Dienstag, 26. April 2011

Die Lust am Bösen

Es ist keine leichte Kost, dieses Buch. Nicht wegen der Form, aber wegen des Inhalts. Eugen Sorg ist als ehemaliger IKRK-Delegierter kein Theoretiker der Gewalt, er kennt die Kriegsgebiete aus eigener Anschauung, er sprach mit Tätern und Opfern. Dazu befasste er sich mit Gewalttaten der jüngsten Kriminalgeschichte. Warum überfallen, quälen, vergewaltigen und töten Menschen andere Menschen. In Jugoslawien, in Ruanda, in Schweizer Altersheimen und auf deutschen Bahnhöfen. Die Antwort ist so banal, wie erschreckend einfach: Es machte ihnen Spass!
Schockierend, nicht nur für mich. Auch ich habe mich an die Erklärungen gewöhnt, dass Gewalttaten Ausdruck von Enttäuschung, Frustration, Unterdrückung sind. Eventuell entstanden aus einer schlimmen Kindheit. Oder gar einer zu idyllischen. Sorg macht hier einen scharfen Schnitt und meint, dass Böses keinen Grund braucht, sondern in uns drin ist. Und so müsste man damit auch verfahren - ohne strafmildernde Umstände. Er fordert aber nicht härtere Strafen, denn er hat erfahren, dass die Täter wissen, was sie tun und auch wissen, dass sie dafür bestraft werden - speziell die Kriegsverbrecher.
Am Ende des Buches nimmt er auch noch das Thema "islamistischer Terrorismus" auf, ein im wörtlichen, wie im bildlichen Sinne, explosives Thema. Ich habe hier eine Kritik gefunden, die im Grossen und Ganzen meinem Eindruck entspricht, auch was den genannten letzen Teil betrifft. Andererseits darf man in meinen Augen nicht über so sinnloses, wie "geniesserisches" Töten schreiben, ohne dieses Thema zu behandeln. Die Lust am Bösen steckt nicht nur in jedem von uns drin, sie kann auch gelockt werden durch entsprechende Propaganda und mit nichts lockt man so gut, wie mit Religion. Das wissen jene Kreise, die daran Interesse haben.

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