Mittwoch, 30. Juni 2010

Bullshit in der Theorie

Als Informatiker, speziell als einer der schon auf Banken und Telekommunikationsfirmen gearbeitet hat, ist einem ja Bullshit ein Begriff. Das nicht nur, weil man in diesen Bereichen gerne Anglizismen gebraucht. Schon oft konnte ich Bullshit-Bingo spielen - nicht laut, nur leise. Aber was ist Bullshit überhaupt. Nicht Stierexkremente, sondern der übertragene Sinn. In einem kleinen Büchlein des amerikanischen Professors Harry G. Frankfurt habe ich endlich die theoretische Grundlage für diesen gern gebrauchten Begriff gefunden. Im Buch wird als Synonym auch Humbug - ebenfalls ein englisches Wort - verwendet.
Der Bullshit unterscheidet sich gemäss dem Autor von der Lüge dadurch, dass ein Lügner die Wahrheit kennt und bewusst die Unwahrheit sagt. Bullshit ist zwar auch nicht war, aber wer ihn erzählt, glaubt meistens daran, weil er den Bullshit nicht auf seinen Wahrheitsgehalt prüfen hat können oder wollen. Eine weitere interessante Erscheinung in diesem Zusammenhang ist die Bullshitrunde. Es ist ein Zwischending zwischen Stammtischgespräch und Brainstorming. Unter Stammtischgespräch wird meistens eine Diskussion verstanden, in der nur Behauptungen aufgestellt und geschimpft wird. Brainstorming wiederum lebt davon, dass auch die verrücktesten Ideen zur Lösungsfindung geäussert werden. In der Bullshitrunde äussern die Teilnehmer auch verrückte Theorien und testen hierbei, wie weit sie gehen können, damit sie noch ernst genommen werden. Eine Bullshitrunde ist sehr unterhaltsam, wenn man sie und sich nicht zu ernst nimmt.
Nun könnte man sagen, warum soviel Gehabe um ein bisschen Bullshit. Aber so harmlos ist das ganze nicht. Es gibt ganze Geschäftszweige rund um Bullshit. Informatik und Wirtschaft habe ich schon erwähnt. Auch Lebenshilfe ist ein Tummelfeld für Bullshitter. Auch dazu lese ich gerade ein Buch von zwei Herren, die sich im Verkaufen von Illusionen auskennen: Hugo Egon Balder und  Jacky Dreksler. In "Wunsch-Bullshit im Universum"  haben sie sich jene Autoren vorgenommen, die das erfolgreiche wünschen propagieren. Sie zeigen anhand der Beispiele, wie man eine leere Theorie aufbaut, marktkonform gestaltet und erfolgreich verkauft. Die beiden kennen sich aus, produzieren sie ja noch immer erfolgreiche TV-Sendungen.Was ich aus dem Buch alles gelernt habe, davon schreibe ich später noch einmal.

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