Sonntag, 18. September 2011

Nur drei Stunden

Ich bin nicht der Typ, der auf Zürich herumhackt. Höchstens auf gewissen Zürchern. Aber sonst gefällt mir die Stadt. Was aber anderes ist, als bei anderen Schweizer Städten: Zürich macht mich schneller müde. So habe ich meinen kleinen Züri-Trip am letzten Freitag schon nach drei Stunden beendet, obwohl ich einige ganz ruhige und beschauliche Ecken aufgesucht habe.
Lindenhof
Wenn immer möglich, beginne ich einen Besuch in Zürich mit dem Lindenhof. Diese Terrasse mit Sicht auf Niederdorf und Limmatquai ist wahrscheinlich der schönste Ort in dieser Stadt. Trotz vieler Leute strahlt er Ruhe aus und lässt einen Energie holen, um sich in die Hektik darunter zu stürzen. Allzu hektisch war es aber gar nicht, denn der Weg über Rathausbrücke und den autofreien Limmatquai führt einen ganz gemütlich zum Grossmünster. Da drin war ich noch nie!
Hinein also. Mir fiel gleich auf, wie schmucklos die Kirche ist. Echt protestantisch und eigentlich gar nicht so gross. Von aussen sieht sie imposanter aus. Klein ist auch die Terrasse vor der Kirche, von der aus man die Gegensicht zum Lindenhof hat. Vom Grossmünster aus ist es nicht mehr weit, bis zu einem gar nicht mehr ruhigen Ort, dem Bellevue. Von dort aus kann man dem See entlang flanieren, aber mir war nach anderem - aber auch am Wasser. Vor einiger Zeit habe ich durch Zufall den Schanzengraben entdeckt, der vom Schiffshafen bis fast zum Bahnhof führt. Dank Stegen kann man dem Graben entlang spazieren und auf halbem Wege befindet sich sogar eine Badeanstalt. Kurz vor Einfluss in die Sihl, wo das Wasser langsam ins fliessen kommt, kann man sich gar an einem Bächlein auf dem Lande wähnen. Ok, man muss das Geschäftshaus nebenan ignorieren.
Schanzengraben
Dann aber ist fertig Land. Die Sihl, die hier träge durch die Stadt und unter dem Bahnhof hindurch fliesst, strahlt keine Ruhe aus. Ich bestieg ein Tram, um mir eine der neuen Attraktionen des Westquartiers an zu sehen: Das Viadukt. Also die Ladenzeile in den Viaduktbogen der Eisenbahnbrücke. Eigentlich zwei Brücken, jene der Linie nach Wipkingen und der ehemaligen Linie nach Letten, die jetzt ein Spazierweg ist.
Mir war schnell klar, warum die Ladenbesitzer dort klagen. Um Mitternacht könnte es dort nicht einsamer sein. Nur am Anfang, wo auf der einen Seite ein Park ist, war es belebter. Aber die Mütter, die dort mit ihren kleinen Kindern spielen, gehen wohl nachher nicht in die Boutiquen. Aber vielleicht kommt das noch, denn mir schien, das benachbarte Wohnquartier zeige Anzeichen zu berühmt-Berüchtigten Gentrifizierung, d.h. Häuser werden renoviert.
Dann überfiel mich die Züri-Müdigkeit und begab mich auf den nächsten Zug. Die Recherchen zu meiner Artikelserie muss ich halt mit Google-Maps weiterführen. Ich will ja Zürich zur Hauptstadt machen.

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