Mittwoch, 4. Mai 2011

Die Sache mit der Moral

Ich habe mir lange überlegt, ob ich dieses Thema auch noch aufnehmen soll. Nötig wäre es sicher nicht. Aber trotzdem:
Da wurde dieser Mann also erschossen. Das ist nicht schön, denn es entspricht unserem Rechtsstaat, jedem Verbrecher einen fairen Prozess zu machen. Aber es ist nun mal passiert und, ob nur von vorneherein geplant oder im Kampf - er ist tot. Wenn jetzt Menschen auf der Strasse jubeln und tanzen, ist das auch nicht schön, aber verständlich. Spitzenpolitiker hingegen sollten, das denke ich jedenfalls, sich beherrschen und die Sache neutral kommentieren. So gesehen, würde ich Frau Merkel auch kritisieren, wenn sie da ihre Freude unverblühmt kund getan hat.
Nun wäre aber das Deutsche Wesen - und dazu zähle nebst Oesterreich auch die halbe Schweiz - nicht das Deutsche Wesen, wenn diese Affäre nicht mit der ganzen Schwere der Ernsthaftigkeit aufgenommen und gewogen worden wäre. Ich lese nur einen Bruchteil der Artikel, die jetzt zum Thema "Darf man sich über den Tod eines Menschen freuen?" geschrieben werden. Wie gesagt: Nein! Gegenfrage: "Muss man daraus ein solches Moraldrama machen?
Hiermit käme ich zu meinem eigentlichen "Problem". Diese Moraldiskussion kommt wieder zu einem guten Teil aus jener politischen Richtung, die ich immer noch als meine Heimat betrachte. Und ich beginne immer mehr zu vermuten, dass mein zunehmender Konservatismus gar nicht altersbedingt ist - oder nicht nur - sondern auch eine Gegenreaktion auf permanente Bedenkenträgerei der Linken ist.
Die Welt ist nicht nur Schwarz oder Weiss. Aber es gibt auf der Welt Dinge, die nur schwarz oder nur weiss sind. Um die Welt so zu sehen, wie sie ist, muss man Realist sein.

2 Kommentare:

  1. Nun, ich bin auch nicht traurig, dass bin Laden hingerichtet wurde. Das Problem ist aber, dass es bei solchen Aktionen auch häufig die Falschen bzw. Unschuldige erwischt. In der NZZ habe ich z.b. heute gelesen, dass die Israelis kürzlich statt einem Hamas-Mitglied (wohnhaft im 1. Stock des Hauses) einen 65-jährigen, der im 6. Stock wohnte bei einem Hinrichtugnskommando getötet haben.

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  2. Damit keine Missverständnisse entstehen: Ich bin gegen die Todesstrafe und erst recht gegen Killerkommandos. Nicht zuletzt, weil es eben Justizirrtümer gibt und weil ein hingerichteter Unschuldiger unwiderruflich tot ist. Was mir aufstösst, ist, dass in einigen Kommentaren so getan wird, als hätte man einen Unschuldigen getötet.

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