Samstag, 6. Juni 2009

Sonntagsgeschirr

Ich lese gerne den Blog "Stützen der Gesellschaft" von Don Alphonso. Auf satirische Art nimmt er die Welt des Grossbürgertums, zu der er auch selbst gehört, aufs Korn. In seinem letzten Beitrag, hat er etwas beschrieben, das man auch als Arbeitersohn nachvollziehen kann.
Da habe sich eine Nachbarin bei seiner Mutter beklagt, dass er auf der Terrasse frühstücke, resp. dass er dabei sein teures Geschirr verwende und dass man das von überall her sehe. Ja, er lässt die Sachen sogar stehen, wenn er auf seinen Morgenspaziergang geht. Die Nachbarin und die Mutter gehören noch einer Generation an, die, unabhängig wie reich sei waren, stets darauf gedacht war, seine Kostbarkeiten nicht zur Schau zu stellen. 
Dass das in einem Arbeiterhaushalt genauso funktioniert, kann ich am Beispiel meiner Mutter zeigen. Da gab es Sonntagsgeschirr, das Hochzeitsgeschenk, das nur an Festtagen und für Gäste gebraucht wurde. Es war nach 60 Jahren noch komplett! Dann gab es das Alltagsgeschirr für die Familie, das aber für den Kaffe zwischendurch immer noch zu schön war. Dafür gab es noch ein paar billigere Tassen. Das gleiche galt für Gläser und Besteck. 
Wie Don Alphonso vertrete ich da eine andere Ansicht. Ich benutze das schönste Geschirr (ist zwar nicht so kostbar, wie beim Don) gerne jeden Tag und riskiere auch Verluste. Tassen und Teller sind für mich keine Schauobjekte. Nur bei einem bin ich auch konservativ im wörtlichen Sinne. Die Kristallgläser meiner Eltern schone ich noch.

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