Sonntag, 20. Juni 2010

Fahrt ins Blaue


Oder müsste ich ehrlichkeitshalber von einer Fahrt ins Graue berichten? Na ja, dies ist halt der offizielle Begriff, für eine Reise, deren Ziel die Teilnehmer nicht kennen. Es ist die Art, wie mein Bruder und meine Schwägerin jeweils ihre runden Geburtstage feiern und ein solcher war am Samstag angesagt. Erstes Ziel war das Latenium, das archäologische Museum ein Hauterive, Neuenburg. La Tène hat einem Teil der Eisenzeit ihren Namen gegeben. Zu besichtigen ist ein rekonstruiertes Haus der Pfahlbauer, die, anders als ursprünglich angenommen, an Land und nicht im Wasser standen. Weiter ist vor dem Museum ein Weiher, 3m über dem Seespiegel, angelegt, der die Wasserhöhe vor der Juragewässerkorrektion angibt. Daraus wird auch klar, warum alle diese Funde erst so spät gemacht wurden - sie waren in zu grosser Tiefe.
Das Museum selbst zeigt vorwiegend Funde aus der Region. Es ist auf besondere Weise angelegt. Der Rundgang folgt den archäologischen Schichten, geht also von der jüngeren Vergangenheit bis zur Eiszeit. Begonnen wird also mit den Funden aus mittelalterlicher Zeit, kommt dann zu den Römern, dann zu den Kelten. Dort ist die Rekonstruktion eines Lastenkahns zu sehen, der wohl schon vor zweitausend Jahren gelben Sandstein aus dem Jura als Baumaterial ins Mittelland ennet dem See gebracht hat. Das Original hat man wieder im See versenkt, da dies immer noch die beste Konservierungsart ist. Weiter geht es mit Exponaten der Eisenzeit - dem Hauptthema von La Tène - über die Bronze- und Steinzeit bis zu den Spuren der ersten Zivilisationen Mitteleuropas. Mit einer weissen Wand, die einen Gletscher der Eiszeit symbolisiert, endet der Rundgang. Man könnte problemlos Tag hier verbringen - wir hatten eine gut einstündige Führung.
Mit dem Schiff fuhren wir anschliessend nach Murten zu Abendessen. Wie toll diese Fahrt auf dem Sonnendeck doch gewesen wäre. Aber das Wetter kann man sich halt nicht aussuchen. Auch so war die Fahrt durch den Broyekanal, ich glaube das zweite Mal in meinem Leben, ein Erlebnis. Der Kanal beginnt am Neuenburgersee konventionell schnurgerade. Je näher man dem Mont Vully kommt, desto mehr glicht er dem ursprünglichen Flusslauf, gebogen, mit ins Wasser hängenden Bäumen und man kann sich vorstellen, hinter jeder Flussbiegung erwarte einen etwas Besonderes. Schliesslich ist es der Murtensee und danach als krönender Abschluss ein Fischmenu als Abendessen.

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