Sonntag, 20. Mai 2012

Ach ja, die Interpretation...

... zur Geschichte vom Freitag sollte ich noch nachliefern.
Diese Erzählung vom Zeitreisenden, der nicht zurück darf, weil er sonst den 3. Weltkrieg verhindern könnte, ist eine von vielen, die die aktuellen Zustände so pessimistisch betrachten, dass nur noch die komplette Vernichtung bleibt. Der Autor geht noch einen Schritt weiter, als jene, die ihr Utopia in der Südsee gesucht haben, wie August Engelhardt, von dem der Roman Imperium, den ich gerade gelesen habe, handelt. Er geht weiter, als seine Mitmenschen mit den Worten eines Südseehäuptlings zu mahnen, wie in "Der Papalagi". Er sucht die radikale Lösung, resp. er postuliert, dass diese radikale Lösung bereits geschehen sei und nicht mehr rückgängig gemacht werden dürfe.
Die Geschichte ist geprägt von einem Pessimismus, der nur die eigene Art betrifft. Es wird angenommen, dass die diversen anderen Zivilisationen, die die Erde neu besiedeln genau das haben, was den Menschen fehlte: Friedfertigkeit, Toleranz, Kooperation und so weiter. Schlechte Eigenschaften hat nur der Mensch und dieser ist zu Recht ausgelöscht worden. Das sieht auch der Zeitreisende ein und wählt den schnellen Tod.
Man kann diese Geschichte einfach als Moralpredigt betrachten, nach dem Motto: "Wenn ihr euch nicht bessert, wird alles noch in einer Katastrophe enden". Der Plot mit der Zeitreise lässt aber in meinen Augen keine solch harmlose Interpretation zu. Im Gegenteil. Dieses "Alles ist besser, als das was wir haben und darum sollten wir es zerstören" ist - packen wir mal die ganz grosse Keule aus - nicht weniger als die Philosophie des Terrorismus. Es wäre interessant, den Autor der Geschichte mit dieser Aussage zu konfrontieren. Er oder sie wäre sicher entsetzt und würde sich von jeder Art Terrorismus distanzieren (hoffe ich jedenfalls).
Meine "Moral der Geschicht'" ist jedenfalls: Unsere Welt, unsere Zivilisation, jedes Individuum verdient Kritik härtester Art, aber daraus folgt nicht, dass unser Dasein deswegen sinnlos und darum vernachlässigbar (sprich: zum Abschuss frei gegeben) ist. So viel Optimismus muss sein!
 Das möge man den Autoren der Finsternis hinter die Ohren schreiben...

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