücke war es nicht weit zum Viadukt mit den Läden unter den Brückenbögen und dem Beginn des Lettenweges. Das ist eine ehemalige Bahntrassee, die über die Limmat führt und heute ein beliebter Spazierweg ist. Auch der Bahnhof Letten steht noch und wird von einem alternativen Spielpark und einem Skatingpark flankiert. Schliesslich überquerte ich die Limmat ein zweites Mal und kam hier an:
Da, wo die Nixe mit dem Nixerich, da wird einem auch klar, warum dies Platzspitz heisst. Es ist tatsächlich ein spitz zulaufendes Landstück, im Zusammenfluss von Limmat und Sihl. Der Park hinter dem Landesmuseum wurde in den 80-er Jahren als Needle-Park weltberühmt. Heute dürfte nichts aufregenderes mehr passieren, als dass ein paar Junge ihren Ghettoblaster im Pavillon loslassen.
Zum Bahnhof ist es ab hier auch nicht mehr weit, so dass ich mich nach diesem langen Spaziergang gleich im Zugssitz erholen konnte.

25 Samstag
Was schauen im TV am Freitag Abend? Ich blieb beim Disney-Channel und dem Film „Lilo & Stitch“ hängen. Ein typischer Disney Film mit viel Farben, Clichés, Action und einer Moral. Aber etwas war darin, was mir geblieben ist.
Kurz die Geschichte: Ein kleines ausserirdisches Monster landet auf der Flucht auf einer Hawaii-Insel und wird dort vom Waisenmädchen Lilo als vermeintlicher Hund adoptiert und Stitch genannt. Stitch ist aber ein egoistisches, auf Zerstörung programmiertes Wesen, das viel Schaden anrichtet. Er ist mit Schuld, dass Lilos ältere Schwester keine Stelle findet und die Verantwortung für Lilo verlieren soll.
Dann aber gibt es diese spezielle Szene: Stitch schaut sich ein Märchen-Bilderbuch an und Lilo erzählt ihm die Geschichte des hässlichen Entleins, das ein Aussenseiter ist. Sie erzählt ihm, dass auch sie Aussenseiterin ist, seit ihre Eltern tot sind. Stitch verlässt darauf das Haus mit dem Buch, geht in den Wald, schaut das Bild des einsamen Entleins an und ruft um Hilfe.
Es ist der Moment, so betrachte ich es jedenfalls, wo Stitch erkennt, dass seine Umwelt nicht lediglich Objekt seiner Triebbefriedigung ist, sondern dass er von Individuen umgeben ist, dass er auch ein Individuum ist und dass er die anderen braucht. Das drückt sich im Verlauf der Geschichte auch dadurch aus, dass er zu sprechen beginnt und seine Bedürfnisse ausdrückt.
Er hat somit in einer Nacht eine Entwicklung durchgemacht, die beim Menschen 10 bis 15 Jahre dauert und bei manchen Leuten hat man das Gefühl, sie kämen nie soweit.
Ja, ich kann meine pädagogische Grundausbildung nicht ganz verleugnen und diese Geschichte hat ein bisschen darin herumgewühlt. Der Film wird mir darum etwas weniger clichiert und moralisch in Erinnerung bleiben, als erst gedacht.
Ein Wiki mit detailierten Infos zuLilo & Stitch

26 Sonntag

Sie soll ja ein Kraftort sein, die Kirche von Einigen. Von dieser Kraft spürte ich allerdings nichts und auch das Innere der Kirche ist nicht sehr spektakulär. Der Altar ist, wie es sich gehört, nach Osten und somit zum See gerichtet, die bunten Fenster verhindern aber den Blick auf den See.
Was man in Einigen und in den anderen zu Spiez gehörigen Seegemeinden immer noch nicht geschafft hat, ist ein Seeuferweg. In Einigen kann man nicht einmal von einem Weg reden, denn nur bei  Badi und Schiffländte kommt man an den See.
Seit vielen Jahre hatte ich die Sicht auf Einigen vom Zug aus und nahm mir vor, das Dorf einmal von Nahem zu erkunden … ok, erledigt!

28 Dienstag
Der Montag war als einziger Schönwettertag der Woche angesagt. Grund genug, an einen Ort zu gehen, wo man lieber bei schönem Wetter hingeht. Einen Flugplatz, zum Beispiel.
Nach Interkontinentalflug sieht das sieht das nicht aus und ist es auch nicht. Sportflugzeuge starten und landen hier. Das einzige Militärflugzeug dient als Kreiselfigur. Dafür ziert ein moderner Engel, pardon, Ikarus, den Vorplatz.
Als ich A. bat, zu raten, wo ich war, erriet er es nicht, obwohl dies nach Belp der am nächsten bei Bern gelegene Flugplatz ist: Grenchen.
Ich wählte einen unüblichen Weg dorthin. Ich fuhr erst via Lyss nach Büren und nahm dort den Bus nach Grenchen, der am Flughafen hält. Das heisst aber nicht, dass er abgelegen ist – er ist nur 15 Fussminuten vom Bahnhof Grenchen Süd entfernt.

Sonntag, 1. Januar 2017

Der Januar 2017

Süss und knackig soll das neue Jahr sein...

Best of Instagramm 2016

Von oben links nach rechts unten:
– Schneekanone neben dem Kinderskilift neben unserer Siedlung
– Bier-Würze fliesst aus dem Läuterfass
– Kalb auf der Weide in Entschwil
– Steinbruchbähnli in Ostermundigen
– Quartierkatze im Hopfen beim Nachbarn
– Reiterdenkmal auf der Burg in Krakau
– Thunersee
– Abendberg
– Egelsee Bern

3 Dienstag

Ich bin hier an der Ausfahrt des Panorama-Centers in Thun und merke wieder einmal, wie sehr ich mich schon an diese Aussicht gewöhnt habe, dass sie mir nur noch ausnahmsweise auffällt.


8 Sonntag
Pommes Frites?
Ja, ich habe auch schon mal Pommes Frites gemacht. Das ist aber so lange her, dass ich beim besten Willen nicht einmal mehr das ungefähre Jahr nennen könnte. Und dann waren es natürlich vorbereitete, gefrorene.
Nein, wenn ich wieder einmal Frites mache, dann komplett selbst gemachte, habe ich mir vorgenommen und am Samstag einen Gemüseschneider (so der etwas unverfänglichere Name) besorgt.
Heute war dann Probe. Noch nicht mit echten Frites, sondern mit Pfannenfrites – faktisch stabförmige Bratkartoffeln, aber schön fett und salzig.

8 Montag
Nach der Sitzung bei der Dentalhygienikerin dachte ich mir, ich könnte die Arbeit mit einem Zvieri wieder zunichte machen. Also ging ich ins Coop Bümpliz auf einen Kaffee mit etwas dazu. Da fiel mit diese Wandmalerei auf:
Vier Figuren, resp. Gesichter, die die vier Jahreszeiten darstellen. Und es ist auch eher eine Skulptur, als eine Malerei. Nicht nur wegen des abgehobenen Untergrunds, sondern auch …. aber das sieht man, wenn man sich bewegt.
Die Köpfe drehen sich und schauen dem Betrachter nach. Eine optische Täuschung, die darauf beruht, dass die Gesichter konkav sind. Beim Künstler handelt es sich um Sandro del Prete, der auf solches spezialisiert ist. Bis vor kurzem hatte er seine Galerie, das Illusoria-Land, in Ittigen, wo ich auch schon war. Neu ist er in der Nähe von Hindelbank.

16 Montag
Ehrlich gesagt, habe ich auch schon darüber gespottet, dass auf der Wetterkarte von SRF-Meteo jeden Tag andere Dörfer beschriftet werden. Aber gefreut hat es mich trotzdem, dass heute mal mein Wohnort dran war.


19 Donnerstag
Der Anblick, beim Briefkasten leeren, heute morgen um halb neun.

In der heutigen Post war die Anmeldung zum GP-Bern (genau, der in der Terminliste). Ich will wieder den 4.7 km Altstadt-GP laufen und habe mich gleich angemeldet. Erstmals gehöre ich zur Kategorie „Sen.Master“. Ja, es seniort ganz gewaltig bei mir. Erst gestern habe ich mich bei den Schweizer Schach Senioren angemeldet. Einige Klubkollegen haben mir schon vorgeschwärmt, wie schön und interessant diese Seniorenturniere seien – und auch so familär.

27 Freitag
Immer wenn ich in Spiez vor dem Bahnhof stehe, muss ich einen Blick hinunter werfen. Und wenn ich ein Foto mache, fällt das nicht weiter auf, denn es hat immer ein paar Touristen, die das auch gerade machen.



29 Sonntag
Samstag Abend war das jährliche Treberwurst-Essen. Ich gönnte mir drei solche Teller und fühlte mich anschliessend etwas voll. Auf den Verdauungs-Schnaps musst ich verzichten, denn der Nachbar, der ursprünglich fahren wollte, machte krankheitshalber schlapp.

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Der Dezember 2016

3 Samstag
Der Politblogger aus Arlesheim verbringt einige Monate in London. Als er dies ankündigte, verriet er auch, warum London seine Lieblingsstadt ist: u.a. wegen der vielen Parks, dank der relativ geringen Bevölkerungsdichte. In Paris z.B. ist die Bevölkerungsdichte in der Kernstadt vier mal höher als in London. Ob er auch sonst etwas gegen Paris hat, weiss ich nicht, aber ich werde ja auch nicht mit jeder Stadt warm. So war ich schon zweimal in München und könnte mir nach wie vor nicht vorstellen, dort zu leben.
Dies brachte mich auf die Idee, Freunde nach ihrer Lieblingsstadt zu fragen: “ In welcher europäischen Grossstadt würdes du gerne ein halbes Jahr leben?“ Ohne an ein Sprachproblem zu denken, fügte ich hinzu, aber dies ergab sich bei den Antworten.
Den A. würde es nach Süden ziehen. Nach Rom oder ev. nach Florenz, auf jeden Fall nach Italien. Nachbar J. hingegen nach Norden, aber auch gleich in die Nachbarschaft, nach Deutschland. Berlin natürlich oder München (!). Und ich? Meine Traumstadt ist nach wie vor Amsterdam. Oder Paris, womit sich der Kreis schliesst.

5 Montag

Wenn ich im Restaurant „Barbière“ Richtung Fenster sitze, sehe ich diese Grafity.
Falsch geschrieben zwar, aber als Aussicht aus einem in-Restaurant durchaus passend. Durch die Quartiere Lorraine und Breitenrain weht der Wind des „Alternativen“. Auch wenn es mir schwerfällt, zu definieren, was alternativ bedeutet, glaube ich die entsprechende Atmosphäre zu spüren. Der Anschein des unfertigen und improvisierten, gepaart mit einer ambitiösen Küche mit einer Menukarte für eine „urbane“ Kundschaft, nicht für das typische Quartierbeizen-Publikum bestehend aus Bauarbeitern und Rentnern.
Aber ich will mich nicht beklagen. Das Essen ist gut und wenn mir nach Schnipo ist – dann hat’s ja an der anderen Strassenecke ein Coop-Restaurant.

9 Freitag
Nach dem traditionellen Bäregrabe-Essen spazierte ich noch die Gasse hinauf und machte dieses Stimmungsbild.

18 Sonntag
Eigentlich wollte ich nur das Glas noch ein bisschen nach rechts schieben – für’s Foto. Aber es fiel um und 2 dl kostbares Weihnachtsbier entleerten sich über Tisch, Boden und die Füsse einiger Bierfreunde. Nach viel Gelächter, Spott und natürlich fleissigem Aufputzen probierte ich es noch einmal:
Na also, geht doch! So wäre also unsere Bierklub-Weihnachtsfeier 2016 auch dokumentiert.

Weihnachten



Dienstag, 1. November 2016

Der November 2016

Schweigeminute
Das ist der Titel des Films, der gestern (31. Okt) im ZDF lief. Die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Siegfried Lenz. Es geht um eine Liebesgeschichte zwischen dem 18-jährigen Schüler Christian und seiner Englischlehrerin Stella.
Gefallen hat mir an der Geschichte, dass es nicht um unschuldige Liebe gegen böse Umgebung geht. Die Eltern haben Verständnis, die Mitschüler spotten, die Lehrerkollegen mahnen. Das ganze hätte sogar Potential zum Happy-End. Aber – und das hat mir weniger gefallen – sind Happy-Ends halt nichts für hohe Literatur und es braucht ein tragisches Ende. Stella verunfallt beim Segeln tödlich und Christian verliert seine erste grosse Liebe.
Viel wichtiger als die Geschichte, ohne dessen Umstand ich den Film gar nicht geschaut hätte, ist, dass er vorwiegend auf Bornholm gedreht wurde. Meist im Hafen von Sandvig, dem Nachbarort von Gudhjem, wo ich schon vier Mal in den Ferien war. Die Geschichte spielt zwar in Deutschland, aber ein Dorf, das sich seit den sechziger Jahre kaum verändert hatte, fand das Filmteam eben hier.
Ich schaue nur noch selten Spielfilme und bin manchmal ganz froh, einen Grund zu haben.

2 Mittwoch
Ist der Weg da Ziel? Oder doch das Ziel? Vielleicht auch beides…
Das Ziel selbst war heute klar, es lag an der Aare.
 Den Weg dorthin habe ich mir aber etwas aussergewöhnlich gestaltet. Nach Bern auf dem direkten Weg, dann aber mit dem Postauto via Meikirch nach Lyss. Eine Strecke, die ich während der Berner Zeit sicher hundertmal mit dem Auto gemacht habe. Als Postautopassagier hatte ich nun die Musse, die Landschaft anzuschauen. Am interessantesten waren jene Streckenabschnitte, wo das Postauto die Hauptstrasse verlässt und eine Extra-Schleife durch ein Dorf fährt. Nach einer knappen Stunde war ich in Lyss, bestieg den Zug nach Büren und dort den Bus (diesmal von der RBS) nach Solothurn.
Nach Solothurn – mal zu einer Sitzung, mal zum Schach spielen und, jedes Jahr, zur Biermesse – aber einfach als Tourist? Das kommt kaum vor. Diesmal aber ja und ich schaute mir erstmals an, was jeder Tourist anschauen muss.

Genau, die St. Ursen Kathedrale! Dort wo einst ein Geisteskranker den Altar anzündete und wo der protestantische Bundesrat Willy Ritschard eine Totenmesse erhielt.
Ich gehe übrigens nie im Mittelgang durch Kirchen (fast nie), sondern rund herum. Die Seitenkapellen sind häufig interessanter, als das Mittelschiff und die schräge Perspektive reizvoller, als die Symmetrie.
Auch auf dem Rückweg leistete ich mir ein Extra. Mit dem Bus nach Herzogenbuchsee und ab dort auf dem üblichen Wege mir dem Zug nach Hause.

23 Mittwoch
Natürlich nicht, wie sollte Europa auch scheitern, denn Europa ist eine Landmasse, ein Kontinent, resp. der Teil des Kontinentes Eurasien westlich des Urals. Aber so wie fast alle Amerika sagen, wenn sie die USA meinen, sagen mittlerweile auch fast alle Europa, wenn die EU, ein wirtschaftlich-politischer Verein, gemeint ist.
Aber natürlich geht es um das Buch „Was, wenn Europa scheitert“ von Geert Mak. Es wurde 2012 veröffentlicht und kennt noch keine Flüchtlingskrise und noch keinen Kommissionspräsidenten Juncker. Das Buch aber trotzdem noch aktuell.
Der Autor beantwortet die Titelfrage nicht direkt, sondern beschreibt die Probleme der EU, die uns auch bestens bekannt sind. Neben der Bürgerferne und dem Demokratiedefizit, richtet er den Blick auf jenen Teil der Wirtschaft, der nach seiner Meinung einen zerstörerischen Einfluss ausübt: die Finanzwirtschaft. Sie gängle die Politik, anstatt das die Politik sie kontrolliere.
Die Einführung des Euro hält er für einen Fehler und denkt, dass dieser auch wieder verschwinden könnte. Aber er hat ein schönes Bild für solche Momente: Europa (also die EU) ist eine Kathedrale mit vielen Seitenschiffen. Wenn eines davon wegen eines Konstruktionsfehlers zusammenfällt, bleibt die Kathedrale doch in ihrem Fundament erhalten und erfüllt ihren Zweck weiter. Europa (und diesmal wirklich Europa) finde sowieso nicht in Politik und Verträgen statt, sondern in den Adressbüchern der Menschen Europas. Dort wo die Telefonnummern, die Post- und Mailadressen der Freunde auf dem ganzen Kontinent notiert sind.

25 Freitag
Anstatt mit dem Abstimmungssonntag beschäftige ich mich noch einmal mit dem letzten Weihnachtsessen. Serviert wurde in der Form eine „Tavolata“. D.h., die Komponenten jeden Ganges kamen in kleinen Platten auf den Tisch und die Teilnehmer des Essens konnten sich die Sachen auf den eigenen Teller schöpfen und die Platte weiterreichen. So sah die Vorspeise aus:
 Tintenfischcarpaccio, Vitello tonnato, grilliertes Gemüse und hauchdünn geschnittener Schinken und Mortadella. Meerfrüchtesalat und Oliven waren auch noch dabei. So füllte ich mir den ersten Teller.
Als erster Gang kamen Pasta mit Pesto, Crevetten-Risotto und Steinpilzravioli. Letztere waren besonders gut. Den zweiten Gang zeige ich, wie er bereits auf meinem Teller war:
Loup de Mer, Rinds- und Kalbsschnitzerl, Pepperonata und Risotto. Salat und Kartoffeln kamen später. Aber weil der Geschäftführer euphorisch noch Fleisch nachbestellte, „musste“ ich noch zwei weitere Schnitzelchen vernichten.
Aus Zeitgründen musste ich aufs Dessert verzichten, aber, um ehrlich zu sein, mein Magen hätte wohl auch rebelliert.


29 Dienstag
 Nach dem Essen mit A. gönnte ich mir noch einen Spaziergang durch und um meinen ehemaligen Wohnort Ostermundigen bis auf den Ostermundigenberg. Während der drei Jahre, die ich hier lebte, habe ich das nie geschafft. Darum wusste ich auch nichts davon, dass sich hier ein Grabstein befindet.
Es ist zwar nicht das Grab, des einstigen Berner Oberförsters Karl Kasthofer (1777-1853), denn dieses ist unbekannt, aber der Grabstein, der 1992 bei Bauarbeiten im Monbijou gefunden wurde. Hier, quasi mitten in seinem Revier, hat man ihm eine Gedenkstätte eingerichtet.
Hier ein Lexikoneintrag zu Karl Kasthofer.