Aber beginnen wir mit dem Anfang. Ein lettischer Bus holte uns im Hotel in Tallinn ab und wir machten noch eine Stadtrunde. Dabei besuchten wir auch noch die berühmte Sängerwiese, wo alle fünf Jahre ein grosses Sängerfest stattfinden und die 1988 Zentrum der "singenden Revolution" war. Während damals auf der Wiese die verbotene Nationalhymne gesungen wurde, standen auf den Zufahrtsstrassen die sowjetischen Panzer.
Am Nachmittag trafen wir in Riga ein, der grössten Stadt des Baltikums. Bei einem ersten Stadtspaziergang wurden wir gleich mal von einer Regenschauer überrascht. während bei dieser starken Schauer wirklich alle Leute unter Dach oder Bäume rannten, beobachtete ich später, dass die Letten etwas Regen nicht weiter beachten. Wer eine Regenjacke trägt, muss ein Tourist sein. Nach der estnischen Krone (1CHF = 10 EEK) galt es jetzt Lats zu beschaffen (1LVL = 2 CHF!).
Auf dem Rathausplatz spielte Katarina das Ratespiel "Welches ist das Rathaus?" Natürlich tippen alle auf das prächtige rote Gebäude. Das ist aber in Wirklichkeit ein Zunfthaus. Das Rathaus, in blau, wirkte dagegen fast bescheiden. Beide Gebäude wurden erst in den letzten zehn Jahren neu aufgebaut. Die Sowjets hatten sie abgerissen, um einen Aufmarschplatz zu erhalten.Dieses Schicksal hätte auch dem Freiheitsdenkmal gedroht, nur die chronische Geldnot der Planwirtschaft verhinderte den Ersatz durch ein riesiges Lenindenkmal.
Nach der Kurzführung marschierte ich ins Hotel zurück, um ein trockenes Hemd anzuziehen, ich bin halt kein Lette. Zwischen Hotel und Altstadt befindet sich eine orthodoxe Kirche, die ich mir kurz anschauen wollte. Orthodoxe Kirchen sind noch mehr als katholische von oben bis unten bemalt. Viele Bibelszenen und viel Gold. Ein schon fast bedrückender Ueberfluss.
Zum Abendessen zog es mich auf einen Platz, wo eine Konzertbühne stand. Man hört ja nicht jeden Tag lettische Popmusik. Ein Restaurant bot Welsfilet an. Das habe ich noch nie gehabt, also setzte ich mich hin. Heute war ich auch bereit Touristenpreise zu bezahlen. Im Norden werden die Abende schnell kühl und die Restaurantbesitzer haben auch daran gedacht. Für Gäste ohne Pullover sind überall Decken bereit.
Nach dem Essen ging ich auch noch zur Bühne und schaute zu, wie der Sänger seine Verehrerinnen zum tanzen bringt.
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