Mittwoch, 23. März 2011

Kein Blut für Oel!

Jetzt liest man ihn wieder, diesen Spruch. Ein Krieg, nur um Bodenschätze zu gewinnen - klar kann da niemand dafür sein. Das erste Mal habe ich den Spruch 1990 gehört, bei der Besetzung Kuwaits durch irakische Truppen, resp. beim Eingriff von UN-Truppen zur Befreiung Kuwaits. Die Ironie der Sache ist, dass kaum ein militärischer Eingriff völkerrechtlich wo gut abgesichert war, wie dieser.
Jetzt ertönt die Mahnung "Kein Blut für Oel" im Zusammenhang mit dem Eingreifen in den Bürgerkrieg in Libyen. Dummerweise haben sich die Rebellen im Osten des Landes, wo auch die Oelquellen sind, verschanzt. Fragt sich, ob die Kritik leiser wäre, wenn Bengasi eine arme Provinzstadt wäre. Fragt sich auch, ob Ghadhafis Truppen eine arme Provinzstadt zurückerobern wollten. Letzteres wahrscheinlich schon.
Aber woher kommt der Widerstand gegen das Eingreifen in Libyen? Ist es vielleicht eine Art romantische Erinnerung an den Bürgerkrieg in Spanien? Dort gab es nichts zu gewinnen, ausser Freiheit und Demokratie - nicht einmal ein paar Navelinas. Es waren aber nicht andere Staaten, sondern Freiwillige aus ganz Europa, die dort gegen Franco kämpften. Vor allem Kommunisten, was Historiker zur Annahme brachte, dass deren Sieg auch in Stalinismus hätte enden können. Die demokratischen Staaten, Frankreich und England hielten sich raus. Darum frage ich mich, ob es für Spanien nicht besser gewesen wäre, es wäre auch um Bodenschätze gegangen. Das Eingreifen der demokratischen Grossmächte wäre dann zwar moralisch etwas unfein gewesen, aber dafür wäre Spanien fast 40 Jahre Diktatur erspart geblieben.
Zurück zu heute, zurück zu Libyen. Ich weiss, es ist billig, aus der sicheren Schweiz über Krieg oder Frieden zu philosophieren. Ich frage mich einfach, ob man in der heutigen Zeit noch zuschauen darf, wenn ein Diktator seine Gegner massakriert. In diesem Zusammenhang klingt "Kein Blut für Oel" leer und verlogen, denn Blut fliesst auf jeden Fall. Dazu kommt, dass dieser Ruf vor allem von linker Seite erklingt. Jener Seite, die es - zu Recht - befürwortet, dass internationale Gremien auch in der Schweiz jede Art von Menschenrechtsverletzungen untersucht. Nicht alle Linken allerdings. Heute hat Nationalrat Andreas Gross im Echo der Zeit sich für Ueberflugserlaubnisse über die Schweiz für die NATO ausgesprochen.
Nein, ich kann auch nicht sagen, was richtig ist. Aber in Sachen Menschenrecht gibt es in meinen Augen keine internen Angelegenheiten mehr. Jedenfalls nicht für Demokraten, das wollen nur Diktatoren.

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