Mittwoch, 17. November 2010

Fremdschämen ...

... ist nichts als Wichtigtuerei. So der Titel des Artikels von Peter Schneider. Und ich bin da ganz seiner Meinung. Ich habe mich auch schon über die Schäm-Gruppen aus Anlass der Minarettinitiative oder der Steuer-CD lustig gemacht. Darum gefällt mir auch der Vergleich Schneiders des Mitschämens mit dem Mitschunkeln im Festzelt.
"Eins, zwo, drei, schäm di", singen die Gründer der Facebook-Gruppe "Ich schäme mich für XYZ". Und das Klickvieh schunkelt mit. Das Ganze unterscheidet sich schliesslich nicht mehr von einem Hype um ein neues iPhone oder eine neue Cola-Sorte. Bei Abstimmungen wirkt das Ganze besonders unwirklich, denn jene die das "falsche" Resultat beklagen, müssen nicht beweisen, dass die "richtig" abgestimmt haben oder überhaupt gestimmt haben.
Aber vielleicht sehe ich das ganz falsch und aus diesen Schämgruppen spricht einfach das Bedürfnis, etwas für sein Seelenheil zu tun. Und im Gegensatz zum 16. Jahrhundert, wo die Kirche die Rettung vor der Fegefeuer teuer verkaufte, ist der Ablass heute "only a click away". Aber ob kostenloser Ablass wirklich effektiv ist? Da ist sicher noch ein Geschäftsfeld offen.

2 Kommentare:

  1. Wahrscheinlich ist es einfach der falsche Ausdruck bzw. haben sich viele gar nie richtig überlegt, was hinter diesem Begriff steckt. Sich zu schämen, das verbinde ich mit "im Gesicht vor Scham rot anlaufen". Aber das dürfte bei jenen, welche hier gemeint sind, wohl kaum der Fall sein. Oder gibt es verschiedene Formen von Sich-schämen?

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  2. Direkt mit rot anlaufen verbinde ich Scham zwar nicht, aber mit der Betroffenheit über eine eigenen Tat. So wäre Scham auch mit Reue und Wiedergutmachung verbunden, oder zumindest mit dem Vorsatz, diesen Fehler nicht mehr zu machen. Aber vielleicht wird Facebook-schämen einmal eine eigene Disziplin.

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