Mittwoch, 15. Februar 2012

Shitstorm

Vor einiger Zeit wurden hüben und drüben die Wörter und Unwörter des Jahres gewählt. Schon vergessen? Macht nichts! Nicht so schnell vergessen wird wahrscheinlich der letzte in dieser zweifelhaften Runde: Der Anglizismus des Jahres. Es ist der Shitstorm.
Bei Artikeln zu diesem Thema wurde u.a. darüber gerätselt, was denn den Shitstrom von seinem deutschen Pendant, dem Empörungssturm (oder Entrüstungssturm) unterscheidet. Ich vermute, es ist, dass dieser Begriff in erster Linie im Zusammenhang mit dem Internet verwendet wird. In meinem persönlichen Sprachgefühl spielt aber noch etwas anderes mit.
Bei einem Begriff wie Empörung denke ich auch an die Gefühle der Betroffenen. Da muss etwas sein, dass andere direkt trifft und in ihnen Widerstand auslöst. Wer empört ist, der weiss warum. Anders beim Shitstorm, wo das auslösende Thema in den Hintergrund gedrängt wird und Protest um des Protest willens stattfindet. Die Diskussion driftet in andere Themen ab und enthält vermehrt persönliche Angriffe und Diffamierungen.
Die Teilnehmer eines Shitstorms sind wie Krawalltouristen, die sich einer Demo anschliessen, um unabhängig vom Zweck der Demo ihr Mütchen zu kühlen. Der Shitstorm ähnelt einer Demo religiöser Fanatiker, die zwar nicht wissen wer oder was ihre Religion beleidigt hat, aber sicher sind, dass es so war und ihren Hass über üblichen Verdächtigen ausschütten.
Der Shitstorm ist eben jene Art von Empörungssturm die nur jenes enthält, für das es durchaus noch einen korrekten deutschen Begriff gibt : Gequirlte Scheisse.

2 Kommentare:

  1. anglizismen gehen uns grundsätzlich gegen den strich, alle werfen damit um sich und dann die ständige angst vor dem fremden.

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  2. Mit den Frendwörtern ist es wie mit den Gewürzen: Gezielt eingesetzt unterstützen sie den Geschmack der Speisen, übertrieben gestreut verderben sie ihn.

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