Donnerstag, 13. August 2009

Kreuz und quer durch Riga

Die morgendliche Stadtführung startete mit dem, wofür Riga berühmt ist, dem Jugendstil. (hier Bilder einer privaten Page). Kennzeichen des Jugendstils sind vertikale Linien und Pflanzenornamente. Riga wurde zum Tummelfeld für den Jugendstil, weil kurz vor dem Aufkommen dieses Stil ein grosses Wohnquartier, alles Holzhäuser, abgebrannt war. Der bekannteste Architekt war Michail Eisenstein, dessen dekorativer Stil das Bild des Rigaer Jugendstils in erster Linie prägte.
Da das Kopfsteinpflaster jedes Auto zu einer grossen Lärmquelle machen, zogen wir uns im Stadtzentrum in eine Kirche zurück, wo Katarina noch einige Ausführungen zu wirtschaftlichen Situation der baltischen Staaten machte. Mehr aber als Zahlen beeindruckte uns ihre persönlichen Erlebnisse. So waren vor der Wende die Nahrungsmittel rationiert und z.B. ein Kilo Brot musste für eine vierköpfige Familie reichen. Ich kann mich nicht erinnern, vor zwanzig Jahren von Lebensmittelrationierungen in Osteuropa gehört zu haben. Oder hört man einfach nicht zu, wenn solche Nachrichten im Radio kommen? Hier aber haben wir zugehört.
Nach dem Mittagessen trafen wir auch noch einen lettische Journalistin, die über die politische Situation in Lettland sprach. Die Parteienlandschaft ist extrem zersplittert, nur eine einzige würde die 5%-Hürde schaffen. Trotzdem gibt es nicht jeden Monat einen Regierungswechsel, denn die Einsicht, dass jede neue Regierung mehr oder weniger dasselbe macht, hat sich durchgesetzt. Riga selbst wird übrigens von einer Russenpartei regiert.
Der Nachmittag war "Freizeit", d.h. ohne Führung. Viele Reiseteilnehmer trafen sich auf dem Weg von oder nach der Markthalle. Man nennt ja solche Hallen gerne den Bauch der Stadt. Berge von Gemüse, Fleisch, Fisch, Backwaren und natürlich auch allerlei Ramsch. Gerne nutze ich solche freie Zeiten auch, um in einem Strassencafé zu sitzen und die Leute zu beobachten. Gerade in einer Stadt.
Das Abendessen war in gewisser Hinsicht das absolute Gegenteil des Vortages. Ich ging mit einer Mitreisenden in ein SB-Restaurant, etwas Aehnliches wie Manora. Praktisch, weil man sieht und nur auf die Sachen zeigen muss, die man will. Der "Schock" dann an der Kasse. So günstig war das. Aber gut! In meinem Falle Hechtfilet, Reis, Salat, ein Dessert und ein Espresso für weniger als zehn Franken. Als Begleitgetränk übrigens Kwass - jetzt weiss ich auch sicher, trotz der Verwandtschaft zum Bier, dass ich es nicht mag. Nach diesem reichen Essen, brauchte ich noch einen Verdauungsspaziergang. Ich ging etwas eine halbe Stunde bis zum Fluss und kehrte in einem Bogen zurück zum Hotel, durch die Strasse, wo bis um zehn Uhr abends noch Blumen verkauft werden.

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