Montag, 11. Juli 2011

Mürggu!

Er sei doch das beste, habe ich meine ganze Kindheit lang gehört. Der Anschnitt, resp. Abschnitt oder eben, auf gut Berndeutsch, der Mürggu. So habe ich, wenn ich das Anschneiden des Brotes nicht gerade auf meinen Vater abschieben konnte, in den sauren Apfel, oder eben, den Mürggu gebissen. Da ich normalerweise Konfitürenschnitten ass, lief bei dieser Beissübung meist einiges über die Finger. Aber die Lektion hat gesessen und ich habe immer noch Hemmungen, den Abschnitt zu verschmähen. Lieber lasse ich ihn ein, zwei Tage liegen, bis er hart ist. Dann fällt es ein bisschen leichter, ihn wegzuwerfen.
In der Schule hat der Lehrer uns die Geschichte des Jungen erzählt, der ein Stück Brot wegwarf und dann einen Alptraum hatte. Er musste pflügen, sähen, schneiden, dreschen, mahlen, kneten, backen bis er ein Brot in Händen hatte. So kostbar war das Brot, dass man es nicht wegwerfen durfte.
Und das haben wir dann auch alles gemacht, also im Garten des Lehrers ein Beet Weizen angesät etc. Ja, ich weiss durchaus, wie Brot entsteht. Trotzdem ... nicht nur weil unser Brot mehr oder weniger ein Industrieprodukt ist, auch ganz plump und egoistisch betrachtet: Soll ich etwas essen, das mir keine Freude macht? Haben wir nicht doch genug, dass man ein Restchen nicht auch wegwerfen darf? Der Hunger in der Welt? Es rettet garantiert niemanden vor Hunger, wenn ich hier lustlos an einer Brotrinde kaue. Und nach Afrika schicken, kann ich sie auch nicht.
So oute ich mich hiermit: Ich werfe den Abschnitt des Brotes, Mürggu genannt, meistens weg.

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