Sonntag, 8. Mai 2011

Schachkrimi in Solothurn

Wie jeder Krimi beginnt die Geschichte ganz idyllisch - mit einem Blick auf das sommerliche Solothurn:

Da musste ich noch ein bisschen flanieren und verpasste prompt den Bus zur Kantonsschule. Kein Problem, mit Maps auf dem iPhone und meinem berühmten Marschschritt erreichte ich die Schule noch vor 14 Uhr. Die anderen fünf Thuner Schachspieler waren auch schon dort, aber nicht alle unsere Gegner. Hastig musste der Mannschaftsleiter noch die Bretter aufstellen. Da auch noch zwei weitere Solothurner Mannschaften Heimspiel hatten, fand im Foyer des Neubaus der Kantonsschule ein richtiges Schachturnier statt. Angenehm die Türe direkt auf den Sportplatz, dass man zwischen zwei Zügen hinausgehen konnte und etwas Sonne tanken. Oder Nikotin.
Meine Partie lief gut und ich rechnete mir Siegeschancen aus. Die kamen schneller als erwartet, denn mein Gegner machte das, was wir Schachspieler gerne als Fingerfehler bezeichnen. Er schlug einen meiner Bauern im falschen Moment und verlor den Läufer. Das verliert noch nicht zwingend, aber mein Gegner geriet doch etwas durcheinander und übersah einige Züge später eine Kombination, die mir auch noch einen Turm einbrachte.
Aus unserer Mannschaft waren noch ein weiter Sieg, sowie eine Niederlage zu vermelden, also vorläufig 1:2 für Thun. Ich ging etwas raus. Der Parcours des Bike-Days ging in der Nähe durch und ich schaute mir das etwas an. Als ich zurückkam, war eine weitere Partie remis ausgegangen und die beiden anderen spielten noch bis zur Zeitkontrolle um 18 Uhr, das heisst, die Zeit, zu der alle Spieler 40 Züge gemacht haben müssen. Der eine Kollege stand sehr schlecht und hatte keine Chancen mehr. Er spielte noch weiter und nicht nur ich dachte, dass es anständig wäre, in dieser Situation aufzugeben. Auch sein Gegner zeigte sich langsam ungehalten. Dann der Moment, als der andere Solothurner remis anbot. Unser Spieler konsultierte das Resultatblatt (1 1/2 : 2 1/2) und fragte die Kollegen. Ja, bei Mannschaftswettkämpfen ist das erlaubt, wobei die Kollegen natürlich nicht zur Stellung auf dem Brett, sondern nur zur Mannschaftstaktik Auskunft geben dürfen. So sagte der eine ganz klar, dass wir mit einem 3:3 zufrieden sein können. Wir anderen nickten.
Jetzt hatte unser "letzter" Spieler deutlich mitbekommen, dass ihn die eigenen Kameraden aufgegeben haben und das auch hörbar für die Gegner. Er hätte dies auch als Aufforderung auffassen können, aufzugeben. Aber nein, er spielte weiter ... bis zum Matt! Ein Matt auf dem Brett ist etwas, was in einer Turnierpartie nicht vorkommen sollte, vorbehalten eine übersehene Kombination. Hier gab es aber nichts zu übersehen und in dieser Situation weiterzuspielen wirkt so, als hielte man den Gegner für zu dumm, eine überlegenen Stellung zu gewinnen. 
Ob die Kollegen im Auto noch darüber diskutiert haben, weiss ich nicht, denn ich bin mit dem Zug nach Bern gefahren. Bei Vetter Herzog war Konzert und mit Musik und einem Bier beschloss ich den für mich erfolgreichen Abend.

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